Wahrnehmung der Natur

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Manfred
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Wahrnehmung der Natur

Beitrag von Manfred »

Ich bin heute über ein Video mit den US Jäger Steven Rinella (in Nordamerika bekannt durch seien TV-Sendungen und Bücher) gestolpert.
In dem Video kommentiert er Jagdszenen aus Filmen.

Dabei macht er eine Aussage, die sehr gut meine eigene Lebenserfahrung und meine Kritik am "Naturschutz" widerspiegelt.

Frei übersetzt:

"Ich habe den Eindruck, Regisseure finden die Tiere, die auf dem jeweiligen Kontinent leben, auf dem sie filmen, immer unzulänglich. Regisseure sind keine Naturmenschen. Wenn ihnen der Tier-Fachmann eine Auswahl plausibler Tiere zeigt, scheinen die natürlich vorkommenden Tiere ihre Erwartungen nie erfüllen zu können. Also entscheiden sie sich stattdessen für den majestätischen europäischen Hirsch.
Wenn Menschen wie ich so etwas ansehen müssen, deprimiert uns das. Wenn man Tiere liebt, wenn man gerne draußen in der Natur lebt, die Tier erlebt, dann verliebt man sich in die Natur, so wie sie ist. Und dann schaust du dir die Filmversion davon an, und die lieben nicht, wie die Natur ist. Sie wünschen sich, sie wäre anders.
Und dann denkt man sich: Was bildet ihr euch ein, euch zu wünschen, die Natur wäre anders als sie ist, wo sie doch offensichtlich perfekt ist, so wie sie ist?



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davX
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Re: Wahrnehmung der Natur

Beitrag von davX »

Dabei macht er eine Aussage, die sehr gut meine eigene Lebenserfahrung und meine Kritik am "Naturschutz" widerspiegelt.
Ich sehe da schon einen Unterschied, zumal Film per se meist sehr unrealistisch ist und das zum Glück auch gelegentlich immer wieder thematisiert wird, sei es nun die ganz eigene Filmphysik, die gesellschaftlichen Klischees oder eben auch, wie die Natur drapiert wird, dass dem Zuschauer etwas geboten werden kann, was oft gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat... selbst viele Tierdokus greifen sehr tief in die Trickkiste, z.b. um eine Gelbhalsmaus am Waldrand, ein Feldhamster auf dem Feld usw. dem Zuschauer zeigen zu können und dann meist die oft dramatisch hergerichteten Szenen wo der Beutegreifer sich auf das Beutetier hermacht und letzteres im letzten Moment noch entkommen kann oder der Jäger dann doch erfolgreich war (letzteres entspricht ja der Erwartungshaltung der Zuschauer stereotyper Serengeti-Dokus).

Der Natuschutz auf der anderen Seite ist schon ein ganz anderes Biest, zumal es so ein weit gefasster Begriff ist unter dem jeder etwas anderes vorstellt und sich viele den Naturschutz auf die Fahnen geheftet haben, seien es die klassischen von Spenden lebenden Organisationen, die etwas tun, was bei Menschen Emotionen auslöst und sie zum Spenden animiert und wo dann auf den Fussgängerzonen junge Studenten unter fragwürdigen Bedingungen für ein fragwürdiges Subunternehmen für zahlreiche socher Organisationen Spenden eintreiben... da muss man sich dann nicht fragen, wie weit her es ist mit den heren Zielen dieser Organisationen oder eben dann auf der anderen Seite die Agromultis, die mit Pflanzenschutzmitteln die native Flora schützen (kennt man aus Nordamerika, z.B. Paul Wheaton erwähnt das gelegentlich in seinen Podcasts) und bei uns in der Schweiz natürlich auch die Landwirte selbst. Das sind so unterschiedliche Interessen, sicher gibt es da in einigen Bereichen auch Überschneidungen, aber für mich ist der Begriff aus diesem Grund zu unscharf, um damit zu argumentieren.

