"Ein ganz zäher und harter Bursche"

Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Servus Moritz

Ein Highlight, Dein Vortrag #daumen_hoch*


Landlady
Beiträge: 220
Registriert: 29.06.2007, 21:08

Steine fallen vom Herzen

Beitrag von Landlady »

Danke, lieber Moritz!!!!!!!
Du glaubst garnicht, welche Sicherheit Dein Beitrag mir und meinen Ziegen gibt. Das war das, was mir einfach gefehlt hat!
Ich bin froh, daß meine Offenheit hier im Forum und auch bei meiner Hausbesucherin C. kein "Hau Drauf" bewirkt hat, sondern eine sehr hilfreiche Unterstützung.
Kein "schlechtes Gewissen" mehr, von wegen keine Äpfel mehr, keine Möhren u.s.w. Nun bin ich bloß am Überlegen, was ich mit dem Sack Gerste und dem Sack Hafer mache. ( jeweils 50 kg) Ist ja zu schade zum wegschmeissen. Oder brauche ich das noch, wenn meine 2 Mädels Lämmer haben?
Euch allen einen kuscheligen Advent wünscht Gabriele


Tu was Du willst, aber schade niemanden
Käsemaus
Beiträge: 649
Registriert: 29.04.2005, 16:16

Beitrag von Käsemaus »

Ja Gabriele, so habe ich das auch empfunden - sehr angenehm überrascht...!!!
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Gruß,
http://www.myheimat.de/pattensen/profil ... 13211.html
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Ein Leben ohne Ziegen ist zwar denkbar, aber sinnlos!
Matscher
Beiträge: 289
Registriert: 08.11.2007, 21:11

Beitrag von Matscher »

Ohne jetzt ne Spezialausbildung gemacht zu haben, füttern wir während der Laktation etwas Hafer oder Mais zu, Gerste geht auch, Weizen nicht so wegen der "Klebstoffe". "Etwas" bedeutet in unserem Fall ca. 5 Liter auf 10 Mädels, gemessen am täglich vertilgten Heu ist das sehr wenig. Lassen wir diese Gaben (welche uns auch Geld kosten) weg, magern die Ziegen stärker ab. Geht man von "Natur" aus, also der strikten Einhaltung des natürlich vorhandenen Angebotes, wird wohl eher seltener eine ältere Ziege mit Jungen gesund unterwegs sein. Zieht man dann noch die Wurmkur (als unnatürliches Gift) ab, ist das Gleichgewicht gesichert und die Wölfe und Geier hungern nicht.
Es fühle sich bitte niemand geärgert und Moritz hat sicher recht damit, dass die meisten TÄ nicht immer die richtigen Ratschläge geben. Aber auch wie bei Leistungskühen kann es auch bei Ziegen vorkommen, dass ihr Körper mehr Leistung hergibt, als er kann. Und die natürliche Auslese dürfte durchaus auch ihre Rolle spielen. Da ich jedoch weder eine Verausgabung unserer Mädels, noch Auslese zugunsten anderer Tiere oder der Gartenerde wünsche, werde ich auch zukünftig jeden Tag meine Ziegen genau beobachten und in der Laktation trotz Wurmkur und Heu ohne Ende notfalls ETWAS Kraftfutter zufüttern.
Gruss, Mathias


Moritz

Beitrag von Moritz »

Selbstverständlich mußte mein obiger Beitrag fragmentarisch bleiben.
Man müßte ein Büchlein schreiben, wollte man auf alle Details der Verdauung eingehen, beginnend bei Lippen und Zähnen, Muskeln und Drüsen, Stoffwechsel und Kleinstlebenwesen, Därmen und Blut, beteiligten Organen und schließlich den Schleimhäuten und Halbschleimhäuten, den verschiedenen Schließmuskeln, dem Bindegewebe und den Nerven.
Die Angaben bezogen sich auch nur auf "normale", erwachsene Ziegen.
Beim Lamm ist zu beachten, daß die Evolution es so eingerichtet hat, daß Milch in den ersten Tagen direkt in den Labmagen des Lamms geleitet wird, d.h. durch Muskelreflexe (abrupte Nervenreaktion nach "Erkenntnis": Aha, jetzt kommt Milch) wird die Schlundrinne so verformt, daß die Milch nicht in den Pansen, sondern direkt in den Labmagen befördert wird (und das alles im Dunkeln, haha!)
Beginnt das Lamm, Gras, Heu zu knibbeln und nimmt es schon gelegentlich Wasser auf, wird der Zugang wahlweise zum Pansen freigegegeben.
So kann sich allmählich auch die Pansenflora entwickeln.
Aus diesem Grund sollte auch kein Wasser mit der Milch gegeben werden, es würde mit in den Labmagen gelangen - nicht gut!!!.
Gruß Moritz


Fridolin
Beiträge: 1662
Registriert: 26.02.2006, 22:26

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch
Servus Moritz

Irgendwo habe ich gelesen, dass diese Umleitung in den Labmagen durch den Saugreflex entsteht. Nun hätte ich dazu eine Frage:

Unsere beiden Kastraten sind inzwischen bereits 8 Monate alt und nuckeln tagsüber noch immer gerne bei ihrer Mutter. Zwar nicht mehr so oft aber doch noch. Nachts wird die Mutter in eine Einzelbox gestellt, damit wir sie Morgens melken können. Wenn also unser beiden großen Kleinen Milch bei ihrer Mutter säugen, geht dann diese Milche auch jetzt noch direkt in den Labmagen und ist das in diesem Alter schlecht für sie?

