Preise für Schlachtlämmer/Denkanstoß

schuehlw
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Preise für Schlachtlämmer/Denkanstoß

Beitrag von schuehlw »

Hallo zusammen!
Ostern rückt näher und es gibt Leute, die sich nur einmal im Jahr für Ziegen, bzw. deren Nachwuchs interessieren,
nämlich um sich einen Zickleinbraten zu gönnen.
Damit steigen auch die Nachfragen bei vielen von uns nach Schlachtlämmern.
Sehr oft herrscht Unsicherheit darüber: Was kann ich verlangen?
Da erreichte mich die Anfrage eines Züchters/Händlers mit der Vorstellung: Kitz, Lebendgewicht >25kg, 40-50€
Mal zum Nachrechnen: Bis zum Erreichen dieses Gewichtes hat das Kleine Milch im Wert von 80-90€ getrunken, 1 Sack Lämmerkorn für 10€ gefressen, eine Impfung bekommen, sonstiges Futter, Fleischbeschau usw. und stellt einen wirtschaftlichen Wert von somit ca. 100€ dar!
(Unsere Liebe, Sorge und Betreuung als nicht-wirtschaftlichen Faktor außer Acht)
Ich denke, hier sollte ebenso wie beim Käse der Unterschied zu "Industrieller Herstellung" gemacht werden (s. mein Beitrag dort)
Zweifellos werden auch dieses Jahr wieder Minilämmer und deren Teile als "Abfallprodukte" von Milch-Großbetrieben in den Kühlregalen zu finden sein.
Für mich gilt: Schlachtpreis für Absetzlämmer mit einem Ausschlachtgewicht von 10-12kg nicht unter 10€/kg und ich sag den Leuten auch warum (s.o.)
Andernfalls: Auch ich habe Kochbücher mit interessanten Rezepten!
Was verlangt Ihr denn so?
Liebe Grüße Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
schuehlw
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Beitrag von schuehlw »

...und was finde ich grad? :

Preis: 40 €
56355 Nastätten

ID: 1281583 Gesehen: 231
Aufgegeben am: 04.01.2008
Gültig bis: 03.02.2008


schöne drei haidschnucke 7 monate zu ferkaufen

Telefon: 01701436074


Finn

Re: Preise für Schlachtlämmer/Denkanstoß

Beitrag von Finn »

schuehlw hat geschrieben:Bis zum Erreichen dieses Gewichtes hat das Kleine Milch im Wert von 80-90€ getrunken, 1 Sack Lämmerkorn für 10€ gefressen, eine Impfung bekommen, sonstiges Futter, Fleischbeschau usw. und stellt einen wirtschaftlichen Wert von somit ca. 100€ dar!
wir rechnen anders: milch gehört den lämmern sowieso, wir nehmen nur, was wir selbst benötigen. lämmerkorn geben wir nicht, geimpft wird auch nicht, geschlachtet wird nur für den eigenbedarf als hausschlachtung. somit fällt nur das heu als kostenfaktor an, evtl tierarzt. aber wie gesagt: wir verkaufen kein fleisch.

wenn wir fleisch von bekannten kaufen dann zahlen wir 50.- je stück, egal welches gewicht, die lämmer sind aber dann schon 1/2- 1 jahr alt, also deutlich größer als osterlämmer. reine weidehaltung ohne zufütterung. ähnliche kostenkalkulation wie bei uns. ein anderer bekannter macht alles zu wurst und verkauft die dann. ein weiterer bekannter verlangt 12.-/kg, aber auch halbjährige. hier schlachtet keiner auf ostern sondern alle nach der weidesaison vor dem aufstallen.


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

@Werner: ich weiss ja nicht, wann Du schlachtest und mit welchem Milchpreis Du rechnest. Bei mir sieht die Rechnung anders aus, die Zicklein bekommen nur Muttermilch und Heu, ca. 100 Tage, dann habe ich so um 10 kg am Haken. 100 Tage a 2 Liter = 200 Liter Ziegenmilch, wenn ich die verkäse habe ich 50 kg Ziegenfrischkäse a 20 €/kg = 1000 € ???

also nochmal 200 Liter a 70 cent (Auszahlungspreis Andechser) 140 €, das ist noch ohne Heu...

Also sollte ich für ein Zicklein schon 140 € (also ca. 14 €/kg) erlösen, gehen 15 € fürs schlachten und 7,50 € Fleischbeschau ab. Abnahme nur in ganzen Tieren.

Unser Ziegenhaus Jürgen verlangt online bei Ebay 16,50 € /kg für Keule und 18 € für Rücken, beides Nicht-Bio.

