freilebende Wölfe....

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sanhestar
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von sanhestar »

Alewirts hat geschrieben: es hatte schon seine gründe warum unsre vorfahren ihn vertrieben haben .gruß Andy
Hallo,

unsere Vorfahren haben den Wolf nicht vertrieben, sondern ausgerottet. Aufgrund von Vorurteilen, Unwahrheiten, Aberglaube, Konkurrenzdenken (der herrschaftlichen Jäger) und Profilierungssucht.

Früher gingen mit den Herden Hirten raus, um Angriffe durch Raubtiere zu verhindern. Die heutige Koppelhütehaltung ist das Problem, nicht die Raubtiere.

Und ja, ich möchte auch keine Kadaver finden, aber ich werde deswegen nicht gegen die Wiederansiedlung arbeiten, sondern für den Schutz meiner Tiere durch entsprechende Maßnahmen der heutigen, modernen, aufgeklärten Welt (die sich nicht mehr vor dem Wolf fürchten sollte, weil er kleine Kinder frisst).


Sabine M.H.
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Locura
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Locura »

Alewirts hat geschrieben:... es hatte schon seine gründe warum unsre vorfahren ihn vertrieben haben .
Ja...wie z.B. Fehlwissen um ein natürliches Gefüge, Ignoranz und verlogene Schauermärchen!

Der Wolf ist ein Tier, das in unsere Gegend gehört und das von dummen Bauern, die Angst um ihre Schafe hatten, ausgerottet wurde. Dadurch wurde ein komplettes System durcheinandergebraucht...hüppske, woher kommen denn plötzlich die vielen Häschen, die den Salat aus dem Garten klauen?

Wir teilen uns mit den Tieren ein Areal und haben null Anrecht darauf, zu entscheiden, welche Tierart dort zum Vorteil unserer Bedürfnisse und Wünsche ausgemerzt werden muss.


Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
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Die meisten Tiere haben Besitzer - Ziegen haben Personal!
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Nehmt Euch mal die Zeit!!!
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Der Hirte

Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Der Hirte »

sanhestar hat geschrieben:unsere Vorfahren haben den Wolf nicht vertrieben, sondern ausgerottet. Aufgrund von Vorurteilen, Unwahrheiten, Aberglaube, Konkurrenzdenken (der herrschaftlichen Jäger) und Profilierungssucht.
Locura hat geschrieben:Der Wolf ist ein Tier, das in unsere Gegend gehört und das von dummen Bauern, die Angst um ihre Schafe hatten, ausgerottet wurde.
Persönlich liegt mir das Schicksal des Wolfes sehr am Herzen. Deshalb ein Hinweis: Ein ganz wichtiger Punkt, wenn es darum geht, zu einem tragbaren Verhältnis zwischen Mensch und Wolf und damit zu einer echten Chance für dessen Wiedereinbürgerung gerade in vom Menschen weitgehend denaturierten Räumen zu gelangen, ist es, auch die Sorgen von (nicht nur hobbymäßigen) Hirten und Bauern in diesem Zusammenhang ernstzunehmen. Nur so kann überhaupt Verständnis entsehen - zugunsten des Überlebens des Wolfes. Selbstgerechtigkeit ist dabei alles andere als hilfreich. Ebensowenig wie ein moralisierendes Betrachten der Geschichte, das völlig andere Zeiten und ganz andere Umstände aus der Sicht von uns Heutigen wertet. Jedenfalls ist die rasante Naturzerstörung und die rapide Ausrottung von Arten weltweit eine traurige Erscheinung der Neuzeit und nicht das Werk von "dummen Bauern" vorindustrieller Zeiten.
Ob ein für das Überleben des Wolfes unabdingbar notwendiges Verständnis seitens der Landwirtschaft dadurch erreicht werden kann, daß man - womöglich gar als Städter - die geschichtliche Herkunft dieses Standes als von "dummen Bauern" bezeichnet, wage ich sehr zu bezweifeln. Die Angst, welche jene "dummen Bauern" in früheren Zeiten um ihre Schafe hatten, war eine sehr konkrete Angst dieser gerade nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg zumeist bettelarm und in unvorstellbarer Not lebenden Menschen um ihren einzigen Besitz - und damit um die Lebensgrundlage für ihre Familien.
Naturschutz und Naturverständnis gehören zu den wichtigsten Dingen überhaupt. Für mich sind es die allerwichtigsten. Gerade dort, wo infolge von Überbesiedelung der Naturerhalt ein besonders brennendes Problem ist, dort ist es für den Naturschützer auch in besonderem Maße geboten, die Bedürfnisse von Tier und Mensch gleichermaßen im Blickfeld zu haben, um bei letzterem, wo Vorbehalte bestehen, Verständnis herbeiführen zu können.