Nachdem sie wieder trächtig ist und die Geburt im März erfolgen wird, wollen wir noch bis in den Jänner hinein melken und dann trockenstellen. Gelingt uns das überhaupt wenn sie ihre beiden Jungs noch ranlässt oder stellt sie es selbst ab?


Moritz

Beitrag von Moritz »

Ja, Fridolin, es ist dieser Saugreflex, der dann bestimmte Muskelpartien zur Rinnenbildung stimuliert (raffinierter als das Bewässerungssystem für die Felder im alten Ägypten oder noch heute in anderen Partien unserer Erde). Es liegt also nicht daran, daß die Milch warm ist und dies gefühlt wird, denn es funktioniert ja auch bei Wasser, Tee oder Malzbier.
Man kann, wenn man seinen Körper gut beobachtet, dies ansatzweise nachmachen. Man schließe den Mund, spitze ihn, öffne ihn geringstmöglich, so daß beim Ansaugen gerade mühsamst etwas Luft eingezogen wird (jetzt alle zusammen einmal saugen, eins, zwei, drei: los) und man merkt, daß andere (innere) Halsmuskelpartien beansprucht werden als wenn wir ein normales Kauen mit geschlossenem Mund simulieren, ohne zu saugen.
Klar: wir sind keine Wiederkäuer - obwohl auch Menschen manchmal Speiseteile beim Aufstoßen mithochbringen.

Deine Ziege wird früher oder später die Söhne abstillen durch Wegtreten.
Das wird ihnen nicht passen, aber sie werden es akzeptieren müssen.

Der Speisebrei, den die Söhne im Pansen produzieren, trifft sich mit der Milch im Labmagen, wo das Labferment sich um die Milch "kümmert". Dort werden auch all die Bakterien, die aus dem Pansen über die beiden anderen Mägen mit in den Labmagen wandern (sie schreien nicht: Ich will lieber im Pansen bleiben, denn sie wissen nicht, was mit ihnen geschehen wird) mit verdaut; eine zusätzliche Eiweißgabe...
Denn im Dünndarm, wo es dann °°°Verdauung total°°° über viele Meter Strecke gibt, sollten keine Bakterien ankommen.
Dazu ist natürlich zu wünschen, daß der Dünndarm nicht durch zuviel Fettanlagerungen (Kraftfutter) dazu gar nicht mehr in der Lage ist.
Viele Leute glauben, wenn ihre Ziege von außen schön wonneproppig aussieht, sie sei gesund und fit, sie müßten sie mal von innen sehen, wieviel Wassereimer unnützes graues, schwabbeliges Fett das arme Tier mit sich rumschleppt. Außen hui, innen pfui.

Zurück zu den beiden Jungs: Du brauchst Dir da keine Sorgen zu machen.
Sie nuckeln sicher besonders gerne, wenn sie die Mutter mal nicht gesehen haben, frustriert sind, geschrien haben, schnell hinrennen, um sich diesen Trost zu holen. Das kann noch dauern.

Bei Highland-Rindern habe ich gesehen, daß Söhne, die schon größer als ihre Mütter waren, und Töchter mit 2 Jahren noch ans Euter durften (auf Knieen).
Die Mütter hatten keine Kälber mehr bekommen (mangels Stier). Die Mütter putzen in solchen Fällen ihre Kinder auch nach vielen Jahren noch durch Ablecken.
Gruß aus der Frischluft Moritz


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Herzlichen Dank Moritz #daumen_hoch*


Moritz

Beitrag von Moritz »

Ergänzung:
Wir kennen einen Fall, wo die Ziege soviel Milch hatte, daß sie bis zum Tag der nächsten Geburt die Jungen trinken lassen konnte. Problem ist dann, daß die Älteren ständig versuchen, den Neugeborenen die Milch wegzutrinken, was natürlich auch die Mutter letztlich nicht will/wollen sollte.
Ansonsten, aber das weißt Du sicher auch, ca 2 Monate vor dem nächsten Ablammen trocken stellen (ausmelken u. Heu u. Wasser u. sonstige "Tricks", hab ich mich nie drum gekümmert).
Gruß zurück Mo


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Servus

Wir hatten ja schon öfter Junge von dieser Ziege, genau genommen nun im März das 4. Mal, bei den ersten beiden Würfen hat die Mutter aber ihre Töchter viel früher nicht mehr trinken lassen. Sobald die nämlich geschlechtsreif wurden, wurden die von der Mutter als Konkurrentinnen betrachtet. Nicht so diesmal bei ihren beiden Buben. Das sind ihre erklärten Lieblinge und die genießen ihre Fürsorge natürlich.


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