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Salatölauto
Verfasst: 20.08.2008, 20:07
von Zieglinde
Hallo,
ich werde meinen alten Diesel (Baujahr 94) am Samstag so umrüsten lassen, das er mit Salatöl fahren kann. Der ganze Spaß kostet mich, weil ich nur das sogenannte Einkammersystem benötige, 400,-€. Das werde ich also locker in einem Jahr eingespart haben, auch wenn der TÜV uns dann im nächsten Jahr trennen sollte (was ich aber nicht glaube). Einzige Einbuße soll sein, das ich nicht mehr so schnell fahren kann. Also statt 160 kmh nur noch 150. Aber die Beschleunigung soll schneller sein (ich kann also besser LKWs überholen) und ASU soll auch nie ein Problem werden. Ich bin sehr sehr gespannt!
Ich hab das jetzt mal geschrieben, weil ich als totaler Autoidiot nicht wußte, dass das mit jedem Dieselfahrzeug geht. Vielleicht interessiert sich ja der Eine oder Andere auch dafür.
LG
Silke
Re: Salatölauto
Verfasst: 21.08.2008, 23:17
von Zieglinde
Hallo,
da gebe ich dir erstmal grundsätzlich recht.
Jedoch suche ich nach Möglichkeiten, keine fossilen Stoffe mehr zu nutzen. Also kein Gas, kein Öl, keine Kohle, und wenn es geht, eben auch kein Diesel/Benzin. Ich spekuliere ja auf die Brennstoffzelle für das Auto. Aber hier in der Gegend darf ich nur VW fahren, sonst ziehe ich mir den Unmut der ganzen Region zu. Und bis VW das Brennstoffzellenauto auf den Markt wirft.....
Deine Bedenken hinsichtlich des Hungers und unsere Möglichkeiten hier vor Ort, z. B. mit Getreide zu heizen habe ich geteilt. Inzwischen denke ich für mich, alles was schnell nachwachsend ist und als Kraftstoff entweder zur Mobilität oder zum Heizen geeignet ist, ist besser als oben genannte Stoffe. Ich habe mich aber damit lange auseinandersetzen müssen. Mal ganz doof gesagt, solange es Fleischfresser gibt (bin leider selbst noch einer), wird das Nahrungsangebot nie ausreichend gedeckt sein. Ich hab irgendwo mal gelesen, für 1 Kilo Fleisch braucht es 8 Kilo Getreide als Tierfutter.
Und ja, natürlich haben wir eine Solaranlage für Heizung und Warmwasser. Leider läuft die nur von März bis Oktober/November, dann steht die Sonne nicht mehr hoch genug. Natürlich mache ich mir darüber Gedanken, das wir noch mit Holz im Winter heizen. Wenn das jeder täte, gebe es in Deutschland bald keinen Wald mehr. Und es wird ja schon Holz importiert aus anderen Ländern ZUM HEIZEN. Und sooo schnell wächst ein Baum, vorzugsweise Hartholz wie Buche, ja auch nicht. Und wenn ich dann sehe, wie schnell der Baum verbrennt und wie wenig/kurz wir davon an Wärme haben! Da denkt man auch mal über eine Getreideheizung nach. Das wächst nämlich entschieden schneller, kann jährlich geerntet werden, ist für die Umwelt nicht ganz so wichtig wie Bäume und ist - ein nachwachsender Rohstoff.
Pflanzliche Öle sind hier noch relativ günstig. Der Rapsölpreis orientiert sich am Ölpreis, der wird noch steigen. Damit muß ich aber nicht fahren. Im Nachbardorf gibt es Tankstelle, bei der ich Öl tanken kann, der Liter für 1,20 €. Als Vergleich: Für den Liter Diesel zahle ich hier heute 1,38 €. Das Finanzielle finde ich aber nicht ganz ausschlaggebend. Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg, eine bessere/umweltverträglichere Möglichkeit hab ich im Moment nicht, und da dürfte für mich Pflanzenöl und Diesel auch gleich teuer sein. (Hinten aus dem Auspuff kommen sowohl mit Diesel als auch mit Pflanzenöl krebserregende Stoffe raus, das nimmt sich nix.)
Übrigens, in Hannover hatte ich noch nicht mal einen Führerschein. Da reichen die öffentlichen Verkehrsmittel, wenn man noch keine Ziegen hat. Erst hier fürs Land habe ich mit 35 Jahren den Führerschein machen müssen. Es gibt hier keine Arbeit und ich habe großes Glück gehabt, eine Vollzeitstelle 30 km von mir entfernt zu finden. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich brauche hier für 20 km (Wolfsburg, große große Stadt) 2 Stunden. Wobei der Bus nur 3 X am Tag fährt. Ich arbeite aber genau in der anderen Richtung, also nix mit Mitfahrgelegenheit (hier arbeiten alle bei VW, nur wir nicht), und so oft umsteigen, das ich ca. 3 Stunden unterwegs bin. Sorry, aber bei einer 41,5 Stundenwoche und jede Menge Tiere fahre ich lieber 1 Stunde am Tag Auto ggf. mit Salatöl.
