Hallo,
Weil ich gefragt wurde, hier auch mein Senf zum Thema ;-):
Da meiste wurde ja schon sagt:
Heulage ist ein Zwischending zwischen Heu und Silage, und wurde ursprünglich wohl als Sonderfutter für Pferde mit Heustauballergie entwickelt.
Pferde-Heulage wird etwas später gemäht als Silage für Rinder. Dadurch hat das Futter einen größeren Rohfaseranteil, und niedrigere Gehalte an Eiweiß kurzkettigem Zucker.
Diese Kombination wird in der Pferdefütterung nachgefragt, weil man damit dem Risiko von Koliken und Erkrankungen wie Equines Cushing-Syndrom und Metabolischem Syndrom (vergleichbar mit Diabetes) vorbeugen möchte. (Für Rinder und für intensiv genutzte Schaf- und Ziegenrassen ist dieses Futter wegen des geringeren Energiegehalts weniger gut geeignet.)
Heu aus leicht überständigem Gras wäre ein gutes Pferdefutter. Wenn das Pferd allerdings an einer Heustauballergie (scheint derzeit recht verbreitet zu sein) leidet, drohen wieder Probleme.
Deshalb, und weil Silage trotz aller Aufklärung noch immer einen anrüchigen (im wahrsten Sinn des Wortes) Ruf geniest, versucht man mit der Heulage einen Mittelweg zu gehen.
Da das Futter nicht so trocken wie Heu ist, ist die Staubentwicklung viel geringer.
Heulage hat aber auch einige Nachteile:
Die klassischen Futterkonservierungsverfahren sind Trocknen und Silieren.
Beim Trocken wird den zersetzenden Organismen (Pilz, Bakterien usw.) durch Wasserentzug die Lebensgrundlage genommen.
Beim richtigen Silieren wird unter Luftabschluss der vorhandene Zucker in Milchsäure umgewandelt. Dadurch sinkt der pH-Wert in der Silage so tief, dass sich die Zersetzungsorganismen nicht mehr vermehren können. Um die Milchsäurebakterien zu fördern sind ca. 35% Trockenmasse und hohe Gehalte kurzkettiger Zucker ideal.
Wer sich über die genauen Vorgänge beim Silieren informieren möchte, findet z.B. hier eine gute Kurzbroschüre:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.provincia.bz.it/land-hauswbi ... nd-hauswbi ... schaft.pdf</a><!-- m -->
Sobald das Futter im Silo(-ballen) eingepackt ist, beginnt das große Wettrennen unter all den kleinen Zersetztern. Solange noch Reste an Sauerstoff vorhanden sind, behalten Pilze (Hefen, Stahlen- und Schimmelpilze) und aerobe Bakterien (Fäulnisbakterien) die Oberhand. Sie holen sich ihren Anteil am Futter, der dann für unsere Tiere unwiderruflich verloren ist.
Deshalb ist es besonders wichtig, das Futter gut zu verdichten. Ob durch Festwalzen im Fahrsilo oder durch zusammenpressen in der Rund- oder Quaderballenpresse. Es kommt darauf an, dass beim Einpacken mögl. wenig Luft im Silo bleibt.
Erst wenn der restliche Sauerstoff verbraucht ist, kommen die anaeroben Bakterien zum Zug. Diese Fressen die vorhandenen kurzkettigen Zucker und scheiden dafür Säuren aus. Buttersäurebakterien vermehren sich besonders gut in nasser Umgebung (kleiner 30 % Trockenmasse). Weil ihre Säure, die Buttersäure, ekelhaft stinkt und das Futter damit unbrauchbar macht, sind sie äußerst unerwünscht. (In der bekannten stinkenden Silage waren zu viele Buttersäurebakterien aktiv). Das Futter wird deshalb auf dem Feld auf über 30% Trockenmasse vorgetrocknet, um die starke Vermehrung von Buttersäurebakterien zu vermeiden und um die Milchsäurebakterien zu fördern.
Heulage ist weder das eine noch das andere.
Das Futter ist mit 40 bis 70% Trockenmasse nicht trocken genug, um die Vermehrung der Zersetzer zu verhindern.
Durch den hohen Rohfasergehalt (viele alte Stängel statt zarter junger Blätter) lässt es sich schlecht verdichten. Man benötigt für Heulage moderne Silagepressen und starke Traktoren, die die nötige Zapfwellenleistung zur Verfügung stellen. Rundballen- und Quaderballenpressen alter Bauart und schwache Traktoren erzielen bei Heulage nicht die nötige Verdichtung. Dann bleibt viel Luft in den Ballen, und es kann sich schon Schimmel bilden bevor die Gärung einsetzt.
Andererseits ist das Futter zu trocken und enthält zu wenig Zucker, als dass sich die Milchsäurebakterien gut vermehren könnten. Der Zucker wird nur unvollständig abgebaut.
Dadurch sinkt der pH-Wert in Heulageballen nicht so weit wie in Silagen.
Wenn so ein Ballen ein winziges Loch bekommt und Luft eindringt, startet wegen des zu hohen pH-Wertes sofort die Schimmel- und Fäulnisbildung. Wofür die Pilze bei Lufteintritt in einem gut durchsäuerten Silageballen Wochen und Monate brauchen, können sie in einem Heulageballen in wenigen Tagen anrichten.
Heulageballen müssen also noch besser als Silageballen vor Schäden geschützt werden. (Noch mehr Folienlagen + Abdeckung mit Siloschutznetz gegen Krähen, die sehr gerne winzige Löcher in die Ballen machen + Schutz vor Mäusen durch Lagerung auf Betonplatten o.Ä.).
Nach dem Öffnen muss der Ballen sehr schnell verfüttert werden, weil auch hier die Nachgärung und Schimmelbildung sofort einsetzt.
Gelegentlich wird auf das Risiko durch Listerien hingewiesen. Diese Bakterien können sich wegen des hohen pH-Wertes in Heulageballen gut halten oder sogar vermehren.
Bei gesunden Tieren sind sie eher ungefährlich. Bei geschwächten oder tragenden Tieren können sie ernsthafte bis tödliche Erkrankungen auslösen (Listeriose) und zu Fehlgeburten führen.
Heulage eignet sich also vor allem als Futter für Pferde. Wegen des hohen Risikos von Futterverlusten während der Lagerung sollte sie nur verwendet werden, wenn Allergiepferde das nötig machen, oder wenn eine Heubergung wegen des Wetters nicht möglich ist.
Viele Grüße,
Manfred