mit welchen kosten ist zu rechnen?

KunterBunterHund
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mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von KunterBunterHund »

hallo,

diese frage hört ihr bestimmt ständig, deshalb habe ich auch schon das internet/forum durchforstet,
nur leider keine passende antwort gefunden....

ich wüsste gerne, mit welchen kosten ich vor der ziegenanschaffung rechnen sollte
und was noch dazu kommt wenn die tiere dann da sind.

vorraussichtlich sollen es drei zzböckchen werden, ein stall ist schon vorhanden.

grundausstattung wie zäune, stromgeräte, lecksteine, klauenzange etc?
findet man sowas auch günstig gebraucht?
kastration?
impfungen?
jahresverbrauch an heu und stroh?
registrierung/ohrmarken usw?

ich werde mir zwar noch etwas zeit lassen mit der anschaffung, bis ich alles geregelt habe,
aber anzeigen durchstöbere ich trotzdem schon. #damdidam#
ich habe gemerkt, dass die preise für die tiere sehr unterschiedlich ausfallen. welcher preis ist für ein
tier vom seriösen verkäufer/züchter gerechtfertigt? wovon sollte man lieber abstand halten?
wie alt sollten die tiere idealerweise beim kauf sein (wenn man das überhaupt so sagen kann)?
wann ist der beste zeitpunkt für eine kastration?

fragen über fragen, die ihr bestimmt schon tausend mal gehört und beantwortet habt *oops*

trotzdem vielen dank im voraus,
liebe grüße, sabrina


Dass das Wort Tierschutz einmal erfunden werden musste,
ist wohl eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Gesellschaft!
Theodor Heuss
Fridolin
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von Fridolin »

Servus

Viele Hobbyziegenhalter sind froh, wenn sie ihre Böckchen - ohne sie schlachten zu müssen - an einen guten Platz abgeben könnten. Ich bin jedenfalls so einer und hier im Forum gibt es etliche davon. Entweder bekommst Du so ein Böckchen geschenkt, bestenfalls bezahlst Du aber einen Anerkennungspreis. Dies gilt natürlich nicht für Herdbuchzüchter, die verlangen natürlich etwas für ihre Ziegen. Eine blutige Kastration mit Narkose kostet so um die 40 bis 50 Euro, eine andere Kastrationsmethode lehne ich persönlich ab - die wäre aber billiger. Das sollten im Normalfall bei guter Haltung die einzigen Tierarztkosten bleiben, wenn man vielleicht von etwaigen Parasitenbekämpfungen absieht. Aber auch da kommt es auf die Haltung an.

Das Gehege sollte nicht zu klein dimensioniert sein und eine feste Umzäunung haben. Die Weiden habe ich mit Elektronetzen umzäunt, die ich über Ebay samt Netzgeräten bezogen habe. Ein 50 m Netz kostet so um die 60 bis 70 Euro inkl. Porto, ein gutes Netzgerät ( ab 4 Joule Ausgangsschlagleistung ) so um die 100 Euro. Du brauchst einen Mineralleckstein und einen Salzleckstein, die Kosten für beides liegen unter 10 Euro. Aufhängbare Wassertränken kosten so um die 20 Euro, eine Tränke mit Schwimmerventil wäre ideal und kostet so um die 50 Euro. Die Anspeisung kann über einen Gartenschlauch erfolgen. Das letzte Stück zur Tränke hin, sollte aber aus einem Metallrohr bestehen. Diverse Materialkosten für den Bau einer Holzheuraufe würde ich auf 100 Euro veranschlagen.

Ein Heuballen so um die 270 kg kostet bei uns zwischen 25 und 40 Euro, kommt aber darauf an, ob das nun Heu oder Grummet ist. Das Heu, also der Erstschnitt ist für Ziegen gesünder, lieber fressen sie aber die eiweißreichere und daher nicht so gesunde teurere Grummet. Lass die Finger bitte von Silage, es sei denn, Du hast selbst einen Bauernhof und verfütterst diese an Dein Vieh. Geöffnete Silage sollte nämlich innerhalb von 3 Tagen verfüttert werden.

