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Neues Ziegenzuhause

Verfasst: 13.04.2008, 23:45
von Tinu
Hallo zusammen

wir wohnen in einem Aussenquartier von Bern in der Schweiz.
Wir haben einen relativ grossen Aussengarten und möchen dort Zwergziegen hausen lassen.

Da wir aber im Umgang mit Ziegen recht unerfahren sind brauchen wir dringenst eure Hilfe!

Hier paar Fragen:

1.) Wir brauchen einen Stall. Wo können wir einen solchen beziehen und wie teuer ist dieser (für 3 Böcke)
2.) Wie viel Umschwung sollten die 3 Gesellen haben?
3.) Braucht man eine Baubewilligung für einen Stall?
4.) Wie viel zeitlichen Aufwand bedeutet das für uns?
5.) Wo kann man den Mist entsorgen?
6.) Wie gross ist die "Lärmbelastung" für die Nachbarschaft?
7.) Habt Ihr Tips und Tricks für uns?

Schlussendlich möchten wir hier alles richtig machen und unseren zukünftigen Kammeraden ein gemütliches Zuhaus bieten.
Bitte helft uns dabei #daumen_hoch*

Besten Dank für Eure Hilfe
Fiorenza und Tinu

Verfasst: 14.04.2008, 13:54
von Fridolin
Servus Tinu

Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. In der Schweiz gibt es übrigens eine Ziegen-Forschungsstation http://www.zwergziegen.ch/, wo Du auf viele Deiner Fragen eine Antwort findest.

Nun zu Deinen einzelnen Fragen:

Sofern der Stall nicht gemauert ist, sondern nur auf Holz besteht und nicht über die Höhe einer Gartenhütte hinausgeht, brauchst du - glaube ich - auch in der Schweiz keine behördliche Genehmigung.

Du solltest beim Stall ein Gehege bauen, worin sie sich auch im Winter bewegen können. Die Umzäunung sollte ein solider Forstzaun sein - Höhe mind. 160 cm - die Holzsteher nicht weiter als 2,5 Meter voneinander entfernt mit einem Spanndraht oben drüber.

Die Weide kannst Du mit einem elektrischen Weidenetz - siehe auch EBAY unter "Weidezaun" - betreiben. Das Netzgerät nicht unter 4,6 Joule Ausgangsschlagleistung und die Netzhöhe zwischen 108 und 112 cm. Du solltest Portionsweiden einrichten, also Weideflächen, die Du nach 14 Tagen wieder schließt und eine frische Weide absteckst. Das stehengebliebene Gras auf der abgeweideten Fläche mit dem Rasenmäher kurz abschneiden und drei bis vier Wochen ruhen lassen. Das nimmt den Parasitendruck, die ca. 3 Wochen für ihre Entwicklung brauchen.

Die Lärmbelästigung bei Böcken ist sicherlich geringer als bei bockigen Ziegen. Die können in der Brunft ganz schön nervig schreien. Wie mein Landsmann bereits geschrieben hat, stinken Böcke ziemlich, Kastraten sind dagegen praktisch geruchlos und handlicher.


Die Ziegen brauchen täglich ausreichend frisches Wasser und auch täglich Heu. Auch im Sommer während der Weidesaison, allerdings wesentlich weniger als im Winter. Kraftfutter so wenig wie möglich, haltet Euch hier möglichst an die Angaben der schweizer Forschungsstation! Wenn ihr also ein paar Tage weg seid, braucht ihr jemanden, der die Ziegen versorgt. Ziegen, überhaupt Böcke zeichnen sich durch eine recht beachtliche Intelligenz aus. Sie sind den anderen Wiederkäuern weit überlegen und ziemlich gerissen. Es ist also eine gewisse Herausforderung, die von einem Ziegenhalter verlangt wird. Andererseits sind es aber durchaus Tiere, mit denen man sich gut und gerne anfreunden kann und die einem auch ihre Zuneigung zeigen.

