Worauf achten bei Packsättel?

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YetiNebelwald
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Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von YetiNebelwald »

Ich wünsche mir auch irgendwann Wanja und Peter einen Sattel auszusetzen und dann mehrtägige, längere Touren mit ihnen zu machen.
Mit der Suchfunktion habe ich schon etwas rumgestöbert, habe mich durch so manchen Internetseiten gewühlt und habe doch noch ein paar Fragen:

Ich habe jetzt im Forum immer nur von den Kreuzen gelesen, also den Packsätteln.
Sanhestar hat eine Bauanleitung auf ihrer Homepage allerdings wußte ich nicht wie er sitzen soll, eher flach, eher spitz, mit welchen Stellen wo, etc.
Da es aber ein paar Probleme mit der Anleitung gab empfiehlt sie nur noch die aus dem Shop
-Ich hoffe das ist richtig wiedergegeben, ich will nichts falsches erzählen-

Auf anderen Seiten, bei Sätteln bei Lamas, Pferden oder Maultieren habe ich aber auch schon gelesen, dass diese Sättel manchmal schlecht sitzen.


Auf der anderen Seite habe ich die Packtaschen gefunden, die so aussehen wie Fahrradtaschen, ohne Kreuz.
In der tierischen Wandertruppe von Judith Schmidt ist beides unterwegs.


Welche Art von Sattel ist jetzt für was geeignet, was für was besser?
Was sind die Unterschiede?
Probleme, Vorteile?
Wer hat Erfahrungen?

Mir sind die Packtaschen sympathischer (kleiner verpackbar und bisher nichts gelesen von schlecht sitzen).
Ohne Schleichwerbung zu betreiben (@Admin sonst nimm es wieder raus) wollte ich euch drei Taschen zeigen die ich so recherchiert habe und euch nach euer Meinung und evtl. Erfahrungen fragen.

http://www.lamashop.ch/miniDE.htm
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wildnis-ausruestungen.de/htm ... gen.de/htm ... ksack.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wildnissport.de/oxid.php/sid ... id.php/sid ... 1.87380861</a><!-- m -->



Vielen Dank
gute Nacht

Jakob, der Baum


Der kleine grüne Mann in meinem Kopf fragt mich woher ich weiß, dass er grün sei....

Freund des Pukas
sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Jakob,

wie der Sattel zu sitzen hat, beschreibe ich im Handbuch für Packziegen, auch, wie man korrekt sattelt - das findest Du als Fotoreihe auf meiner Homepage unter "satteln und packen".

Ich rate mittlerweile von selbstgebauten Sätteln ab, da ich mehrmals Rückmeldungen über schlecht sitzende Sättel aus Eigenbau erhielt und auch zwei - nach der Bauanleitung von einem Bekannten - gebaute Sättel hier liegen habe, die von der Passform viel zu ungenau sind. Zum Sattelbau gehört nicht nur die Bauanleitung, sondern ein generelles Verständnis über Sinn und Zweck eines Sattels, Aufbau, usw. (wie es sich oft erst durch Praxis, z.B. reiten, Sattlererfahrung, etc. ergibt). Da eines meiner Anliegen ist, dass die Tiere schonend genutzt werden, kann ich die Anleitung zum Selbermachen nicht mehr mit gutem Gewissen vertreten. Hinter den fertig gebauten Sätteln stehen über 30 Jahre Erfahrung mit dem Packen von Ziegen.

Bei reinen Packtaschen stellt sich das Problem, dass das Gewicht der Packlast punktueller auf der Wirbelsäule liegt. Es ist weniger schonend, anstrengender und rückenschädigender als das Packen mit Sattel: Druckstellen stellen sich schneller ein, die Tiere ermüden schneller und Du kannst weniger Gewicht laden als mit Sattel.

Zu den genannten links:

Nr. 1: sieht ganz gut aus, ist, wenn ich es richtig sehe, ein sog. Softsattelsystem = weicher Sattelbaum, wie es für die Llamas ausschliesslich eingesetzt wird. Hierzu gibt es kontroverse Diskussionen. Weiche Sattelbäume sollen sich zwar besser der Körperform anpassen, verformen sich aber unter Last auch stärker als ein starrer Baum (Holz oder Metall). Die Packer in USA, die grosse Lasten transportieren, raten durchweg von einem Softsattelsystem ab.

