Unser Sorgenkind Elroy - mache ich etwas falsch?

NachtOile
Beiträge: 21
Registriert: 08.08.2006, 17:03

Unser Sorgenkind Elroy - mache ich etwas falsch?

Beitrag von NachtOile »

Guten Morgen!
Ich lese mich seit einiger Zeit durch das Forum auf der Suche nach Antworten, bin mir aber nicht sicher, ob ich alles richtig mache und würde deswegen gerne Eure Einschätzung erfragen und ggf Tipps und Kritik (Kritik natürlich eigentlich nicht so gerne ;-) )

Eines unserer TWZ-Lämmer hat von Anfang an einen sehr schlechten Start ins Leben gehabt, seine Mutter hatte nach der Geburt ein älteres Lamm angenommen und ihre Zwillinge lagen noch in den Eihäuten, als ich dazu kam #verwirrt#
Das später geborene Mädchen war noch relativ "frisch", der kleine Elroy war schon ganz kalt und matt, wir haben ihn aber erfolgreich immer wieder angelegt und er war zwar klein und kümmerlich, trank aber regelmäßig und entwickelte sich.
Wir ließen sie extra ein paar Tage mehr in der Stietze, nachdem er gut trank haben wir sie dann in die Gruppe gelassen (14 Ziegen, davon inzwischen 8 Muttern mit 13 Lämmern).
Er bekam aber nicht auf die Reihe, welches seine Mama ist und wurde von den anderen Ziegen ziemlich traktiert, wir haben die drei daraufhin eine weitere Woche in eine Stietze gesetzt.
Nachdem wir erneut versuchten, die drei rauszulassen, und er auch gut seine Mutter fand bzw diese sich kümmerte, ließen wir sie in der Gruppe.
Letzte Woche kam der große Sturm, und ich war recht lange nachts im Stall, dadurch fiel mir auf, dass Elroy ganz schwach war, versuchte zu trinken, seine Mutter aber immer wieder weg lief.
Ich wollte ihn mitnehmen, aber er plärrte wie abgestochen und so ließ ich ihn da, um stattdessen Milch etc in den Stall zu holen. Als ich ca 20-30 Minuten später da war, lag Elroy auf der Seite, schlug mit dem Kopf und war vollkommen weggetreten.
Wir haben ihn per Lammretter, mit Glucose-Depots und Vitaminen wieder auf die Beine bekommen, er wohnt seit dieser Nacht in unserer Küche.

Füttern tun wir Bewital Lämmermilch, mit der haben wir sehr gute Erfahrung gemacht, allerdings bei den Schafen, bei Ziegen war es bisher nicht nötig. Der Fettgehalt der angemischten Milch liegt bei 3,45%, das müsste ja für Ziegen passen...

Mein Problem mit Elroy ist, dass er nach wie vor nicht selber trinkt bzw keinen Saugreflex zeigt. Ich habe mit 30ml pro Fütterung angefangen, dann auf 60ml erhöht, was finde ich für ein über drei Wochen altes Lamm ja okay sein müsste. Er hat dann einen sehr vollen Hänge-Bauch (keine Fehlgärungen im Pansen o.ä.) und ich hatte den Eindruck, dass das zuviel sein könnte.
Bei einer Trinkmenge von 390ml/Tag hat sich sein Gewicht von 2.960g auf 3.130g erhöht.
Ich hatte dann die Trinkmenge bei Beibehaltung der 60ml/Fütterung auf 500ml/Tag erhöht, da blieb sein Gewicht aber mit 3.150g nahezu gleich, er wirkte aber sehr matt und hatte einen dicken Hänge-Bauch.
Zeitgleich hatte er jedoch am Hundewassernapf getrunken und davon Durchfall bekommen :pinch: Der ist nun wieder weg, mir fällt aber auf, dass immer wieder Schleim beigemengt ist.
Gestern hat er nur 240ml getrunken, jede Fütterung ist ein Kampf und ich muss aufpassen, dass er keine Milch verschluckt, weil er ständig anfängt beim Trinken zu atmen #falsch#
Trotz der kleinen Milchmenge hat er sein Gewicht halten können, wiegt jetzt 3.177g.

