Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Ganzheitlich geplante Beweidung
Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Hallo Stefan,

herzlich willkommen im Forum.
Im Unterforum Grundwissen habe ich neulich zwei kurze Definitionen für Holistic Management und Holistic Planned Grazing geschrieben. Ich hoffe, dass trägt zum besseren Verständnis dieser Begriffe bei.

Dort, wo die Rancher ohne Subventionen und Ausgleichszahlungen mit den Rindern Geld verdienen müssen, geht der Trend, besonders bei den HPG-Leuten, seit vielen Jahren dahin, die Heu- bzw. Silagefütterung mögl. ganz zu eliminieren, um diese Kosten einzusparen.
Dafür wird in der Wachstumsperiode auf den Flächen ein stehender Futtervorrat aufgebaut, der dann im Winter abgeweidet wird (Stichwort Stockpile grazing). Auch Zwischenfrüchte und Erntereste auf Ackerflächen werden als Winterweide genutzt, wenn verfügbar.
In nördlichen Breiten, wo zweitweise mit dicken Schneedecken und (noch problematischer) vereisten Harschschichten auf dem Schnee zu rechnen ist, halten diese Betriebe aber idR für einige Wochen Heu vor, um im Notfall zufüttern zu können.

Vorteil dieser Betriebe ist halt, dass sie idR große, arrondierte Flächen haben und kaum bis gar keine Auflagen für die Bewirtschaftung dieser Flächen, so dass sie viel flexibler sind als die meisten Betriebe hierzulande.
Was auch hilft, sind kalte Winter mit gefrorenen Böden, im Gegensatz zu den deutschen Matschwintern.

Hier in D haben wir die ganzen Bewirtschaftungs- und Tierschutzauflagen und die nassen Winter. Das macht die Sache ziemlich anspruchsvoll. Trotzdem sollten wir versuche, die Tiere mögl. lange (ich Idealfall ganzjährig) mit Weidefutter zu versorgen.
Mutterkühe, die mit konserviertem Futter gefüttert werden, verbrennen in dieser Zeit in den meisten Fällen Geld.
Ich kann jedem Betriebsleiter nur raten, sich mal ehrlich auszurechnen, was ihn seine Winterfütterung inkl. der ganzen Ernte- und Transportlogistik und Arbeitszeit wirklich kostet.

Ich habe erste Versuche mit Stockpile gemacht. Leider haben mich die 3 Futterertragsschwachen Jahren in Folge da etwas zurück geworfen. Werde aber weiter daran arbeiten. Das aufgesparte Kleegras (3. Schnitt) sah nach einigen Wochen Schnee zwar nicht mehr gut aus, wurde von den Tieren aber überraschend gerne gefressen. Das angebotene Heu haben sie dafür links liegen lassen.
Auch die Futteruntersuchungswerte von Stockpile-Betrieben aus Nordamerika, die ich bisher gesehen habe, haben mich überrascht. Das Zeug hat trotz der ungewohnten Optik bessere Futterwerte, v.A. mehr Eiweiß, als Heu.

Zudem ist es bei Mutterkühen bei ehrlicher wirtschaftlicher Bedeutung viel wichtiger, sie günstig über den Winter zu bringen, als die letzte Leistungsreserve auszufüttern.


Stefan81
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Stefan81 »

Es müsste eigentlich egal sein, wie viele Tiere man auf der Fläche hält. Wenn kein Fremdfutter gefüttert wird und die Flächen auch nicht gedüngt werden, werden von den Flächen ja nur Nährstoffe abgeführt durch den Fleischverkauf. Es kann also gar kein Nährstoffüberschuß nach neue Düngeverordnung entstehen. Man könnte also so viele Tiere füttern wie die Fläche ernähren kann.

Weißt du einige deutsche Seiten mit guten Infos zu diesen Themen? Wobei die Google Übersetzung in Chrom ist ja schon ganz gut, nur einen Sprachübersetzer für YouTube gibts noch nicht.

Ich muss in Österreich leider 25% meiner Flächen mit Alternativkulturen bestellen, welche aber meist ein uninteressantes Einkommen bringen. Ich überlege deshalb 20 - 25% meiner Fläche als Weide für ca 1,5 Jahre zu nutzen um Bodenfruchtbarkeit aufzubauen und auch auf diesen Flächen durch Fleischdirektvermarktung ein vernünftiges Einkommen zu erzielen.


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Auf Deutsch scheint es dazu noch nichts zu geben.


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Bilder vom 23.06.2019, nach erfolgter Beweidung mit Ziel mögl. viel Trampelmulch.
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Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Bilder vom 21. Juli 2019. Trotz der extremen Trockenheit zeigt sich neues Grün.
Zum Vergleich siehe die angrenzende Weidefläche hinten rechts. Die meisten Flächen sind aktuell braun mit ganz wenig grün dazwischen.
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Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Bilder vom 23.08.2019, unmittelbar vor Start der nächsten Beweidung.
Meine zwei ältesten HM-Versuchsflächen haben aktuell den mit Abstand besten Aufwuchs.
Die restlichen Flächen haben deutlich stärker unter der Dürre gelitten.
Nach dieser Fläche gehen die Rinder morgen erstmal einige Zeit auf eine Opferfläche und werden zugefüttert, bis sich die nächsten Koppeln ausreichend erholt haben.
Die meisten Betriebe hier in der Region füttern seit Juli zu.
Ich hätte noch eine weidereife Kleegrasfläche, konnte diese aber bisher nicht einzäunen, weil das Rammgerät die Eckpfähle nicht in den steinhart ausgetrockneten Lehm kriegt...
Und auf den restlichen Weideflächen steht zwar noch Futter für einige Zeit, die Pflanzen konnten sich aber seit de letzten Nutzung noch nicht ausreichend erholen und würden geschwächt und Wachstum verlieren, wenn ich jetzt schon wieder drüber ginge.
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