stuttgarter zeitung
Verfasst: 08.04.2004, 19:08
hallo ihr lieben,
das gabs heute (08.04.2004) als bericht in der stuttgarter zeitung. seite 26 lokalteil stuttgart. <>
Eine Arche für bedrohte Nutztierrassen
Waldeckhof geht neue Wege
GÖPPINGEN. Eine Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht, wohl aber eine Wollsau. Seit neuestem ist sie auf dem Waldeckhof bei Göppingen zu Hause. Das vom Aussterben bedrohte Tier soll dort gezüchtet werden. Der Waldeckhof strebt die Bezeichnung Archehof an.
Von Sabine Riker
Nicht nur die vier jungen Wollsäue, die wegen ihres wolligen Fells so genannt werden, bevorzugen bei dem Sauwetter an diesem Vormittag ihren Unterschlupf. Auch die Lachshühner, die auf Bauernhöfen mittlerweile ebenfalls Seltenheitswert haben, bleiben lieber im Trockenen und huschen - wenn überhaupt - nur mit eingezogenen Köpfen über die Wiese des Jebenhäuser Waldeckhofs. Aber wenn die Tiere wollten, so könnten sie jederzeit ins Freie gehen. Denn auf eine artgerechte Haltung legt Wilfried Keller, der bei der gemeinnützigen Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung (SAB) als Landwirt angestellt ist, großen Wert.
Massentierhaltung ist dem 37-Jährigen ein Gräuel, weil er dabei den Respekt vor der Kreatur vermisst. "Da kann nichts Rechtes dabei rauskommen", kritisiert er. Außerdem sei auch die Landwirtschaft dem Jugendwahn erlegen. Ein Schwein werde mit vier, fünf Monaten geschlachtet - viel zu früh, wie er findet. "Das Fleisch eines Schweins, das weniger als neun Monate auf seinen vier Füßen gestanden ist, ist für mich nicht reif."
Keller scherte aus dem gängigen Berufsbild des Bauern aus und arbeitete zunächst auf einem Archehof im benachbarten Rems-Murr-Kreis. Die Idee, bedrohte Nutztierrassen zu erhalten, begeisterte ihn so, dass er beschloss, selbst einen solchen Hof aufzuziehen. Der Waldeckhof bietet ihm dazu die Möglichkeit. Als er seine Stelle im vergangenen Jahr antrat, hatte er die Arche-Idee und gleich drei bedrohte Tierarten im Gepäck: zwölf Lachshühner, ein paar graue Bergziegen und zwei bayerische Landgänse. Letztere holte der Fuchs, sodass Keller nun neue Küken suchen muss. Stolz ist der Landwirt vor allem auf seine grauen Bergziegen. "Eigentlich sind sie in der EU ausgestorben", erklärt er. Seine Tiere hat er in Südtirol "zusammengesammelt". "Ganz reinrassig sind die nicht", erklärt er. Jetzt will er sie zurückzüchten. "In drei, vier, fünf Generationen kann man das schon schaffen."
Anders als die hochgezüchteten Turbotiere, die landauf, landab in den Ställen stünden, seien die alten Nutztierrassen ausgesprochen genügsam. "Eine Wollsau ferkelt ohne Probleme ab, auch im Freien", erklärt Keller. Auch beim Futter machten die Tiere keine Probleme. "Das, was auf dem Hof wächst, reicht aus. Man muss kein teures Zusatzfutter kaufen." In Zeiten von Rinderwahnsinn und Schweinepest liegen die Vorteile auf der Hand. Der Bauer weiß so in jedem Fall, was im Futter drin ist. Doch nicht nur das spricht für die alten Rassen. Keller ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, "die Genressourcen" dieser Tiere zu erhalten. "Vielleicht haben die alten Rassen ja gerade die Gene, die Resistenzen gegen die Krankheitserreger bilden können." Und auch für den Verbraucher könnten diese Rassen durchaus interessant sein: das Fleisch, so erklärt Keller, sei viel besser.
Noch in diesem Jahr, so hofft der Landwirt, wird der Waldeckhof als Archehof anerkannt. Er wäre der sechste in Baden-Württemberg. Um diesen Titel führen zu dürfen, muss der Betrieb sechs Monate Mitglied bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und bedrohter Haustierrassen (GEH) sein. Doch das reicht natürlich nicht aus. Die GEH fordert, dass mindestens drei verschiedene Tierarten gehalten werden. Diese Voraussetzung ist auf dem Waldeckhof bereits erfüllt, wenn die grauen Bergziegen tatsächlich, wie bereits mündlich zugesagt, anerkannt werden. Doch auch auf eine artgerechte Haltung und Fütterung legt die GEH Wert. "Das wird auch überprüft", sagt Keller.
Bei den genannten Tierrassen soll es auf dem Waldeckhof nicht bleiben. Keller träumt davon, noch Limpurger und Hinterwälder Rinder zu züchten, die ursprünglich in Baden-Württemberg zu Hause waren und mittlerweile von hochgezüchteten Rinderrassen verdrängt wurden. Doch das scheitert vorerst noch am Geld.
