zu früh gedeckt und glück gehabt

Jotrum
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zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Jotrum »

hallo allseits!

nach langer pause melde ich mich wieder mit einem kleinen bericht und einer eindringlichen warnung: lasst eure ziegen erst auswachsen, bevor sie gedeckt werden! - hier meine geschichte, die grad noch gut ausgegangen ist.

ich habe zwei pinzgauer bergziegen (nicht reinrassig) bei mir, mutter und tochter. die tochter wurde mitte april 2011 geworfen, als einzige überlebende von einem zwillingswurf. im herbst wurde die mutter (Regula) total unleidig, übelgelaunt, tendenziell aggressiv und echt ZICKIG! mir schien es, als wollte sie mit aller gewalt einen bock einfordern.

mitte november haben mich meine mitarbeiter weichgekocht und ich habe der anschaffung eines bockes zugestimmt. ca. 6 wochen war er bei meinen mädels, danach kam er in den kochtopf. bei meinen ziegen herrschte wieder ruhe und auch meine Regula war plötzlich wieder wie ein schmusekätzchen.

natürlich habe ich die warnungen in der ziegenliteratur gelesen junge ziegen nicht zu früh decken zu lassen bzw. vom bock wegzusperren. ich hab das ein wenig zu locker gesehen...

mitte april 2012 war unübersehbar: der bock hat die tochter (Lucy) beglückt, wir waren alle sehr gespannt. alles schien nach plan zu laufen: sie war "zum bersten rund", das euter schwoll an und am 1. mai nachmittags begann das kitzrufmeckern.

am 2. mai um 6.00 früh dann der schock. Lucy stand (wie am spieß schreiend) auf der wiese, hinten standen ihr die beiden beine des kitzes raus. mein mitarbeiter hat sie so entdeckt. 10-15 minuten stillstand, das schreien wurde unerträglich. erst hats mein mitarbeiter mit leichtem anziehen versucht, kein erfolg. mit einem etwas beherzterem ruck zog er einen kleinen bock ans licht der welt und hat so die junge mutter und den bock erlöst.

kurz danach war ich im stall. Lucy war vollkommen geschafft und lag hechelnd in der ecke. der kleine bock torkelte klatschnass und orientierungslos umher, von der mutter unbeachtet. dazwischen die frischgebackene "großmutter" Regula, die das geschehen mit größter sorge und aufregung beobachtet hat.

als der kleine bock (Niki) unbeachtet im stroh gelegen ist, dachte ich mir: ok, wenn wir jetzt nicht eingreifen, dann überlebt er die ersten stunden nicht. zuerst haben wir Niki mit heu trockengerieben und im zum herumspauieren animiert. dann haben wir Lucy an hörnern und beinen gehalten und Niki an die zitze gehalten. (das euter war prallvoll). ich wollte sichergehen, daß der kleine zu seiner portion biestmilch kommt.

endlich war der saugreflex da und ein wenig milch in den maulwinkeln sichtbar. die mutter Lucy wollte ständig ihr kitz wegtreten, die großmutter Regula wollte ständig ihren "enkel" in schutz nehmen. nach zwei stunden durfte der kleine endlich auch so ab und zu von der mutter saufen.

von der mutter wurde er aber anfangs nicht liebevoll gesäubert und angenommen, so hat er bei der großmutter liebe gesucht und versucht dort zu saufen. großmutters hörner haben den kleinen bock daraufhin im hohen bogen durch die luft geschleudert, mir blieb fast das herz stehen...!!!

nachdem sich die frischgebackene mutter Lucy einigermaßen von den strapazen des wurfes erholt hat, kam erstmal das große fressen. danach wurde sie von großmutter Regula zur kinderpflege ermahnt und im kitz sauberlecken geschult.

tags darauf hat der kleine nicht immer sofort zum euter der mutter hingefunden und wurde deshalb voller sorge und vorsicht von der großmutter zur richtigen stelle geschubst. mittlerweile hat mutter Lucy auch schon das beinchen gehoben, damit sohn Niki schön saufen kann.

eine woche nach dem wurf ist der bock schon ordentlich gewachsen, sehr verspielt und lebhaft und die großmutter Regula ist große beschützerin der kleinen familie.

die moral von der geschichte: GERADE NOCHMAL GUT AUSGEGANGEN!!! ohne unser eingreifen und die intelligente und wachsame großmutterziege wäre das ganze sehr schlimm ausgegangen! ein bock hat bei "teenagerziegen" in der fruchtbaren zeit nix verloren!!!

lieben gruß,
Johannes

ps: bitte keine moralpredigten, ich weiß, daß das scheiße war...


