Worauf achten bei Packsättel?

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sanhestar
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

Dein Tierarzt hatte definitiv keine Ahnung davon, wie Packsättel liegen müssen. Wenn ein Tierarzt keine Erfahrung mit Packtieren hat (Maultiere, Esel, Pferde), kann er das nicht beurteilen.

Ich mach es Dir einfach. Schau Dir die folgenden Bilder von passenden (!) Packsätteln bei Grossziegen an und dann nochmal Deinen (alten) Packsattel:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.buttheadpackgoats.com/sitebu ... com/sitebu ... 87x235.jpg</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.goatpacking.com/saddlecloseu ... pg</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.working-goats.de/images/gull ... pg</a><!-- m -->

hier noch was mehr zum satteln und packen
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.working-goats.de/index.php?o ... ndex.php?o ... &Itemid=40</a><!-- m -->


Sabine M.H.
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Polaris
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von Polaris »

Michaela1996 hat geschrieben:mein selbst gebastrlter sattel =) <!-- m --><a class="postlink" href="http://blingee.com/blingee/view/1182559 ... ie</a><!-- m --> sehts euch an
Hallo Michaela, erst einmal: Danke fürs einstellen des links - an Hand der Diskussion können wir ja alle etwas lernen. Und schön, dass Du inzwischen einen anderen hast - denn ich finde auch, dass Dein Tierarzt offensichtlich keine Ahnung davon hat. Meine Erfahrungen stammen zwar von Equiden (Pferde, Muli), aber ich denke man kann sicherlich ein paar grundsätzliche Dinge übertragen, was die Packsattellage betrifft:
Der Sattelbaum sollte entweder soweit hinten liegen, dass das Schulterblatt sich im Gehen frei bewegen kann, ohne damit in Berührung zu kommen (das Schulterblatt sieht man, kann es aber noch besser ertasten - und es verschiebt sich, wenn Du den Vorderlauf der Ziege nach vorne hochnimmst - das sollte ohne Kollision mit dem Baum möglich sein). Oder aber er wird vorne weiter, ist also vorne nach aussen "geöffnet" und gut abgerundet, damit sich das Schulterblatt darunter bewegen kann. In jedem Fall sollte aber ein dickes (mein Bauchgefühl sagt mind. 4 cm) Polster, z.B. aus Filz, drunter.
Hinten sollte der Sattelbaum möglichst nicht über den hintersten RippenANSATZ hinaus ragen, manche sagen auch bis zum hintersten Rippenbogen - geht wenn der Schwerpunkt des Gepäcks eher vorne ist vielleicht auch noch, finde ich aber weniger gut. Auch den solltest Du ertasten können.
Ganz spannendes Thema für mich :-) - zum Üben und Ausprobieren werde ich wohl erstmal die Palisade-Packtaschen von meiner Hündin nehmen - falls sie überhaupt passen. Aber wenn dann wirklich Gepäck drauf soll auf meine neuen Packtiere, wird es auf jeden Fall auch ein richtiger Packsattel!
Ganz toll finde ich im Pferdebereich die neue Entwicklung mit Luftpads: Da gibt es für bestimmte Sättel Pads, die sozusagen ThermaRest-Luftkissen in Form der Sattelbaum-Auflagefläche haben. Die legt man voll aufgeblasen auf das eigentliche Polster, dann den Sattel drauf, dann macht man die Ventile auf und zieht den Bauchgurt leicht an. Dann macht man die Ventile wieder zu (vor dem Aufsteigen/Bepacken). Dadurch ergibt sich ein ganz dünnes Luftpolster, was durch das Luft-Ablassen zwischen Gurten und Aufsteigen (und auch dadurch, dass in der Matte eine Struktur ist und nicht nur eine "lose Luftblase") aber nicht zu dick und wabelig ist. Wenn es das auch für Ziegen gäbe #daumen_hoch* ... Dadurch können sich die Rückemuskel unter der Auflagefläche meiner Ansicht dann noch freier bewegen als unter einem "normalen" dicken Pad.
Aber glücklicherweise haben wir ja wahrscheinlich alle eh nicht vor, unseren Meckerlingen zu viel Packgewicht aufzubrummen *fg*


