Packziegen

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Allgäuer
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Packziegen

Beitrag von Allgäuer »

Hi Ihr

ich hoffe, hier gibts einige, die mit packziegen erfahrung haben!

ich wollte mal wissen, wie viel kilometer man einer geübten ziege mit 15kg gepäck zutrauen kann?!?

is denn mit den klauen irgendetwas spezielles zu beachten? beschlagen geht ja schlecht :-)

welche rassen eignen sich denn am besten oder kommt generell jede kräftige ziege in frage?

Viele liebe grüße

flori


vlg flori

Na|tur|lieb|ha|ber, der; -, -: Einer, der ohne Mädchen in den Wald geht
Mazzu

Beitrag von Mazzu »

Hallo Flori

Schau mal hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.working-goats.de">http://www.working-goats.de</a><!-- m -->
Sicher wird sich Sabine (sanhestar) auch noch melden. Sie ist der richtige (kompetente) Ansprechpartner dafuer.

Schoene Gruesse
Franco


Günter
Beiträge: 783
Registriert: 27.03.2003, 23:09

Beitrag von Günter »

Hallo Flori,

... und gib mal 'Packziegen' bei 'Suchen' ein.
Du wirst Dich wundern.

Grüße
Günter


Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.
sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Flori,

ich habe Dir im Packziegen-Forum bereits geantwortet, stelle die antwort aber auch hier nochmal ein, da diese Frage sicherlich auch andere interessiert:

die Länge der Strecke hängt hauptsächlich von der Kondition der Ziege ab und von der Schwierigkeit des Geländes.

Eine gut konditionierte Ziege = mind. 3 Wochen aufbauendes Training mit steigender Last und Streckenlänge, kann gut und gerne 15 - 20 km pro Tag zurücklegen, wenn das Gelände leicht ist. Leichtes Gelände werden wir hier in Deutschland wohl fast überall haben, das sind angelegte Wege, keine extremen Steigungen oder unwegsame Wegstücke.

Je schwieriger das Gelände, umso kürzer wird die Wegstrecke = starke Steigungen, unwegsames Gelände, aber auch hohe Temperaturen.

Auch wäre zu beachten, ob die Traglast von 15 kg schon die Obergrenze für Deine Ziege darstellt oder ob sie aufgrund ihrer Grösse noch mehr tragen könnte. Evtl. würde es sich eher "rechnen", mit zwei Ziegen, die jeweils weniger Last tragen, zu wandern. Das musst Du beurteilen, ich kenne Deine Ziege nicht.

Beobachte Deine Ziege genau und wenn sie Zeichen von Ermüdung zeigt: langsamer werden, hecheln, hinlegen (Alarmzeichen), leg eine Pause ein, bis sie sich wieder erholt hat.

Zum Klauenschutz: nein, beschlagen geht nicht. Wir nehmen auf langen Touren Pfotenschutzschuhe für Hunde mit, diese sind jedoch für den Notfall = Klauenverletzung gedacht. Ansonsten kannst Du die Qualität der Klauen nur durch regelmässige Pflege und Fütterung (Biotin, Kieselerde) und gute Haltung verbessern. Manche Ziegen haben jedoch schlechtes Klauenhorn und eignen sich dann leider nicht für lange Packtouren.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Allgäuer
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Registriert: 28.07.2004, 19:01

Beitrag von Allgäuer »

hi ihr alle!

dankeschön für eure antworten!

@sabine: wieviel tage halten denn die geißen wanderungen von täglich 15-20 km aus? ich hätte z.b. große lust, die alpen nach italien zu überqueren- wäre so ein projekt in begleitung mehrerer ziegen denkbar?
würde generell jede kräftige ziege als packziege in frage kommen oder hast du spezielle rassentipps?

liebe grüße

flori


vlg flori

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sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Flori,

für solche Strecken kann man keine Faustregel erstellen. Ich würde eine Optimalplanung der Strecke machen, die erste Woche die Tagesleistung geringer ansetzen, damit ihr alle in den Rhythmus der Wanderung reinkommt und dann die Strecke je nach Tagesanforderung, etc. steigern oder kürzer halten.

Wenn Du über die Alpen willst, hast Du vermutlich Strecken dabei, die unter den Begriff "schwer" fallen, da kann es Dir passieren, dass Du nur 10 oder 12 km am Tag schaffen kannst.

ACHTUNG! Ziegen können höhenkrank werden, also langsam aufsteigen.

Bei täglicher Streckenleistung "halten" Dir gute Klauen ca. 3 Wochen, abhängig vom Zustand der Wege - Naturböden sind schonender als Schotterwege, die sind generell Hölle für die Klauen.

Wenn Du so eine Tour vorhast, würde ich mit der 1 1/2 fachen Anzahl Tiere, die für den Lastentransport nötig ist, losgehen, einen Teil der Ziegen unbeladen mitlaufen lassen und tageweise rotierend die Traglasten umladen, so dass jedes Tier immer mal wieder einen Tag Pause hat und nur unbeladen mitläuft.

Ich schaue mal, ob ich einen Bericht aus USA finde, da ist einer den Pacific Crest Trail mit Ziegen gewandert, wie lange er gebraucht hat und welche Tagesleistung er mit seinen Ziegen gemacht hat.

Generell kommt jede kräftige Ziege in Betracht, wichtig für die Eignung sind:

- Charakter
- Arbeitswilligkeit
- gutes Gebäude: gerade, wenn Du solch eine Tour vorhast, kannst Du nur Tiere nehmen, die aufgrund ihres Körperbaus nicht schon prädestiniert sind, Druck- oder Scheuerstellen zu entwickeln, z.B. durch rutschende Sättel, reibende Sattelgurte, etc.

