Jagdhundangriff

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Minnegard
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Registriert: 02.08.2009, 12:32

Jagdhundangriff

Beitrag von Minnegard »

Ich wollte Euch einfach mal berichten was uns am Montag passiert ist.
Dazu kurz die Vorgeschichte. Wir wohnen mitten im Schwedischen Wald. Vor ca. zwei Wochen schaute ich aus dem Fenster und sah auf unserem Grundstück einen kleinen Dackel mit Warnweste bei den Ziegen stehen und ich hörte Ihn bellen. Ich rannte gleich entsetzt hinaus weil ich angst hatte das er den Ziegen etwas tut oder sie verschreckt. Zum Glück war der Hund aber zahm und ließ die Ziegen in ruhe. Eine Minute später kam dann der Besitzer des Hundes. Ein Jäger der ebenfalls eine Warnweste trug. Ich teilte Ihm mit dass er sich auf Privatgelände befinde und das wir hier Ziegen haben und es nicht geht dass er seinen Hund aus den Augen lässt. Er sagte daraufhin gleich dass es ja gut ist zu wissen das wir Ziegen haben weil er ja beim nächsten mal den richtigen Jagdhund dabei hat und seine Kollegen auch da sie hier Jagen wollen und sie jetzt gleich wissen dass sie hier einen Bogen drum machen den Ziegen zu liebe. Wir tauschten Telefonnummern aus falls mir doch einmal ein Hund begegnet oder ich Fragen habe.

Wie haben eigentlich nur einen Nachbar und dieser hat sein Haus ca. 200 Meter entfernt hinter einem kleinem Wäldchen. Unser Grundstück bietet momentan nicht mehr so viele Fressmöglichkeiten an uns somit haben wir beschlossen beim Nachbarn einen mehrfach verwendbaren Stromzaun aufzustellen damit sie dort schön grasen können. Die Ziegen ließen sich auch ohne Probleme jeden Tag dort hin führen und wieder abholen. Auch zwischendurch schauen wir immer nach dem rechten.
Doch am Montag Nachmittag als mein Mann und ich uns gerade im Garten aufhielten hörten wir eine Ziege plötzlich jämmerlich schreien. Wir rannten sofort los. Meine Gedanken waren das sich eine der Ziegen im Stromzaun verfangen haben könnte. Auf halben Wege kam uns unser Bock mit zwei der drei Ziegen entgegen. Wie rannten an ihnen vorbei dem schreien hinterher. Mein Mann war eher vor Ort als ich und berichtete mir im Nachhinein das er einen Jagdhund am Hinterteil der Ziege ziehen sehen hat. Ich sah wie der Hund neben der Ziege bellte und dann plötzlich davon lief.
Eine Minute später tauchte plötzlich der gleiche Jäger auf wie vor einer Woche. Wir waren außer uns vor Wut auf Ihn. Wie konnte so etwas nur passieren. Die Ziege blutete am Schwanz und war ganz ruhig und anhänglich. Das ganze Gegenteil von sonst. Die anderen Tiere waren auch sehr ruhig und anhänglich.
Ich erzählte dem Jäger das die Ziegen in einem Stromzaun waren und fragte Ihn wie das passieren konnte. Er sagte nicht viel und fragte nach seinem Hund. Ich zeigte Ihm wo er hin gelaufen sei und sofort ging der Jäger ohne ein weiteres Wort. Ich rief Ihm hinterher er könne doch jetzt nicht gehen. Aber er war weg.
Wie brachten die Ziegen ganz langsam zum Stall. Die Verletzte lief sehr langsam.
Auf halben Wege kam uns der Nachbar der gerade von der Arbeit nach Hause gekommen ist entgegen. Wir erzählten Ihm was passiert ist und beschlossen dann gemeinsam nach dem Jäger zu suchen. Die Ziegen brachten wir in den Stall. Ich schaute mir die Verletzte Ziege genauer an und mußte feststellen das der Hund in den Schwanz und das Gesäß gebissen hat und etwas Fleisch abgelößt hat. Es blutete leicht aber es war nicht so akut wie gedacht. Bis auf den Schock der Ziege.
Wie stiegen anschließend ins Auto und trafen auch schon nach wenigen hundert Metern auf den Jäger und seine Kameraden.
Er sagte er wäre doch noch vorbei gekommen und wo denn das Problem wäre. Völlig kaltherzig der Mann.
Wie gingen Wütend wieder und riefen den Tierarzt an. Dieser sagte mit ich solle die Wunde warm abwaschen und desinfizieren und er komme am nächsten Morgen.
Der Jäger kam wenig später und sagte gleich er bezahlt den Tierarzt und das es ihm leid tut und das man das ja nicht will aber es kann eben passieren. Sie werden hier trotzdem noch bis Ende Januar vor unserer Haustür jagen gehen.
Er hat dann angeboten mir E-mails zu schicken wenn sie jagen gehen so das ich wenigstens vorgewarnt bin.

