Milchziegen im Neben-/bzw. Haupterwerb?

Dirk
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Beitrag von Dirk »

Grüß Dich Kathrin !
So wie Du hier Deine Situation beschreibst spricht doch eigendlich nichts dagegen mit den ersten Ziegen anzufangen. Du wärst nicht die erste die mit 2 Ziegen anfängt und sich daraus dann was größeres entwicken kann. Du könntest Dich dann auch im Käsemachen versuchen und schauen ob es Dir liegt, solange Du ihn selber ißt und nicht in den Verkehr bringst.

Ist ersteinmal der erste Schritt getan ergeben sich ja oft die nächsten fast von selber. Die Milch bei einer anderen Käserei abzuliefern ist auch eine Möglichkeit , auch da kann sich eine stabile Absatzquelle entwickeln.

Was die Anzahl der Ziegen angeht um davon leben zu können ? Es hat mal eine Zeit gegeben da konnten wir von ca 30 Ziegen leben, das ist allerdings schon länger her. In welchen Bereichen kann man heutzutage überhaupt noch von der Landwirtschaft leben. Ich kenne keinen.
Auch in der Ziegenhaltung mit Milchverkauf oder Käserei geht die Anzahl der Tiere immer mehr nach oben und der Verdienst immer mehr nach unten.
Die Ziege boomt, unbestritten hat aber glaube ich ihren Höhepunkt schon überschritten . Ab jetzt fangen massiv die Probleme an . Preisverfall, Zickleinproblematik, Krankheitsproblematik usw.
Sobald etwas aus seiner Nische gerissen wird machen die Großen Kasse und die Pioniere geben auf.

Trotzdem kann ich Dich nur bestärken den ersten Schritt zu versuchen, learning by doing ist nach wie vor der richtige Weg.
Was den Ehemann angeht, versuch Dir einen zu käsen ....

Viele Grüße Dirk


Zickengeschwader
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Beitrag von Zickengeschwader »

Dirk hat geschrieben:
Was den Ehemann angeht, versuch Dir einen zu käsen ....
Viele Grüße Dirk
Hallo

Was schlägst Du vor, besser roh, oder pasteurisiert? Welche halten denn ungekühlt länger...? :D

Na, Spaß beiseite, das, was Du sonst schreibst, ist das Übliche, was ich halt auch in den anderen Bereichen bei Freunden so mitbekomme.

Ich hab halt mit Erwerbs-Milchziegenhaltung konkret in Holland mal zutun gehabt, als es hier eben noch total rar gesät in Deutschland war und das ist ziemlich lang her. Danach sind mich bei Frankfurt/ Hessen die Leute fast nach Ziegenmilch angesprungen, wenn ich mit meinen Pflegegeißen spazieren gegangen bin.
Daher fehlte da auch so ein bißchen die aktuelle Einschätzung insgesamt. Da habt Ihr schon gut weitergeholfen auf alle Fälle.
Ich hab zwar sowieso nicht vor, in Saus und Braus davon zu leben, aber auch so ein Monobetrieb mit hunderten WDE Hochleistungsmilchbars wär nix für mich in Punkto Lebensfreude.
Als Hobbyhalter hat man halt doch viel mehr Freiheit, was Rassewahl und Wirtschaftsweise angeht. Ich finde z.B. die selten schweizer Rassen so toll.

Tja, was das Kitzproblem und alte Ziegen angeht, seh ich so spontan eine (wenn auch nicht sehr "schöne") Vermarktungsidee im Bereich "Teures Diäthundefutter".
(Auch hier im Forum Gesuch gesehen).
Das könnte einem Halter in Stadtnähe bei Werbung über Tierärzte und Heimtierforen vielleicht noch helfen. Wie da wiederum die Fleisch-Hygienebestimmungen aussehen, kann ich auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass es überall verdammt viele verzweifelte Hundehalter mit Allergiehunden gibt, für die "Lamm und Reis" oft die einzige Rettung ist und Qualitäts-und Frischfutter ist grad "IN".

Viele Grüße, Kathrin


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Juliane
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Beitrag von Juliane »

Hallo Kathrin!

Ich habe mal gelesen, dass sich eine Melkmaschiene erst ab 10 Ziegen lohnt, schon wegen der Arbeitszeit( Reinigung der Melkmaschiene u.s.w.).
In den Sommerferien haben wir einen Ziegenhof besichtigt, der richtig zum Haupterwerb diente. Ich glaube da lebten 70 Ziegen, 107 Zicklein und 3 Böcke. Ob man wirklich so viele braucht weiß ich nicht.
Viele Grüße, Juliane! :)


Wer kennt sie nicht, die Ziegenhalter, die auch noch Gärtner sein wollen? (Seymour)
Dirk
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Beitrag von Dirk »

Hallo Kathrin !
Den Ehemann lieber roh käsen, past. hält zwar länger es gehen aber auch viele positive Eigenschaften kaputt.