Da sollte lieber die Frage gestattet sein, warum hat der Staat den Zuzug aufs Land finanziell gefördert (Eigenheimzulage, Pendlerpauschale)? Hätten wir nicht alle in der Stadt bleiben sollen, zentral bei den Arbeitsstellen und Einkaufsmöglichkeiten? Dann hätten wir auch mehr Land für Anbau zur Verfügung und nicht so viele weiß verklinkerte Häuser mit blauen Dächern.
So kann ich mir stundenlang den Kopf zerbrechen.
LG
Silke
Re: Salatölauto
Verfasst: 22.08.2008, 02:49
von Annabella
Hallo Silke,
auch von mir ein paar Gedanken zu dem (inzwischen weitergreifenden) Thema:
Bei uns liegt soviel Holz in den Wäldern herum (ok, keine Buche, sondern Fichte und Kiefer), da könnte man, wenn man Zeit zum Sammeln und Einfahren hätte (und es dürfte) den ganzen Winter über mit heizen. An Brennholz besteht wirklich kein Mangel, wenn man in den Wäldern mal aufräumen würde, das wird hier nicht anders sein als anderswo. Aber die Bauern lassen lieber grosse Flächen maschinell abholzen, als ihre Wälder im Kleinen zu pflegen. So wie es im Ackerbau geht, in der Tierzucht, in der Milchwirtschasft- alles schnell und gross.- Ich kenne Stapel von "Papierholz", das seit Jahren vor sich hinrottet und nicht abgefahren wird, ganz zu schweigen vom Windbruch, wo nur die Stämme weggeräumt werden....
Ich habe persönlich etwas dagegen, Nahrungsmittel (und Futtermittel) in Energie umzuwandeln zur Fortbewegung (Auto) oder zum Heizen. Wir in Deutschland haben schon zu wenig Anbauflächen (im Inland) um die Bevölkerung zu versorgen, der Anteil der Flächen zur "Energiegewinnung" soll noch steigen- wohin soll das führen? Die Preise für Futtergetreide sind fast um das Doppelte gestiegen in den letzten Jahren, es ist kaum mehr Heu zu bekommen. Ist das normal und sinnvoll? Gemüse und Getreide aus dem Ausland, und unsere Bauern sorgen für "nachwachsende Energien"?- Das kann nicht gut gehen und ich befürworte das ganz und gar nicht!
Wir haben hier gute Ackerböden, um die Bevölkerung zu versorgen, wir haben Wälder, wir haben Kohlevorkommen. Vergessen wir mal den Schadstoffausstoss der Kohlekraftwerke, eine Müllverbrennng macht sicher nicht weniger "Dreck", und die AKWs.....
Zu Deinem Diesel-Austausch-Projekt: nicht alle Motoren verkraften das, es gab schon genug Pflanzenöl-LKW-Motoren, die urplötzlich ihren Geist aufgaben und einfach stehen blieben. Meines Wissens nach geht das nur beim alten Benz, also bei ziemlich alten, die kann man sogar mit Frittenfett von Mac Donalds fahren. -Schneller wird ein Diesel mit Pflanzenöl gewiss nicht, und die "Folgeschäden" könnnen ganz schön teuer werden.
Und um den ökogogischen Gedanken weiter zu spinnen: wieviel Diesel (Energie) kostet der Gewinn vom Feld bis zur "Tankflasche" bei Aldi oder LIDL?
Ok, bis der Diesel an der Zapfsäule in den Tank rinnt, kostet es auch einiges, wobei das meiste vom Preis der Staat kassiert.
Re: Salatölauto
Verfasst: 22.08.2008, 15:22
von Therapiehof
Auch ich hatte als 100% Öko dasselbe Problem. Nachhaltige Landbewirtschaftung heisst dann ja 100% Bioanbau. Dann wirds mit Raps und Ölpflanzen aber sehr eng, das geht nur mit Chemie und gepressten Ölpflanzen, z.B. Leindotter als Untersaat passt viel besser in den Salatteller als in den Tank. Die Muster-Vordenker vom Bundes-Umweltamt mussten ja jetzt auch kleinlaut zugeben, daß Biodiesel eine negative CO2-Bilanz gegenüber Mineralöl hat.
Mein Ideal ist daher das Erdgasauto, es funktioniert seit Jahren und fährt mit Methan. Methan ist aber ebenso in Biogas zu 98% enthalten und es gibt irgendwo im Wendland schon eine
Biogasanlage, wo man tanken kann. Einstweilen tanke ich jetzt mit meinem Erdgas-Sprinter normales Erdgas und fahre um den halben Preis, auch nicht schlecht und spare dennoch CO2 und puste keine Krebspartikel von Diesel mehr hinten raus. Biogas lässt sich aus "wertlosen" Rindermist gewinnen, was nicht heisst, daß es Sinn macht Unmengen von Mais via Biogas in Strom umzuwandeln und noch nicht mal die Wärme zu nutzen. Strom können wir ohne AKW´s aus Wind und Sonne und Wasserkraft genug machen, wenn wir sparsam damit umgehen.
