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Schafnetz als "Lebendfalle"

Verfasst: 25.08.2007, 12:35
von Locura
So, nun gebe ich auch mal Wasser auf die Mühlen derer, die Schafnetze als gefährlich betrachten...es ist definitiv so!!!
Vor ein paar Tagen hatte ich auf dem Weg zum Stall auf einmal ein äußerst ungutes Gefühl und bin mit deutlich mehr Tempo als sonst dorthin gefahren.
Die paar Minuten, die ich so herausgeholt habe, haben höchstwahrscheinlich meinem Lütten das Leben gerettet...

Mein Ziegenpaddock ist mit einem Schafnetz und folglich mit Strom eingezäunt - die Lei(s)tungsfähigkeit wurde regelmäßig überprüft, um das Ausbruchsrisiko zu minimieren.

Als ich zum Auslauf kam, lag der Kleine (*Mai 2007) halb auf dem Rücken, halb auf der Seite am Zaun, ein Hinterbein ragte in die Luft und er rührte sich nicht mehr. Ich habe den Schreck meines Lebens gehabt; ich dachte, er wäre bereits tot.
Auch auf Anfassen reagierte er nicht mehr, beim Abtasten war zum Glück noch der Herzschlag spürbar. Er muß an den Zaun geraten sein, einen gewischt bekommen haben und vor Schreck einen Satz in die falsche Richtung gemacht haben - er hatte sich dermaßen im Zaun verfangen, dass sich eine der Maschen 2x um seinen Hals gewickeltet hatte. Wahrscheinlich durch seine Befreiungsversuche hat sich die Litze so dermaßen fest zugezogen, dass ihm fast komplett die Luft abgeschnürt wurde - ich musste ihn per Messer daraus befreien.
Er hat das ganze überlebt, aber es war mir eine Lehre: Schafnetze auch mit guter Stromversorgung sind potentielle Todesfallen!

Ich habe sofort den Zaun abgebaut und die Ziegen aufgestallt...ein paar Tage mit Freigang nur unter Aufsicht sind nicht schön, aber deutlich besser als eine tote Ziege...
Heute ziehe ich neue Zäune...feste Pfähle mit Litzen, die nur waagerecht verlaufen (habe hier in irgendeinem Beitrag Angaben zu den benötigten Höhenangaben der einzelnen Litzenstränge gefunden - hiermit ein danke für die Info) und in denen sich die Tiere nicht strangulieren können.

Schafnetze sind praktisch weil schnell aufzustellen, aber ich werde nie wieder eins benutzen...

Verfasst: 25.08.2007, 13:47
von Amelie
Hallo Locura,
als erstes bin ich sehr froh das dein Gefühl dich noch rechtzeitig an den Ort des Geschehens gebracht hat.Zum Glück hat der Kleine das überlebt.
Die Gefahr die von den Schafnetzen ausgeht sollte jedem Ziegenhalter bewußt sein.Grade die kleinen stecken,trotz Strom,so fix mal den Kopf durch das Netz und wenn sie dann den ersten Schlag bekommen verwirren sie sich sofort so arg,das sie ohne Hilfe nie mehr da rauskommen.
Genau das ist meinem Bock,als er ca.3Monate war,auch passiert.Ein Glück stand ich daneben.Ich benutze seit dem keine Netze mehr,obwohl ich sie sehr praktisch finde.Mir stellt sich nun die Frage,ob einer Ziege die Strohmdraht gut kennt und den nötigen Respekt davor hat so etwas auch wiederfahren würde?!
Ich überlege nämlich schon länger mir noch einmal Netze zuzulegen,weil sie halt praktisch sind.Aber wegen der schlechten Erfahrung meinerseits und der Berichte die ich von anderen dazu gelesen habe,trau ich mich nicht.
Ich möchte dazu sagen,das ich nur erwachsene Ziegen habe,keine Lämmer.Vielleicht könnt ihr eure Erfahrungen diesbezüglich ja mal mitteilen.Hattet ihr schon erwachsene Ziegen die sich im Netz verfangen haben,obwohl Strom drauf war und sie das auch genau kannten?

Verfasst: 25.08.2007, 13:56
von Locura
Hm, ich schätze, da ist auch dann ein Restrisiko...

Unsere Pferde testen immer wieder, ob der Zaun noch "beisst"...Ziegen sind noch neugieriger - also kann man das wahrscheinlich auch nicht ausschließen.

Verfasst: 25.08.2007, 16:42
von Anonymous
Amelie hat geschrieben:.Mir stellt sich nun die Frage,ob einer Ziege die Strohmdraht gut kennt und den nötigen Respekt davor hat so etwas auch wiederfahren würde?!
Ich "eiche" meine Bande immer mal wieder, Werner hat das mal als "take-home-message" vom Zaunbau-Workshop erzählt: ab und an mal eine Handvoll Kraftfutter den Geissen *hinter* dem Netz präsentieren.
Tut mir zwar in der Seele weh, hat aber nachhaltige Wirkung. Man hat auch so Kontrolle darüber, welche der Geissen falsch reagiert (d.h. nach vorne springt).
Funktioniert auch bei Litze.
Auch die Lämmer müssen durch diese Schule.

