Ohrmarken und Tierschutz
Verfasst: 11.11.2012, 23:25
Hallo,
wie bereits in einigen Beiträgen hier zu lesen ist, gibt es auf vielen Betrieben Probleme mit der Verträglichkeit von Ohrmarken bei Ziegen. In meinem Betrieb mit ca. 30 Milchziegen komme ich über die Jahre auf Unverträglichkeitsreaktionen, wie Eiterung, Wundwasserbildung, Schwellung und Wucherung von Gewebe, im Bereich zwischen 30 und 40 % der Ziegen. Das entspricht so in etwa auch dem Anteil, der in den wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die es gibt, im Durchschnitt so genannt wird.
Neben den Ziegen halte ich auch Rinder und habe bei letzteren noch nie ein Problem mit den Marken gehabt.
Seit mehr als 6 Jahren schreibe ich deshalb an das Veterinäramt, das Landwirtschaftsministerium, einige Politiker und den Landeskontrollverband (Ausgabestelle der Marken).
Insbesondere die eigentlich zuständige Veterinärverwaltung schickt mir zwar Antwortschreiben, in denen jedoch keine Antworten auf meine Fragen enthalten sind. Anfangs hat man noch versucht, die Problematik auf den Einzelfall zu reduzieren. Seit der Veröffentlichung der Zwischenergebnisse der Ohrmarkenstudie "Elektronische Kennzeichnung bei Schafen und Ziegen" der LfL in München-Grub im Herbst 2009, bei der wohl ungewollt die Ohrmarkenproblematik ans Licht kam, wird nun nicht mehr mit der "Einzelfalltheorie" argumentiert. Als Ergebnis dieser Studie wurde ein Ohrmarkentyp, der bei 58 % der Ohren Entzündungen hervorrief, sofort vom Markt genommen und die Schlaufenohrmarke, die seither nur für Zwergziegen zugelassen war, für alle Ziegen freigegeben.
Die Schlaufenohrmarke hatte bei der Untersuchung am besten abgeschnitten. In meinem Betrieb habe ich durch die Verwendung der Schlaufenohrmarke keine wesentliche Verbesserung erreichen können.
Interessant ist, dass in den wissenschaftlichen Untersuchungen das Wort Tierschutz so gut wie nicht vorkommt. In einigen Studien wird es als Erfolg gewertet, wenn 95 % der Tiere nach 4 Monaten abgeheilte Ohrwunden haben. Das bedeutet andersherum, dass sich mindestens 5 % der Tiere mehr als 4 Monate mit offenen Wunden herumquälen müssen. Eines ist sicher: solange warte ich nicht, bis mein Tierarzt die Entfernung der Marken aus Gründen des Tierschutzes anordnet.
In der EU-Verordnung (EG) Nr. 21/2004 steht, dass die Ohrmarke so konzipíert sein muss, dass sie am Ohr befestigt bleibt, ohne dass es darunter leidet. Niemand will mir die Antwort geben, was zu tun ist, wenn eine ZIege unter der Marke leidet.
Am 20. November kommt es auf meinem Betrieb zu einem Treffen mit Vertretern des LKV, des Tiergesundheitsdienstes und einem Vertreter eines Ohrmarkenherstellers.
Deshalb wäre es sicher sinnvoll, diesen Personen von weiteren Problemen auf anderen Betrieben berichten zu können. Wer also seine Erfahrungen einbringen möchte, kann mir gerne einen Bericht zusenden. Am besten mit Bildern.
Generell hat es sich bewährt, bei auftretenden Problemen aussagekräftige Bilder zu machen und vom Tierarzt ein Attest erstellen zu lassen.
Auf meiner Homepage habe ich die gesamte Problematik eingehend beschrieben.
http://www.ziegenhof-engelsberg.de/html/ohrmarke.html
Eine Änderung der momentanen Kennzeichnungsvorschriften können wir nur erreichen, wenn wir viele sind.
Und sei es erstmal auch nur die Zulassung von Fesselbändern des neueren Typs (z.B. in Baden-Württemberg gerade aktuell), um wenigstens eine Marke zu ersetzen.