Nun, nach einem halben Roman, meine Fragen:
Soll ich ihn zu größeren Milchmengen "zwingen"? Die Fütterungen sind ja eh ein Kampf, bei noch mehr Milch wird es noch schwieriger.
Soll ich eine Kotuntersuchung machen oder ist es sehr naheliegend, dass es Kokzidien sind und ich sollte direkt vom TA was holen?
Sollen wir lieber auf Kuhmilch umsteigen? Die ist ja aber i.d.R. homogenisiert, das ist doch sicher nicht gut? Oder soll ich versuchen, direkt frische vom Bauern zu kriegen? Da weiß man dann aber nicht, was man sich ggf für Krankheiten in die Herde holt, oder?

Ich bin etwas verzweifelt mit dem kleinen Elroy, unsere bisherigen Flaschenkinder haben alle ganz schnell die Flasche lieben gelernt und gut getrunken, dass es über Tage so ein Kampf ist, kenne ich nicht ;(

Ich würde mich sehr über Eure Antworten freuen!
Liebe Grüße,
Sabine


Ulli
Beiträge: 3007
Registriert: 13.03.2008, 07:18

Beitrag von Ulli »

Hallo!

Hat der TA ihn schon gesehen?

Mein eines Lamm hatte Lungenentzündung, da hat es auch kurzfristig schlecht getrunken . Kann bei deinem was ganz anderes sein, aber bei so kleinen warte ichlieber nicht zu lange...

Meine älteren Lämmer( 4 Wochen) trinken pro Mahlzeit 200 - 300 ml...

Da sie bei der Mutter nur nicht genug bekommen ( Drillinge, erstlammende Ziege) kann es mal weniger sein, aber nie unter 150 .

LG Ulli


Leben ist gefährlich und endet immer tödlich
NachtOile
Beiträge: 21
Registriert: 08.08.2006, 17:03

Beitrag von NachtOile »

Er hat normale Temperatur (38,4°), frisst Heu, Stroh, Gras, ist (für seine Verhältnisse) sehr aufmerksam und aktiv. Atmung ist normal. Am Finger saugt er ein wenig, aber halt nicht an der Flasche. Ein einziges Mal hat er richtig getrunken, davor und danach aber nicht mehr :pinch:


Toshihikokoga
Beiträge: 2059
Registriert: 09.08.2013, 10:35

Beitrag von Toshihikokoga »

Halte ihn statt der Flasche bei einer Ziege an, welche nur ein Kitz hat. Der will vermutlich einfach den Nuckel nicht weil er "Besseres" gewöhnt ist. Ist zwar ein bisschen ein größerer Aufwand, dafür brauchst nichts aufwärmen und abwaschen.

TA würde ich bezüglich des Allgemeinzustands trotzdem mal zu Rate ziehn. Prinzipiell sind Ziegenkitze aber recht zäh und wie du merkst nimmt er auch trotz dem bisschen Milch an Gewicht zu, wenn auch bei weitem zu wenig für eine TWZ.


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Dipla
Beiträge: 2752
Registriert: 17.08.2011, 10:14

Beitrag von Dipla »

Schon mal überprüft ob er ne offene Gaumenspalte hat?


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NachtOile
Beiträge: 21
Registriert: 08.08.2006, 17:03

Beitrag von NachtOile »

Eine Gaumenspalte hat er nicht, danke für den Tipp.

Das mit dem Tierarzt ist hier auf dem Dorf leider ein kleines Problem... :whistling:
Zumal es Elroy wie gesagt vom Allgemeinbefinden her deutlich besser geht, als zuvor bei Mama.

Wir haben fast nur Zwillinge. Eine hat nach einer Problemgeburt zwar nur ein Bocklamm (Fehllagerung, konnten das Zwillingsschwesterchen nur tot heraus holen), das ist aber selber ein wenig mickerig und sie steht selber nicht so gut da. Eine einzige, "wirkliche" Einzel-Mama haben wir, da ist das Lamm aber so groß und kräftig und sie ist die rangniedrigste, dass sie für meinen Geschmack auch zu schlecht dasteht, als dass ich da noch einen "Mitesser" platzieren würde.
Elroy ist auch sehr kälteempfindlich, ich würde ihn noch nicht raus setzen.

Ich habe jetzt eine Kotprobe eingeschickt, da er normale Ködel macht, würde ich da jetzt erstmal das Ergebnis abwarten bevor ich gegen Kokzidien was tue.
Er bekommt jetzt alle zwei Stunden 30ml und ich habe den Eindruck, das bekommt ihm deutlich besser. Er nuckelt immerhin einen Tick und geht nicht gegen an.
Vielleicht muss sich sein Magen erst an die regelmäßigen Milchmengen gewöhnen? Ich weiß ja nicht, wieviel er vorher tatsächlich getrunken hat.
Wieviel sollte er als TWZ denn normalerweise zunehmen?


