Schlachtmethoden

Smalltalk und Diskussionen über Gott und die Welt
Barbara2
Beiträge: 638
Registriert: 09.07.2003, 14:06

Re: Schlachtmethoden

Beitrag von Barbara2 »

Hallo Andreas,
zu dem, was Du geschrieben hast, möchte ich jetzt doch ein paar Gedanken von mir einbringen.
Also ich finde, wer entscheidet, dass ein Tier geschlachtet/getötet werden soll, der sollte den Mumm haben (und hat nach meiner Meinung die Pflicht), dabei zu sein und sich davon zu überzeugen, dass es so gemacht wird, wie er es vertreten kann. Wer es nicht vertreten kann, sollte keine solche Entscheidung treffen. Ich finde es überaus wichtig, mich davon zu überzeugen, wie das Tier bis zum Schluß behandelt wird (wir schlachten aus diesem Grund meistens hier am Hof).
Die Frage, ob man das Fleisch nachher selbst ißt oder nicht, finde ich hier völlig irrelevant. Da ist das Tier ja schon tot.
Und die Sache mit den Vegetariern (war selbst jahrelang eine) finde ich auch bedenklich, wenn diese Milchprodukte essen. Sie tragen nämlich dazu bei, dass einerseits immer mehr Milchprodukte nachgefragt und konsumiert werden, andererseits aber das Fleisch der, bei der Milchproduktion unweigerlich entstehenden, (männlichen) Jungtiere nichts mehr wert ist und die Tiere dementsprechend behandelt werden. Man denke nur an die tollen Anzeigen jedesmal im Frühjahr "Zickel für 3 Euro das Stück" oder an das Herumgekarre quer durch Europa etc.
Verantwortungsvoller Umgang mit den uns anvertrauten Tieren heißt für mich auch verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, auch was mein eigenes Konsumverhalten angeht.
Liebe Grüße
Barbara


ElliBesch
Beiträge: 3694
Registriert: 17.03.2008, 10:35

Re: Schlachtmethoden

Beitrag von ElliBesch »

Hallo Barbara2,
also ich kann an Andreas Beitrag nicht erkennen,dass er zu der Fraktion gehört,die sich über den Lebens-und Sterbeweg ihrer Nutztiere keine Gedanken machen.(So zumindest wirkt Deine Ansprache an Andreas auf mich). #stoned#
Deine Argumentation hinkt in der Weise,dass man sogesehen weiterspinnen könnte und jedem,der Lust auf Fleisch hat,empfiehlt,das Tier auch selbst zu töten.(und das geht ja nunmal nicht) #shock#
Ebenso der Milchtrinker-Vergleich hinkt ein wenig.Milch-und Yoghurt-Verzehrer sind nicht Schuld an der Tier-Massen-Produktion.
Geldgier und Sensibilitätsdefizite führen dazu,dass Tiertransporte,Fließbandschlachtungen etc....überhaupt entstanden sind.(und immer noch fröhlich praktiziert werden!)
Hier findest Du die schwarzen Peter!

Also ich könnte die Tiere,zu denen ich eine Bindung aufgebaut hätte,auch nicht essen.Was ist daran denn schlimm?
Das Argument,es sei irrelevant-sie seien ja dann tot....Verstehe ich nicht.
Es gab hier in diesem Thema schon so gute Beiträge,denke ich an SirQuickly,Sanhestar,Finn und all die anderen.
Wie schonmal gesagt wurde,das Thema ist so emotional,aber ich habe,weil ich recht oft hier im Forum bin,den Eindruck,als sei der Therapiehof "das rote Tuch"?
Ich find,was er schrieb,sehr persönlich und ehrlich und es hat mich sehr gerührt.Ich wünschte,es gäbe noch viel mehr solcher"Weichlinge".
So,das mußte ich jetzt doch noch mal loswerden.Und es ist auch nicht als Angriff auf Dich,Barbara2,zu sehen!
Liebe Grüsse,auch an alle anderen Teilnehmer!
Elli&Co #freunde#


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Not being vegan is a mistake. ^^
Therapiehof

Re: Schlachtmethoden

Beitrag von Therapiehof »

Hallo Barbara,
ich habe kein Problem damit zuzugeben, daß ich den Mumm nicht habe, dabei zu sein. Wenn Du mir deshalb gleich das Recht auf Tierhaltung absprichst, ist das Deine Meinung. Ich sehe es als Vertrauenssache, ich muß dem Metzger vertrauen, daß er es so macht, wie es optimal tiergerecht gemacht werden sollte. Meine Anwesenheit bringt nichts, da ich ja gar nicht weiß, was optimal ist. Ich habe nur festgestellt, daß das ganz normale Schlachten (d.h. bei noch zuckendem Körper durch den Betäubungsbolzen den Kopf abzuschneiden) mir schon zu heftig ist und vielen anderen auch wäre, wenn sie es wüssten.

