Ziegen auf dem Rücken?

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Butterblume
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Ziegen auf dem Rücken?

Beitrag von Butterblume »

Ich habe gerade die aktuelle Schafzuchtzeitung vor mir,Schwerpunkt Ziegen,Thema Klauenpflege.
Da sind auf 2 Bildern Ziegen zu sehen,die zur Klauenpflege auf dem Rücken liegen.
Frage:Wieso halten die Tiere so still-Gewöhnung?
Meine Tiere würden sofort irritiert reagieren,an Klauenpflege wäre nicht mehr zu denken.
Ich denke,Ziegen schocken,wenn sie auf dem Rücken liegen?
Ich bin schon froh,das mein Bock im seitlichen Liegen die Hufe schneiden läßt.
Und mit welchen Griff kriegt man die Tiere so platziert?


Besser die Geiß im Stall,als die Kuh auf dem Dach ...
Loise

Beitrag von Loise »

Hallo!

Eigentlich möchte ich den Griff fürs auf den Rückenlegen gar nicht wissen. Ich finde es eine Unart Ziegen in irgendeiner liegenden Position Klauen zu schneiden.
Mit zumindest einem Helfer, welcher die Ziege/Bock hält hab ich noch jede Klaue geschnitten bekommen.
Bei einem Pferd kommt doch auch niemand auf die Idee es umzulegen nur um die Hufe zu richten.

LG Jutta


Annabella
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Beitrag von Annabella »

Mich hat das auch geschockt!
Vor allem bei einem erfahrenen Ziegenmann wie Paul Linscheid.....
Selbst in erzwungener Seitenlage können Ziegen kollabieren, erst recht in Rückenlage. Vielleicht ist das eine Art "Zuchtauslese", Tiere zu züchten, die das aushalten #damdidam# #damdidam# #damdidam#
Nee, also wir schneiden die Klauen am stehenden Tier, wie bei Pferden auch. Bei Ziegen die das kennen, braucht man dazu nicht mal Hilfe und braucht sie nicht festbinden, bei den jüngeren sind wir zu zweit: einer zu Festhalten und Kraulen, auch mal um einen Fuß zu halten, den anderen zum Schneiden. Das geht ohne jeden Stress, ohne Angst für die Tiere. Und wenn man sich dazu noch auf einen Melkschemel setzt, ist das auch rückenschonend.


Liebe Grüße,
Katja
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Ich bin wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich!
(Konrad Adenauer)
sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo,

ich fand den Artikel auch unmöglich. Nicht nur, dass mal wieder die Praxis, Ziegen zum Klauenschneiden hinzulegen, propagiert wurde, sondern auch so kleine "Schmuckstücke" im Text wie "wir schneiden einmal im Jahr die Klauen" oder "den Ziegen, die im Stall stehen, werden 3x im Jahr die Klauen geschnitten" - Hallo??? und wie sehen dann die Klauen aus???

Und auch das Foto der geschnittenen Klauen: 3x bis an's Leben herangeschnitten, unterschiedlich lange Zehen, unterschiedlich hohe Klauen - mir stehen die Nackenhaare noch immer zu Berge.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Butterblume
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Beitrag von Butterblume »

:-( Und ich dachte,ich leb nur hinter dem Mond.....Man weiß ja nie.


Besser die Geiß im Stall,als die Kuh auf dem Dach ...
Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben, aber im Gegensatz zu den Herrschaften, die sich hier aufregen, war ich als Teilnehmer auf diesem Verbandsseminar.

1. Der "Griff" ist der selbe wie bei Schafen

2. Ich schneide die Klauen meiner Tiere auch im Stehen, bin das erste Mal mit der "Liegend-Technik" konfrontiert worden. Fand ich im ersten Augenblick auch bedenklich, bei trächtigen Tieren würde ich das auch nicht machen. Die Tiere waren wirklich entspannt (da wurde noch weiter Gras gezupft!), hat mich auch gewundert. Und ob man Ziegen eingeklemmt im Klauenpflegestand (auch auf dem Rücken, da regt sich aber niemand auf!) oder so auf der Weide schneidet, dürfte ziemlich egal sein. Auch darf man nicht vergessen, dass der betreuende Schäfer i.d.R. allein mit den Tieren ist, an Helfer ist da nicht zu denken. Auch noch ein Hinweis: der besuchte Betrieb ist keine Hobbyhaltung, sondern ein Wirtschaftsbetrieb mit 600 Tieren in Extensivhaltung bzw. Landschaftspflege.

3. Das Bild mit den 4 geschnittenen Klauen (die rechten Hände sind meine), in die 3x ins Leben geschnitten wurde stammen von einem betriebsfremden kastrierten Bock, den eine Teilnehmerin mitgebracht hatte. Dieses Tier hatte massiv verwachsene und schlecht gepflegte Klauen, das Tier war nicht mehr gehfähig, die Klauen waren knapp 6cm hoch. Der Grund hierfür war ein Entzündungsherd (Klaue warm/heiss), der eröffnet wurde. Der radikale Schnitt bis ans Leben heran war die einzige Chance, das Tier vor dem Metzger zu retten. Die Klauensanierung ist bei diesem Kastraten auch noch lange nicht abgeschlossen. Erstaunlicherweise :-) konnte das Tier nach dem Schnitt wieder stehen.