Und wenn man diese Aussage jetzt aus dem Kontext der Filmrealität entkoppelt, kommt mir noch ein anderer Gedanke:
Und dann denkt man sich: Was bildet ihr euch ein, euch zu wünschen, die Natur wäre anders als sie ist, wo sie doch offensichtlich perfekt ist, so wie sie ist?
Gerade auf Europa bezogen muss ich bei dieser Aussage unweigerlich an Fukuoka denken. In seinem Buch "Sowing Seeds in the Desert" sagte er an einer Stelle sinngemäss, dass es wichtig wäre zu unterscheiden, ob die Natur durch Änderungen des Menschen zu dem wurde, was sie ist, in seinem Sinne ging es um Wüsten oder ob sie natürlich zu dem geworden wäre. Und wenn Menschen dazu beitragen, dass Landschaften verwüsten, dann sei es unsere Aufgabe, dass wir alles tun müssten, um sie wiederherzustellen.
Es war auch Fukuoka, der betrübt war, als er das erste Mal in die USA reiste und die Landschaften in Kalifornien sah, da er die Zerstörung der Natur sah, welche die Menschen verursachten. Seine Frau dagegen erfreute sich ab den schönen grünen (künstlich bewässerten) Landschaften, den exotischen Blumen in den Vorgärten der Leute usw. Sie hatte den Hintergrund und das Verständnis für die Natur nicht, welches Fukuoka hatte, sie sah nicht hinter die bunte Fassade (oder wollte die bittere Wahrheit dahinter nicht sehen).

Natürlich sehe ich auch, dass das, was wir Menschen als "nicht perfekt" beurteilen, dass wir die Natur anders haben wollen, als sie wirklich ist, ein Problem unserer Denkweise ist. Man respektiert nicht den Fluss der Dinge, das was im fernen Osten als das Dao bezeichnet wird. Aber wie Fukuoka zeigt, kann man schon differenzieren zwischen dem was ist und so sein soll und dem, was nicht richtig läuft und man ändern könnte.


Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros.
-- GOETHE
countryroads
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Re: Wahrnehmung der Natur

Beitrag von countryroads »

Manfred hat geschrieben: 30.04.2020, 17:35 Ich bin heute über ein Video mit den US Jäger Steven Rinella (in Nordamerika bekannt durch seien TV-Sendungen und Bücher) gestolpert.
In dem Video kommentiert er Jagdszenen aus Filmen.

Dabei macht er eine Aussage, die sehr gut meine eigene Lebenserfahrung und meine Kritik am "Naturschutz" widerspiegelt.

Frei übersetzt:

"Ich habe den Eindruck, Regisseure finden die Tiere, die auf dem jeweiligen Kontinent leben, auf dem sie filmen, immer unzulänglich. Regisseure sind keine Naturmenschen. Wenn ihnen der Tier-Fachmann eine Auswahl plausibler Tiere zeigt, scheinen die natürlich vorkommenden Tiere ihre Erwartungen nie erfüllen zu können. Also entscheiden sie sich stattdessen für den majestätischen europäischen Hirsch.
Wenn Menschen wie ich so etwas ansehen müssen, deprimiert uns das. Wenn man Tiere liebt, wenn man gerne draußen in der Natur lebt, die Tier erlebt, dann verliebt man sich in die Natur, so wie sie ist. Und dann schaust du dir die Filmversion davon an, und die lieben nicht, wie die Natur ist. Sie wünschen sich, sie wäre anders.
Und dann denkt man sich: Was bildet ihr euch ein, euch zu wünschen, die Natur wäre anders als sie ist, wo sie doch offensichtlich perfekt ist, so wie sie ist?

Hey in der Medienbranche wieder alles meistens viel "perfekter" dargestellt als es tatsächlich ist. Daraus bilden sich ja auch fälschliche Vorstellungen von der Welt, Gesellschaft, von Liebe etc. Es werden dann viel zu hohe Erwartungen an all das gesetzt, wobei ich Genau so wie du finde dass die Natur so wie sie ist bereits perfekt ist. Jedenfalls denke ich wird das in Filmen dann wieder um einiges übertriebener dargestellt, damit es die Leute fesselt. Weil das was die Leute schon kennen reizt sie möglicherweise nicht so wie etwas was eben übertrieben perfekt ist und dadurch auch irgendwo für uns fremd oder exotisch..


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