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Pferd Joe, 27 J.
Verfasst: 29.01.2013, 10:03
von Laurien+Biene
schreib einfach mal, damit ich's loswerd: Mein Joe hatte vor 2 J. einen Muskelabriß (war nicht dabei, hatte
ihn verliehen, was ich mir schwer vorwerfe), war in Klinik, aber durch Narbengewebe hinkt er seitdem etwas
mit dem rechten Hinterbein, nun hat er vor 'ner Woche wohl einen Schlag von 'nem andern Pferd am linken
Oberschenkel abbekommen - wie er da lief, sah grauslich aus, weil beide Hinterbeine nun lädiert waren,
ich dachte manchmal, er kippt um. Tierärztin schlug Einschläfern vor.
Is schwierig, man will kein Tierquäler sein, nur weil man sein Pferd nich loslassen kann, aber hat auch ein
Bauchgefühl u. kennt sein Tier - ich fand einfach, daß der Joey noch Lebenswillen zeigte. Also alles
aufgeboten: 2. Tierarzt, Osteopathin gleich am nächsten Tag (nich einfach!), Schmerzmittel, 2x/Tag
Bewegungstherapie, Decke drauf, Massage, eig. Stall mit Paddock für ihn abgetrennt (ohne Tränke, also
Wasser schleppen), kontrollierter Weidegang mit ihm allein, - ich seh aus wie ein Zombie, weil ich ja auch
noch zur Arbeit muß u. die Ziegen wollen ja auch wie immer versorgt sein.
Aber: Seit gestern ist sein Gangbild deutlich besser! In der Halle will er sich genüßlich wälzen, seinen
Willen durchsetzen (er hat 'ne Lieblingsweide, wo er immer hin will), u. er wirkt munter, gar nicht
apathisch!
Natürl. wird's erst hoffnungsvoll, wenn er die Schmerzmittel absetzt, dann entscheidet es sich, ob er
auch ohne gut laufen kann, also in einer Woche.
Wenn nicht, sagt der Tierarzt, müßte ich ihn auch nich unbedingt einschläfern, er kommt mit der
Behinderung erstaunlich gut zurecht, aber ich müßte ihn dann neben den andern Pferden halten, nicht
mit ihnen zusammen, weil er nich mehr schnell genug ausweichen u. reagieren kann. Er ist zwar immer
schon ein Eigenbrötler gewesen, der innerhalb der Herde oft eigene Wege geht, aber ich wüßte nicht, ob
ich das dann so machen sollte, so allein is auf Dauer ja nix. :S
Na, das wollt ich nur mal loswerden, Gruß!
Verfasst: 29.01.2013, 10:57
von ElliBesch
Hallo Laurin&Biene,
ich find's sehr gut, dass Du nicht direkt Dein Pferd aufgegeben hast. Kenne mich selbst überhaupt nicht mit Pferden aus, verstehe aber dennoch nicht ganz das Ansinnnen des TA, dass Joe dann quasi alleine leben muss. Ich hatte unlängst eine sehr stark humpelnde Ziege( mittlerweile wieder ok), die in ihrer Krankenphase sehr respektvoll ( fast zärtlich) von ihren Kumpels behandelt wurde( und wer Ziegen kennt, weiß, wie ruppig es manchmal zugehen kann)
Will auf diesem Wege mal fragen, ob Pferde wirklich so 'rangbezogen' oder brutal miteinander umgehen. Es sind doch auch soziale Tiere, oder irre ich mich da?
Ich hoffe in jedem Fall, dass Joe wieder irgendwann mit seinen Kumpels auf der Weide im Herden-Verband sein darf- das wäre wunderbar!
Gib die Hoffnung nicht auf. Ich glaube, gerade im Pferdebereich wird sehr schnell ans Einschläfern gedacht, weil z.B. Rennpferde sonst keinen Pfifferling mehr in den von Dollarzeichen geprägten Augen der Besitzer wert sind.....oder?
Liebe Grüße und alles Gute für Joe!
Elli&Co #trost#
Verfasst: 29.01.2013, 12:52
von Abra K.