Polaris
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von Polaris »

Noch etwas, was mir gerade an dem Zwergziegenfoto mit dem selbstgebauten Sattel auffällt: Die beiden Holzleisten die auf den beiden Seiten der Ziege von vorne nach hinten verlaufen um das Gewicht gleichmäßig über den Rücken zu verteilen, liegen viel zu tief auf. Sie sollten deutlich weiter oben auf den Rippen rechts und links der Wirbelsäule liegen. So wie es aussieht kann die süße Maus wahrscheinlich noch nicht mal richtig tief Luft holen, denn dafür müssten die Rippen im unteren Bereich nach außen gehen. Und der untere Bereich der Rippenbögen ist ausserdem auch nicht sehr tragfähig... Gut, dass Zwergie einen neuen hat #daumen_hoch*


Polaris
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von Polaris »

Hallo sanhestar,

sind hier <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.buttheadpackgoats.com/sitebu ... com/sitebu ... 87x235.jpg</a><!-- m --> die beiden Trachten (so heißen die seitlichen Bretter, oder?) nicht falsch herum angebracht? Ich kenne es so, dass die mittige Einbuchtung, die auf dem Bild nach oben zeigt, eigentlich nach unten zeigt um mehr Platz für die mittleren Rippenbögen bei der Atmung zu gewähren. Verstehst Du was ich meine? Ist das bei Ziegen anders?


sanhestar
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von sanhestar »

Hallo Polaris,

bei den Ziegenpacksätteln liegt die offene Wölbung immer oben. Die Sättel sind nach den amerikanischen Sawbuck-Sätteln entworfen worden, die ein etwas anderes Design haben, als europäische Packsättel.

Bzgl. Deinen Ausführung, wo ein Sattel zu liegen hat, muss man bei Ziegen aufgrund des kürzeren Rückens (Ziegen haben weniger Brustwirbel als Pferde) auch Veränderungen zulassen.

Ja, die Schulter muss entweder frei sein oder der Sattel muss eine ausreichende Schulterfreiheit haben. Aber es lässt sich, ja nach Ziege, nicht vermeiden, dass der Sattel bis zum letzten Brustwirbel, teilweise noch auf dem ersten Lendenwirbel aufliegt.

Die Luftpolstertaschen halte ich zum packen für ungünstig. Es gab schon Versuche mit "Soft-Sätteln", die jedoch meist aufgrund der schlechteren Gewichtsverteilung weniger Packlast zulassen.

Hunde-Packsattel: eher ungünstig. Bei Ziegen liegen die Dornfortsätze sehr dicht unter der Haut, der Rückenmuskel ist weniger stark ausgeprägt als bei Pferden und es liegt wenig schützendes Fett über den Dornfortsätzen. Druckstellen sind quasi vorprogrammiert.

Auch musst Du Ziegen, nicht wie Pferde, lange an einen Sattel gewöhnen und mit leichteren Systemen anfangen.


Sabine M.H.
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sanhestar
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

ich habe, weil's mich selbst interessiert hat, in USA nachgefragt, warum bei den Ziegensätteln oben eine Wölbung ausgeschnitten wird:

- zum einen geht es um Gewichtsreduzierung, da man beim Packen mit Ziegen immer darauf bedacht ist, möglichst wenig Eigenlast bei der Packausrüstung zu haben.

- Ziegen haben eine andere Rückenform als Pferde, oft mehr dreieckig als leicht gewölbt, wegen des schwächer ausgeprägten Rückenmuskels und der längeren Dornforsätze. Daher liegt der obere Bereich der Trachten anders auf dem Rücken als bei Pferden. Die Aussparung kann daher realisiert werden, da sie die tatsächliche Auflägefläche nicht verringert. Das gilt nicht bei eher rundrippen Tieren mit aufgefülltem Rücken, wie Burenziegen, aber denen passt der Standardsattel nach meinen Erfahrungen meistens sowieso nicht (der Sattel wurde nicht für Buren entwickelt) und sie brauchen einen anderen Satteltyp.