Saargauziegen
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Saargauziegen »

hallo dann war deine ziege ca 7 monate habe die erfahrung gemacht das ziegen wenn sie in diesen alter gedeckt werden später eine bessere milchleistung haben als welche die erst mit ca 12 mon gedeckt werden


ElliBesch
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von ElliBesch »

Danke Johannes,

für Deinen ehrlichen Erfahrungsbericht! Ich finde es sehr gut, dass Du diesen Beitrag geschrieben hast. Nicht jeder hat den Mut, auch mal Missgeschicke und negative Erfahrungen anderen mitzuteilen.

Nochmals Dankeschön.

Schönes Wochenende!

Elli&Co #daumen_hoch*


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Not being vegan is a mistake. ^^
Fendt Fan 2
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Registriert: 14.07.2011, 19:39

Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Fendt Fan 2 »

Glaub mir, das Problem hatte ich heuer auch schon..
Nur die Mutter war schon ein Jahr alt (15 MON!) und mochte ihren kleinen nicht..
Mittlerweile lässt sie ihn saufen und "bemuttert" ihn..
Hab nochmal Bilder gemacht:

http://s7.directupload.net/file/d/2878/n2wwxbt4_jpg.htm


http://s7.directupload.net/file/d/2878/3iic8ryr_jpg.htm

Und hier noch mal die Mami!:

http://s1.directupload.net/file/d/2878/5uvnnzxk_jpg.htm

Danke, für die Warnung, aber ich habe schon dazugelernt :D


Jotrum
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Jotrum »

Saargauziegen hat geschrieben:hallo dann war deine ziege ca 7 monate habe die erfahrung gemacht das ziegen wenn sie in diesen alter gedeckt werden später eine bessere milchleistung haben als welche die erst mit ca 12 mon gedeckt werden
hallo erstmal! ich kann das schwer beurteilen, da ich meine ziegen nicht melke, also nicht auf milchleistung aus bin. mir aber schon aufgefallen, daß die junge mutter extrem viel milch hat. vielleicht liegt das aber nur daran, daß beim etwas kleineren körper (nicht ausgewachsen) das euter größer erscheint?

milchleistung hin oder her. ohne unser eingreifen hätten das weder mutterziege noch kitzbock überlebt...


Jotrum
Beiträge: 48
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Jotrum »

ElliBesch hat geschrieben:Danke Johannes,

für Deinen ehrlichen Erfahrungsbericht! Ich finde es sehr gut, dass Du diesen Beitrag geschrieben hast. Nicht jeder hat den Mut, auch mal Missgeschicke und negative Erfahrungen anderen mitzuteilen.

Nochmals Dankeschön.

Schönes Wochenende!

Elli&Co #daumen_hoch*
hi Elli! danke für Dein feedback!! rlg Johannes


Saargauziegen
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Saargauziegen »

hallo johannes
ist ja gut das ihr glück gehabt habt
kann nur aus meiner erfahrung sagen hatten auch schon versucht ziegen erst mit ca 18 monaten zu decken
ergebnis war oft schlechteres aufnehmen und weniger milchleistung,was man am zustand der zickel sehen konnte
zu komplikationen kann es leider immer kommen .
halte auch nur hobbymässig nicht auf milchleistung
ist vielleicht falsch rüber gekommen

gruss


Stony Hill
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Stony Hill »

Tschuldigung...irgendwie hat für mich der Vorgang nichts...aber auch garnichts mit dem Alter der Ziegenmutter zu tun. Ich hatte sowohl im letzten, als auch in diesem Jahr jeweils eine Ziege, die ihr Kitz erstmal nicht angenommen hat. Das kommt vor- vor allem bei Erstgebehrenden. Diese Ziege war definitiv nicht zu jung.
Im Gegenzug hab ich heuer eine Oupss-Lammung mit sogar Zwillingen. Die Ziege ist 14 Monate alt, hat aber beste Muttereigenschaften.

