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Herdbuchzucht Vorteil/Nachteil

Verfasst: 04.06.2008, 17:40
von Ziegenhund
Hallo Freunde,
ich bin jetzt am überlegen ob ich nicht doch Herdbuch züchte?
Was heißt eigentlich Herdbuch und was sind die Vor und Nachteile ? #ka# Ein Vorteil scheint ja der verkauf zu sein?!Ich kann ja auch als Hobbyzüchter so züchten wie mir es gefällt. #jubel#
Gebt mir mal bitte Rat und Denkanstöße!
Der Grundstock sind Burenziegen aus Herdbuch und Cae freiem Bestand!
Gruß Heinz

Verfasst: 04.06.2008, 19:33
von Therapiehof
Hallo Heinz,
einen klaren Vorteil gibts nimmer: nämlich die Tätowierung als Ersatz für Ohrmarken, meine Altgeissen haben die Herdbuchnr. im Ohr tätowiert und brauchen daher keine häßlichen nicht artgerechten tierquälerischen Ohrmarkren.

Warum bin ich nicht Herdbuch?

ich will mich nicht noch mehr kontrollieren lassen (Biokontrolle, CrossCompliance, Berufsgenossenschaft, Finanzamt, GEZ, Kaminkehrer, TÜV, Zoll usw.)

Ich mache z.B. keinen CAE Test, weil meine Ziegen CAE frei sind und CAE nicht vom Himmel fällt (kaufe keine Tiere zu, keine anderen Ziegen in Kontaktweite)

Die erforderliche Milchleistungsprüfung ist recht teuer und etwas unpraktisch, weil ich z.B. bei den Müttern die Zicklein wegnehmen muß um die Milchmengen zu messen.

Bei Buren wird sicher eher Fleischleistungsprüfung ein Thema sein.

Der Markt für hochpreisige Herdbuchzicklein ist m.E. eher begrenzt.

und in meinem Fall historische Gründe, die von mir gezüchteten Schwarzwaldziegen wurden zwangsweise ins Herdbuch der BDE aufgenommen und werden dort nicht extra geführt. Das könnte zum Ende einer vom Ausstaerben bedrohten Ziegenrasse führen...

ich bin auch kein Vereinsmeier, der gern zu irgendwelchen Züchterstammtischen geht, aber das muss ja keiner..

es gibt sicher einige Argumente dafür, die sollen aber unsere Herdbuchzüchter hier bringen...

