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Moralisches Empfinden bezüglich Schlachtung

Verfasst: 12.02.2013, 14:12
von Dipla
Nachdem ich endlich ansatzweise weiß in welche Richtung ich mit den Ziegen will (Milchleistung) muss ich mich notgedrungen auch von ein paar Tieren trennen und das wird in Zukunft auch immer wieder der Fall sein.
Nachdem der Markt für Lebendziegen verschwindend gering erscheint kommt nach langen Überlegungen also auch der Metzger in Frage. Besch.. genug ist das Thema schon für mich, ich esse nämlich so gut wie kein Fleisch, keine Wurst, ich bin nur ein Käsejunkie und Milch mag ich auch sehr gern. Tja..
Wie geht man damit um, wie verarbeitet man daß man Tiere auch mal schlachten lassen muss?
Letztes Jahr haben wir 2 Böcke schlachten lassen, Nr. 1 habe ich erst angerührt als die Salami schon fast ausgetrocknet war und die Bratwürste gingen dann auch irgendwann. Bei Bock Nr. 2 musste ich wärend dem Essen wieder würgen, ich bekomm das Fleisch einfach nicht hinunter, sehe immer die Augen des Bockes (ein totaler Stinkstiefel) vor mir.
Gibt´s da Tricks, Kniffe, was weiß ich wie man lernt damit umzugehen oder gibt es Menschen die, wohl so wie ich momentan noch, einfach nicht damit klar kommen?

Da wünschte ich mir ich hätte so ein wenig den Abstand wie mein Mann, der isst das mit gutem Hunger in sich rein, witzelt bei den Schafen auch gern mal als "Schnuckenbraten auf 4 Beinen".. ich find´s weniger witzig. Bei mir dürften die Schafe auch alle an Altersschwäche sterben..
Ich oute mich hiermit als total emotionales Weichei... *oops*

Verfasst: 12.02.2013, 14:26
von Yougin
Hey, dipla ich versteh dich total!
Mir graut auch schon vor dem Tag, an dem die ersten zum schlachten müssen. Aber mit der Zeit denke ich geht man da dann nicht mehr so emotional ran, zumindest ist das meine Erfahrung bei unseren Kühen.
Aber momentan habe ich immer noch den Gedanken im Kopf, das es eigentlich der totale verrat gegenüber dem Tier ist.

LG Steffi

Verfasst: 12.02.2013, 14:31
von Dipla
Na das beruhigt mich *oops*

Verfasst: 12.02.2013, 14:35
von ElliBesch
Och Dipla, das braucht Dir garnicht peinlich zu sein!
Ich gehöre auch zu dieser Spezies. Aber ich ziehe meinen Hut vor denen, die ihren Tieren ein sehr schönes Leben gönnen und sie dann auch bei ihrem letzten Weg begleiten können. Nur das ist für mich anständig und respektvoller Umgang mit sogenannten 'Nutztieren'. Sicher, mir wäre es auch am liebsten, dass gar kein Tier geschlachtet werden müsste. Aber dann sollte man - (jeder!) seine Ernährung überdenken- nur auf Fleisch verzichten bringt den Tieren garnix, solange man Käse, Butter , Joghurt und Co. zu sich nimmt.
Dann sollte man eine vegane Lebensweise anstreben, die auch mein persönliches Ziel ist, aber leider esse ich auch noch tierisch leckeren Käse&Co....
( Jedoch was wird dann aus all den Kuh-Schweine und Ziegenrassen etc... nur noch im Zoo anzutreffen oder gäbe es dann massenweise Gut Aiderbichel- Objekte?

Ja, um zu Deiner Frage zurück zu kehren, ich glaube, es liegt auch viel an der eigenen Kindheit. Wo und wie man aufgewachsen ist. Unser Opa erzählte, er hätte (klar, als Landwirt) schon als Kind beim Schweineschlachten, was damals auf dem Hof gemacht wurde, sehr interessiert zugeschaut. Genau so, wenn man als Kind die so genannten Stallhasen- eng eingepfercht, Käfig auf Käfig an Käfig niemals hoppelnderweise im Freien sah und somit mit dem Gedanken aufwuchs- Kaninchen gehören immer in einen Käfig. Und so weiter und so fort. :-o

Für mich als ehemalige Stadtpflanze, aufgewachsen in einer beschaulich, friedlichen und sterilen Kinderwelt mit anonymen Fischstäbchen und Schnitzeln auf dem Teller ist es auch undenkbar, meine eigenen Tiere zu essen.

Ein interessantes Thema, aber mit Tipps kann ich Dir nicht dienen. Höre einfach auf Dein Bauchgefühl und verbiege Dich nicht!

