Der ganz normale Wahnsinn

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Fridolin
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Der ganz normale Wahnsinn

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Vor einigen Tagen hat das österr. Parlament und gestern auch das deutsche die neue EU Verfassung - an der Bevölkerung vorbei - beschlossen, die nach außen hin zwar dem EU Parlament mehr Rechte gewährt, die von der Kommission aber nicht umgesetzt werden müssen. Genausowenig wie dieses lächerliche EU Volksbegehren, welches, wenn von 1 Mio Menschen unterschrieben, ebenfall nur behandelt, aber nicht umgesetzt werden muss.

So weit so schlecht. Wie wurscht das Wohl der Bevölkerung der Kommission ist, zeigt folgender Plan, der mehr oder weniger still und heimlich - ohne großes Medienecho - umgesetzt werden soll. Und zwar soll die Verfütterung von Fischmehl und in weiterer Folge auch von Tiermehl an Wiederkäuer wieder erlaubt werden.

Vorgeschoben wird die allgem. Futter- und Lebensmittelknappheit, die - und darauf verwette ich meinen nicht vorhandenen Hut - gar nicht wirklich existiert, sondern nur der Gwinnmaximierung dient. Hier wird uns nämlich vorgegaukelt, dass die Anbauflächen schlagartig und weltweit zu einem großen Anteil für die Energiegewinnung genutzt werden. In Wirklichkeit - oder sehe ich das falsch - werden zur Energiegewinnung jene Kapazitäten herangezogen, die bislang ungenutzt geblieben sind.

Was haben diese Wahnsinnigen aus der BSE Krise gelernt? Anscheinend nur soviel, dass die Fisch- und Tiermehlerzeuger kein Geschäft mehr machen und Unterstützung brauchen. Die Kreatur - also die Wiederkäuer, die mit artfremdem Futter vergewaltigt wird - und die Konsumenten sind diesen korrupten Lobbyisten vollkommen egal.

Ich zweifle nicht daran, dass die beiden großen Blöcke im EU Parlament diese Regelung abnicken werden und wenn nicht, dann kann die Kommission einen Beharrungsbeschluss durchsetzen.

Hier der ganze Artikel:

EU will Fischmehl als Kälberfutter wieder zulassen
Nach dem Verbot Anfang 2001 im Zuge der BSE-Krise will die EU-Kommission Fischmehl nun offenbar wieder als Futter für Wiederkäuer zulassen. Ein entsprechender Vorschlag hat diese Woche die Zustimmung des zuständigen Ausschusses für Futtermittel und Tiergesundheit erhalten, berichtet die APA.

Das EU-Parlament kann den Vorschlag innerhalb der kommenden drei Monate prüfen. Mit Widerständen wird nicht gerechnet, weil diese Möglichkeit - nach einer entsprechenden wissenschaftlichen Prüfung, die die Unbedenklichkeit bescheinigt hat - bereits in der geltenden BSE-Richtlinie vorgesehen ist. Bisher mussten die für die Jungtiere notwendigen Eiweiße in anderer Form zugesetzt werden. Für den Einsatz des Fischmehls sind strenge Regeln vorgesehen, unter anderem sollen die Unternehmen an die zuständige Behörde melden müssen, wenn sie das Spezialfutter einsetzen wollen.
Fällt auch generelles Tiermehlverbot?EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou plant offenbar die generelle Zulassung von Tiermehl bis Jahresende, wie die APA einen Bericht der deutschen "WirtschaftsWoche"-online zitiert. Damit soll der drohenden Futtermittelknappheit entgegengewirkt werden. Europa muss rund 70% seiner Futtermittel importieren. Das Problem dabei ist, dass bei Soja immer öfter gentechnisch veränderte Sorten angebaut werden, die in der EU nicht zugelassen sind. Aus Diplomatenkreisen in Brüssel hieß es zur APA, ein solcher Schritt sei nicht absehbar.

Autor:Austria Presseagentur 25.04.2008


Frage an die Insider. Was sagt Ihr dazu?


Girly0815
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Registriert: 24.10.2007, 18:33

Beitrag von Girly0815 »

die lebensmittel werden vieleicht nicht teurer, aber bestimmt mit der zeit knapper. es ist einfachen und leichter und bringt mehr geld für die bauern wenn sie ihre felder zb mais anbauen und den dann an diese tollen biogas anlagen liefern. ich hab es letztes jahr erlebt. wir haben so ein ding in der nachbarschaft stehen. da ist das zeug felderweise reingewandert. was die an material brauchen um n bissel gas zu produzieren. und ich denk für die bauern ist es auch leichter weil sie nichtmehr so auf die qualität achten müssen wie wenn sie futter ernten.

und das mit dem tiermehl, kann doch echt nicht angehen. das man einem pflanzenfresser vielleicht sogar seine eigenen artgenossen füttert. ich überleg echt schon ob ich nicht vegitarier werde oder nur noch beim bauern direkt kauf, den ich dann kenn und das ich weiß was gefüttert wird. auch wenn es dann warscheinlich doppel so teuer wird.