Bei diesem System fällt mir auch der enorme Preis auf. Du hattest mich damals angeschrieben bzgl. Selbstbau, weil Du Geld sparen wolltest dieses System kostet rd. 300 EUR (umgerechnet aus CHF).

Nr. 2 und Nr. 3: Hundepacktaschen sind für eine andere Rückenform und Zuladung konzipiert. Hunden lädt man deutlich weniger Gewicht auf als Ziegen, daher können Hunde mit einem reinen Packtaschensystem beladen werden. Auch werden Hunde nicht so gross wie Ziegen und die Systeme passen ausgewachsenen Ziegen nicht mehr.

Was mir beim Manta nicht gefallen würde, ist die "einseitige" Belademöglichkeit durch einen zentralen Reissverschluss. Da schüttelt sich vieles durcheinander, während bei einem zweigeteilten System die Ladung klar getrennt werden kann. Auch sehe ich Rutschgefahr. Details zur Begurtung kann man den Fotos leider nicht entnehmen.

Zum Ruffwear: ist generell eine sehr gute Marke, aber auch wieder nicht billig. Hier sehe ich Probleme bei der Begurtung vorne (Brustgurt, Gurt für zwischen die Vorderbeine). Der Brustgurt wird vermutlich zu kurz sein für Ziegen, den Gurt zwischen den Vorderbeinen brauchst Du überhaupt nicht, dürfte Dir Probleme beim Beladen machen.

Zum Platzproblem, das Du ansprichst: alle Packtaschen kann man leer klein zusammenfalten; Packsättel nehmen nur wenig Platz weg, man kann sie übereinander stapeln oder an eine Wand hängen.

Wenn Du Geld sparen willst, näh' Dir Packtaschen selber und verwende meinetwegen ausgediente Sattelunterlagen von Pferden (billig auf Reiterflohmärkten, ebay), die aber bitte dick genug sein müssen, als Sattelunterlage für die Sättel. Aber spare NICHT am Sattel!

Ich weiß, dass ich quasi ein Monopol habe mit der Packausrüstung, daher scheue ich mich oft, die Ausrüstung offen anzubieten, aber ich habe die Sättel jetzt seit Jahren im Einsatz, kenne andere Systeme aus USA und weiß mittlerweile, dass die Sättel gut sind und das Anfängersystem auch vom Preis/Leistungsverhältnis akzeptabel ist (der Hersteller bietet eine LEBENSLANGE Garantie auf den Sattel, ist der Sattel beschädigt, wird problemlos ersetzt). Zwei der Kiefernsättel würden Dich zusammen knapp 100 EUR kosten. Zwei Paar selbstgenähte Packtaschen aus Segeltuch (schwerer als Goretex, aber nicht so teuer), Gurtband, Schnallen - ca. 30-40 EUR plus Arbeitszeit; Sattelunterlage: ????, abhängig von Deiner Findigkeit.

Zwei der Llamaausrüstungen: ca. EUR 600,-- plus Zoll und Porto
Zwei Mantasysteme (Du wirst die grösste Grösse nehmen müssen): EUR 230,--
Zwei Ruffwearsysteme ca. EUR 250,--

Das Mantasystem endet bei 55 kg - Deine Böcke werden vermutlich ein höheres Endgewicht erreichen und sich bei ca. 70-90 kg einspielen. Also musst Du in einigen Jahren ein anderes System nachkaufen. Dto. für's Ruffwear.

Und zum Schluss: zuladen bitte erst mit dem Beenden des 3. Lebensjahres (reines Satteltraining kann schon ca. 6 Monate früher starten) zur Schonung der Wirbelsäule und Wachstumsfugen der Knochen und damit längere Nutzbarkeit und Gesundheit Deiner Ziegen.

Gruss


Sabine M.H.
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Judith Schmidt
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Beitrag von Judith Schmidt »

Hallo Jakob,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Packsattel, den ich über sanhestar in den USA maßanfertigen habe lassen, perfekt sitzt. Da wackelt nix und rutscht nix. Dieser Packsattel ist von all unseren Packsätteln (auch Esel) bisher der Beste.