lg
Andreas

Verfasst: 05.06.2008, 02:03
von Annabella
Ich sehe das etwas anders als "Therapiehof", und nicht nur, weil ich Herdbuchzüchter bin, sondern auch, weil ich davor schon Erfahrungen mit "Hobbyzucht" gemacht hatte- negative Erfahrungen.
Züchtet man hobbymäßig, ist der Verkauf von Lämmern fast nicht möglich zu kosten- und arbeitseinsatzdeckenden Preisen. Man kann froh sein, wenn man wenigstens die weibliche Nachzucht los wird und nicht alle Kitze schlachten zu müssen. Und für diese weiblichen Lämmer bekommt man gerade mal soviel, wie für ein Schlachtkitz. Das ist der wirtschaftliche Aspekt.
Die andere Seite ist die, daß oft mit Tieren "gezüchtet" wird, deren Abstammung ungewiss ist. @ Heinz: ich weiss, dass dies bei Dir nicht der Fall ist, auch die folgenden Punkte betreffen Dich nicht, da Du ja reinrassige Tiere hälst und züchtest, wobei Du bei Herdbuchzucht wesentlich höhere Preise für Kitze erzielen könntest- ausser Du willst nur für die heimische Gefriertruhe züchten.- Das ist -für mich- Vermehrung einer ungewollten Population an Tieren, die eigentlich keiner so recht haben will. Es ist ok, wenn jemand aus seiner Lieblingsziege einmal Nachwuchs haben will, aber jedes Jahr gezielt mit irgendwelchen Böcken Lämmer zu produzieren, halte ich nicht für besonders verantwortungsbewusst.
Der "Aufwand" für Herdbuchzucht ist nicht so arg aufwändig, und es ist nicht wirklich so, daß man sich laufend "kontrolliert" fühlt- ausser man leidet unter Verfolgungswahn:
Wie bei jeder Hobbyhaltung müssen die Tiere beim Vet.-Amt gemeldet werden und Ohrmarken bekommen, auch das Bestandsregister und der Nachweis über den Einsatz von Medikamenten ist nicht anders als bei Hobbyziegen. Der Aufwand, die Bestandsliste und Ohrmarkenliste an den Zuchtverband zu schicken (auch per Fax) ist ja nicht allzu gross. Die CAE-Untersuchungen sind nicht Pflicht für Herdbuchzucht, aber empfehlenswert, da der Verkauf aus nicht saniertem Bestand inzwischen kaum mehr zu vernünftigen Preisen möglich ist.
Die Leistungsprüfung bei Milchziegen ist nicht, wie die Aussage von "Therapiehof" vermuten lässt, eine Qual für die Lämmer: die Trennung von der Mutter findet einmal im Monat für einen Tag statt, und das in einem Alter, wo die Kleinen anderswo schon abgesetzt wären (in Bayern ist das jedenfalls so). Die Leistungsprüfung bei Fleischziegen ist noch einfacher, weil die Lämmer nur in gewissen Zeitabständen gewogen werden müssen.
Ein weiterer Vorteil der Herdbuchzucht ist der, dass man gute Bocklämmer durchaus gut über die Körveranstaltungen verkaufen kann, oder auch nach Hofkörung privat von Züchter zu Züchter, oder auch mal einen Bock für eine Saison tauschen kann (sofern CAE-sanierter Betrieb). Ferner bringt einem die Mitgliedschaft in einem Zuchtverband immer die neuesten Infos über das aktuelle Geschehen und neue Verordnungen, man sitzt somit an der Informationsquelle und ist so immer bestens informiert.
Für mich sah es nach den (in der Milchleistung hervorragenden) Mischlingsziegen so aus, dass ich für weibliche Mischlingslämmer gerade mal 50 € bekommen habe (mit viel Glück und Betteln), meine TWZ bringen das vierfache. Ich habe jetzt einen Bestand an gesunden Ziegen, wenn ich zukaufe (z.B. Zuchtböcke) kenne ich die Abstammungen, weiß, was linienmässig zu meinen Ziegen passt. Und jeder Züchter verkauft seine besten Böcke lieber an ernsthafte Herdbuchzüchter als an Hobbyvermehrer, sorry für den Ausdruck.
Der einzige Wermutstropfen ist der Beitrag beim Zuchtverband und für die CAE-Untersuchung, aber auch das ist tragbar wenn man die Preisunterschiede beim Lämmerverkauf einbezieht.
OT:
@ Therapiehof: es ist Dir vielleicht entgangen, dass die Schwarzwaldziege inzwischen, ebenso wie manch andere Landrassen und Farbschläge, inzwischen wieder speziell betreut wird. So etwas erfährt man eben, wenn man öfter mal über den Tellerrand hinausschaut und in verschiedenen Organisationen vertreten ist. -Wie Du allerdings bei Deiner kleinen Herde ohne Zukäufe von Böcken auskommst, um Inzucht zu vermeiden, ist mir unklar. Würde mich interessieren, wie Du das machst!

Verfasst: 05.06.2008, 07:29
von Anonymous
Hallo,
ich betreibe seit 20 Jahren HB - Zucht und kann mich Annabelle nur anschließen,es ist kein Mehraufwand.

Um immer auf dem neuesten Stand zu sein,ist es zwingend notwendig sich einem Verein an zu schließen,dazu braucht man kein Vereinsmeier zu sein.

Wenn man keine CAE - Untersuchungen machen lässt,kann man auch nicht wissen ob die Tiere negativ sind.