Liebe Grüße aus Adelsberg, von Carola, den Eseldamen Lilly, Emma und ihrer Elenor und den Ziegendamen Goldy und Chipsy und dem kleinen Jacky.
Amelie
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Registriert: 14.03.2007, 08:02

Beitrag von Amelie »

Hallo Fridolin,
Hier wird uns nämlich vorgegaukelt, dass die Anbauflächen schlagartig und weltweit zu einem großen Anteil für die Energiegewinnung genutzt werden. In Wirklichkeit - oder sehe ich das falsch - werden zur Energiegewinnung jene Kapazitäten herangezogen, die bislang ungenutzt geblieben sind.
Nein,leider hast du nicht Recht wenn du meinst das nur ungenutzte Kapazitäten genutzt werden.In der Realität ist es so das die Biogasbetreiber uns das Land weg pachten um Mais anzubauen.Wir selber sind in den letzten Monaten ca.20 ha los geworden,weil wir die Pachtpreise von,zur Zeit,ca.800 Euro! nicht bezahlen konnten.Unsere Verpächter haben das Land,das wir zum Teil schon 30 Jahre hatten ohne mit der Wimper zu zucken an die Biogasanlagen verpachtet.Kaum einer baut hier noch Getreide an,obwohl die Getreidepreise im vergangenen Jahr extrem in die Höhe geschossen sind.Viele kleine Betriebe haben mit der Tierhaltung aufgehört und bauen nur noch Mais an.Soweit ich weiß ist das in vielen Gegenden Deutschlands nicht anders.Und weil das Getreide knapp wird sind die Kosten für Kraftfutter in die Höhe geschossen.Natürlich nicht nur für Kraftfutter sondern für alle Getreideprodukte (Mehl,Brot,....).
Nichts desdo trotz hat Tiermehl im Futter nichts zu suchen.Aber was können wir schon machen,außer unsere Lieferanten zur Futterzusammensetzung zu befragen und bei Bedarf den Lieferanten zu wechseln(falls sie es nicht alle reinmischen).
Nun betrifft es uns ja kaum,weil wir nur extrem selten Milchaustauscher verfüttern.


Liebe Grüße

Christine


Der Optimist sieht die Rose,der Pessimist nur die Dornen.
Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Servus Amelie

Vielleicht ist da bei uns anders, aber wenn das so ist, wie Du schreibst, dann hat man doch sehenden Auges diese Verknappung herbeigeführt. Oder ist niemandem in den Landwirtschaftsministerien aufgefallen, dass da etwas aus dem Ruder läuft? Wozu ist denn sonst das ganze eurokratische Beamtenheer gut?

Abgesehen davon haben weniger oberkluge Menschen schon längst davor gewarnt, hochwertige Nahrungsmittel für die Energiegewinnung zu verschleudern, sondern wenn dann sinnvollerweise landwirtschaftliche Abfallstoffe.

Ich meine ja trotzdem, dass hier - genauso wie beim Rohöl - die Preise zu einem Gutteil durch Börsenspekulationen hochgetrieben worden sind, wie das Beispiel der künstlichen Reisverknappung zeigt.


Annabella
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Registriert: 19.11.2003, 10:48

Beitrag von Annabella »

Außer, daß die Preise für Hafer und Gerste immens gestiegen sind (gegenüber dem Vorjahr) wird bei uns das Heu knapp: zu viele Bauern, von denen wir bisher zugekauft haben, haben unser Vorstellung über Trocknungszeit von drei Tagen, häufigem Wenden, und abendlichem Aufreihen satt und verpachten ihre Wiesen lieber an Biogasanlagen-Betreiber. Kann ich auch irgendwie verstehen, die Alternative macht keine Arbeit und bringt genausoviel Geld!
Andererseits lese ich immer öfter in der Zeitung, daß Landwirte zwar aus Altersgründen verpachten wollen, aber nicht zur Energiegewinnung!
Das Perverse an der Biogas-Situation ist, daß z.B. ein landwirtschaftlicher Anlagenbetreiber, der das mit Zuschüssen gebaut hat, keinen Pferdemist aus Reitställen verarbeiten darf. Denn dieser Mist ist kein nachwachsender Rohstoff.....- es gäbe ihn aber kostenfrei, viele Reitställe würden für die Mistabfuhr sogar was zahlen! Kommt immer noch billiger als die Abfuhr als "Sondermüll".
Irgendwo hat diese Geschichte ein großes Manko an logischem Denken. Es gäbe genug Stoffe, die in die Energiegewinnung fließen könnten (weil sie ansonsten teuer entsorgt werden müssen). Andererseits wird gejammert über Verknappung an Nahrungs- und Futtermitteln.....
Wir haben in Deutschland eigentlich genug Anbauflächen, damit die Versorgung der Bevölkerung und des Nutzviehs mit den Basisprodukten gewährleistet wäre: Brotgetreide, Gemüse, Futtergetreide und Heu für das Vieh, das uns das Fleisch und die Milch liefert. Nur der Wahnsinn der Menschheit nach immer schneller und mehr produzierenden Tieren verlangt nach Soja- und da kommen dann die genmanipulierten Sorten, die wir ja nicht wollen.....- die Altenative: Fisch- und Fleischmehl?- Da wäre mir, im Extremfall, sogar genmanipulierter Soja lieber! Aber bislang bekomme ich noch Heu, Hafer und Gerste, wenn ich auch bei der Bezahlung schlucken muß......
Die ganze Agarpolitik ist daneben!
Würde der ganze Wahn mit den Biogasanlagen nicht subventioniert werden, würde die Einfuhr von unnötigem Soja gestoppt werden, bekämen die Bauern für ihre Produkte endlich einen angemessenen Preis, dann wäre schnell Ruhe. Es gäbe stabile Preise für Brotgetreide, Milch und Fleisch (ok, etwas höher als jetzt beim Discounter), die Bauern würden wieder traditionell arbeiten, weil nur gute Produkte einen vernünftigen Preis erzielen, und es gäbe keine so extremen Schwankungen und Knappheiten- dafür aber zufriedene Landwirte, die mit Leib und Seele ihren Beruf ausüben und eine gesündere Bevölkerung.


Liebe Grüße,
Katja
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Ich bin wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich!
(Konrad Adenauer)
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