Wieso wissen Ziegen, wo "drinnen" und "drauße

Schweinchen Criss

drinnen - draussen

Beitrag von Schweinchen Criss »

hallo,
:-) schönes thema. ich denke, es geht nicht um drinnen oder draussen - nur für uns menschen natürlich - aber, auch wenn ich früher auch immer dachte, es liegt an der drinnen mageren weide und draussen grösseren verlockung - spätestens als einige meiner ziegen aus langeweile oder neugier von fettester weide nach draussen (beton!) gangen sind war mir das klar. ich denke mal, da die ziege ein grossräumiger nascher ist, der noch dazu intelligent ist, ist es ihre veranlagung sich auch weiträumiger zu orientieren. also zu deinem gehege, sicher wären die ziegen mal aus neugier da rein gegangen, aber im prinzip hat jeder ziegenhalter mit der ausbruchsproblematik zu tun, mag sein, dass eine fette weide mit ausreichend gehölz und kräutern weniger ausbrecher provoziert (in der regel) aber entscheidend ist ja, dass man, insofern die tiere artgerecht gehalten werden (also ein zu kleines gehege, wo nix wächst - logisch), sollten sie auch auf einer etwas kargen weide solange draufbleiben, bis umtrieb ist. der strom ist eigentlich die sicherste und preiswerteste alternative gegenüber dem aufwand an festzäunung. im übrigen, ich finde immer noch, dass man selber entscheiden sollte, kinder schon gar nicht, und man kann ihnen auch erklären, dass weidestrom nix mit dem haushaltsstrom zu tun hat und tierschutzwidrig ist es auch nicht - im gegenteil. eine relativ gute methode um tiere zu zäunen, bei ziegen muss man dann wählen, zwischen netzen, höhe und abständen der drähte und braucht ein leistungsstarkes für schwer zu hütende tiere gerät. ja, beim thema ziegen sicher zäunen, immer minuspunkte, nur mit der zeit findet man dann heraus dass man sie doch recht gut und relativ sicher mit strom zäunen kann und auch mit einigen anderen festen zäunen, na ja. die schlechteste ist nur maschendraht - der wird solange gepuhlt, bis die ziege unten durch kann. stacheldraht ist unsitte an weiden und wurde früher mal benutzt, er sollte schon längst out sein - das ist tierschutzwidrig - das einzigste was er bringt sind verletzte tiere und eine tierarztrechnung. stacheldraht kann man nehmen, wenn kriminelle nicht ein- oder aussteigen sollen, in hochsicherheitstrakten oder so. man nimmt ihn dafür, damit niemand durch kann, wegen der verletzungsgefahr. aber was will ein privater mensch damit? mit tieren? nein danke. sieht auch hässlich aus. entweder ein teuer festzaun mit ausreichend intelligenz gegen ziegenausbruch - hier braucht man die kenntnis der eigenen ziegenvorlieben genauso wie einige erfahrungswerte einiger jahre oder ein ordentlicher stromzaun, der zwar auch einige erfahrungszeit kosten wird, aber irgendwann doch die alternative darstellt. und für ein bis zwei ziegen oder ein kleines gehege, festzaun gehege und tüdern im garten, auch das geht. was auch nicht schlecht ist, sind winkeleisenpfähle mit schraubisolatoren, damit kann man stabile solide stromzäunung bauen, muss aber dann auf die höhe achten. ja, die zäunung richtet sich eigentlich immer nach der grösse des bereiches und auch danach wie lange sie stehen soll. für meine festweiden habe ich mittlerweile eine kombination aus holz mit brettern, innen strom aussen netze wegen den zickeln, aber keine stromnetze, also hinter dem strom, nur optisch. fürs gehege würde ich dir, falls net allzugross eine festzäunung bauen empfehlen, falls flächen immer beweidet werden sollen, vielleicht winkeleisen und für gelegentlich netze oder portionsweiden. eine weide, wenn sie nicht sehr gross ist, reicht meistens nicht für das ganze jahr.


