Baumarten- Klimawandel

Centauri
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Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Centauri »

Guten Morgen Forumsgemeinde,

ich weis ja nicht ob hier auch Leute sind die eigenen Wald besitzen.
Nur mal eine Frage: Mit welchen Baumarten würdet ihr dem Klimawandel entgegenwirken.
Klar, Wald ist nicht immer vergleichbar. Was hier wächst muss an anderer Stelle nicht funktionieren.
Wäre schön wenn ihr antworten würdet und euren Wald, Lage und Klima etwas beschreiben könntet.
Der Hintergrund ist eigentlich der das ich ja ab und an mit dem einen oder anderen Förster zu tun habe.
Und wenn ich diese Frage was sie dagegen tun, bzw. was sie in der näheren Zukunft für Gehölzarten ausbringen eigentlich immer nur ein Schulterzucken kommt. Und wenn der Profi das nicht weis, wie geht ein Waldbesitzer der das ja eher nebenbei macht damit um?

Lg Thomas


Manfred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Manfred »

Tja, wenn man wüsste, was kommt...
Beim Klima Prognosen von deutlicher Erwärmung bis deutlicher Abkühlung und die Gewissheit, dass die bisherigen Modelle keine sichere Prognose zulassen.
Beim Holzmarkt ist auch kaum eine seriöse Prognose möglich. Kommt wirklich die Abkehr von den Fossilen Brennstoffen und Holz wird gefragter Faser- und Energieliefernat? Oder fliegt uns der Energiewende-Alleingang um die Ohren und in ein paar Jahren zählen nur noch die Kosten?
Werde die Bewirtschaftungsauflagen weiter angezogen oder wieder gelockert?
usw. usw.

Ich vertrete die steile These, dass man bei unseren kleinen Strukturen auch zukünftig nur mit kostengünstiger Wertholzproduktion halbwegs bestehen kann. D.h. Hauptertragsarten werden wüchsige Nadelhölzer bleiben. Deren kürzere Umtriebszeiten mildern auch das Klimarisiko. Laubholz sehe ich eher in dienender Funktion zur Bodenverbesserung und für den einen oder anderen Submissionsstamm. Bei der Faserproduktion werden wir mit den spezialisierten Anbauländern, die viel niedrigere Kosten haben als wir, auch zukünftig nicht mithalten können, außer es würde massiv regulatorisch eingegriffen.
Und der Energieholzmarkt ist ebenfalls der politischen Willkür ausgeliefert.


Fred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Fred »

Normalerweise wäre die Antwort wohl Diversität, sowohl in den Arten, als auch den Herkünften, auch wenn das dann mit der Marktaufteilung der Baumschulen kollidiert. Holz zur Faserproduktion ist eh nicht nachhaltig. Besser würde man das mit Hanf als weiteres Fruchtfolgeelement machen.


Manfred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Manfred »

Natürlich Diversität. Aber es muss halt als Ergebnis ein marktfähiges Produkt herauskommen.
Und dazu zählt neben einer nachgefragten Qualität auch die Menge, sprich mind. eine LKW-Ladung pro Einschlag.

Und wieso sollte Holz für die Faserproduktion weniger nachhaltig sein als Hanf?
Kein anderer Faserrohstoff kann (am richtigen Standort und mit dem richtigen Management) mit so wenig Primärenergieaufwand erzeugt werden wie Holz. Und wenn Feinäste und Rinde auf der Fläche bleiben, werden auch kaum Nährstoffe abgefahren.

Wenn wir z.B. für die Textilproduktion mehr Buchenholz (in Form von Modal-Faser) einsetzen würden, statt sehr fragwürdig produzierter Baumwolle oder Fasern aus fossilen Rohstoffen, wären wir schon ein gutes Stück weiter und würden die Buche als Mischungspartner in der Forstwirtschaft wirtschaftlich aufwerten.


Centauri
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Centauri »

Naja grundsätzlich weis man ja nie wie es kommt.
Und wenn es so wird wie es manche prognostizieren, sollen z.B. die Stürme zu nehmen. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf den Holzpreis genau so wie die derzeitige Käferplage. Zur Zeit liegt das Holz in unseren Wäldern wie Blei.
Bei uns Rundrum sind zusammengerechnet ca. 2000 ha vom Käfer befallen und müssen gefällt werden bzw. wurden schon gefällt.
Durch die Stürme der letzten 3 Jahre wurden ca. 40 000 m³ Holz gemacht. Das drückt die Preise natürlich enorm.
Wiederum wird es durch solche Ereignisse zu einer Verknappung in ein paar Jahren kommen. Das dumme daran ist eben nur das die Waldwirtschaft ein Generationenvertrag ist. Das könnte heißen das die Heutige Generation den Zappen hat.
Grundsätzlich nimmt die Waldfläche seit dem 2ten WK stetig zu. Was wiederum nicht heißen muss das mehr Bäume rum stehen.