Liebe Grüße!

Elli&Co #freunde#

Verfasst: 12.02.2013, 14:52
von Bunnypark
[quote='Dipla','index.php?page=Thread&postID=164482#post164482'] Bei Bock Nr. 2 musste ich wärend dem Essen wieder würgen, ich bekomm das Fleisch einfach nicht hinunter, sehe immer die Augen des Bockes (ein totaler Stinkstiefel) vor mir.[/quote]

schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin #jubel#

nene...geht bei mir auch nicht - ich darf wegen meiner frau ja nicht mal ein tier dass bei uns aufgewachsen ist einfrieren bzw in unserer küche zubereiten....ich wär zwei köpfe kürzer :wacko:

aber es ist nun mal so dass tiere eben vom menschen gefressen werden...... bei manche in maßen - bei andere in massen...

der tot ist für alle lebewesen ähnlich (doof)- wichtiger allerdings ist das leben vor dem tod.
ich hab ein gutes gewissen wenn meine tiere von anderen gegessen werden, weil ich weiß wie sie vorher gelebt haben
und je mehr tiere aus derartiger haltung gegessen werden - desto weniger müssen in der massentierhaltung ihr trostloses und quälendes dasein fristen
zwar ein tropfen auf den heissen stein, aber es beruhigt mich :-D

Verfasst: 12.02.2013, 14:57
von Dipla
Elli, ganz lieben dank für deine Worte #freunde#
Ich verbieg mich nicht, keine Sorge, so ein Mensch bin ich zwar, aber auch das hat seine Grenzen ^^
Meine Kindheit war eher landlebengeprägt, alle Familienmitglieder außer meiner waren Landwirte, ich bin sozusagen in Stadt- und Landleben groß geworden. Mir war der Umgang mit Tieren nie fremd, mein Lieblingsspielplatz war der Heuboden und auch daß Tiere hie und da gegessen werden war mir klar. Ich komme auch ansatzweise damit klar daß Tiere geschlachtet werden.. nur bei meinen eigenen Tieren, da hapert´s mit dem Durchsetzungsvermögen halt, die sind was "Besonderes". Vermutlich sagt das aber jeder Tierbesitzer der in seinen "Nutztieren" nicht nur einen Nutzen sondern auch Charakter, Liebelei und sonstwas sieht was mich zum Wattebäuschchenwerfer macht. Ich liebe meine Tiere, bin so nah als möglich bei ihnen dran und wenn´s mir bescheiden geht sitz ich halt nun mal im Ziegenstall auf dem Boden und heul den Tieren was vor. Die kommen dann je nach Charakter kuscheln oder schmusen, stuppsen mich an, eine legt sich sogar neben mich (mein Flaschenburenmädel) und nun soll ich da plötzlich ein paar Tiere entfernen...
Aber da ich mich entschlossen habe weitere Tiere dazu zu holen damit ich auch endlich mal MEINE Wunschtiere bekomme müssen jetzt einfach 1-2 Tiere weichen. Interessenten zur Schlachtung gibt´s viele, aber ehrlich gesagt kann ich die dann auch selbst schlachten lassen, da weiß ich wenigstens das es sauber und schnell geht.
Tja.. und wie sucht man dann die Tiere aus? Mir liegt jede am Herzen, jede hat ihre Vorzüge, ihre Nachteile, es gibt keine der ich den Tod wünsche..

Verfasst: 12.02.2013, 15:07
von Martin M.
Hallo Dipla,
warscheinlich fresst ihr mich in Gedanken jetzt alle auf, aber wenn Du die Tiere nicht gut unterbringen kannst, dann hast Du ja keine andere Wahl.
Es ist eben bei uns Fleischessern so, dass dafür Tiere geschlachtet werden müssen.
Wenn ich lese, wie Du Deine Tiere hälst und dass die Tiere bei Dir ein schönes Leben haben, dann gehe ich auch davon aus, dass Du einen verantwortungsvollen Metzger hast, der die Tiere schnell und fachgerecht schlachtet, mehr kannst Du nicht tun.
Es wird jedem schwerfallen der sein Tier schätzt, es zum Schlachter zu bringen, also brauchst Du dich nicht zu schämen.
Leider ist es in der heutigen Zeit so, dass die Tiere keine Wertschätzung mehr erfahren und nur noch Massenware sind, darum sollte jeder so verantwortungsvoll wie Du mit seinen Tieren umgehen, denn es gibt nicht viele, die sich Gedanken darüber machen und das muss man Dir hoch anrechnen.