Das bedeutet für uns das wir den ganzem Winter aufpassen müssen auf unsere ganzen Tiere.
Ich möchte nicht das noch etwas schlimmeres passieren aber wie soll man sich dagegen wehren???

Die Ziege hat vom Tierartz eine Tetanusspritze und Antibiotika bekommen was ich Ihr jetzt jeden Tag spritze.
Heute traute sich die Ziege wieder aus dem Stall aber für mich ist sie nun mein kleines Sorgenkind. Es könnte nämlich auch möglich sein das der Bock sie begattet hat und das bedeutet auch das sie das Junge verlieren kann sagte der Tierarzt.

Ich hoffe aber das alles gut wird.


Anonymous

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Anonymous »

Hallo

das ist sehr bedauerlich,solche Sachen passieren auch hier,Gott sei dank nur selten,ich habe bei einer Treibjagd ähnliches erlebt,einem Jäger ging der Hund durch in eine Schafherde,der Deutsch Drahthaar tötete 3 Schafe in 2 Minuten.

Nicht das jetzt wieder eine Mega-Diskussion und Angriffe auf Jäger kommen,Alle Hundehalter sind damit angesprochen.

Ihre Hunde immer im Auge zu halten und auf absoluten Gehorsam zu achten.

Zudem sollte ein E-Zaun einen Hund von Angriffen abhalten können.

Nora


Der Hirte

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Der Hirte »

Ein leidiges Thema, das unter Schaf- und Ziegenhaltern schon für viel Kummer und Verdruß gesorgt hat, so lange der Mensch Hunde, Schafe und Ziegen hält. Es wird sich wohl auch nie ganz aus der Welt schaffen lassen, solange es Hunde, Schafe und Ziegen gibt. Man sollte aber alles tun, damit solche Zwischenfälle die äußerste und seltenste Ausnahme bilden.
In Eurem Fall hat sich der Jäger letztendlich kooperativ und einsichtig gezeigt; was hoffen läßt, daß ein solcher Vorfall durch ihn nicht mehr vorkommen wird. Es gibt da ganz andere Hundehalter... Daß er zunächst erst seinem Hund nachgelaufen ist, hat wohl damit zu tun, daß er befürchtete, dieser würde gleich noch mehr Schaden anrichten oder ganz weglaufen. (Dann hätte die große Gefahr bestanden, daß der Hund später wieder bei Euren Ziegen einfallen würde.) Vor allem wißt Ihr, um wen es sich bei dem Jäger handelt und wo er zu finden ist. Das ist eine enorme Sicherheit gegenüber den Fällen, wo völlig unbekannte Hunde wildern und dann wieder verschwinden, um womöglich nochmal und nochmal wiederzukommen um Tiere zu reißen.
Ich hoffe, Ihr bleibt künftig von solchen Dingen verschont.

Grüße aus Portugal!