Viele Grüße Dirk


Zickengeschwader
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Beitrag von Zickengeschwader »

Dirk hat geschrieben:Hallo Kathrin !
Den Ehemann lieber roh käsen, past. hält zwar länger es gehen aber auch viele positive Eigenschaften kaputt.
Viele Grüße Dirk
Hallo

Gut. Dann wolln wir mal. Und besser ohne Blauschimmel, sieht vielleicht mit der Zeit sonst doch etwas sehr unappetitlich aus, der Herr.....

@Juliane: Danke schon mal. Dass das im Näheren natürlich noch von allen möglichen Faktoren abhängt, ist mir ja auch klar.

Wenigstens weiß ich jetzt schon mal, dass es hier nicht mehr so geht, wie damals in Holland. :D

Viele Grüße, Kathrin


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Jürgen

Beitrag von Jürgen »

hi
so nu hab ich auch mal wieder ein paar minuten , will ja wieder nicht schocken aber die idee mit der milchkanne sammeln ist vom grundsätzlichen ja richtig , nur kannst und darfst du diese milchkanne nicht einfach im stall aufstellen , sondern du brauchst einen kühler einen raum wo die kanne steht der muss nach den neuen vorschricften besonderes eingerichtet sein , ( das alles kannst du bei bedarf nachlesen ) du solltest dich auch keiner ilusion hingeben das man einfach mal so eben milch bei einem milchwerk abgeben kann ,
da gehört ne ganze menge dazu und vorallem ein milchwerk das auch vorallem ziegenmilch an nimmt .

mal davon abgesehen 20 ziegen rechnen wir doch einfach mal eben grob :

20 ziegen = ca 40 liter milch am tag ( soll nur ein durchschnitt sein kann meh kann auch weniger sein )

abgabe an milchwerk = liter ca 0,75€ = 30,-€ am tag * 30 tage =900€

soweit sogut ,
das sind die einnahmen .

nun zu den ausgaben :

heu ca. 5,-€
kraftfutter ca. 4,-€ ( ob hofmischung oder zugekauft )
wasser , mineral div. ca. 1,-€
entmistung , reinigung ca. 0,5€
Tierarztkosten ca. 0,1€

macht zusammen pro tag ca. 10,60 €

nun die hofkosten , davon noch abziehen maschinen geräte arbeitsbekleidung und was noch alles anfällt das sind kosten die individuell anfallen .
ich denke nun siehst du mal so ungefär wie es sich rechnet , das ganze ist aber nu eine beispielrechnung die nichts sagt da der punkt milchabgabe bei der größenordnung fast nicht möglich ist keine molkerei nimmt täglich 40 liter miclh an die möchten min ihre 100 bis 200 liter damit es sich auch für sie lohnt was ja auch verständlich ist .

also tragen werden sich die 20 ziegen selber auf keinen fall das denke ich siehst du auch selber jetzt .

bei der größenordnung würde ich von einem teuren hobby sprechen , ich berechne für die betriebe die ich berate min 60 ziegen bei eigenem verkauf und eigenem verkäsen sowie vermarktung der kitze als fleisch und wurst davon kann dann eine kleine familie leben sofern die belastung für hof und weiden nicht zu hoch ist , das ist wiederum betriebsabhängig ,

wir selber rechnen mit min 100 bis 150 milchziegen damit wir davon leben können das nur am rande , wobei wir auch noch zusätzlich dann mit einer 200 köpfigen landschaftspflegeherde arbeiten .

du siehst also es ist nicht einfach .

bleib am besten bei der falknerei ich würde sofort tauschen grins

und zum feierabend was ich gelesen habe den hast du auch nicht im frühjahr müßen die weiden bearbeitet werden , im sommer das winterfutter reingeholt werden , im herbst winter kommen die kitze , und die fragen nciht nach der uhrzeit , denke mit einem einzelnen falken dem du mal hinterher fahren musst bist du wirklich besser bedient , und alles das nur weil du nicht von zu hause wegziehen willst ? da muss mehr dahinter stecken sei mir nicht böse geht mich nichts an aber das kann nicht der ganze grund sein .

ok so genug wenn du fachlich zu deiner miclhkammer und den verordnungen noch was wissen möchtest kannst du mich gerne anschreiben

grüße jürgen


Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Danke Jürgen für den umfangreichen Beitrag, nun seh auch ich für mich klarer.... :wink:


Jürgen

Beitrag von Jürgen »

hi

gern geschehen , ja bei dir haben sich ja fast die gleichen fragen ergeben gehabt , soll aber nur eine beispielrechnung sein .

grüße jürgen


Zickengeschwader
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Registriert: 23.10.2006, 13:01

Beitrag von Zickengeschwader »

Hallo

Auch ein DICKES DANKESCHÖN an Dich, Jürgen!!!!!