Liebe Grüße
Martin

Verfasst: 12.02.2013, 15:08
von Ulli
Hallo Dipla!

Ich bin aufgewachsen mit dem Glaubenssatz" Ich bin tierlieb- ich esse kein Tier, das ich kenne!"

Durch die Beschäftigung mit sogenannten "Nutztieren" musste ich für mich erkennen, dass das schlichter Selbstbetrug ist..

Mir ist es lieber, ich kann dem Tier ein gutes Leben ermöglichen- und "überzähliger" Nachwuchs wird gegessen als meine "Tierchen" auf Samt zu betten und das anonyme Supermarktfleisch zu essen.. das bestimmt auch lieber ein LEBEN denn ein DASEIN gehabt hätte.

Bislang habe ich nur eigenes Geflügel gegessen.. ist sicher einfacher als eine Ziege, mit der man doch eine andere Verbindung aufbaut, doch letztendlich wird auch das vermutlich irgendwann auf mich zukommen.. auch wenn ich mir das gerade heute nicht vorstellen kann.

Mein neuer Glaubenssatz ist "ein Leben soll ein LEBEN sein- unabhängig von der Länge des Lebens"

Ich hoffe,das meinen Tieren bieten zu können...

Ulli

Verfasst: 12.02.2013, 15:08
von Uzou
Hallo,

ich bitte meinen Beitrag nicht als provozierenden Sarkasmus auszulegen. Er ist durchaus sehr ernst gemeint! Wenn ich in meinen Gemüsegarten gehe und eine Möhre aus dem Erdreich herausziehe und sie esse, dann TÖTE ich! Auch hier werde ich schuldig, wenn ich esse.

Auch diese Möhre stirbt durch mich! Sie hat auch die Möglichkeit sich zu artikulieren. Ich hör´s nur nicht... Wer mehr wissen will, der lese "Der Ruf der Rose"

Nach der Lektüre dieses Buches, das wissenschaftliche Ergebnisse gegen esotherische Erlebnisse stellt und so jedem etwas bietet, MUSS JEDEM klar sein, dass auch Pflanzen Wahrnehmungen haben (nicht nur Tiere) .

Ich frage mich, ob es richtig sein kann nur Blicke oder Schreie von Tieren zu berücksichtigen und alles Andere zu übersehen. Dann hielte ich das für inkonseqent. Habt Ihr Euch eigentlich mal gefragt, ob hier nicht fernab aller schwarzen Kirchentheologie der Begriff "Erbsünde" eine neue ehrliche Bedeutung bekommt? Da ich gerne Etwas zuende denke, kommt für mich der Verzicht auf Fleisch als Nahrung höchstens aus Gesundheitsgründen in Frage. Ich töte also um zu leben! So ist das für mich! Dennoch will ich nicht verhehlen, dass man sich an´s Schlachten nie gewöhnt, und je älter ich werde, desto schwerer fällt es.

Gruß von einer nachdenklichen Marion

Verfasst: 12.02.2013, 15:41
von Dipla
Hallo Marion,
ich finde deinen Beitrag weder provozierend noch sarkastisch da in ihm die Wahrheit steckt. Den einzigen Unterschied hast du ja schon genannt, eine Möhre hört man nicht, die Ziege schon.
Ein für mich noch wichtiger Unterschied, mit meinen Ziegen habe ich eine sehr enge und innige Bindung, diese könnte ich jetzt z.b. mit einer Möhre nicht wirklich aufbauen.

Das Buch habe ich mir soeben im Onlinebuchhandel bestellt, das hat meine Neugier geweckt.


Ulli, wir werden von Freunden und Bekannten immer wie Mörder an die Wand gestellt wenn wir sagen daß wir das eine oder andere auch mal essen werden. Es gibt zwar Ausnahmen (Enten und Gänse) die nie im Topf landen aber nun ja.. die Schafe haben wir eigentlich sogar hauptsächlich dafür angeschafft. Bei mir gibt´s Ausnahmen, ich esse kein Kalb, kein Lamm, Rind nur wenn ich´s vom Bauern direkt bekomm (gell Martin ;-) ) und wenn bei uns ein Tier sterben muss dann darf es mindestens 1 Jahr alt werden. Es soll alle Jahreszeiten mitbekommen, das ist mir ganz wichtig. Oder nennt es fair.. auch wenn Jungtierfleisch vermutlich besser schmeckt, ich bin´s den Tieren schuldig. Und daß wir uns aufreißen damit es den Tieren an rein garnichts fehlt, das steht außer Frage. Aber eigentlich sollte das selbstverständlich sein *oops*