[quote='Laurien+Biene','index.php?page=Thread&postID=163825#post163825']Is schwierig, man will kein Tierquäler sein, nur weil man sein Pferd nich loslassen kann, aber hat auch ein
Bauchgefühl u. kennt sein Tier - ich fand einfach, daß der Joey noch Lebenswillen zeigte.[/quote]
Ging mir mit meinem alten Katerchen auch so... und dank Bauchgefühl hatte er trotz altersbedingter Niereninsuffizienz und vollständiger Erblindung durch den grauen Star noch ein paar wirklich schöne Monate -- an Weihnachten ging sogar einer seiner Lebensträume noch in Erfüllung: Er durfte mit am Tisch sitzen und sich den Bauch mit geräuchtertem Lachs und Fondue Chinoise vollschlagen... ^^
Einfach schön, wie du dich um das kranke Pferdchen kümmerst, und noch schöner wär's, wenn du ein wenig Entlastung finden könntest -- Zombiedasein kenn ich auch, das lässt sich aber auf längere Dauer schwer durchhalten... :S
Alles Gute für Joe und dich!
Abra
p.s. Wenn du deinem Bauchgefühl weiterhin vertraust, wird sich die richtige Entscheidung schon einfinden nach dem Absetzen der Schmerzmittel... #trost#
Verfasst: 29.01.2013, 12:54
von Bunnypark
[quote='ElliBesch','index.php?page=Thread&postID=163826#post163826']
Will auf diesem Wege mal fragen, ob Pferde wirklich so 'rangbezogen' oder brutal miteinander umgehen. Es sind doch auch soziale Tiere, oder irre ich mich da?[/quote]
das ist eine frage der gesamtsituation...aus eigener erfahrung weiß ich dass auch pferde, besonders beim fressen, sich selbst der nächste sind :-D
da kann es dann schon mal vorkommen dass ein krankes/geschwächtes pferd dann mal dresche bekommt (und sei es auch nur mittels hufschlag oder biss ins ohr eine "sanfte" zurechtweisung, wobei ein geschwächtes tier nur schwer oder schwerer ausweichen kann)
eine tatsache ist auch, dass bei herden, gruppen oder rudeltierchen gern mal das schwächere/kränkliche unsanft an den rand der gemeinschaft gedrängt wird um als beute (und somit zum schutz des kernes) zu dienen #freunde#
ob eine dauerhafte trennung nötig sein wird, waage ich nicht zu beurteilen (wie gesagt eine frage gesamtsituation die nur der tierhalter beantworten kann) , der TA jedoch hat bestimmt aus vorsicht dazu geraten
Verfasst: 29.01.2013, 13:32
von Zippe
Hast du evt. die Möglichkeit das Tier mit nur einem anderen Pferd, das eher ruhiger ist, zusammen zu stellen?
LG Conny
Verfasst: 29.01.2013, 14:12
von Bolivar
Hallo,
Pferde sind sehr rangbezogen und auch bei unseren verteilen wir das Futter an mehreren Plätzen, damit sich das Gezicke in Grenzen hält.Mit zicken meine ich Drohen, Zwicken und auch Austreten. Ein gehandicaptes Pferd kann dem nur schwer oder gar nicht ausweichen, was dann weitere Verletzungen zur Folge haben kann. Ich finde es daher eine angemessene Lösung, die Tiere so zu trennen das sie noch Sichtkontakt haben, aber Joe halt nicht gestresst bzw. gefährdet ist.
Gruss Michael
Verfasst: 29.01.2013, 14:21
von ElliBesch
Danke!
Michael und Bunnypark für die Aufklärung. Das wusste ich garnicht. Wow- hätte ich garnicht so heftig erwartet. :-o
Dann liesse sich vielleicht der Vorschlag von Conny ggfls. realisieren? Ich hoffe das Beste!
Danke und liebe Grüße!
Elli&co
Verfasst: 29.01.2013, 19:53
von Martin M.
Hallo Laurien,
wenn Dein Pferd wieder besser auf den Füßen ist, fällt ja der Punkt einschläfern Gott sei Dank schon einmal weg.
Und was spricht dagegen, wenn er Schmerzen haben sollte, ein Schmerzmittel bei Bedarf zu geben?