Unsere Zwergziegenmischlinge tragen Hundepacktaschen. Warum? Da die Zwerge ohnehin nur 2 Kilo tragen, wenn überhaupt, reicht das für unsere Belange aus. Ein Packsattel aus Holz, hätte leer schon fast diese 2 Kilo ;-) .
Die Hundepacktaschen haben den Nachteil, dass sie ganz schnell verrutschen, wenn das Gewicht nicht genau ausgewogen ist.

Ich kann dir aus meiner Erfahrung von sog. Softsätteln und Co abraten. Ein gut passender Holzpacksattel ist das A und O.


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

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YetiNebelwald
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Beitrag von YetiNebelwald »

Wow, danke auch hier wieder für die guten nachvollziehbaren Erklärungen.
Die Empfehlungen gehen ja ganz klar Rcihtung Sättel.

Das die Taschen weniger fassen als Sättel war mir klar, allerdings bin ich jemand der versucht mit möglichst wenig auszukommen (habe schon wieder viel zu viel in meinem Zimmer..) und auch merkt, dass ich immer weniger brauche wenn ich z.B. unterwegs bin oder sogar im Wald schlafe.
Daher wollte ich die beiden auch nicht so schwer beladen. Ich will ja auch auch noch was tragen sonst fände ich es ungerecht.
Ich arbeite viel an der Beziehung den beiden zu mir und habe so meine Probleme wenn es ums Treiben mit Rute oder dem voll beladen geht. Auch wenn ich nicht verstehe ob meine Interpretation der Beziehung auch von den beiden so gedeutet wird, aber das ist etwas anderes.

Sanhestar: Die Erfahrung im Sattelbau war vielleicht genau das was ich mir erhofft habe mit der Frage mit welchem Winkel er sitzen muß. Aber verstehe, dass man das weder in ein paar Sätze fassen kann noch unbedingt immer will.

Peter müßte inzwischen drei Jahre sein, Wanja geht auf die zwei zu. Schwer beladen will ich sie ja sowie so nicht und hätte auch erst nur mit dem Satteltragen (höchsten ne Jacke rüberwerfen) bei beiden angefangen und wenn dann Peter beladen (habe deine Beiträge und auf deiner Hompage ja auch nen bisschen was gelesen - und gemerkt!)

Judith Schmidt: Danke für deinen Erfahrungsbericht. Zu hören, dass der Sattel besser sitzt als alle anderen Sättel oder Taschen beinflusst meine Wahl zwischen Sattel oder Tasche nicht - aber ich glaube ich werde den beiden einen Sattel besorgen :D

Was heißt den maßangefertigt? Wie schickt man den die Maße eines Ziegenrückens in die USA? Und was hat die Anfertigung gekostet?

Danke schön und schöne Grüße aus dem Reich der Teutonen
Der Baum


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sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Jakob,

der Sattel für Judith's Bock musste maßgefertigt werden, da es sich hier um einen Zwergziegen-Mix handelt. Die Standardsättel waren für ihn zu groß. Also haben wir ihn vermessen und die Maße nach USA geschickt.

Bei Grossziegenrassen muss man das meistens nicht tun, es sei denn, es handelt sich um Tiere mit extremem Körperbau (sehr schlank, sehr kräftig, sehr viel grösser als normal, kleiner als Standard).

Bzgl. Winkelung: die Sättel haben eine Standardwinkelung der Tragkreuze von 88° für die Rippenwölbung. Aber gerade HIER schleichen sich die Fehler ein beim Selbstbau. Und was soll ich machen, wenn's nicht umgesetzt wird, obwohl ich es in der Anleitung angebe und auch noch darauf hinweise, wie die Passform überprüft werden kann, BEVOR endmontiert wird .....

Hast Du Dich denn überhaupt schon durch die Bauanleitung gearbeitet? Sie ist etwas unstrukturiert aber alle nötigen Abmessungen, etc. sind darin zu finden.