Würde ich Käse und Milch verkaufen,wäre es für mich unbedingt erforderlich dies von CAE freien Tieren zu tun.

schönen Tag
Nora

Verfasst: 05.06.2008, 08:42
von Finn
wir haben mit der herdbuchzucht aufgehört. daß man den nachwuchs besser und teurer verkaufen kann halte ich für ein gerücht - wenn man den aufwand miteinrechnet, dann bleibt da unterm strich nicht viel übrig. und gerade buren oder BDE gibt es wie sand am meer. da muß man sich als züchter erstmal einen namen machen (das dauert auch ein paar jahre), auf zuchtschauen gehen usw. - diesen aufwand sollte man einplanen. mir ist das zu blöde, zumal ich meinen tieren den streß nicht zumuten möchte und selbst wichtigeres zu tun habe.

vom aufwand her ist der bürokratische überschaubar aber für milchleistungsprüfung oder mastgewichtkontrolle benötigt man auch zeit, ob man die hat, muß jeder selbst entscheiden.

neueste infos vom zuchtVERBAND hängt wohl vom verband ab. von unserem ist da nicht viel zu erwarten, wenn es überhaupt irgendwelche infos gibt, dann immer erst hinterher. die VEREINE sind da oft besser aber auch hier stellt sich die frage ob der aufwand lohnt. um neueste infos zu bekommen muß ich die kontakte aufrecht erhalten. über's internet bekomme ich die meisten infos aber schneller.

ziegenhund, man kann es auch so betreiben wie du es vermutlich im moment machst: herdbuchtiere halten und auch einen cae-freien bock aus herdbuchtzucht zukaufen (so kann ein cae-freier bestand auch cae-frei bleiben ohne die ganze herde untersuchen zu lassen). so hat man die kontrolle über verwandtschaftsverhältnisse - muß sich also nicht als vermehrer beschimpfen lassen - hat aber dem aufwand/kosten des zuchtverbandes nicht.
nachdem wir aber die erfahrung gemacht haben, daß die reinrassigen tiere oftmals anfällliger waren, sind wir dazu übergegangen zu "vermehren", d.h. die herde besteht nun aus reinrassigen tieren und mischlinge - bei der "vermehrung" legen wir wert auf gesundheit, gute muttereigenschaften und einwandfreies verhalten im herdenverband und dem menschen gegenüber. mir persönlich ist das wichtiger als ein zuchtziel zu erfüllen, das oftmals auf äußerlichkeiten abzielt.

daß die schwarzwaldziege speziell betreut wird weiß wohl jeder - dazu muß man nicht in verschiedenen verbänden organisiert sein - , eine eigene rasse ist es trotzdem nicht und über die "rasse" oder besser "schlag"beschreibung kann man geteilter meinung sein.
die alten rassen sind auch nicht mit hilfe von zuchtverbänden und rassebeschreibungen entstanden sondern durch örtliche gegebenheiten und der selektion der ansässigen bauern. ergo macht es in meinen augen keinen sinn einen "schwarzwaldziegentyp" aus ostfriesland zu kaufen. das ist keine schwarzwaldziege, auch wenn sie laut beschreibung so aussieht. ;-)

Verfasst: 05.06.2008, 10:54
von Brigitte
Hallo,
seit 28 Jahren züchte ich Herdbuchziegen und muß hier Annabella voll zustimmen #daumen_hoch* !!
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein,ist es zwingend notwendig sich einem Verein an zu schließen,dazu braucht man kein Vereinsmeier zu sein.
Viele, viele Jahre war ich im Ziegenzuchtverein, es geht auch seit Jahren ohne.
Was man Wissen muß, erfährt man auch durch Rundschreiben des Zuchtverbandes oder auch wenn der Tierzuchtberater zur Herdbuchaufnahme der Lämmer kommt.
Herdbuchbewertungen und Körungen werden auch im Stall /Hof gemacht, dazu muß man nicht auf Ziegenschauen gehen, zumindest ist das in Baden - Württemberg so.
(Wäre bei meinem Bestand von durchschnittlich 30 Burenziegen auch gar nicht möglich >>LKW ??? )

Grüßle Brigitte

P.S.
Im Ziegenzuchtverband Baden - Württemberg gibt es eine Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltung der Schwarzwaldziege.

Verfasst: 05.06.2008, 11:12
von sanhestar
Hallo,

@Finn: Du sprichst meiner Meinung nach etwas wichtiges an. Man sollte nicht das Etikett "Herdbuchzucht" mit qualitativ hochwertiger Zucht gleichsetzen.

Nach meinen Erfahrungen gibt es Herdbuchzuchten, die mir (persönlich) die Tränen in die Augen treiben.