Ich an Deiner Stelle würde es so machen, dass ich Joe entweder wie schon beschrieben mit einem anderen ruhigen Pferd, das vielleicht in der Herde auch gemobbt wird zusammenstellen würde,
oder wie auch schon beschrieben wenn er eh ein Einzelgänger ist in Sichtweite der anderen Pferde alleine stellen, da er ja aufgrund seiner Einschränkung nicht den anderen Pferden ausweichen kann.
Da eine Herde ja das schwächste Glied gnadenlos unterdrückt, würde ich ihn schon alleine aufgrund seines Alters nicht mehr in die Herde einfügen.
Wir haben auch so einen`Oldtimer`, eine 28 Jährige Haflinger Stute.
Liebe Grüße
Martin
Verfasst: 29.01.2013, 19:55
von Cirkle-B-Ranch
hallo,
joe ist doch noch ein junger kerl - unsere nachbarn haben einen ponyhof, die haben einen über 40 jährigen esel und ein pferd,
auch über 40 -dieses pferd hat narrenfreiheit bei allen anderen pferden und ponys (ca. 50) es hat zwar keine zähne mehr und braucht spezialfutter aber,
es läuft den ganzen tag auf hof und weide rum, wie es möchte ...
und die moral von der geschichte - fix mal einschläfern kann jeder - sich verantwortungsvoll kümmern wenn es sinn macht - das zeigt wahre größe !!!
respekt für deine entscheidung - und viel glück für joe
gruß CBR
Verfasst: 30.01.2013, 09:11
von Laurien+Biene
na ja, mein Joey is eben auch ein besonders liebes u. kostbares Pferd, da hätte man (theoretisch) jederzeit ein Kind
draufsetzen u. allein in den Wald schicken können, er hätt aufgepaßt (so hat er's mit mir gemacht, ich saß
vor ihm noch nie auf einem Pferd), ein echtes Verlaßpferd.
Und er sieht auch noch jünger aus, hat schönes Fell, ist sonst in gutem Zustand!Selbst die Zähne gehen noch!
Aber alte Pferde gelten nich so viel, die Versicherg. vor 2 J. meinte, er wär zu alt u. nix mehr wert, da würde
nicht mehr bezahlt für.
Schmerzmittel haben bei einem alten Pferd wohl dolle Nebenwirkungen, wenn er sie zu lange
nähme. Die Osteopathin hat mir für danach einige Globuli-Verordnungen gegeben u. der Tierarzt so'n
homöopath. Pulver, ich muß nur noch mal fragen, ob das alles zusammenpaßt.
Er hat einen besten Freund, der sogar im Rang noch unter ihm steht, mit ihm könnte ich ihn natürl.
zusammenstellen, aber das wär für den viell. nich so fair, der is jünger u. ein Spielehannes, der langweilt
sich mit Joe, der meistens seine Ruhe haben will.
Wir haben 4 Pferde u. 5 Heufreßplätze, aber besonders einer davon ist sehr jung u. extrem dominant,
mit dem wird Joe keine Minute mehr zusammen stehen, das könnt ja jederzeit wieder passieren. Und
Joe in seinem Alter döst auch öfter mal u. träumt, dann isser einfach nich mehr schnell genug in
seinen Reaktionen.
Meine Erfahrg. is, daß Pferde oft keine Rücksicht auf Alter/Krankheit nehmen, außer sie sind
dick befreundet. Aber manchmal isses auch gar nich "bös gemeint", sondern Spieltrieb, Langeweile,
Herde zusammenhalten.
Tierärzte sind viell. auch gewohnt, daß Besitzer ihre alten Pferde gern loswerden würden, anstatt noch
viel Geld reinzustecken. Aber auch die andern hier auf dem Hof plädierten für Einschläfern, der Joey sah
aber auch grauslig aus ;(
Heut hab ich frei, heut kommt Joey ganz lang auf seine Lieblingsweide. Gestern hat er sich gewälzt,
geschnaubt u. auf dem Weg zu seiner Weide - für seine Verhältnisse - ein hohes Tempo drauf :-) , ich
bin eigentl. ganz gut drauf heute!