Gruss,
Michael

Verfasst: 25.08.2007, 21:40
von Role1989
ab und an mal eine Handvoll Kraftfutter den Geissen *hinter* dem Netz präsentieren.

wenn ich das machen würde, würden meine geißen über den e- zaun einfach drüber springen. eine voraus, alle anderen hinterher. und dann hätte keine respekt mehr vor dem zaun.


gruß
robert[/quote]

Verfasst: 25.08.2007, 21:51
von Fridolin
Grüß Euch

Genauso wie man kleinen Kindern den Begriff "heiss" nicht wirklich erklären kann und erst die eigene "Erfahrung" einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, müssen auch die Ziegen den Elektrozaun zuerst einmal kennenlernen. Ich bin nicht der Einzige hier in diesem Forum, der schon mehrmals darauf hingewiesen hat.

Ein großer Fehler ist es auch - ich schreibe dies aus eigener Erfahrung - den Zaun zwischenzeitig auszuschalten. Wenn dann nämlich ein Tier daran anstößt und nichts geschieht, werden sie keck und machen weiter. Daher schaltet sich mein Zaun wirklich erst Nachts ab, dann wenn die Tiere nicht mehr auf der Weide sind. Das Gehege - in dem sie sich auch in der Nacht herum bewegen - ist durch einen Wildzaun gesichert.

Verfasst: 26.08.2007, 07:36
von Therapiehof
statt schafsnetz benutze ich seit jahren geflügelnetz, wenn die kleinen lämmer mit draussen sind, das hat unten enge maschen, passt kein gitzi durch und gibts auch noch höher (1,15 m) für sprungfreudige Geissen.

Zum gewöhnen der Lämmer an den Strom, wäre es gut auf halbe Stromstärke zu schalten, so daß sie zwar merken, es ist unangenehm, aber nicht gleich einen Riesenschlag bekommen. Es ist doch völlig normal, daß ein Tier einen Satz nach vorne macht, wenn es an der Schnauze einen Schlag bekommt, d.h. hinein ins Netz und dann erwürgt werden. Genauso gefährlich ist bei Schafsnetzen und Batteriegeräten, wenn die Batterie leer geht. Irgendwann stecken sie dann den Kopf doch durch und wieder Risiko!

Daher ganz eindeutige: Finger (und Ziegenschnauzen) weg von Schafsnetzen.

Verfasst: 26.08.2007, 09:21
von Anonymous
Fridolin hat geschrieben:Ein großer Fehler ist es auch - ich schreibe dies aus eigener Erfahrung - den Zaun zwischenzeitig auszuschalten.
Wenn ich am Zaun arbeite (Fläche erweitern) geht's ja nicht anders als den Strom auszuschalten. Dazu benötige ich mehrere Stunden und die Tiere - zumindest die Erwachsenen - merken sehr genau wann Strom drauf ist und wann nicht - die Mütter testen vorsichtig mit der Schnute.
Aber von den Erwachsenen geht auch keine durch den Zaun wenn KEIN Strom drauf ist, selbst wenn die Fläche abgefressen ist und sie voller Erwartung beobachten, daß ich ein neues Stück vorbereite. Wichtig ist jedoch - vor allem für die Kleinen - eine OPTISCHE Abgrenzung, deswegen benutze ich 6 Litzen. Jedoch: wenn eine wirklich durch will, springt sie durch die Litzen. Ist mir aber immer noch lieber als ein stranguliertes Tier im Netz. Bisher sind mir nur 2 Tiere aus Schreck durch den Zaun, die standen dann bei der Herde - nur eben auf der anderen Seite und haben geduldig gewartet bis ich sie wieder reingelassen habe.

Verfasst: 26.08.2007, 12:45
von Elise
Hallo, die optische Abgrenzung ist bei mir der Schafszaun. Auf den Litzen ist Strom drauf und das wissen sie. Also erst die Stromlitze überwinden und dann durch den Schafszaun? Ich hoffe mit meiner Lösung keine Lebensfalle aufgestellt zu haben.

Vlg Claudia

Verfasst: 26.08.2007, 14:04
von Anonymous
Therapiehof hat geschrieben:Es ist doch völlig normal, daß ein Tier einen Satz nach vorne macht, wenn es an der Schnauze einen Schlag bekommt, d.h. hinein ins Netz und dann erwürgt werden.
Das widerspricht jeglichem Selbsterhaltungstrieb. Warum sollte ein Fluchttier in die Gefahrenquelle *hineinlaufen*? Das sind Schutzprogramme, die instinktiv ablaufen. Ein Mensch fasst doch auch nicht noch fester auf eine Herdplatte, wenns wehtut..,
Ich behaupte nach wie vor, dass das normale Verhalten eher Umdrehen & Flüchten ist. Tiere die nach dem E-Schlag nach vorne springen halte ich für die Ausnahme.
Was ich mir aber vorstellen kann: dass die Todesfälle bzw. halbtoten Tiere in Zäunen als "Unfallfolge" im Zaun gelandet sind. Soll heißen: die Tiere wurden quasi auf der anderen Seite der Weide aufgeschreckt (z.B. durch einen freilaufenden Hund) und sind hochflüchtig in den Zaun geraten. Wir haben hier auch schon mal gesehen, wie eine Geiß ein Lamm in den Zaun (hier: Litze) hineingeboxt hat. Effekt: Lamm stand auf der anderen Seite des Zauns.


Grüsse aus Rheinhessen,
Michael