Fridolin
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Registriert: 26.02.2006, 22:26

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Ich komme gerade von einem Besuch bei Altsteirer zurück und konnte mich vom "Ausbruchszaun" selbst überzeugen. Für meine Begriffe ein schier unüberwindlich hoher Maschendrahtzaun der am Boden alle paar Dezimeter niedergespannt ist. Das Ziegengelände ist recht großzügig angelegt, mit Wiesen- und Waldanteil in Hanglage, mit Klettermöglichkeiten fast in die Baumkronen hinauf. Was bewegt die süße Ziegengruppe also, dieses kleine Paradies zu verlassen? Beim Rundgang konnte ich jedenfalls keinen Fehler beim Zaun erkennen. Als wir dann beim Abendessen saßen, kam ein Anruf der Nachbarn, dass fünf Ziegen ausgebrochen seien und vergnügt auf dem Nachbargrundstück grasten, während die Zurückgebliebenen heftig meckerten. Fast routinemäßig begab sich Bert dann auf Ziegenjagd. Das Projekt Gehegezaun ist also noch nicht abgeschlossen.


Schweinchen Criss

Beitrag von Schweinchen Criss »

:-) maschendrahtzaun - die schlechteste lösung, klar sind die unteren stellen, wenngleich auch straff gespannt, ne wunderbare aufgabe zum puhlen für die ziegen und die löcher werden dann von klein zu gross, bis sie durchpassen - maschendrahtzaun läuft bei mir nur als begrenzung von nachbargrundstücken, entweder sichere ich hier unten bis mitte von innen mit strom, oder ich weiss, dass die derzeit ziegen da nicht durchgehen. nach fast 5 jahren habe ich dieses jahr die weiden durch neuaufbau fast ziegensicher hinbekommen, ach ich vermisse ja die anrufe fast, die täglich kamen, ihre ziegen sind wieder draussen......na gut auf der einen weide ist mein flaschenkind dieses jahr auch runter, zum dümmsten zeitpunkt, aber da war kein strom drauf, weil ne ableitung da war, die ich dann nach 3 tagen fand, ja da hatte ich so ziemlich alles geprüft und neu und besser gemacht.
l.g.


NicoleN
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Registriert: 27.06.2006, 17:52

Re: Wieso wissen Ziegen, wo "drinnen" und "drauße

Beitrag von NicoleN »

Hallo zusammen

So richtig verstehe ich nicht, weshalb meine Ziegen in ihrem Gehege bleiben, aber in den zwei Jahren, seit ich sie habe, sind sie dreimal durch/über den Zaun und das waren Fälle, in denen ich das Ausbrechen akzeptierte.

Grundsätzlich versuche ich meine ganze Energie darauf zu verwenden, ihnen ein abwechslungsreiches Zuhause zu bieten und ihnen immer wieder klar zu machen, dass es eben ihr Zuhause ist. Mit den sechs Weideflächen, die sie im Wochenturnus beweiden, scheinen sie den "Fernwandertrieb" halbwegs befriedigen zu können. Ausserdem erhalten sie zur "Ablenkung" immer irgenwelches Zeugs zum knabbern (Brommbeerenranken, Äste oder einen Baumstamm zum Schälen, Laub von Sträuchern). Ich tue das menschenmögliche, dass sie kein verwurmtes Futter weiden müssen und jede Fläche hat mindestens ein Kletterobjekt, das auch rege benutzt wird. Wenn jemand in den Garten geht, gibts meistens "Unkraut" zu futtern und da insgesamt 7 Personen auf dem Grundstück wohnen, haben sie regelmässig Besuch von jemandem, der sie flattiert. Ich verbringe in der Woche etliche Stunden bei ihnen, um sie zu beobachten, ihnen mit den Fingerspitzen den Rücken zu massieren, den Hals zu flattieren etc.