Grüße aus Portugal!

Richard


Barbara2
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Barbara2 »

Hallo zusammen,
also ich bin der Meinung, dass wir in Deutschland keinen Platz mehr haben für so große Raubtiere wie Wolf oder Bär. Es gibt viel zu viele Leute überall. Ich glaube, dass diejenigen, die es sich romantisch vorstellen, wenn wieder Wölfe in den Wäldern heulen, ganz schnell anderer Meinung sind, wenn ihre eigenen Tiere Opfer werden oder sie sich selbst mal bedroht fühlen. Was da los ist, hat man ja bei Bruno gesehen.
Liebe Grüße
Barbara


sanhestar
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von sanhestar »

Hallo Barbara,

es eignen sich nur wenige Regionen in Deutschland überhaupt noch als Wolfs"refugium", in den meisten Gegenden ist die Besiedlungsdichte schon viel zu hoch.

Aber, mal ehrlich, spürst Du die Wölfe in Sachsen (ist ja auch Deutschland) schon am Bodensee?


Sabine M.H.
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Barbara2
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Barbara2 »

sanhestar hat geschrieben: Aber, mal ehrlich, spürst Du die Wölfe in Sachsen (ist ja auch Deutschland) schon am Bodensee?
Hallo Sabine,
ich glaube, dass es den Sachsen genauso wenig gefallen würde wie mir, wenn ihnen ihre Tiere vom Wolf in Stücke gerissen würden. Ich persönlich hätte kein gutes Gefühl beim Waldspaziergang, wenn ich damit rechnen müßte, einem Wolfsrudel zu begegnen. Dass die Gebiete in Sachsen oder Bayern größenmäßig ausreichen, um Wölfe dauerhaft anzusiedeln ohne dass es zu Problemen mit Menschen kommt, kann ich mir nicht vorstellen. Ich denke, dass da die Waldgebiete z.B. in Skandinavien viel besser geeignet sind.
Gruß
Barbara


Altenberger76

Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Altenberger76 »

Da die Wölfe nun mal bei uns schon eine Weile wieder da sind, muss ich doch meinen Senf dazu geben.

Mein Vaddi wohnt ca. 20 km Luftlinie von der Stelle entfernt, wo der letzte Wolf von einem Auto überfahren wurde. :evil:
Er hatte bis letztes Jahr auch den Hof voller Viehcher und den einzigen Feind den er da hatte war der Fuchs. Es ist richtig, dass die Bevölkerungsdichte sehr hoch ist, im Vergleich zu den Jahren als der Wolf noch "normal" war in D. Auch dass viele Schäfer dort die Schnauze voll habe und den Wolf gern zum Teufel jagen möchten. Aber es gibt auch Schäfer welche das nicht so verbissen sehen. (ha...Wortwitz *oops* )

Der Wolf jagt nicht, wie das Wildschwein, im Garten. Er reißt die Schafe und meistens, so seh ich das, wird ihm das auch ziemlich leicht gemacht. Wenn ich weiß, dass der Wolf sich da rumtreibt, kann ich doch nicht nur 2 Drähte ziehen und hoffen die halten den Wolf ab.