Sollte man wirklich in die FAQ einstellen.

Klassebeitrag und genau das, was ich im Grunde wissen wollte, auch wenn ich vielleicht etwas wirr gefragt hab.....(bin halt ne Frau :D )

Naja, das mit dem Tauschen überleg Dir gut.....
(ich hätte da vielleicht nen BW Job für Dich, wenn Du ernsthaft interessiert bist und die Scheine machst... :D )

Ich weiß nicht, ob das deutlich war: Ich bin mit der aktuellen wirtschaftlichen Ziegensituation nicht vertraut gewesen, weiß nix über Zuchtmanagement was die administrativen Dinge angeht, ich kenne aber Landwirtschaft und auch Erwerbsziegenhaltung, Melken, Vermarkten usw. schon zum Vergleich des Arbeitsaufwands.

Wenn nicht grad Ablammen angesagt ist, hast Du bei Ziegen eindeutig weniger Nervenstress und in der restlichen Landwirtschaft auch, allein schon, weil Du nicht täglich wirklich hunderte Touristen direkt auf dem Gelände beaufsichtigen musst und meistens nur Saison angestellt bist.
Wobei es mir darum nie ging.....
Nur körperlich ist die Arbeit in den meisten Fällen (nicht in allen) härter, als in der Falknerei. Dafür hast Du, wenn Du ernste Probleme hast, die meistens auf dem eigenen Land und mit dem eigenen Vieh irgendwo und nicht nachts, 500km weiter im Hochsicherheitsgarten mit erschlagenem Vogel und den Mandarinenten eines wütenden Millionärs, oder so.... :D :D :D
Ich liebe die Sache trotzdem noch, aber hauptberuflich unter Hochdruck das, oder auch noch selbstständig? Nö, lieber nicht mehr.... :wink:

O.K. gut, wütend werden Millionäre auch ganz gewaltig, wenn mit dem Käse was nicht i.O. war und Ziegen sind auch gern mal unterwegs..... :D

Dann ist es aber auch so, dass die Idee schon eine ganze Weile bei mir im Kopf schlummert, seit Holland eben und ich natürlich Ziegen auch sehr mag. Ich will sowieso weiter auf dem Land leben, also passt das im Grunde ganz gut, jetzt nur so vom Biotop her..... :D

Ich werd es aber erstmal wieder dahinzurückverbannen und mir wohl Ziegen zur Hobbyhaltung zulegen, wie Dirk das vorgeschlagen hat.
Schon allein, weil es hier nun Jemand mit 350 WDEs, oder Saanen in der Nähe gibt.
Diese Phantom hat sich aber noch nicht auf Mail zurückgemeldet und die Internetseiten sind auch noch nicht durchsehbar. Mal sehen, vielleicht fahr ich auch einfach so frech mal hin und frag mal, ob da eine Aushilfskraft für ein Praktikum gesucht wird.

Viele Grüße, Kathrin


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Dirk
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Milchmädchenrechnung

Beitrag von Dirk »

Hallo Jürgen !
Wenn bei Deiner Betriebsberatung für eine kleine Familie ( was ist klein ) bei Herdenaufbau, Stall Um- Aus oder Neubau, bei Milchkammer Um Aus oder Neubau und bei Käsereibau ( die wird in der Regel ja neu gebaut ) und der Aufbau des Absatzes bei der heutigen Marktsituation )auf 60 Ziegen kommst, ist das eine ganz große Milchmädchenrechnung.
Gleichzeitig machst Du die Einschränkung das sich die monatl Belastung klein halten muß ( entweder fällt dann das Geld vom Himmel, man hat sein MIlchkontigent verkauft oder lebt von seinem BIP die nächsten 10 jahre ) . Von der Bank holen darf man sich da jedenfalls nichts .
Dann auch noch Zicklein selbst aufziehen und alles selbst vermarkten ( gibt es mittlerweile etwas unretabeleres als Zicklein zur Schlachtung auf dem eigenem Betrieb großziehen ) und alles am besten ohne Zuschüsse, die gibt es ja nun direkt für Ziegen nicht , wie soll das funktionieren ?

Alleine die Tatsache in welchem Umfang das Kulap und alle anderen Pflegemaßnahmen im nächsten Jahr gekürzt werden soll ( das sind zusammen ca 40 % )werden viele Biobetriebe , auch Bioziegenbetriebe und Schafsbetriebe über die Klinge springen.
Ich könnte unter den jetzigen Umständen keinem ruhigen Gewissens raten, was mit Ziegen im größeren Stiel anzufangen.

Dirk


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