4. Und was steht im Text zu den Pflegeintervallen? Die Toggenburger, denen nur 3x im Jahr die Füsse gemacht wurden, hatten gesunde Klauen, nicht verwachsen, keine Schnabelbildung- alles im grünen Bereich. Da habe ich bei "Hobby-Tierfreunden" schon ganz anderes gesehen. Ich spiel jetzt einfach mal des Teufels Anwalt: Lieber drei Mal im Jahr richtig die Füsse gepflegt als 10x halbherzig oder schlichtweg falsch. Auch dürften die Tiere, die bei ihm wenig Bewegung haben, immer noch mehr laufen als die Ziege in Hobbyhaltung. Von seiner Landschaftspflegehaltung ganz zu schweigen. Diese Herde ist fast das ganze Jahr *zu Fuss* unterwegs, ganz im Stile der hier so oft und gerne zitierten wilden "Fernwandertiere". Die kriegen auch eher selten eine Maniküre.


Michael


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Michael,

trotzdem heisse ich es nicht gut, dass diese Aussagen und die Bilder unreflektiert "an die Öffentlichkeit" gehen. Ohne weiterführende Informationen ist das ein Freibrief für Halter, für die Klauenpflege ein Fremdwort ist.

und sorry, meine Tiere sind viel unterwegs im Sommer - sicherlich genausoviel, wenn nicht sogar mehr als eine Landschaftspflegeherde und auf härteren Untergrund (geschotterte Wanderwege) - trotzdem muss ich mehr als 1x im Sommer nachschneiden oder zumindest korrigierend schneiden.

Die Tiere, die "nur" auf der Weide gehen (Jungtiere, Mütter mit Lämmern) und auf den Umtriebswegen zwischen den Weiden, benötigen auch mehr als nur 3x im Jahr einen Korrekturschnitt und die Wiesen sind gross.

Bei dem Foto beziehe ich mich nicht auf den eröffneten Entzündungsherd, sondern auf die anderen drei Klauen, an denen man das Leben durchscheinen sieht sowie auf die extrem unterschiedlich langen Klauen an einem Hinterbein (Aussenklaue länger als die Innenklaue) und am anderen Bein die - aus der aufgenommenen Perspektive - unterschiedlich hohen Klauen (wiederum die Aussenklaue) - das kann kein Lehrfoto sein, ohne dass weitere Erläuterungen hinzugefügt werden.

Gruss


Sabine M.H.
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Butterblume
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Registriert: 14.04.2005, 18:45

Beitrag von Butterblume »

Ehrlich gesagt,nach dem Bild dachte ich auch,Klauenpflege müßte so aussehen.
Das letzte Mal,als ich bei einer Ziege ins Leben geschnitten hatte(das erste und bisher einzigstes Mal)hab ich sofort abgebrochen,Druckverband ect... #shock# Ich war vollkommen hysterisch-Tier verletzt....
Das dieses Bild einen Extremfall dokumentieren sollte stand dort mit keiner Zeile geschrieben.
Danke,das Du aufgeklärt hast!


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Fridolin
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Registriert: 26.02.2006, 22:26

Re: Ziegen auf dem Rücken?

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Unsere ersten Klauen haben wir bei unseren Ziegen auch auf der Seite liegend geschnitten. Meine Freundin setzte sich dabei auf die Wiese und hielt den Kopf der Ziegen auf dem Schoß und streichelte bzw. beruhigte sie. Bei unseren Jungziegen machen wir das übrigens auch heute noch so, weil sie sich dabei offenbar wohler fühlen als stehend am Melkstand, wo wir den Großen die Klauen schneiden.

Unser Bock würde den Melkstand allerdings zertrümmern, deshalb schlinge ich ein Seil um seine Hörner und binde ihn ganz kurz an einen Wandhaken und dränge ihn beim Schneiden mit meinem Körper jeweils an einer Seite an die Wand, wobei ich zu ihm verkehrt rum stehe, seinen Kopf also hinter meinem Rücken habe. Mit der Linken hebe ich dann jeweils ein Vorder- bzw. Hinterbein nach hinten und schneide relativ bequem seine Klauen. Indem er nicht am Hals, sondern an den Hörnern arretiert ist, kann er mit diesen also keinen Schaden anrichten und wir überstehen beide die Prozedur verletzungsfrei. Mein Kreuzweh danach bleibt hier allerdings unerwähnt.


Barbara2
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Registriert: 09.07.2003, 14:06

Re: Ziegen auf dem Rücken?

Beitrag von Barbara2 »

Hallo zusammen,
also wir schneiden die Ziegen auch liegend. Wir haben einen Klauenpflegestuhl wo die Ziegen auf angenehmer Arbeitshöhe liegen. Es ist noch keine kollabiert! Im Gegenteil, die Tiere liegen ziemlich entspannt. Man kann wesentlich schneller arbeiten und die Bandscheibe läßt grüßen. Wie Michael schreibt, würde ich es auch nicht bei hochtragenden Tieren machen, aber die schneiden wir im ersten Drittel der Trächtigkeit und dann nach dem Lammen wieder.
Schöne Grüße
Barbara


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