Ich habe Netze gespannt und hatte Strom drauf, trotzdem haben die Wildschweine 7 Stäbe rausgezogen. Und da häng ich manchmal schon dran wie ein Schluck Wasser, an einem! Ich konnte mir nur annähernd ausmalen was passiert wäre, hätte ich die Ziegen und Lämmer draußen gelassen. So waren die Schafe in der Nachbarwiese und die haben wohl nicht viel mitbekommen.

Die Wälder in denen sich der Wolf niedergelassen hat, sind sooo langweilig, da geht man nicht spazieren. Die ganze Gegend ist so was von öde, also nur wenn dein Mann dich loswerden will, fährt er mit dir in die Ecke der Lausitz und geht mit dir dort "spazieren"...nimm auf jeden Fall ein Handy mit, falls dort Empfang ist. ;-)

Fakt ist aber, der Wolf ist nun mal da und er soll auch bleiben... so lange sich manche Menschen benehmen als wären sie "wilde Tiere" hat der Wolf seine Daseinsberechtigung schon laaange erhalten :P

LG
Jeannette


Der Hirte

Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Der Hirte »

Grüß Dich Barbara

Trotz der Überbesiedelung in den Ballungsgebieten sowie überhaupt gibt es in Deutschland durchaus noch Gebiete, die Platz bieten für Wolf, Luchs und sogar den Bären. Die Sache mit Bruno war durch einen zudem noch in die Zeit des sogenannten Sommerlochs fallenden Sensationsjournalismus gepaart mit unfähigem Bürokratismus und geschürter Hysterie zur Irrationalität aufgeblasen worden. Er ist kein Maßstab für Wiedereinbürgerung.
Vor längerer Zeit lebte ich in nördlichen Breitengraden außerhalb Europas in einem Gebiet mit großer Bärendichte. In all diesen Jahren wurde dort nur ein Fall bekannt, daß ein Bär einen Menschen angefallen hat - aber nicht getötet. Mit einem Tritt gegen die Schnauze wurde er in die Flucht geschlagen.
Bären sind faszinierende Geschöpfe. Selbst wenn man ihn nicht sieht, spürt man seine Gegenwart mit einer kaum zu beschreibenden Intensität. Nicht umsonst gilt er vielen Indianerstämmen als wichtiges spirituelles Krafttier.
Selbst wo Wölfe oder auch Bären frei leben, ist die Angst vor Angriffen auf den Menschen in aller Regel unbegründet. Bezüglich Bären sieht es anders aus, wo diese in stark frequentierten Nationalparks die natürliche Scheu vor dem Menschen verloren haben. Ansonsten sind sie und auch Wölfe eben Wildtiere, deren Scheu vor dem Menschen auch nicht viel anders ist als die etwa eines Rehes oder Elches.
Ich stimme Dir aber zu, wenn Du der Meinung bist, daß solche Wiederansiedlungsprogramme oftmals zu idealisiert und vereinfacht angesehen werden. Eine momentane Zunahme, das heißt die Einwanderung oder das Durchstreifen von Wölfen ist vor allem keineswegs ein Hinweis auf eine grundsätzliche Verbesserung der ökologischen Gesamtsituation. Im Gegenteil ist diese gerade in Deutschland vermutlich bereits jetzt auf unabsehbare Zeit unumkehrbar geschädigt, so daß eine Wiederansiedlung von Wölfen lediglich ein zwar sehr interessantes, aber nichtsdestotrotz nur ein Feigenblatt über der Tatsache des durch menschlichen Eingriff in dramatischem Ausmaß zerstörten Gefüges der Natur darstellte.

Grüße aus Portugal!

Richard


sanhestar
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Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von sanhestar »

Hallo Barbara,

Lausitz, Brandenburg, Sachsen leben nun schon seit Jahren mit Wolfsrudeln, teilweise seit Mitte der 90er Jahre (das sind mittlerweile über 10 Jahre Wölfe in Deutschland!).

Es gibt Konfliktpotential aber ich bin mir sicher, dass über's Jahr und deutschlandweit gesehen Attacken von Hunde auf Schafe und/oder Ziegen sicherlich in ähnlicher Häufigkeit vorkommen (nur werden diese nicht medienwirksam ausgeschlachtet).

