Ohrmarken - Kontrollen

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-Sabine-

Ohrmarken - Kontrollen

Beitrag von -Sabine- »

Hallo liebes Forum :-)

Aus aktuellem Anlass: Bei mir war gestern ein sehr netter Herr vom Vetamt, Ohrmarken der Ziegen und Schafe kontrollieren. Auf meine Frage, warum der Riesenaufwand an Bürokratie (Marken, Kontrollen, Bestandsregister, HIT-Datenbank, etc..) für ein paar Hobbyziegen bekam ich folgende Antwort:

Im Moment werden vermehrt die Hobbyziegenhalter "verfolgt", da sie meist ohne Ohrmarken sind. Das wiederum ist aber im Seuchenfall ein Problem, da Schafe und Ziegen u.a. offensichtlich gerne Überträger der MKS (Maul- und Klauenseuche) sind, wobei besonders bei Ziegen die Erkrankung auch leicht und unbemerkt verlaufen kann. Wenn es dann blöd hergeht, wird das Virus über die LUFT! in einen Massenbetrieb übertragen und dann entstehen enorme Schäden, da gekeult werden muss und in unserem Landkreis z.B. 120.000 Rinder stehen. Über die Ohrmarke kann dann verfolgt werden, wo die Seuche herkommt - ohne Ohrmarke: Keine Chance.

Der Hauptüberträger ist aber nach wie vor der Mensch, der die Erreger aus den Urlaubsländern mitbringt - per Fleisch z.B. An Flüghäfen wird deswegen eine Menge Fleisch beschlagnahmt.

Und: Die Tierkörperverwertung erstellt Listen, die an die zuständigen Vetämter gehen mit Adressen von Betrieben, wo die Marken bei eingelieferten Tieren gefehlt haben. Die Ämter wiederum gehen dann in die Betriebe und das hat dann eine Geldstrafe zur Folge. Und Betrieb ist JEDER Halter - auch wenn er nur eine Hobbyziege hat.

Und weils so schön passt: Im Haustieranzeiger ist zwischen den Tieranzeigen ein Hinweis, dass nur Tiere mit Ohrmarken gekauft und transportiert werden dürfen. Laut Text aus Viersen. Also scheinen nicht nur die Bayern "den Ziegen auf der Spur".


Zotti
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Registriert: 22.04.2005, 21:24

Re: Ohrmarken - Kontrollen

Beitrag von Zotti »

Hallo

Ich persönlich bin mit der Erklärung nicht einverstanden, da wir in früheren Jahren MKS im Ort hatten und es keineswegs über die Luft, sondern durch den Tierarzt übertragen wurde. Im ganzen Ort waren von 50 Betrieben nur 2 betroffen und der TA war vom ersten in den zweiten Betrieb um nach den kranken Tieren zu schauen und hatte im Ersten die MKS nicht gleich erkannt.

Da ich seeehr misstrauisch gegenüber Behörden bin, würde es mich nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit eine "Seuche" kommt, die die Keulung von Ziegen vorsieht (wie in unserem Nachbarland vor nicht allzulanger Zeit).
Die Tierkörperverwertung nimmt zumindest bei uns, keine Ziegen ohne Ohrmarken mit.

Ziegenmilch und ZIegenkäse ist fast in jedem größeren Laden zu kaufen, da geht es um Marktanteile - und die wollen die Großen. Haben wir doch schon mehrmals in der Landwirtschaft durchgemacht.

Die meisten Ziegenhalter kaufen auch nicht große Mengen an Kraft-Futter aus Übersee für ihre Tiere sind also auch als Devisenbringer nutzlos - sollen wohl den Großbetrieben die Milch- und Käseproduktion überlassen?
Der Markt ist voll, es wird nicht mehr gekauft, also muß der Bedarf und Wunsch der Verbraucher in die richtige Richtung geleitet werden und das wurde ja in letzter Zeit schon mit Keulungen und Seuchen versucht.

Kleinbestände sind hier im Land unerwünscht - ob Ziegen, Rinder, Schafe, Schweine oder Hühner - die Kühe sind meist in Großbetrieben, nachdem der Kleinlandwirt aufgeben mußte und nun wird halt weitergemacht.

Nach Vogelgrippe, BSE, MKS, Blauzungenkrankheit, Ziegengrippe usw. kann mich nichts mehr verwundern.

Gruß Zotti


-Sabine-

Re: Ohrmarken - Kontrollen

Beitrag von -Sabine- »

Zotti hat geschrieben: Da ich seeehr misstrauisch gegenüber Behörden bin, würde es mich nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit eine "Seuche" kommt, die die Keulung von Ziegen vorsieht (wie in unserem Nachbarland vor nicht allzulanger Zeit).
Das bin ich auch. Allerdings geht mein Misstrauen nicht so weit wie Deines.
Die Tierkörperverwertung nimmt zumindest bei uns, keine Ziegen ohne Ohrmarken mit.
Muss sie. Bis 9 Monate brauchen sie keine Ohrmarken, können aber sterben.
Kleinbestände sind hier im Land unerwünscht - ob Ziegen, Rinder, Schafe, Schweine oder Hühner - die Kühe sind meist in Großbetrieben, nachdem der Kleinlandwirt aufgeben mußte und nun wird halt weitergemacht.
Aus Verwaltungssicht: Kleinbetriebe machen mehr Arbeit - es gibt aber nur Personal pro Viehkopf. Aus Landwirtssicht: Die Kleinbetriebe haben aufgegeben, weil sie bei den Preisen nicht mithalten konnten. Bauern rechnen da ziemlich hart.

Rauskommen kann dabei, dass die Ämter relativ "unleidig" zu den Kleinen sind, schlicht, um weniger Arbeit zu haben. Dazu das sinkende Einkommen, wenn die Großen die Preise diktieren: Da muss nicht gleich eine Verschwörung im Gange sein, um zu erklären, warum die Kleinbetriebe immer weniger werden.

Und zumindest hier bei uns will auch klein Kleinbauer irgendwelchen Aufwand treiben oder was ändern, um vielleicht eine Nische zu finden (öko z.B., oder einen gemeinsamen Marketingverbund, oder, oder, oder ...). Sie wollen am liebsten so weitermachen wie bisher, aber mehr Geld dafür haben - und vielleicht noch ein paar Subventionen. Natürlich sind nicht alle so, aber wenn ich mich hier auf dem platten Land so umschaue, dann doch viele.

Der Amtsvet machte einen durchaus glaubwürdigen Eindruck und sagte ja auch, dass der Mensch der Hauptüberträger der MKS ist. Wobei Seuchen bei unseren Massenbetrieben halt einfach eine große Gefahr sind. Versuch mal in einen Stall mit 1000 Schweinen reinzukommen - Du kommst Dir vor wie beim Besuch auf der Intensivstation.

Wobei: Letztendlich ist es egal, warum wir nun die Kennzeichnungspflicht haben: Wir müssen ihr nachkommen, sonst kostet es Geld. Und glaub mir, ich bin KEIN Ohrmarkenfan.


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