Meine Zäune sind vermutlich nicht annähernd ausbruchssicher, wenn's wirklich sein muss, gehen sie darüber: zum Beispiel sagte ich einmal, meine Ziegen seien wohl zu unsportlich, um über den Zaun zu springen und es verging kaum eine halbe Stunde, schon sprang eine drüber. Oder dann stand ich am Zaun, ohne die Chefin zu flattieren und als ich mich wieder entfernte, ist sie locker zwischen den Litzen durch und mir gefolgt. Einmal begann es aus dem nichts zu regnen wie aus Kübeln und da ich eine halbe Minute benötigte, um ihnen Zugang zu einem Unterstand zu verschaffen, habe sie sich selber Zugang verschafft, Stromschlag hin oder her. In diesen Fällen fand ich das Ausbrechen "gerechtfertigt". Ich finde, dass die Ziegen in Notfällen raus dürfen.

Andrerseits schreien meine Ziegen bei meinem Anblick wohl mehr als andere, weil sie es sich ja gewohnt sind, dass ich ihnen jeden Wunsch von den Augen ablese. Das ist für mich aber das kleinere Übel als wenn sie ausbrechen würden.

Aber ob das wirklich die Erklärung für's "Nichtausbrechen" ist? Keine Ahnung!

Herzliche Grüsse
Nicole


Judith Schmidt
Beiträge: 1033
Registriert: 16.03.2001, 00:00

Re: Wieso wissen Ziegen, wo "drinnen" und "drauße

Beitrag von Judith Schmidt »

Erfolg und Mißerfolg.

Ich denke, dass Ziegen dann ausbrechen, wenn sie einmal Erfolg mit einer Methode hatten. Für Ziegen, die ja gerne mit dem Kopf (im Sinne von nachdenken) arbeiten, ist es eine Art "adventur-Spiel", also immer wieder eine gern angenommene Herausforderung, zu erkunden, was "Mensch" sich wieder hat einfallen lassen und wie "Ziege" es knacken kann. Zum Leidwesen des Halters :-( .

Erst neulich war ich der Meinung, den Weidegang unserer Meckerfritzen einschränken zu müssen (zu dicke Bäuche *oops* ). Also habe ich den Durchgang, der vom Auslauf zur Weide führt, stundenweise am Tag mit einem Brett verschlossen. Wurde anfangs auch voll und ganz akzeptiert.
Einige Tage später hatte ich außerhalb, am Ende der Weide, Äste für die Ziegen abgeschnitten. Sie freuten sich schon lautstark auf diese Mahlzeit und konnten es gar nicht erwarten, wann ich eeendlich mit dem Abschneiden fertig bin. Sie waren so verrückt nach den Ästen, dass sie einfach mal kurz gegen das Brett in Durchschlupf geboxt haben und auf einmal auf der Weide standen - gleich hinter mir, nur getrennt durch den Zaun der Weide.
Nunja, das Brett hatte ich nur mir einer Schraube befestigt und es war eigentlich auch mehr symbolisch gemeint. Aber Symbolik reicht bei Ziegen nunmal nicht aus. Also kam zusätzlich noch ne Litze Strom davor.
Strom kennen und respektieren unsere Ziegen und so war das Problem bei mir vom Tisch. Denkste!!!
Egal ob es nun um köstliche Äste ging oder eben einfach nur darum, wieder auf die Weide gehen zu können, wann sie es wollen. Einer wurde vorgeschickt, das Brett wegzuhauen und dann nahmen alle 6 Ziegen einen Stromschlag in Kauf, um auf die Weide zu gelangen.

Ich habe resigniert aufgegeben und gewähre ihnen nun wieder die volle Weidezeit, wenn sie es wollen. Und siehe da, auf einmal laufen sie auch gar nicht mehr mit so dicken Bäuchen herum, sondern haben eine ansehnliche Ziegenfigur.

Ende gut, alles gut :D und unsere kleine Welt ist wieder in Ordnung #daumen_hoch* .


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

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