Ich rede von Biolandpreisen. Und selbst bei besagten 140 € je Tier an Ostern! (danach fallen die Preise) ist eigentlich nichts verdient, daher versteh ich die Milchziegenhalter auch die Zicklein mit 10 Tagen für 10 Euro abgeben, obwohl ich es ethisch für unverantwortlich halte.

Von Ziegen leben zu wollen ist meiner Meinung nach eine Illusion, die man nur realisieren kann, wenn man bei ethisch-morailschem Handeln große Abstriche macht.

lg
A.


Dirk
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Beitrag von Dirk »

Hallo !
Der Rechnung von Andreas kann ich nur zustimmen,auch wenn man die Ziegenmilch durch Bio Kuhmilch austauscht sieht die Rechnung in diesem Jahr nicht besser aus. Betrachtet man die Kleinanzeigen hier im Ziegentreff und schaut sich die Anzeigen beim VHM an, bekommt man 1000 Zicklein zusammen die da zur Zeit mit einer bis 2 Wochen angeboten werden.
Zwischen 5 -10 Euro und geschenkt. Aber selbst das ist keine Garantie das man sie auch los wird. Der Versuch sie so loszuwerden ist alle mal besser als sie zu erschlagen doch die Situation in diesem Jahr ist ja erst der Anfang. Spätestens im nächsten Jahr wenn die größeren Betrieb an ihren Zicklein ersticken, werden sie den Tag noch verfluchen als sie mit Ziegen im größeren Stil angefangen haben.
Der gleiche Verlauf zeichnet sich übrigens auch schon beim Ziegenkäse ab. Der Markt wird immer enger.
Auch bei seinem letztem Satz muß ich Andreas recht geben was das ethisch moralische Handeln angeht. War man am Anfang noch hochmotiviert 100 % Zicklein großzuziehen und hat sie an der Mutter saufen lassen, ( zu der Zeit ist man sie auch blendend losgeworden ) ist einem schon fast das Herz gebrochen als man sie aus wirtschaftlichen Gründen Mutterlos mit Kuhmilch aufziehen mußte um nicht pleite zu gehen. Heute trauert man keinem Zicklein mehr nach das von selber gestorben ist.
Das traurige ist allerdings, das es jetzt all diejenigen mit runterreißt, die seit 15 - 20 Jahren sich bemüht haben, mit einer überschaubaren Ziegenherde , artgerechter Haltung und einem guten Bioziegenkäse ihren Lebensunterhalt damit mehr schlecht als recht zu bestreiten und man jetzt feststellen muß, das die Zicklein nix mehr wert sind, die Altschlachtziegen nix mehr wert sind und auf dem Bio Ziegenkäsemarkt der Verdrängungswettbewerb im vollen Gange ist.

Gruß Dirk


schuehlw
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Beitrag von schuehlw »

Na also, dann sind wir uns ja im Großen-Ganzen einig.
Nur hab ich mal nicht mit 2 Litern, sondern 1 gerechnet und nicht den Käsepreis, sondern den Milchpreis.
@Dirk: Dein Satz klingt etwas hart, wenn Du schreibst: "heute trauert man keinem Zicklein mehr nach, das........."!
Musst nicht kommentieren, weiß schon, wie Du gemeint hast.
Es wird immer Leute geben, die zu Dumpingpreisen verkaufen, nur um die Tiere loszuwerden.
Wollte hier nur mal den "Wert" ins Bewusstsein rücken!
Auch der Unterschied, wie und wo so ein Tier aufgewachsen ist, sollte eine Rolle für den Kunden spielen.
Man muss mit den Leuten reden und das klarmachen.
LG Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
Locura
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Beitrag von Locura »

Tschaaa, das ist halt das Problem mit der "Geiz ist geil-Mentalität". Hauptsache billig; egal, wie und wo es produziert wurde.
Eier aus Legebatterien, Milch und Fleisch aus Massentierhaltung...klasse Konzept #daumen_runter#


Girly0815
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Beitrag von Girly0815 »

tja geiz ist geil, man muss aber heute auch so denken. sonst kann man sich bei den heitigen verdiensten nur noch einem im monat einen käse leisten und lebt sonst von wasser uns brot. klar ist es teuer für euch die sachen zu produzieren, aber die meisten leute haben halt nicht so viel geld.

wer das geld hat gibt es aus und kauft was gutes und wer nicht muss halt nehmen was billig ist. der mensch will ja auch überleben. und ohne essen keine leben.