Zum Treiben mit Wanderstab: es geht hier nicht um schlagen oder Schmerzen zufügen, sondern um dirigieren, touchieren (berühren), Kontakt halten, Disziplin in die Gruppe bringen. Bei zwei Ziegen mag es noch angehen, aber geh' mal mit 6-8 (oder mehr), da MUSS eine Ordnung eingehalten werden, sonst endet's in Chaos und Gefährdung. Stell' Dir mal vor, Deine zwei beschliessen, vollbeladen an Dir "vorbeizuschrammen" (Packtaschen im Kreuz machen nicht soo viel Spass) und das evtl. noch an einem Engpass. Oder sie achten nicht auf Spaziergänger, halten an einer Strasse dann doch mal nicht an, weil's z.B. zu einem bekannten Rastplatz geht und sie schneller wollen als Du, etc.

Wenn Du für Dich alleine unterwegs bist, wirst Du vermutlich ihre Tragkapazität nicht ausschöpfen können, aber schon, wenn's um eine grössere Gruppe geht (wie jetzt von Dir beschrieben), macht es Sinn, Zuladungsmöglichkeiten zu haben.

Gruss


Sabine M.H.
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YetiNebelwald
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Beitrag von YetiNebelwald »

Sanhestar:
Bei Grossziegenrassen muss man das meistens nicht tun, es sei denn, es handelt sich um Tiere mit extremem Körperbau (sehr schlank, sehr kräftig, sehr viel grösser als normal, kleiner als Standard).
Was sind die Standards?
Ich überlege jetzt auch konkret einen Sattel zu kaufen.

Meine beiden sind recht unterschiedlich in Statur und Größe, morgen versuche ich mal zu messen...
Könnte man auch einen Sattel für zwei Tiere nutzen, dann wäre immer einer unbeladen, an sich ja nicht verkehrt.


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sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo,

unter den Standard fallen die Milchziegenrassen. Reine Burenziegen können einen zu breiten Rücken haben, bei Walliserziegen konnte ich schon beobachten, dass für die Rückenform eher für einen Sattel mit engerer Kammer (die Weite des Rückens) geeignet ist.

Der Standard beginnt ab einem Körpergewicht von 60 kg bis hoch zu ca. 100 kg (drüber bzw. drunter sollte über Maßanfertigung nachgedacht werden).

Ich verwende 4 Sättel bei 6-8 Ziegen (also nicht für jede Ziege einen eigenen Sattel), man muss ggfs. die Begurtung anpassen und sich auch merken, welcher Satteltyp (ich habe drei im Einsatz) auf welchen Typ Ziege passt.

Das "Bäumchen-wechsel-Dich-Prinzip" wende ich auf langen Touren auch an, gerade bei den Jungziegen, die noch nicht voll im Training stehen.

Gruss


Sabine M.H.
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Bolivar
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Beitrag von Bolivar »

Hallo all,
keine Kritik sondern nur als Ergänzung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.alpakas-am-teuto.de/50907897 ... e/50907897 ... index.html</a><!-- m -->

Ich kenne verschieden Packsattelarten und das mit Holz sehe ich bei Lamas noch am häufigsten.Wobei hier auch geschaut werden muss wie das einzelne Tier gebaut ist.Beim Softsattelsystem ist mir auch aufgefallen
das er rutscht bzw. abgeschüttelt wird,was aber sicher auch daran liegt wie er befestigt wird.Wir gewöhnen unsere Lamas und Alpakas derzeit daran "etwas" auf dem Rücken zu tragen.Und wir werden dann Holzsättel auflegen.

Gruss Michael


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Michael,

das Zwei-Gurt-System dieser Sättel wird bei Packziegen kontrovers diskutiert (Druckstellengefahr). Bislang habe ich den zweiten Bauchgurt noch nicht gebraucht, das Hinterzeug jedoch schon (fehlt bei dem Alpaka-Sattelsystem).

Gruss


Sabine M.H.
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Beitrag von Bolivar »

Hallo Sabine,
ich denke grundsätzlich das man die Tierarten unterscheiden sollte ( das mit den zwei Gurten ist ein gutes Beispiel dafür ) und innerhalb der Arten von Tier zu Tier abwägen bzw. den Sattel anpassen sollte.Ich als Lamahalter kenne die Sättel für diese Tiere,bei Ziegen würde ich das nicht übertragen,sondern mich anLeute wie dich #damdidam# #daumen_hoch* wenden,bevor ich herumexperimentiere *oops* ;-) .

Gruss Michael


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