Eine verantwortungsvolle Zucht unter Berücksichtigung der Abstammung kann man auch als Nicht-Herdbuchzüchter betreiben, wenn man hochwertig und überlegt einkauft, sich einen stabilen Zuchtstamm aufbaut, ordentlich Buch führt, Verpaarungen plant, etc.

Nicht unterschätzt werden sollte auch der "genetische Flaschenhals", der durch geschlossene Zuchtbücher bei schmaler Zuchtbasis entstehen kann.

Gruss

Verfasst: 05.06.2008, 20:29
von Axel
Verfasst am: 5.6.2008, 14:26
Finn hat geschrieben:
sanhestar hat geschrieben:Eine verantwortungsvolle Zucht unter Berücksichtigung der Abstammung kann man auch als Nicht-Herdbuchzüchter betreiben, wenn man hochwertig und überlegt einkauft, sich einen stabilen Zuchtstamm aufbaut, ordentlich Buch führt, Verpaarungen plant, etc.

#daumen_hoch*
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Verfasst am: 5.6.2008, 16:12
Therapiehof hat geschrieben:
Annabella hat geschrieben: @ Therapiehof: es ist Dir vielleicht entgangen, dass die Schwarzwaldziege inzwischen, ebenso wie manch andere Landrassen und Farbschläge, inzwischen wieder speziell betreut wird. So etwas erfährt man eben, wenn man öfter mal über den Tellerrand hinausschaut und in verschiedenen Organisationen vertreten ist. -Wie Du allerdings bei Deiner kleinen Herde ohne Zukäufe von Böcken auskommst, um Inzucht zu vermeiden, ist mir unklar. Würde mich interessieren, wie Du das machst!
Katja, ich wäre sehr dankbar, wenn ich diesem Forum meine Meinung äußern dürfte, ohne jedesmal von Dir persönlich beleidigt zu werden. Ich bin kein Hinterwäldler und sehe sehr wohl über den Tellerrand hinaus. Und meine Aussage, daß Schwarzwaldziegen im BDE Herdbuch stehen, stimmt nach wie vor. Ob es da eine Betreuung oder AG besagt gar nichts.

Trotz Deinen fortgesetzten Unhöflichkeiten (mal gelinde formuliert) beantworte ich gern Deine Frage: Mein seinerzeit gekaufter gekörter CAE freier Bock deckt jedes Jahr diesselben, mit ihm nicht verwandten Herdbuch-Ziegen, sämtlicher Nachwuchs wird verkauft, verschenkt oder geschlachtet.

@Nora: wenn ich dreimal getestet habe, bzw. den Bestand aus CAE unverdächtigem Betrieb übernommen habe, dann weiss ich doch daß ich CAE unverdächtig bin, solange ich keine Tiere zukaufe und keine anderen Ziegen in der Gegend sind, oder hab ich da einen Denkfehler.

lg
A.
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Verfasst am: 5.6.2008, 16:52
Finn hat geschrieben:
Brigitte hat geschrieben:Herdbuchbewertungen und Körungen werden auch im Stall /Hof gemacht, dazu muß man nicht auf Ziegenschauen gehen,
"namhafter" züchter mit entsprechendem absatz und preisen wird man meiner meinung nach nur durch ständige präsenz und vorstellung der tiere in der öffentlichkeit. denn wenn ich im stillen kämmerlein brilliante tiere züchte, bekommt sie keiner zu gesicht. oder aber man gilt als stiller geheimtip. ;-)

Verfasst: 06.06.2008, 01:25
von Annabella
Um das Thema nochmal auf den Punkt zu bringen:
"Ziegenhund" Heinz hatte, wenn man seine Fragestellung genau liest, eigentlich danach gefragt, was die Herdbuchzucht gegenüber der Hobbyzucht an Vorteilen bringt- die Nachteile der Nichtherdbuchzucht hat er wohl selber schon kennengelernt, sonst würde er ja nicht fragen, oder?
Es wäre interessant, wenn sich mal ein Buren-Herdbuchzüchter zu Wort melden würde bezüglich Absatz der Lämmer etc.- Ich kann ja nur von meinen TWZ berichten.

Verfasst: 06.06.2008, 05:44
von Imi
schade dass maddin nicht mehr anwesend ist, der hätte jetzt sicher was dazu sagen können.

lieben gruss,

dirk