Ich denke, dass man nicht zu früh decken sollte hat vor allem mit dem noch nicht abgeschlossenen Wachstum der Jungmütter zu tun. Wobei ich auch das nicht bestätigen kann, weil besagte Ziege mir noch im Winter als sehr frohwüchsig aufgefallen war- da war sie - wenn ich zurückrechne- schon tragend.

LG Andrea


Helga Geißler
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Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Helga Geißler »

Hallo miteinander,

Jungziegen können phantastische Mütter sein.
Hiermeine Geschichte dazu:

Vor zwei Jahren hatte ich Angst, unsere Ziegenmädchen sind gdeckt worden. Alle Anzeichen sahen so aus. War aber dann, preis den Herrn, nicht der Fall. Sie durften weiter wachsen.
Wir hatten dann einen Jungen gegen ein Mädchen getauscht und mit in unsere Jungferngruppe gesteckt. Jungfern und Bock durch Zaun getrennt. Als wir dann gedacht haben, gut, ihr seid 14 Monate, könnt zum Bock. Freude auf allen Seiten. Unser neues, wirklich hübsches Ziegenmädchen hatte die kürzeste Trächtigkeit in der gesamten Ziegengeschichte. Nach 14 Tagen turnte auf dem Hang ein, nicht größer als ein Eichhörnchen, Ziegenböckchen umher.
n der Walburgisnacht wurden uns die Zäune aufgemacht und die Ziegengruppen waren gemischt, Bock natürlich mittendrin. Wir dachten aber niht, dass diese Stunden fruchtbar sein konnten. Sie war nicht dick, hatte vorher kaum Euter und wir haben nicht gefunden, wo sie ihr Zicklein auf die Welt gebracht hatte. Im hohen Gras, Nachgeburt von den Raubvögeln weggeschleppt - keine Ahnung.
Die anderen Jungfern haben sich auch zur geplanten Deckzeit nicht decken lassen, erst dieses Jahr, einmal eine Totgeburt und bei der anderen Ziege wollten die Alten der jungen Ziegenmutter die Zicklein streitig machen. Die haben wir jetzt - erst vor zwei Tagen - in eine Box geben müssen, damit sie ihre Ruhe hat. Und unsere flotte Lene hat dieses Jahr wieder ein ganz strammes und stolzes Böckchen gebracht. Sie hat zusätzlich noch ein Liter Milch zum Abmelken. Auch die Karo mit der Todgeburt gibt gut Milch.

Viel Spaß mit Eurer Ziegenfamilie
Liebe Grüße
Helga

Viel Spaß bei Eurer Ziegenfamilie.


Uzou

Re: zu früh gedeckt und glück gehabt

Beitrag von Uzou »

Hallo,
in den Leistungszuchten werden von Verbandsseite Frohwüchsigkeit und Frühreife aus verständlichen Gründen gefördert, aber es ist interessant einen Vergleich anzustellen. (Ich glaube gerne nur das was ich sehe). Meine wirklich frohwüchsigen Buren-Milchziegenmixe sind Alle im ersten Jahr gedeckt. (Geboren im Januar gedeckt im September) Und deren Lämmer sind ebenso frohwüchsig und sie können das gut wegstecken. Ich käme NIE auf die Idee da noch ein Jahr zu warten. Bei den Milchziegen sieht es ganz anders aus (BDE`s). Da lasse ich erst ein Jahr später decken und mache das deswegen, weil die Verbände größere Tiere besser bewerten (Exterieurbeurteilung). Der Trend geht halt zu großen stabilen Tieren, obwohl die Milchleistung davon nicht betroffen scheint. Ich hatte vor zwei Jahren eine Jungziege, die durch den Draht schlüpfte, um sich decken zu lassen. Sie ist nun kleiner geblieben als ihre gleichalte Kollegin, gibt aber genauso gut Milch.
Aussagekräftige Versuche zu diesem Thema erfordern natürlich größere Mengen an "Versuchstieren" unter gleichen Bedingungen, denn die Faktoren wie Haltung, Erbmasse etc spielen da ja mit.
Ich fahre also zweigleisig, je nach Veranlagung und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Gruß Marion


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