Das der Ölpreis via erneuerbare Energie jetzt das Getreide verteuert, finde ich absolut in Ordnung. Es ist eine Schande, wie wenig die Menschen bereit sind für ihre gesunde Ernährung auszugeben, wenn ein Liter Modewasser Volvic, Plose oder so´n Murks mehr kostet als nen Liter Milch, dann Gute Nacht.
Für Flachbildfernseher, Handy´s, Urlaubsflugreisen etc. ist immer Geld da, am Essen wird gespart... aber schon im alten Rom galt "Brot und Spiele" und heute? Aldi und Bild Zeitung...
lg
A.
@Zieglinde wg. Salatölauto
Verfasst: 27.08.2008, 00:27
von Akela
Hallo Zieglinde,
mich würde mal interessieren, was genau das für ein System das ist, das Du Dir hast einbauen lassen - für schlappe 400,- Euro. Ich hatte auch schon hin- und herüberlegt, ob ich meinen alten Diesel Renault Rapid/1996 in irgendeiner Form umrüsten lasse - Elsbettmotor war ein heißer Favorit. Aber nachdem ich neulich einen Motorschaden hatte und viel Geld in die Werkstatt tragen mußte, um meinen "roten Blitz" zu erhalten (frau hängt an ihrem nostalgischen Fahrzeug), habe ich das Projekt auf Eis gelegt. Ich bin schon froh, daß die Kiste überhaupt wieder fährt!
Das mit der Umweltbilanz und den "Futtermitteln" als Treibstoff überzeugt mich auch nicht restlos, aber was soll man machen? Weiterhin fossilen Brennstoff tanken? Wir vom Land-in-die-Stadt-zwecks-Arbeit-PendlerInnen sammeln leider ganz schön Kilometer pro Jahr, sind also alle richtige Umweltschweinchen - man wirft mir das regelmäßig vor. Ich würde mir meine Landidylle auf Kosten der Umwelt leisten etc.
Was ich an Öl im Tank so toll finde ist, daß man sich von einer Ölmühle einen Tank aufs Grundstück stellen lassen kann und dann quasi seine eigene Tankstelle hat...
Apropos Unfall. Wer regelmäßig wie ich auf einer Mörderautobahn unterwegs ist, glaubt nicht mehr daran, daß man in irgendeinem Auto geschützt ist, das ist alles Illusion. Wenn mich ein Sattelschlepper zusammenschrubbt, ist es egal, ob ich in einer Ente oder einem SUV sitze, platt bin ich so oder so.
Allzeit Gut Blech
Akela
Re: Salatölauto
Verfasst: 27.08.2008, 07:11
von Finn
ich fahr mit autogas - in meinen augen noch einen tick sinnvoller als erdgas. nahrungsmittel zu verbrennen widerstrebt mir. aber so lange hinz und kunz ohne schlechtes gewissen mit dem billigflieger zum shoppen nach timbuktu fliegen.....ist salatöl immer noch besser.
hier ein link mit infos zu erdgas und flüssiggas (austogas): <!-- m --><a class="postlink" href="
http://www.gas-power.de/fluessig.htm">h ... tm</a><!-- m -->
Re: Salatölauto
Verfasst: 27.08.2008, 08:02
von Therapiehof
Finn hat geschrieben:ich fahr mit autogas - in meinen augen noch einen tick sinnvoller als erdgas.
aber ohne Diesel und Benzinraffinerien auch kein autogas oder? Also finanzierst Du den Krieg im Iran, den Bush anzettelt, damit wir Erdöl haben. Ich finanziere zur Zeit via Gazprom die Russen, die den Georgiern das Garaus machen. Zunächst Gleichstand, aber : meinen Ergas Sprinter könnte ich theoretisch im Nachbarort an der Biogasanlage tanken (wenn der nen Verdichter und Gasfilter kaufen würde..)
Re: Salatölauto
Verfasst: 27.08.2008, 22:15
von Finn
alle schlechtigkeiten dieser welt kann ich mit meinem spritkonsum auch nicht beeinflussen....
aber was unterscheidet ein erdgas-auto von einem autogas-auto, daß du biogas tanken könntest und ich nicht? kennst du die technischen einzelheiten?
also ich bin zufrieden, keine leistungseinbußen, halber preis, umrüstkosten schnell amortisiert, tankstellennetz sehr gut, besser als erdgas.
Re: Salatölauto
Verfasst: 28.08.2008, 13:37
von Therapiehof
erdgas = 98% Methan, auch in Biogas enthalten und in kuhrülpsern/fürzen
autogas = buthan/propan gemisch = campinggas
erdgas lässt sich nicht verflüssigen, sondern bei hohem Druck nur kompimieren, daher sind große gasflaschen im auto nötig = mit wenig reichweite
lg
A.
Re: Salatölauto
Verfasst: 28.08.2008, 16:43
von DasBastet
Hm, seid mihr mal hinter so einem Salatölauto hinterher gefahren. Ich sage euch, ich habe am nächsten Imbisstand angehalten :D
Tine