Richard


sanhestar
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Re: Jagdhundangriff

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

welcher Art ist der Stromzaun? Ein Hütenetz oder Litze? Wie hoch? Wie stark ist das Weidezaungerät? Stand der Zaun straff gespannt? Gab es eine Möglichkeit für den Hund, UNTER dem Zaun durchzuschlüpfen?

folgende Möglichkeiten fallen mir spontan ein:

- schlagstärkeres Stromgerät, IMMER auf ausreichend Spannung UND Erdung achten
- Zaun wirklich korrekt und gründlich aufstellen, auch die Bodenlitze mit z.B. Zeltheringen gegen hochheben befestigen
- Zaunhöhe nachrüsten: entweder höheres Netz oder mit Zaunpfählen und Litze erhöhen
- VOR dem Netz einen zweiten Zaun ziehen mit Litze in Nasenhöhe des Hundes, auch hier AUSREICHEND Strom drauf.

Die Ziegen an Hunde gewöhnen, dann ist die Erstreaktion auf Fremdhund in der Weide nicht mehr so panisch, sondern mehr in Richtung "organisierter Widerstand.

Wie alt sind die Ziegen?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Soluna
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Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Soluna »

Hallo ihr,

ich muss ganz klar und deutlich sagen wenn ein Jäger seinen Hund nicht unter Kontrolle hat, hat der Hund nix bei der Jagd zu suchen!!!
Wenn der sowas mit Ziegen macht, stellt sich mir die Frage wie er wohl mit dem Wild umgeht!!!

Ich weis nicht ob man es akzeptieren muss das die Ziegen den ganzen Winter "in Gefahr" sind!

Wünsche Dir für Deine Ziege gute Besserung und hoffe das es nicht wieder vor kommt.

lg Gabi


Macht hat nur der über Dich dem Du diese Macht auch gibst....
Finn

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Finn »

sanhestar hat geschrieben:welcher Art ist der Stromzaun? Ein Hütenetz oder Litze? Wie hoch? Wie stark ist das Weidezaungerät? Stand der Zaun straff gespannt? Gab es eine Möglichkeit für den Hund, UNTER dem Zaun durchzuschlüpfen?
ich glaube nicht daß sich ein wirklich triebstarker jagdhund - mitten im treiben befindlich - von einem stromzaun abhalten läßt. egal wie gut dieser ist. ein grund warum ich drückjagden ablehne - die hunde sind zu wenig unter kontrolle. im "normalen" jagdbetrieb sollte sich jeder hund abpfeifen lassen. schlimmer sind schlecht erzogene familienhunde die trotzdem jagdtrieb haben. oder streuner, ide alleine unterwegs sind. aber wie der hirte schon schrieb: damit wird man leben müssen.


Uzou

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Uzou »

Hallo Finn,
das Abrufen von jagdlicher Tätigkeit ist Bestandteil der jagdlichen Hundeprüfungen... Schon auf der Jugendsuche wird beurteilt wie weit die Suche ist. Ist sie zu weit, gibt es Abzüge. Ein Hund der das "sich Abrufen lassen" nicht leistet gehört nicht auf eine Jagd! ( Einzige Ausnahme: Bracken.... :D ) Ich selber (Forsthaushalt) muss immer wieder erleben, dass Hunde das ganze Jahr im Zwinger leben und dann zur Jagdsaison fit sein sollen. Liebe Grüße Marion


Der Hirte

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Der Hirte »