Auf dem Hof schlachten ist zwar wegen des Transport- und Wartestress sicher besser, aber bei Verkauf an Dritte bei heutigen Hygienevorschriften nur mit Investitionen im 5-stelligen Bereich zu realisieren.

Das Milch und infolge Käseproduktion zu Fleisch führt ist auch klar, aber ohne Käse gäbe es bei mir gar keine Ziegenhaltung, insofern haben die Ziegen somit hier eine Chance auf ein möglichst artgerechtes Leben bis zum natürlichen Tod bei den Milchziegen und dem von mir entschiedenen Tod bei den Zicklein (ab und zu auch weibliche dabei).

Verantwortungsvollen Konsum halte ich für sehr wichtig und ich z.B. lebe ja zu 100% bio, fahre nicht in den Urlaub, mache meinen eigenen Strom, verheize kein Erdöl usw. Umweltschutz ist ja auch Tierschutz, und zwar der für Wildtierarten.

Da meiner Meinung nach der Mensch aber völlig ohne Probleme (bei mir seit 30 Jahren) ohne Fleisch und Fisch auskommt, war eben meine Überlegung die anfallenden Zicklein einer sinnvolleren Verwertung zuzuführen, eben an Raubtiere zu verfüttern (ob das wirklich lebend gemacht wird, glaube ich inzwischen nicht mehr, ich hatte mal einen Bericht von einem Böcklein der in Stuttgart´s Wilhelma in den Löwenkäfig angeblich lebend geschickt wurde). Leider hierzu noch keine Meinung eingegangen...

lg
Andreas


Finn

Re: Schlachtmethoden

Beitrag von Finn »

Barbara2 hat geschrieben:Die Frage, ob man das Fleisch nachher selbst ißt oder nicht, finde ich hier völlig irrelevant.
wie andreas schon geschrieben hat: wer die produkte verkaufen will, kommt nicht umhin, die tiere zum metzger zu bringen. wir schlachten die tiere, die wir selbst essen am hof, die, die verkauft werden beim metzger. bei denen am hof bin ich dabei, beim metzger nicht. meine besten freunde kennen den metzger seit 20 jahren, vertrauen ihm blind und bringen ihre eigenen tiere seit 20 jahren zu ihm. von daher habe ich keinen grund ihm zu mißtrauen. er wird es so tun wie besprochen. und er wird weniger nervös sein als ich - denn meine nervosität überträgt sich sicherlich auch auf die tiere.

andreas, meine meinung zum zoo: du löst das problem nicht sondern gibst es ab. wäre auch die frage ob du die zicklein früher abgeben willst oder im selben alter statt zum metzger zur wilhelma.
ich finde deine tierhaltung sehr positiv und voll dem prinzip bio entsprechend und glaube, daß die tiere ein gutes leben bei dir haben. wenn du das aufgibst dann wäre die konsequenz daraus, das käsen auch aufzugeben. denn es ist ein kreislauf und man sollte nicht teile davon trennen und abgeben - im stile: jungtiere zum mästen und muttertiere melken. obwohl das bioland-milchviehbetriebe so machen. aber für mich gehört es zum kreislauf tiere mit allem drum und dran zu halten: nachwuchs, milch, schlachten.
daß du den mumm nicht hast spricht für dich. und ganz ehrlich: es ist gut so. erhalte dir die skrupel und die schmerzen. das läßt dich mensch bleiben und nicht abstumpfen. und es wird dich immer wieder dazu anhalten bewußt zu leben, bewußt zu produzieren und bewußt zu konsumieren.


sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: Schlachtmethoden

Beitrag von sanhestar »

Hallo Andreas,

ich würde meine Böcke nicht an einen Zoo verkaufen - ich gehe mal davon aus, dass die dort die Tiere lebend haben wollen und dann hätte ich doch ziemliche Bedenken hinsichtlich der Sachkunde desjenigen, der dort die Schlachtungen übernimmt. Dann 100x lieber beim Schlachter vor Ort, den ich kenne. Denn Bolzenschuss mit sofortigem Ausbluten muss so sein - das Herz muss noch schlagen, damit das Blut aus dem Körper rausgepumpt wird.

Die einzige Alternative sähe ich ähnlich wie Finn: entweder den Milchbetrieb einstellen oder auf Rassen umstellen, die durchgemolken werden können. Erinnerst Du Dich, ich hatte mal was geschrieben, dass es wohl englische Ziegenrassen gibt, die nur einmal gedeckt werden müssen und dann ein Leben lang durchgemolken werden können.... - das wäre ggfs. eine Recherche wert und eine schrittweise Umstellung.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
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