Ziegen haben eine "natürliche" Säugezeit von 5 bis 6 Monaten.
In menschlicher Obhut werden Lämmer schon nach 2 bis 3 Monaten Säugen/Tränken auf Kraftfutter umgestellt.
Eher als mit 5 bis 6 Monaten wurde ihn deshalb nicht versuchen auszuwildern, sonst dürfte er eine Energie-Unterversorgung haben, wenn er alleine vom Grünfutter leben muss.
Viel länger würde ich aber auch nicht warten, damit er noch den angesprochen Welpenschutz genießt. Ziegen haben eine ausgeprägte Rangordnung und kämpfen teils aggressiv, besonders weibliche Tiere. Bei Milchziegenherden im Stall wird normalerweise davon abgraten, erwachsene weibliche Tiere zu integrieren, weil es schwere Verletzungen und sogar tödliche Kämpfe geben kann, wenn das unterlegene Tier nicht großräumig ausweichen kann.
Wenn bei euch immer wieder mal Wildziegen vorbei schauen, wäre es natürlich gut, wenn er zu diesen Kontakt haben kann, aber halt so, dass er nicht zu jung mit wegläuft. z.B. ein einem kleinen Gehege aus Knotengeflecht, durch den Zaun.
Je jünger kastriert wird, desto femininer bleiben die Kastraten.
Je später man kastriert, desto bockartiger werden sie und desto wahrscheinlicher wird, dass sie teilweises Bockverhalten beibehalten.
Die gesundheitlichen Aspekte hat Charlotte angesprochen.
Harnsteine sind nach meinem Wissensstand v.a. ein Überfütterungsproblem. Da Böcke aktiver sind als Kastraten verbrennen sie mehr Energie. Deshalb neigen Kastraten bei gleicher Fütterung eher zu Verfettung und Harnsteinen.
Heißt, wenn ihr ihn behaltet und kastriert, solltet ihr auf die "schlanke Linie" achten, wenn er nicht mehr wächst also Zufütterung und Leckerli knapp halten.
Unsere Stierkälber werden von der Tierärztin mit der Burdizzo-Zange kastriert. Sie werden dazu schlafen gelegt und erhalten zusätzliche eine örtliche Betäubung und ein Schmerzmittel. Jeder Samenstrang wird 2 x gequetscht. Das hat bei uns bisher immer zuverlässig funktioniert.
Da wir im Sommer auf der Weide kastrieren, möchte ich keine blutige Kastration, wegen des höheren Infektions- und Insektenrisikos.
Das Thema Brunftgeruch ist nach der Kastration erledigt.
Mag sein, dass das bei unterschiedlichen Böcken unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Bei meiner befreundeten Ziegenhalterin, die ich ab und zu besucht habe, dachte ich immer, was haben denn die Leute immer mit dem Bockgeruch. Der riecht doch auch nicht mehr die weiblichen Ziegen. Bis ich die Tiere dann nach ihrem Tod notfallbetreuen musste und der Bock voll in die Brunst gekommen ist und ich ihn gerade in der Zeit mehrfach fangen musste. Seither ist mir klar, was mit dem Bockgeruch gemeint ist...
Wenn er so stinkt wie "meiner" seinerzeit, dann willst du den nicht als Haustier im Haus oder als Spielkamerad der Kinder haben.
Im Zweifel, falls er Bock bleiben und bleiben soll, müsste er in der Zeit halt ohne Kuschelkontakt ins Gehege.