Ab wann zufüttern?

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Ortrud
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Ab wann zufüttern?

Beitrag von Ortrud »

Hallo,
meine zweijährige Burenmix hat letzten Montag zwei Lämmer bekommen (erste Geburt; ein Bock, ein Mädel). Ich hatte mich schon an Euch gewendet weil ich den anfänglichen "Umgangston" meiner Ziege mit ihren Lämmern entschieden zu rauh fand.
Ich habe die ganze Geschichte die vergangene Woche sehr genau beobachtet, also ich rede mir nichts ein und bilde mir nichts ein. Es hat sich inzwischen so entwickelt, dass der Bock alle Aufmerksamkeit, Pflege usw. bekommt, das Mädel eher einen bestenfalls geduldeten Eindruck macht. Das ich das "nicht schön" finde ist die eine Sache, aber gut.
Gedanke mache ich mir aber über die Trinkerei. Der Bock darf zu j e d e r Zeit trinken, das Mädel hingegen wird massiv weggeboxt/weggetreten. Immer. Ich habe mir Sonnabend/Sonntag die Zeit genommen und das Treiben wirklich (über die beiden Tage gesamt) intensiv beobachtet (kann es auch vom Haus aus sehen), die Situation ist wirklich immer gleich. Ob die Mutter die Kleine nachts ran lässt, das weiß ich allerdings nicht.
Wie auch immer, da sich diese Situation bald nach der Geburt herauskristallisiert hat, habe ich das Mädel bisher früh, mittags und abends angelegt. Die Mutter muss ich dazu schon massiv festhalten. Das Mädel war von Anfang an etwas kleiner, entwickelt sich aber m.E. bis jetzt trotzdem genau wie der Bock.
Sie macht mir bisher, obwohl sie meiner Meinung nach nur die von mir unterstützten drei Mahlzeiten bekommt einen "gleichwertigen" guten Eindruck wie der Bock.
Öfter Anlegen geht nicht, da ich arbeiten gehe (in der Mittagspause lege ich ja schon an), zu den Therapien mit meiner behinderten Tochter gehen muss usw..

Meine Frage:
Die von mir arrangierte Nahrungsaufnahme des Mädels wird doch sicher nicht mehr ewig ausreichen? Sie braucht doch bestimmt bald mehr? "Auf Verdacht" und überstürzt will ich nicht anfangen etwas zuzufüttern. Ich will aber auch nicht erst anfangen zuzufüttern wenn das Mädel schon ggf.schwach ist.
Wann ist der geeignete Zeitpunkt oder genauer: welches sind die ersten Warnsignale hinsichtlich evtl. zu geringer Nahrungsaufnahme? Worauf muss ich achten? Wie eine gut genährte erwachsene Ziege aussehen muss habe ich mir hier zusammengelesen, aber ist das 1:1 auf Lämmer übertragbar? Könnte mir vorstellen, dass die Spanne zwischen "es geht ihm gut" und "es geht ihm schlecht" bei (noch dazu so kleinen) Lämmern wesentlich geringer ist. Gibt es zusätzliche/andere Beurteilungskriterien/Achtungszeichen und wenn ja, welche sind das?
Danke und viele Grüße Kerstin


sanhestar
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Re: Ab wann zufüttern?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

zufüttern bringt erst mit Ende der dritten/Anfang der vierten Woche etwas - es sei denn, Du willst Flasche geben - da sich erst dann der Pansen soweit entwickelt hat, dass feste Nahrung aufgenommen und verdaut wird.

Zufüttern mit Kraftfutter muss langsam aufbauend geschehen, die ersten Tage knabbern sie nur wenige Körner und darf nicht im Übermaß sein (Pansenübersäuerung, Fehlentwicklung der Pansenflora).

ggfs. reicht es schon aus, wenn die Kleine zusätzlich zur Milch Heu und auch Frischfutter aufnimmt (auf Parasitenbefall achten).

Lämmer müssen sich glatt anfühlen, keine vorstehenden Hüftknochen oder Rippen, aber auch kein Monster(bläh)bauch (unterer Bauchraum), dies würde auf Verwurmung hindeuten.

Aktiv, lebhaft, gute Gewichtszunahme (ggfs. täglich oder 2tägig wiegen)


Sabine M.H.
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Ortrud
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Re: Ab wann zufüttern?

Beitrag von Ortrud »

Hallo,
und danke, das hilft mir weiter, danach kann ich mich richten. Diesen Kriterien nach geht es ihr z.Zt. so, wie es sein müsste. Ich werde erstmal weiter machen wie bisher, verstärkt aufpassen und mir endlich mal eine Waage kaufen.

Ursachenforschung für die total unterschiedliche Akzeptanz der Lämmer ist wahrscheinlich sinnlos, obwohl mich so etwas schon generell interessieren würde. Fellfärbung? Mutter und Bock hellbraun/weiß. Mädel schwarz weiß, wie eine Kuh. Erstgeborene war aber das Mädel, wurde auch sorgsam erstversorgt. Wie auch immer...

LG Kerstin


sanhestar
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Re: Ab wann zufüttern?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

hast Du mal das Euter der Mutter untersucht?

Manchmal "geht" eine Zitze schwerer als die andere, das saugen bereitet der Mutter Unbehagen. Da sich Lämmer auf eine Euterhälfte "einschiessen", kann das dazu führen, dass die Mutter den Schmerz im Euter mit dem Lamm verknüpft.


Sabine M.H.
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Ortrud
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Re: Ab wann zufüttern?

Beitrag von Ortrud »

Hallo,

ich habe es nicht untersucht, da ich noch keine Ahnung hatte und mir Experimentieren an der Stelle unangebracht schien. Habe es aber durch den Tierarzt untersuchen lassen, der meinte, es wäre alles in Ordnung, aus beiden Zitzen käme schön Milch.

Die Kleine geht allerdings wirklich nur und ausschließlich an eine (die rechte) Zitze ran. Egal aus welcher Position und wie ich sie ansetze. Da ich immer die Mutter festhalte, weiß ich das genau. Das Böckchen wechselt die Zitzen. Ja, es wäre denkbar, dass ihr (der Mutter) das unangenehm ist. Die rechte Zitze ist dann immer (dann - nach dem Saugen der Kleinen) gerötet, das gibt sich zwar bis zum nächsten Anlegen wieder, aber immerhin.

Denn "Mutter nimmt Lamm nicht an" - so kann ich es auch nicht sagen. Gestern hatte sich die Kleine mal für ein/zwei Sekunden hinter einen Zaun verlaufen und schrie. Die Mutter ist sofort aufgeregt hingelaufen und hat geantwortet. Widerspricht ja eigentlich der Tatsache des Nicht-Kümmerns.

Ja, je mehr ich darüber nachdenke - das mit der Zitze wäre möglich. Das war mir auch schon aufgefallen und ich habe versucht die Mutter so "in die Ecke" zu drängen (ungern, sie ist eine sonst sehr umgängliche Ziege, die mir vertraut, auch wenns komisch klingt), dass die Kleine an die linke Zitze muss. Musste sie nicht. Resultat war eine verstörte Mutter und das Lamm an der rechten Zitze. Vielleicht bekomme ich es hin, dass die Kleine mal die Zitzen wechselt.

Danke!


sanhestar
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Re: Ab wann zufüttern?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

Zitzenwechsel anstreben ist relativ witzlos.

Möglich ist, dass der Bock beide Euterhälften weitgehend leer trinkt und für die Kleine dann in IHRER Hälfte nicht mehr genug drin ist - Mutter geht weiter.


Sabine M.H.
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