Viele Grüße
Martin


wie bereits in einigen Beiträgen hier zu lesen ist, gibt es auf vielen Betrieben Probleme mit der Verträglichkeit von Ohrmarken bei Ziegen. In meinem Betrieb mit ca. 30 Milchziegen komme ich über die Jahre auf Unverträglichkeitsreaktionen, wie Eiterung, Wundwasserbildung, Schwellung und Wucherung von Gewebe, im Bereich zwischen 30 und 40 % der Ziegen. Das entspricht so in etwa auch dem Anteil, der in den wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die es gibt, im Durchschnitt so genannt wird.
Neben den Ziegen halte ich auch Rinder und habe bei letzteren noch nie ein Problem mit den Marken gehabt.
Seit mehr als 6 Jahren schreibe ich deshalb an das Veterinäramt, das Landwirtschaftsministerium, einige Politiker und den Landeskontrollverband (Ausgabestelle der Marken).
Insbesondere die eigentlich zuständige Veterinärverwaltung schickt mir zwar Antwortschreiben, in denen jedoch keine Antworten auf meine Fragen enthalten sind. Anfangs hat man noch versucht, die Problematik auf den Einzelfall zu reduzieren. Seit der Veröffentlichung der Zwischenergebnisse der Ohrmarkenstudie "Elektronische Kennzeichnung bei Schafen und Ziegen" der LfL in München-Grub im Herbst 2009, bei der wohl ungewollt die Ohrmarkenproblematik ans Licht kam, wird nun nicht mehr mit der "Einzelfalltheorie" argumentiert. Als Ergebnis dieser Studie wurde ein Ohrmarkentyp, der bei 58 % der Ohren Entzündungen hervorrief, sofort vom Markt genommen und die Schlaufenohrmarke, die seither nur für Zwergziegen zugelassen war, für alle Ziegen freigegeben.
Die Schlaufenohrmarke hatte bei der Untersuchung am besten abgeschnitten. In meinem Betrieb habe ich durch die Verwendung der Schlaufenohrmarke keine wesentliche Verbesserung erreichen können.
Interessant ist, dass in den wissenschaftlichen Untersuchungen das Wort Tierschutz so gut wie nicht vorkommt. In einigen Studien wird es als Erfolg gewertet, wenn 95 % der Tiere nach 4 Monaten abgeheilte Ohrwunden haben. Das bedeutet andersherum, dass sich mindestens 5 % der Tiere mehr als 4 Monate mit offenen Wunden herumquälen müssen. Eines ist sicher: solange warte ich nicht, bis mein Tierarzt die Entfernung der Marken aus Gründen des Tierschutzes anordnet.
In der EU-Verordnung (EG) Nr. 21/2004 steht, dass die Ohrmarke so konzipíert sein muss, dass sie am Ohr befestigt bleibt, ohne dass es darunter leidet. Niemand will mir die Antwort geben, was zu tun ist, wenn eine ZIege unter der Marke leidet.
Am 20. November kommt es auf meinem Betrieb zu einem Treffen mit Vertretern des LKV, des Tiergesundheitsdienstes und einem Vertreter eines Ohrmarkenherstellers.
Deshalb wäre es sicher sinnvoll, diesen Personen von weiteren Problemen auf anderen Betrieben berichten zu können. Wer also seine Erfahrungen einbringen möchte, kann mir gerne einen Bericht zusenden. Am besten mit Bildern.
Generell hat es sich bewährt, bei auftretenden Problemen aussagekräftige Bilder zu machen und vom Tierarzt ein Attest erstellen zu lassen.
Auf meiner Homepage habe ich die gesamte Problematik eingehend beschrieben.
http://www.ziegenhof-engelsberg.de/html/ohrmarke.html
Eine Änderung der momentanen Kennzeichnungsvorschriften können wir nur erreichen, wenn wir viele sind.
Und sei es erstmal auch nur die Zulassung von Fesselbändern des neueren Typs (z.B. in Baden-Württemberg gerade aktuell), um wenigstens eine Marke zu ersetzen.
Viele Grüße
Martin