Dies schliesst folgende Ziegentypen aus:

- hinten überbaut = Sattel rutscht nach vorne
- vorne schmaler als hinten (Birnenform) = Sattel rutscht nach vorne, Sattelgurt rutscht in die Ellbogenbeuge
- sehr schmalbrüstige Ziegen = wenig Lungenvolumen
- zu breit brüstige Ziegen = der Rippenkorb wird durch Muskeln und Bänder gehalten, kommt bei solch breitbrüstigen Ziegen noch Last dazu, kann sehr viel schneller Ermüdung dieses Halteapparates eintreten
- Ziegen die sehr schlecht stehen = durchtrittig, Gelenke stark aus der Mittelachse drehend (x-beinig, o-beinig)
- sehr kurzbeinige Ziegen: diese Ziegen müssen für die gleiche Strecke mehr Schritte machen und verbrauchen dadurch mehr Energie als langbeinige Ziegen
- Ziegen mit sehr kurzem Rücken = Sattel stösst an die Hüfthöcker

Aus persönlicher Erfahrung würde ich nicht mit reinen Toggenburgern oder Buren packen, die Ziegen, die ich hatte, hatten zu wenig "Biss". 1/2 oder 1/3 Kreuzungen dieser Rassen packen jedoch meist gut. Walliser musst Du scheren, dann überhitzen sie nicht, sind jedoch gerne zu schmalbrüstig und die Sättel passen schlecht.

WDE können Probleme mit der Sonneneinstrahlung bekommen = Sonnenbrand, packen aber aufgrund der Grösse gut.

Wenn Du grenzüberschreitend packen willst, musst Du auch noch die Einfuhrbestimmungen beachten (CAE, Ohrmarken, Gesundheitszeugnis).

Gruss


Sabine M.H.
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Allgäuer
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Beitrag von Allgäuer »

bis zu welchem alter kann man ziegen das bepacken und wandern noch antrainieren sprich, wie alt darf eine ziege höchstens sein, wenn ich mir eine ungeübte kaufen wollen würde??

das wäre klasse, wenn du den artikel noch finden würdest! würd mich brennend intressiern!

wo kann ich denn über einfuhrbestimmungen nach A, CH und I nachlesen? hast da jemand ne adresse bzw. nen link?

lg flori


vlg flori

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sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Flori,

wir haben schon Ziegen umtrainiert, die 2 Jahre und älter waren. Hängt viel von der vorherigen Aufzucht ab.

Zahme, menschengewohnte Ziegen schauen sich den Sattel an und marschieren los, da muss man "nur" Konditionstraining machen.

Scheue, menschenungewohnte Ziegen brauchen oftmals mehrere Monate reine Zähmung, Grundausbildung, bevor man anfangen kann zu arbeiten.

Schwierig wird es mit Ziegen, die viel Zeit ihres Lebens angebunden oder in beengter Haltung verbracht haben. Denen "fehlt" irgendwie die Koordination und sie brauchen oft Wochen, bis sie sich an die Bewegung und Belastung gewöhnt haben.

ACHTUNG! für solch eine Tour solltest Du nur ausgewachsene Ziegen = mind. 3 Jahre alt, einsetzen, alles andere wäre nicht im Sinne der Tiere.

Ausfuhr- bzw. Einfuhrbestimmungen kannst Du beim Zoll der einzelnen Länder anfragen, da Du die Tiere nicht im Land lassen willst, musst Du vermutlich irgendeine Sonderregelung in Anspruch nehmen. Mein Tipp: mach diese Anfragen möglichst Monate vorher, ich kann mir vorstellen, dass noch kein Zöllner von Packziegen gehört hat.

Gruss


Sabine M.H.
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sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Flori,

ich habe den Artikel gefunden. Die gesamte Länge des PCT beträgt 441 Meilen. Da der gute Mann schon etwas älter ist, hat er diese Strecke in Abschnitte von jeweils 100 Meilen = 160 km aufgeteilt.

Mit den Ziegen hat er eine Tagesleistung von 10 Meilen pro Tag veranschlagt, das sind rund 16 km. Andere Goatpacker berichten, dass sie als maximale Tagesleistung 15 Meilen schaffen.

Um die 100 Meilen zurückzulegen, benötigte er also 10 Tage, nach dieser Zeit waren die Ziegen noch fit. Je nach Länge Deiner geplanten Strecke wäre mein Vorschlag, in 10-Tages-Blöcken zu wandern und dann jeweils einen Tag Pause einzulegen.

Von Wanderritten weiß ich, dass keine Tour so abläuft, wie man sie geplant hat, meist kommt was dazwischen.

Für die Grenzübertritte würde ich mir schon im Vorfeld bestimmte Grenzübergänge aussuchen und sicherstellen, dass dort ein Veterinär vor Ort ist. Daraufhin würde ich mit dieser Grenzstation Kontakt aufnehmen, vor allem mit dem zuständigen Veterinär und erfragen, was für Bedingungen Du für den Grenzübertritt erfüllen musst.

Mit Sicherheit wirst Du die Tiere kennzeichnen müssen und für Einreise in die Schweiz ist auf alle Fälle CAE-Freiheit nötig. Italien könnte noch kritischer sein, ich habe vor ein paar Jahren einen Bericht gesehen über einen Mann, der mit Maultier über die Alpen gewandert ist und den die italienischen Behörden nicht in's Land lassen wollten.

Gruss


Sabine M.H.
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