Liebe Grüße aus Adelsberg, von Carola, den Eseldamen Lilly, Emma und ihrer Elenor und den Ziegendamen Goldy und Chipsy und dem kleinen Jacky.
Matscher
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Beitrag von Matscher »

Ja, für viele wär wohl gut, wenn sie wie vor 100 Jahren mal auf nem Hof für Milch und Eier schuften müssten. Der moderne Mensch verdient mitunter nur Wasser und Brot. Kaum einer schätzt unsere Arbeit. Was wir uns seit Jahren anhören müssen, sind dieselben Widersprüche:

Vorwurf 1: Ach nee, wir hatten früher auch Karnickel, aber das lohnt ja nicht bei den Ladenpreisen. Seid Ihr völlig bescheuert? Wofür investiert Ihr täglich Zeit und Geld? Das wär mir zu viel Arbeit! Die vielen Viecher! Und dann noch der Tierarzt. Und was, Ihr schlachtet selber? Pfui Spinne! Wer sowas tut, schlägt auch Kinder! Also ich kauf mein Fleisch ja im Supermarkt.

Vorwurf 2: Wieso wollt Ihr 7 € für die Keule? Bei Netto kostet das Kilo Schwein im Angebot grad 3 Euro. Na, Ihr seid ja unverschämt!

Ehrlich, wir halten´s wie der FINN. Wir verkaufen nach Möglichkeit nichts. Und auf verdutzte Gesichter bring ich oben angegebene Situation mit der Frage "Und nun?" und bekomm dann keine Antwort. Also wills denn doch keiner. Aber Arsch für´s Futter bewegen auch nicht. An solch Themen haben wir mental kaum mehr Interesse. Warum sollen wir unseren Geist mit negativer Energie quälen? Wenn wir mal ein Kitz kaufen wollen, müssen wir auch die üblichen Mindestpreise von 40 bis 70 € zahlen, ungeachtet dessen, ob ein viertel oder drei viertel Jahr alt. Also geben wir lediglich an Freunde das ein oder andere Zickel zur Haltung lebend ab. Als Schlachttiere verkaufen wir gar nicht, da die Tiere weder durch Schächten noch durch Transport Stress haben sollen. Gibts nicht, Ende. Die Nachzucht unserer 10 Alttiere verwerten wir gut für uns selbst, reicht nicht mal zur autonomen Selbstversorgung übers Jahr, wenn man den Fleischkonsum nicht stark drosseln will. Darüberhinaus nutzen wir das Fleisch gern, um für grössere Familienfeiern lecker Essen zuzubereiten, oder im Austausch gegen Naturalien/ Dienstleistungen. So kommen wir ohne das Konsumententheater gut zurecht und der Spass am Hobby bleibt uns erhalten.
Grüsse vom Mathias


Willi
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Registriert: 16.06.2002, 00:00

Beitrag von Willi »

hallo ihrs
also ich als vermarkter für ziegenfleisch, der selber auch kitze aufzieht muß hier mal folgendes einräumen:
- der momentane preis beim endverbraucher liegt bei 10 max 12 euro je kilo geschlachtet am haken zerteilt, mehr kann man nicht verlangen rechnet man die knochen mal weg vom ganzen schlachtkörper ist der preis für das essbare ziegenfleisch schon bei 30 euro je kilogramm.
- habe grade bio- vollmilchpulver bestellt (OMIRA) kostet das aufgezogene kitz mit 12 wochen tränke 52 euro (würde mich mal intressiern wer/was diesen preis an der mutter; bei einem hobbyhalter aufgezogen rechtfertigt).
-schlachthausgebühren sind im moment noch nicht gestiegen: 15 euro zahle ich;
-fleischbeschau ist um 2 euro hochgegangen.
also nehmen wir mal:
12 kg am haken = 120, max: 144 euro umsatz
schlachter und veterinär = 24 euro.
das sind dann 96 bis 120 euro
davon 40 bis 50 euro fürs kitz:
ich hole es ab; ich kümmere mich ums schlachten; ich muß darum schauen wer und wo ich es vermarktet bringe;
ich weiß nicht wo ihr lebt, aber wem 50 euro für ein 25 kg schweres kitz zu wenig sind, dann esst es selber oder eben kümmert auch um die vermarktung.
meiner einer kann auf alle fälle nicht mehr zahlen als der markt zurückgibt.

ps.: 25 kg lebendgewicht ergeben nicht mal ganz 10 kg schlachtkörper, das heisst dem kunden wird es zäher, faseriger, und nach seinem etwas doch gut bezahltem essen: sitzt er dann noch vor einem großen haufen knochen. mal sehen ob der dann nochmals kommt ein kitz für 12 euro das kilogramm bei mir zu kaufen......
msg willi


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