Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Ganzheitlich geplante Beweidung
Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Eine wissenschaftliche Begleitung gibt es nicht.
Ich denke auch, dass man inzwischen einen deutlichen Unterschied sieht.
Und das nur durch die Änderung des Weidemanagements. Keine zusätzliche Düngung oder sonstige Bearbeitung.
Der Einfluss der Tiere auf die Pflanzen und den Boden ändern sich und so ändern sich die Wettbewerbsbedingungen für die Pflanzen.
Und ich gehe davon aus, dass beim Futterertrag noch einige Luft nach oben ist. Was ich da bisher mache, ist ja eher stümperhaft. Die besten Praktiker international machen das viel ausgeklügelter und ich lerne nur nach und nach dazu.


limes
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von limes »

Hallo Manfred,

sehr interessant dein Versuch. Ich probiere diese Weidetechnik im kleinen Umfang dieses Jahr auch aus. Leider verdörrt mir das Gras vor den Augen. Wie schaut es bei Dir mit Trockenheit aus, zeigen sich Unterschiede in der Trockenheitstoleranz?
Ich freue mich immer wieder auf deine Ergebnisse und Erfahrungsberichte.

Viele Grüße,
Rolf


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

limes hat geschrieben: 01.07.2018, 17:36 zeigen sich Unterschiede in der Trockenheitstoleranz?

Subjektiv ja. Objektiv machen sich bei der starken Trockenheit auch kleinste Unterschiede im Windschutz und der Grundwassernähe etc. bemerkbar. Deshalb sin die Vergleiche aktuell nicht ganz fair.

War gerade noch mal draußen und habe dir ein paar Bilder gemacht:


Versuchsfläche. Wiederaufwuchs seit ca. Mitte Mai (die 3 Jungbullen waren ca. 1,5 Wochen auf der Fläche):
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2018_07_02_001.jpg (794.61 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_002.jpg (874.65 KiB) 12904 mal betrachtet

Direkt angrenzende Fläche. War von der zweiten Winterhälfte an bis ca. Ende April beweidet.
Zwischenzeitlich waren die 3 Jungbullen auch ein paar Tage drauf, haben auf den 5 ha aber nur einige Stellen herausselektiert.
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2018_07_02_004.jpg (846.75 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_005.jpg (768 KiB) 12904 mal betrachtet

Das ist eine weitere HPG Versuchsfläche. Wiederaufwuchs nach ca. 2 Wochen:
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2018_07_02_006.jpg (829.28 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_007.jpg (830.14 KiB) 12904 mal betrachtet

Diese Fläche war im Herbst stark belastet. Die Tiere standen bei starker Nässe längere Zeit darauf, weil sich die Abholung der Schlachttiere 2 x verzögert hat. Über den Winter war die Fläche geschont. Dann wurde sie in der Abkalbezeit und zuletzt nochmal eine Woche (bevor sie sich erholen konnte) wegen Blutprobenentnahme beweidet.
Wiederaufwuchs nach ca. 2,5 Wochen. Da wächst praktisch gar nichts mehr. Die Reserven der Pflanzen sind durch den mehrfachen zu frühen Verbiss aufgebraucht.
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2018_07_02_008.jpg (751.62 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_009.jpg (762.65 KiB) 12904 mal betrachtet

Und noch eine Fläche, wo ich im Herbst eine neue Unterteilung geschaffen habe.
Also Quasi HPG in der Startphase. Wiederaufwuchs nach ca. 3 Wochen.
Die ersten 2 Bilder zeigen die schlechteren Bereiche, das letzte den besten Bereich dieser Fläche.
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2018_07_02_010.jpg (847.48 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_011.jpg (813.36 KiB) 12904 mal betrachtet
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2018_07_02_012.jpg (842.12 KiB) 12904 mal betrachtet


Joddock
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Joddock »

Hallo Manfred,
vielen lieben Dank für's teilen deiner Bilder! Bin ganz gespannt wie sich der Versuch längerfristig auf den Boden auswirkt. Es gibt die Aussage eines Profs, dass Hollistc Planned Grazing in Ländern Afrikas gut funktionieren kann, aber hier die gängige Beweidung schon gut so ist wie sie ist. Diese Aussage sollten wir hinterfragen! Vor allem in diesem Frühjahr/Sommer sehen wir ja, dass selbst Grünland mit der Trockenheit nicht mehr klarkommt. Es käme sicher besser zurecht, wenn das Bodenleben und das Wurzelsystem ausgeprägter wären.

Es existiert die Idee, im Winter eine kleine Diskussion zum Thema HPG an der Uni Kassel-Witzenhausen zu veranstalten. Wir würden hierfür Herrn. Dr. Leisen, Weideberater aus NRW, anfragen. Hättest du eventuell Lust, deine bisherigen Versuchsergebnisse zu präsentieren? Und vielleicht sogar an einer öffentliche Diskussion daran teilzunehmen?
Wie geschrieben, bisher handelt es sich um eine Idee. Rahmen, Zeitpunt etc. ist alles noch nicht geklärt.
Viele Grüße,
Joddock


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Ich leide unter einer ausgeprägten sozialen Phobie, deshalb in ich als Vortragender / Diskutant auf solchen Veranstaltungen nicht zu gebrauchen.
Evtl. könnte man jemanden von den europäischen Savory Hubs dazu holen. Als erster würde mir Christopher Cooke von 3LM einfallen. Es bräuchte dann halt einen guten Übersetzer.