Fred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 19.10.2019, 12:08 Und wieso sollte Holz für die Faserproduktion weniger nachhaltig sein als Hanf?
Kein anderer Faserrohstoff kann (am richtigen Standort und mit dem richtigen Management) mit so wenig Primärenergieaufwand erzeugt werden wie Holz. Und wenn Feinäste und Rinde auf der Fläche bleiben, werden auch kaum Nährstoffe abgefahren.
Genau habe ich die Quelle auch nicht mehr, da Abau für Normalos leider nicht erlaubt.
Alleine wegen seiner Qualitäten als Zwischenfrucht würde ich Hanf anbauen, weil er einen guten Boden hinterlässt. Und da die Waldnutzung derzeit eher ekzessiv ist, ist sehr zu wünschen, daß der Rohstoff Holz entlastet wird:

Abholzung – Das Ende der letzten Urwälder Europas | WDR Doku


Manfred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Manfred »

Tja. Als wir hier gegen die Waldstilllegungen protestiert haben, mit dem Argument, dass Deutschland als Holz-Nettoimportland durch die Reduzierung der eigenen, nach weltweit höchsten Maßstäben betriebenen Forstwirtschaft den Raubbau in anderen Ländern fördert, wurden wir als Feinde des Naturschutzes beschimpft.
Alleine die aus vorgeblich ökologischen Gründen geplanten Stilllegungen in Bayern mit einem Volumen von 50.000 ha führen zur Inbewirtschaftungnahme von zusätzlichen 2 Millionen ha bisher weitgehend unberührtem borealem Wald. Und das im Großkahlschlagverfahren und nicht nach deutschen Forstrecht. Natürlich trotzdem FSC-zertifiziert, weil beim FSC für jedes Erzeugerland andere Regeln gelten und teils schon geringe Beimengungen von FSC-Holz in Endprodukte für die Zertifizierung ausreichen. Wer dann noch weiß, wer von den Grünen beim FSC gute bezahlte Gremiumsposten hat, wundert sich über nichts mehr. Organisierte Kriminalität darf man das leider nicht nennen, weil es rechtlich legal ist. Die richtig großen Verbrecher haben den nötigen Einfluss, sich die passenden Gesetze machen zu lassen.


Fred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Fred »

Diesen Freitag (25.10.2019) war ein kurzer Bericht in der SWR Landesschau der zum Thema passt. Alexander Braun von der Forschungs- und Versuchsanstallt Freiburg auf der Suche nach den "Ureichen". Alte Eichen, deren Genetik noch nahe den ursprünglich nach der Eiszeit eingewanderten Bäume sind, und sich an unzugänglichen Stellen erhalten haben.



Ganze Sendung in Mediathek ( direkt auf Minute 28:50 vorspringen):
https://www.ardmediathek.de/ard/player/ ... zExNjYwMjE

Eventuell ist auch mal interessant direkt dort nachzufragen, auch wenn zu dieser Arbeit noch kaum was auf der Webpräsenz zu finden ist, zum Klimawandel und Bäume schon einiges:
https://www.fva-bw.de/aktuelles/neuigke ... aelder-aus

Zum Status Quo derzeit:


Centauri
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Centauri »

Eigentlich müsste es ja demnächst bessere Holzpreise geben.
Die Ölheizer werden ihre Heizungen nach und nach rausschmeißen und auf andere Energiequellen umsteigen.
Dabei werden sich mit Sicherheit auch viele für eine Holzheizung entscheiden, zumindest hier auf dem Land wird das so sein.
Also wäre eine Kurzumtriebsplantage keine schlechte Überlegung.


Fred
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Re: Baumarten- Klimawandel

Beitrag von Fred »

Auch passendes Video - Esskastanie:



Wobei die vor ~15 Jahre hier gepflanzen Bäume als Straßenbegleitgrün sehen eher durchwachsen aus.


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