Sabine M.H.
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Michaela1996
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von Michaela1996 »

hallo hab einen importierten aus den usa er hat zwar mehr gekostet aba mwas macht man nciht alles aba ich habs gern gemacht HILFE ZWERGIE HAT MILBENBEFALL und ich bekomm das mittel erst am samstag was soll ich tun?


sanhestar
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

morgen ist bereits Samstag, also einfach zuwarten und sich danach mit dem Tierarzt unterhalten, ob das Mittel für die Behandlung ausreicht (oder Dir zumindest den Namen des Präparates nennen lassen) oder ob Du noch weitere Maßnahmen ergreifen musst (Stallreinigung, etc.)


Sabine M.H.
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Polaris
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von Polaris »

sanhestar hat geschrieben: Die Luftpolstertaschen halte ich zum packen für ungünstig. Es gab schon Versuche mit "Soft-Sätteln", die jedoch meist aufgrund der schlechteren Gewichtsverteilung weniger Packlast zulassen.
Hallo, da hast Du mich falsch verstanden, ich sprechen von sehr dünnen Luftpolstern, die zwischen Filz und "festem" Sattel Platz finden und die Bewegung der Rückenmuskeln besser ermöglichen. Aber da sie wie oben beschrieben sehr dünn sind und beim Gurten individuell angepasst werden führt das nicht zu einer schlechteren Gewichtsverteilung oder "Wabeligkeit" - im Gegenteil!


sanhestar
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Re: Worauf achten bei Packsättel?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

jein!

Ich habe mich die letzten Tage mit den diversen Luftpolster-Systemen befasst - Cair und Flair vor allem - und ich sehe durchaus Sinn, diese im reiterlichen (!) Bereich, vor allem im Dressur- und Springreiten, einzusetzen.

Beim Packen passiert jedoch etwas ganz anderes als beim Reiten. Die Last ist stationär, sie liegt entweder von Anfang an gut oder von Anfang an schlecht und das ist die Verantwortung des Menschen, die Last so zu packen und zu balancieren, dass sie gut liegt.

Liegt die Last gut, verändert sie ihre Position nur minimalst, ein Ausgleichen von variierenden Druckpunkten ist nicht nötig.

Ein Lasttier galoppiert oder springt nur in den seltensten Fällen, die Grundgangart ist Schritt oder Trab bei Pferden, bei Ziegen sogar nur Schritt. Und mal ausgenommen das Überwinden von Geländehindernissen, springt eine Ziege unter Last nicht. Die Ziege kann darüber hinaus den Sprung selbst steuern, sich eigenständig ausbalancieren und wird nicht durch ein Reitergewicht und/oder Reitereinwirkung oder das Führen an einem Strick gestört oder gesteuert.

Eine Last, wenn korrekt gepackt, liegt so, dass ihr Gewicht entlang der gesamten Auflagefläche des Sattels verteilt wird, nicht punktuell, wie es durch die Sitzbeinhöcker des Menschen oft der Fall ist.

Ein übermässig schwingender Rücken, den der Reiter für ein entspanntes Sitzen benötigt, ist meiner Ansicht nach für ein Tragtier eher kontraproduktiv. Die Luftpolstersysteme sind meiner Meinung nach entwickelt worden, um zwei mobile Systeme (Mensch und Pferd) besser harmonisieren zu lassen. Beim Packen hast Du ein mobiles und ein unmobiles System = weniger sich bewegende Teile, die in Disharmonie geraten können.

Da sich im Gegensatz zu einem Menschen eine Last, die sich zu sehr bewegt, nicht selbst ausbalancieren kann (sondern entweder rutscht oder fällt oder, wenn gut verschnürt, das Tier zu Fall bringt oder zumindest den Sattel aus der Position zieht), ist zu viel Beweglichkeit eher von Nachteil.


Sabine M.H.
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