Ich denke, es ist hier noch nicht klar geworden, was Holistic Planned Grazing (nach Savory) überhaupt ist.
Ich denke auch, dass das besagtem Professor nicht klar ist. Er meint vermutlich irgendwelche Mobgrazing-Methoden. Das wird häufig verwechselt und führt leider immer wieder zu Missverständnissen und Falscheinschätzungen.
Wenn ich mal wieder mehr Zeit habe, werde ich etwas dazu schreiben.

Kurzfassung:

Holistic Management (Ganzheitliches Management) ist eine Methodologie um in komplexen Situationen strukturiert bessere Entscheidungen zu treffen.
Komplexe Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbstregulierend und in sich und nach außen vernetzt sind. Dazu sind sie oft (aber nicht immer) auch noch sehr kompliziert, sprich mit einer unüberschaubar großen Zahl von Variablen behaftet.
Typische Beispiele für komplexe Systeme sind: Alles, was mit Natur oder mit menschlichen Organisationen zu tun hat.
Im Gegensatz dazu stehen nicht komplexe, (wiederum teilweise hochkomplizierte) Systeme, wie etwas Technologieprojekte, die nicht selbstregulierend sind und sich in einzelne Baugruppen herunterbrechen lassen.
Bei Letzteren sind wir Menschen mit unserer genetisch veranlagte Entscheidungsfindungsroutinge sehr erfolgeich, während wir bei Erstern regelmäßig scheitern und dann unerwünschte Nebenwirkungen und Kollateralschäden produzieren, sprich mit Guter Absicht oft mehr zerstören als wir gut machen.
Wir sind gut darin, Raketen auf dem Mond zu schießen, aber schlecht darin, vernünftig mit unseren natürlichen Ressourcen umzugehen, und schlecht darin, dauerhaft zielführende Organisationen zu bilden.
Durch die Herangehensweise des Holistic Management lässt sich das weitgehend beheben.


Holistic Planned Grazing ist die Anwendung von Holistic Management auf die Weidetierhaltung.
Welche Methoden und Werkzeuge dabei wann und wie zum Einsatz kommen, wird in der jeweiligen Situation unter Beachtung des jeweiligen ganzheitlichen Kontext entschieden.

HPG ist nicht eine bestimmte Beweidungsmethode, sondern ein Weg, durch bessere Entscheidungen die Lebensqualität der beteiligten Personen zu verbessern und sie ihren Zielen schneller näher zu bringen.

Was ich in meinem Versuch mache, ist nur, eines von vielen Werkzeugen auszutesten. Ob und wann dieses dann um Einsatz kommt, ist eine ganz andere Baustelle.

Wer sich nur für Beweidungsmethoden interessiert, ist in unserem Klima im unteren Drittel der Sprödigkeitsskala mit André Voisin gut bedient. Ich weiß nicht, ob besager Professer "Die Produktivität der Weide" mal gelesen hat? Das wäre ein guter Einstieg.
Wer in spröderem Klima arbeitet, sollte sich drigend mit Savorys Arbeiten befassen.
Und wer ein besserer Manager seines Betriebes werden will, ist bei Savory ebenfalls gut aufgehoben.


Fred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Fred »

Manfred, das ist eine gute Kurzfassung, welche die Begriffsbedeutungen gut klarstellt.
So eine Defintionsklärung darf gerne ganz oben im Forum sein ;)


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Das macht Sinn. Wollte unter Grundwissen eh zwei separate Threads dazu anfangen und nach und nach ergänzen.


Fred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 02.07.2018, 21:33
limes hat geschrieben: 01.07.2018, 17:36 zeigen sich Unterschiede in der Trockenheitstoleranz?
Subjektiv ja. Objektiv machen sich bei der starken Trockenheit auch kleinste Unterschiede im Windschutz und der Grundwassernähe etc. bemerkbar. Deshalb sin die Vergleiche aktuell nicht ganz fair.
Das ist ein wichtiger Punkt. Daher denke ich, daß nicht nur umstellen des Weidemanagements sondern (Permakultur-typisch) auch Verbesserung von Windschutz, sowie Grundwasserführung erforderliche Bausteine sind, die Landbewirtschaftung robust und zukunftsfähig zu machen. Wobei ich das jetzt hier nicht schreibe, um die bedeutung des Weidemanagements zu schmälern, dies dürfte der Haupt-Hebel sein (Bodenbewirtschaftung), der durch Landschaftsgestalterische Maßnahmen flankiert wird.


Manfred
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Manfred »

Auch Richard Perkins hatte 3 Monate Trockenheit.
Da er auf ganzer Fläche HPG betreibt, ist er deutlich besser durch die Trockenphase gekommen als ich:


Stefan81
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Re: Versuch M1: Beweidungsdauer und Wiederaufwuchs

Beitrag von Stefan81 »

Hallo Manfred
Wie wird bei Mop Grazing oder Hollistc Planned Grazing die Winterversorgung der Tiere sichergestellt. Ich hab mal etwas von Winterweiden gehört, aber noch nichts konkretes gefunden. Wird auch Heu oder anderes Futter zugefüttert?

Dein Projekt finde ich sehr interessant. Ich würde vielleicht wenn alle meine Vorstellungen aufgehen Weiden mit Äcker kombinieren um die Bodenfruchtbarkeit zu heben und Dünger und andere Betriebsmittel einzusparen.


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