<> war noch ein bild dabei, krieg ich leider grad nicht, da dieser artikel leider nur gegen gebühr abrufbar ist, aber kann sein ich komm noch drann
msg willi
das gabs heute (08.04.2004) als bericht in der stuttgarter zeitung. seite 26 lokalteil stuttgart. <>
Eine Arche für bedrohte Nutztierrassen
Waldeckhof geht neue Wege
GÖPPINGEN. Eine Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht, wohl aber eine Wollsau. Seit neuestem ist sie auf dem Waldeckhof bei Göppingen zu Hause. Das vom Aussterben bedrohte Tier soll dort gezüchtet werden. Der Waldeckhof strebt die Bezeichnung Archehof an.
Von Sabine Riker
Nicht nur die vier jungen Wollsäue, die wegen ihres wolligen Fells so genannt werden, bevorzugen bei dem Sauwetter an diesem Vormittag ihren Unterschlupf. Auch die Lachshühner, die auf Bauernhöfen mittlerweile ebenfalls Seltenheitswert haben, bleiben lieber im Trockenen und huschen - wenn überhaupt - nur mit eingezogenen Köpfen über die Wiese des Jebenhäuser Waldeckhofs. Aber wenn die Tiere wollten, so könnten sie jederzeit ins Freie gehen. Denn auf eine artgerechte Haltung legt Wilfried Keller, der bei der gemeinnützigen Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung (SAB) als Landwirt angestellt ist, großen Wert.
Massentierhaltung ist dem 37-Jährigen ein Gräuel, weil er dabei den Respekt vor der Kreatur vermisst. "Da kann nichts Rechtes dabei rauskommen", kritisiert er. Außerdem sei auch die Landwirtschaft dem Jugendwahn erlegen. Ein Schwein werde mit vier, fünf Monaten geschlachtet - viel zu früh, wie er findet. "Das Fleisch eines Schweins, das weniger als neun Monate auf seinen vier Füßen gestanden ist, ist für mich nicht reif."
Keller scherte aus dem gängigen Berufsbild des Bauern aus und arbeitete zunächst auf einem Archehof im benachbarten Rems-Murr-Kreis. Die Idee, bedrohte Nutztierrassen zu erhalten, begeisterte ihn so, dass er beschloss, selbst einen solchen Hof aufzuziehen. Der Waldeckhof bietet ihm dazu die Möglichkeit. Als er seine Stelle im vergangenen Jahr antrat, hatte er die Arche-Idee und gleich drei bedrohte Tierarten im Gepäck: zwölf Lachshühner, ein paar graue Bergziegen und zwei bayerische Landgänse. Letztere holte der Fuchs, sodass Keller nun neue Küken suchen muss. Stolz ist der Landwirt vor allem auf seine grauen Bergziegen. "Eigentlich sind sie in der EU ausgestorben", erklärt er. Seine Tiere hat er in Südtirol "zusammengesammelt". "Ganz reinrassig sind die nicht", erklärt er. Jetzt will er sie zurückzüchten. "In drei, vier, fünf Generationen kann man das schon schaffen."
Anders als die hochgezüchteten Turbotiere, die landauf, landab in den Ställen stünden, seien die alten Nutztierrassen ausgesprochen genügsam. "Eine Wollsau ferkelt ohne Probleme ab, auch im Freien", erklärt Keller. Auch beim Futter machten die Tiere keine Probleme. "Das, was auf dem Hof wächst, reicht aus. Man muss kein teures Zusatzfutter kaufen." In Zeiten von Rinderwahnsinn und Schweinepest liegen die Vorteile auf der Hand. Der Bauer weiß so in jedem Fall, was im Futter drin ist. Doch nicht nur das spricht für die alten Rassen. Keller ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, "die Genressourcen" dieser Tiere zu erhalten. "Vielleicht haben die alten Rassen ja gerade die Gene, die Resistenzen gegen die Krankheitserreger bilden können." Und auch für den Verbraucher könnten diese Rassen durchaus interessant sein: das Fleisch, so erklärt Keller, sei viel besser.
Noch in diesem Jahr, so hofft der Landwirt, wird der Waldeckhof als Archehof anerkannt. Er wäre der sechste in Baden-Württemberg. Um diesen Titel führen zu dürfen, muss der Betrieb sechs Monate Mitglied bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und bedrohter Haustierrassen (GEH) sein. Doch das reicht natürlich nicht aus. Die GEH fordert, dass mindestens drei verschiedene Tierarten gehalten werden. Diese Voraussetzung ist auf dem Waldeckhof bereits erfüllt, wenn die grauen Bergziegen tatsächlich, wie bereits mündlich zugesagt, anerkannt werden. Doch auch auf eine artgerechte Haltung und Fütterung legt die GEH Wert. "Das wird auch überprüft", sagt Keller.
Bei den genannten Tierrassen soll es auf dem Waldeckhof nicht bleiben. Keller träumt davon, noch Limpurger und Hinterwälder Rinder zu züchten, die ursprünglich in Baden-Württemberg zu Hause waren und mittlerweile von hochgezüchteten Rinderrassen verdrängt wurden. Doch das scheitert vorerst noch am Geld.
<> war noch ein bild dabei, krieg ich leider grad nicht, da dieser artikel leider nur gegen gebühr abrufbar ist, aber kann sein ich komm noch drann
msg willi