MichelleM
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Registriert: 02.06.2014, 10:46

Beitrag von MichelleM »

Du hast ja sehr viel geschrieben. Aber wie alt das Lamm nun ist kann ich nicht erkennen.
Weist du ob es Bistmilch bekommen hat und was es bei der Geburt gewogen hat?
Wie geht es der Mutter und dem Geschwisterchen? Was wiegt dieses.
Weist du ob es Frühgeburten waren?
Knabbert er schon an Heu?
Wenn er Hundewasser aus der Schüssel trinkt hast du ihm mal Milch aus einer Schüssel angeboten? Ich weiß dass das nicht gut ist weil die Milch dann im Pansen landet. Aber wenn es keinen Saugreflex hat tut sie das ssowieso. Wäre folglich kein Verlust.
TA oder Tierklinik sind sicherlich für ein gutes Ende für den Kleinen unerlässlich.
Viel Erfolg


Toshihikokoga
Beiträge: 2059
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Beitrag von Toshihikokoga »

"Ich habe mit 30ml pro Fütterung angefangen, dann auf 60ml erhöht, was finde ich für ein über drei Wochen altes Lamm ja okay sein müsste. "


Being a vegan is a missed steak
NachtOile
Beiträge: 21
Registriert: 08.08.2006, 17:03

Beitrag von NachtOile »

Er wurde am 15. März geboren = 3 Wochen und zwei Tage alt :-)
Es war keine Frühgeburt.
Seine Schwester und seine Mutter sind wohlauf, seine Schwester entwickelt sich gut.
Ihr Gewicht hat aber denke ich hinsichtlich seinem keine Aussagekraft, da sie schon bei der Geburt deutlich größer war und von Anfang an sehr gut trank.
Sein Geburtsgewicht weiß ich leider nicht.
Wie ich schon schrieb, frisst er Heu, Stroh und Gras.

Die Milch aus der Schüssel zu geben habe ich versucht, das klappt nicht.

TA oder Tierklinik sind meiner Erfahrung nach in einigen Fällen für ein gutes Ende unerlässlich, in anderen aber eher hinderlich :S und in diesem Fall sehe ich nicht, was unser Tierarzt machen könnte, was ich nicht auch selber machen kann. ;-)
Einen längeren Transport in eine Klinik würde ich ihm ohne Not aber auch nicht zumuten wollen.

PS:
Kolostralmilch hat er bekommen, ja.


Jassi
Beiträge: 1029
Registriert: 26.04.2014, 12:19

Beitrag von Jassi »

Hallo Sabine,

es hört sich ja erstmal gut an, was Du schon alles unternommen hast! Ich hatte vor einer Woche auch ein Lamm, welches mir auffiel, weil es einfach nicht zunahm. Die Mutter kümmerte sich aber. Also habe ich es mit zu den Flaschenlämmern getan, um ihn ein wenig aufzupäppeln. Von Beginn an wollte es einfach nicht die Milch aus der Flasche trinken. Es machte den Eindruck, als verstünde es nicht, was man mit den Nuckel tun muss. Am Finger zeigte es ein klein wenig Saugreflex. Mein erster Gedanke war natürlich, dass es bei der Mutter auch so gegangen war, so dass es kein Wunder war, dass es nicht zunahm. Dem war aber nicht so. Als ich nach 4 Tagen des probierens ihn bei einer anderen Ziege anlegte trank er ganz gierig. Er wollte sich einfach nicht an den Nuckel gewöhnen, so dass er nun immer bei der anderen trinkt (sie muss eh per Hand gemolken werden).

Deswegen würde ich an Deiner Stelle tatsächlich die Ziege mit dem Einzellamm nehmen und ihn täglich anhalten. Und zwar so, dass es die Mutter nicht mitbekommt (also Du hockst Dich zwischen Mutterkopf und Lammhinterteil). Wenn sie einmal nur merkt, dass da jemand anderes trinkt, dann wird sie sich immer wehren. Oder Du nimmst eine der anderen Ziegen, wo Du weißt, dass sie viel Milch hat. Du probierst es ja schon eine ganze Weile mit der Flasche. Ich weiß nicht, ob er die noch annehmen wird. Probiere es zumindest mal, ob er lieber am Euter trinkt, oder ob er allgemein nicht so fit ist, um zu trinken.

Jassi


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