Mir wird mit Sicherheit ein Schauder über den Rücken laufen, sollte mir irgendwann mal abends im Wald oder auf den Weiden Wolfsgeheul entgegenschallen. Warum auch nicht, als Primat(abkömmling) waren meine Vorfahren vor langer Zeit (sagen wir mal 2 Mill. Jahre) Beute auch für Wolfsrudel und das genetische Gedächtnis ist noch da (warum wohl lösen Raubtiere so enorm emotionale Reaktionen aus, wohingegen die Gefahr z.B. des Autofahrens als "normal" betrachtet wird). Aber danach wird sich doch hoffentlich mein Verstand einschalten, der mich davon abhält, mich wie ein Beutetier zu verhalten.

Überleg' Dir mal bitte Deine Gedankengänge: Du fürchtest, von einem Rudel scheuer Beutegreifer, die jahrhundertelang vom Menschen verfolgt wurden und nur durch meiden des Menschen überlebt haben, angegriffen zu werden aber wagst Dich täglich in den Strassenverkehr, der nachgewiesenermassen Tausende von Menschen, Haustieren und Wildtieren jährlich das Leben kostet.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Der Hirte

Re: freilebende Wölfe....

Beitrag von Der Hirte »

sanhestar hat geschrieben:Es gibt Konfliktpotential aber ich bin mir sicher, dass über's Jahr und deutschlandweit gesehen Attacken von Hunde auf Schafe und/oder Ziegen sicherlich in ähnlicher Häufigkeit vorkommen (nur werden diese nicht medienwirksam ausgeschlachtet).
Genauso ist es. Im nordwestspanischen Galizien mit einem wieder recht guten Wolfsbestand werden die Hirten für jedes von einem Wolf gerissene Tier entschädigt. Da versteht es sich von selbst, daß auch die sicher nicht wenigen von Hunden gerissenen Schafe von den Hirten unter "Wolf" verbucht werden und sich entsprechend in der Statistik niederschlagen. Nicht nur in Galizien, sondern überall, wo es Wölfe gibt und Entschädigung für von ihm - aber nicht von Hunden gerissene Haustiere.
Mir wird mit Sicherheit ein Schauder über den Rücken laufen, sollte mir irgendwann mal abends im Wald oder auf den Weiden Wolfsgeheul entgegenschallen. ... wohingegen die Gefahr z.B. des Autofahrens als "normal" betrachtet wird). ... aber wagst Dich täglich in den Strassenverkehr, der nachgewiesenermassen Tausende von Menschen, Haustieren und Wildtieren jährlich das Leben kostet.
Wolfsgeheul, so schaurig und überraschend es klingt, wenn man es zum ersten Mal in freier Wildbahn - "ohne Zaun dazwischen" - hört, hat mir noch keinen Schauder verursacht, sondern mich immer nur unheimlich fasziniert. Dagegen muß ich sagen, daß es schon ein sehr eigentümliches Gefühl ist, allein inmitten eines einsamen nordischen Urwaldes zu sein und einen Bären zwar nicht zu hören und zu sehen, aber durch seine nicht näher zu beschreibende immense Präsenz doch ganz deutlich in der Nähe zu wissen. Das verursachte mir zwar keine Angst als solche, aber es war eben doch ein ganz eigenartiges Gefühl.
Daß die Menschen sich weit sorgloser in die viel größere Gefahr des Straßenverkehrs wagen als in ein von Bären und Wölfen bewohntes Gebiet, liegt auch deshalb in der menschlichen Psyche begründet, daß man unbewußt davon ausgeht, daß es bei einer derartigen Menge von Verkehrsteilnehmern schon nicht einen selber "erwischen" wird - mit dem Bär im Wald ist es eine "Eins-zu-Eins-Situation". Noch dazu eine solche mit einer gegebenenfalls ganz klaren Opferzuordnung.

Grüße aus Portugal!

Richard


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