Finn hat geschrieben:ich glaube nicht daß sich ein wirklich triebstarker jagdhund - mitten im treiben befindlich - von einem stromzaun abhalten läßt. (...) schlimmer sind schlecht erzogene familienhunde die trotzdem jagdtrieb haben. oder streuner, ide alleine unterwegs sind.
Dem stimme ich zu. Im Vergleich zur allgemeinen Wilderei durch Hunde stellt die Wilderei durch Jagdhunde die große Ausnahme. Wie immer man aus prinzipiellen Gründen zur Jagd und zu Jägern steht (ich würde keine Tiere schießen wollen), ist jeder Jäger doch darauf bedacht, die Wilderei zu unterbinden. Ebenso wie - bei allen Ausnahmen - die Jäger ihren Hunden schon aus der Notwendigkeit für deren jagdliche Brauchbarkeit insgesamt eine bessere Ausbildung angedeihen lassen und sie besser im Griff haben als der große Durchschnitt der Masse der Hobbyhundehalter. Deren Hunde sind es auch, aus denen sich in aller Regel die Wilderer rekrutieren.
Ich nehme an, daß es sich bei dem besagten Jagdhund um einen jungen Hund handelte, der womöglich das erste Mal überhaupt auf einer Jagd dabei war und dessen Verhalten den Jäger selber überraschte. Dieser zeigte sich ja auch nicht "pampig", sondern sehr kooperationsbereit. Aus einem Hund, der einmal gewildert hat, ist das kaum mehr herauszubringen. (Ich spreche aus Erfahrung, denn wir haben derzeit sechs Hunde und hatten auch schon mehr.) Wahrscheinlich ist dieser Jagdhund als solcher also unbrauchbar und der Jäger wird ihn nicht mehr auf die Jagd mitnehmen, wenn er ihn überhaupt behält. Nichtsdestotrotz hat der Jäger fahrlässig gehandelt. Da gibt es keine Entschuldigung. Aber ich denke, von diesem Jäger und seinen Hunden, sowie den anderen Jägern, die diesen Vorfall mitbekommen haben, wird keine Gefahr mehr für die Ziegen ausgehen.

Grüße aus Portugal!

Richard


Finn

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Finn »

Uzou hat geschrieben:Hallo Finn,
das Abrufen von jagdlicher Tätigkeit ist Bestandteil der jagdlichen Hundeprüfungen... Schon auf der Jugendsuche wird beurteilt wie weit die Suche ist. Ist sie zu weit, gibt es Abzüge. Ein Hund der das "sich Abrufen lassen" nicht leistet gehört nicht auf eine Jagd! ( Einzige Ausnahme: Bracken.... :D )
das weiß ich. aber auf drückjagden werden die hunde nur der treiberwehr mitgegeben - also ist der halter nicht in der nähe (sondern auf dem stand), der ihn abrufen könnte. bracken kann man genauso erziehen wie andere hunde auch. allein das brackieren ist nur auf einem gebiet von über 1000 ha erlaubt - dabei jagt der hund ohne hundeführer, ähnlich dem stöbern auf kleinerer fläche.


Minnegard
Beiträge: 17
Registriert: 02.08.2009, 12:32

Re: Jagdhundangriff

Beitrag von Minnegard »

Danke für Eure Antworten.

@Sanhestar:es war so ein oranger Netzstromzaun (den mann leicht umstellen kann) der auch für Hühner geeignet ist. Da heißt kein Tier kann drunter durch oder zwischendurch gehen. Der Hund kann nur darüber gesprungen sein. Der Strom war auch absolut ausreichend.
Wir werden aber für die Zukunft größere Weiden fest einzäunen und diese richtig gut sichern. Habe mich schon bei mehreren Ziegenhaltern umgesehen. Drei feste Weiden mit Wildzäunen und Strom sollen es werden.
Die Ziegen kennen Hunde und haben eigentlich keine angst vor Ihnen. Sie sind jetzt ca. 10 Monate bis ein Jahr. Genau weiß ich das nicht.


Momentan müssen wir eben einfach mehr auf unsere Tiere aufpassen. Wir haben sie direkt neben den Haus damit wir sie sehen und hören können.
Der Jäger hat mir auch schon einmal eine E-mail geschickt an dem Tag wo sie wieder jagen gingen und mir die Uhrzeiten gesagt wo Sie da sind. Wenn dies der Fall ist lassen wir die Tiere
so lange im Stall.

Der Ziege geht es zum Glück wieder gut und sie benimmt sich auch wieder ganz normal.


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