Ziegenmist ist ein eher trockener Mist mit einem hohen Heuanteil, weil die Ziegen damit sehr verschwenderisch umgehen. Das verschlampte Heu aus den Heuraufen bedeckt den Boden und wird üblicherweise als Einstreu oder Heumatrazze bezeichnet, die auch eine gute Wärmedämmung im Winter abgibt. Indem immer wieder frisches Heu obendrauf kommt - das machen sich die Ziegen selbst - bleibt es oben immer trocken und die Kötteln rieseln nach unten durch. Ausgemistet wird drei bis viermal im Jahr. Ich selbst lasse die Mistmatte nicht über 25 cm hoch werden.

Über die Entsorgung des Mists würde ich nicht viel und lange herumfragen, sondern eine etwas sichtgeschützte Mistmiete bauen, die nicht höher als 1,5 Meter hoch sein soll. Ein Quadrat im Ausmaß von maximal 1,5 Meter Seitenlänge wird aufgehäuft und immer wieder fest niedergetrampelt. Danach kommt Erde drauf. Wenn ihr Eure Küchenabfälle kompostiert, könnt ihr dazwischen immer wieder eine Lage abgegangenen oder halbfertigen Kompost einbauen. Wenn ihr 3mal im Jahr ausmistet, habt ihr also drei solcher Häufen und nach ca. 1 1/2 Jahren könnt ihr den ersten schon mal ernten. Im Herbst auf den Garten aufgebracht, ist er bis ins Frühjahr soweit abgegangen, dass Ihr ihn einarbeiten könnt. Ziegenmist ist ein guter Gartendünger und wenn ihr ein wenig Werbung im Bekanntenkreis macht, werdet ihr dort freudige Abnehmer finden.

heyhey :)

Verfasst: 17.04.2008, 21:25
von Tinu
hallo und besten dank für eure zuschriften!

wir haben soeben eine umfrage gestartet um zu schauen, ob die leute hier überhaupt interesse hätten. also, ob niemand wirklich ein problem mit zwergziegen im garten hat ;-)

fridolin: was spricht dagegen zweimal einen forstzaun zu benutzen?


grüzzle
tinu

Verfasst: 18.04.2008, 13:42
von Fridolin
Servus Tinu

Deine Frage bezüglich der zweimaligen Benützung des Forstzaunes verstehe ich so, dass Du vielleicht meinst, den Gehegezaun auch für die Weide zu benutzen.

Wenn Du das so gemeint hast, muss ich Dir davon dringend abraten. Denn einen bereits fix montierten Forstzaun abzubauen und ihn an anderer Stelle neu zu installieren, halte ich für nahezu unmöglich bzw. derart aufwändig, dass das in keinem arbeitsökonomischen Verhältnis zu den Kosten eines Elektrozaunes steht. Abgesehen davon muss der im Herbst ja wieder verlegt werden.

Wenn die Weide direkt an das Winterquartier anschließt, ist ein Elektrozaun für die Weide ausreichend, vor allem deshalb, weil die Weide ja immer nachgesteckt werden sollte, damit sich die Wiese erholen kann und die Ziegen immer auf einer frischen und sauberen Fläche grasen sollten.

Wenn die Weide aber etwas weiter vom Stall entfernt sein sollte und auch über einen wetterfesten Unterstand verfügt, dann macht eine weitere feste Umzäunung sicherlich Sinn. Ist aber eine Kostenfrage. Allerderings muss auch dann dafür gesorgt sein, dass die Tiere diese fest umzäunte Weide in Portionen freigegeben erhalten.

Anders als beispielsweise die Kühe, ziehen sich die Geißen immer wieder gerne in bzw. um ihren Stall herum zurück, sie bleiben nie den ganzen Tag auf der Weide liegen, sofern sie eine andere Möglichkeit haben. Selbst unsere Schafe, die mit unseren Ziegen mitlaufen, wechseln täglich mehrmals zwischen Stall, Gehege und der Weide.