Über die Kosten für diverse Anmeldungen oder vorgeschriebener Imfpungen, können Dir Deine Landsleute eher Auskunft geben.

Wünsche Dir jedenfalls jetzt schon einen guten Start ins Ziegenleben.


KunterBunterHund
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von KunterBunterHund »

vielen dank für die schnelle und ausführliche antwort, damit hast du mir schon sehr geholfen. #daumen_hoch*

wird denn in der ziegenzucht soviel unfug getrieben wie in der hundezucht? oder kann man guten gewissens
ein tier bei einem hobbyhalter kaufen/geschenkt bekommen?

was wäre denn das beste alter einer übernahme? wann ist die erste impfung und entwurmung fällig? wann lässt man so ein böckchen kastrieren? über die kastration habe ich mich schon in sofern erkundigt, dass ich mich auch für die blutige kastra entschieden habe.

und wie lange reicht so ein 270kg heuballen bei drei zwerge in etwa?

achso, einen hof habe ich keinen, silage würde ich auch nicht füttern. meine hunde werden roh gefüttert, die kaninchen bekommen außer heu nur obst, gemüse, zweige und kräuter und auch die ziegen werden keine unnötigen dickmacher bekommen. ;-)

achso, ich werde noch mit den nachbarn sprechen und auch bei der gemeinde nachfragen müssen, ob ich die ziegen denn im garten halten darf. wenn das geht, wäre das prima, denn der kleine stall steht am ende des gartens. der garten ist komplett umzäunt und verwildert. reichen denn ca 500qm überhaupt aus?


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Theodor Heuss
sanhestar
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

nur kurz zu Deiner Frage der Fläche. 500 qm sind auf Dauer zu klein - Du wirst über kurz oder lang Probleme mit Überweidung, Parasitendruck, Artenverarmung, etc. bekommen.

Zu anderen Themen schau mal über die Suchfunktion, das Thema wurde wirklich schon oft besprochen (auch die o.g. Begriffe, ggfs. zusätzlich noch Stichwort Standweide, Wechselweide)

Gruss


Sabine M.H.
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Fridolin
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von Fridolin »

Servus

Gerade habe ich in den Weiten des Internets meine bereits fast fertige Antwort verloren, deshalb versuche ich es mit einem neuerlichen Anlauf.

Also: Du brauchst nicht nur ein Gehege, sondern auch eine Weidefläche, die groß genug ist um daraus eine Portionsweide zu machen, damit die Ziegen nie länger als 10 Tage darauf grasen müssen um sie danach für 30 Tage zu schließen. Beispielsweise eine Fläche von 800 m² für 3 ZZ, die in jeweils 200 m² große Einzelflächen unterteilt wird. Das mildert den Parasitendruck, bzw. schließt einen solchen überhaupt aus. Wobei die Ziegen von einer niedergetrampelten und verschissenen Weide ohnehin nicht mehr fressen wollen. Eine erste Entwurmung nimmst Du unter Anleitung Deines TA vor, der gibt Dir das entsprechende Mittel und weist Dich ein. Wie oft Du Entwurmen musst, hängt von der Stall- und Weidehygiene ab. Unter FAQ findest Du übrigens eine Auflistung der gängigen Entwurmungsmittelchen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich nun unbeliebt mache, folgende Ansage: Ein fürsorglicher Hobbyziegenhalter ist möglicherweise umsichtiger als ein Herdbuchzüchter, der vielleicht nach irgendwelchen abstrusen Rassemerkmalen züchtet. So arg wie bei den Hundezüchtern ist es aber bei den Ziegenzüchtern sicherlich nicht. Wobei Zwergziegen ohnehin keine eindeutigen Rassemerkmale aufweisen, einen inzüchtige Linienzucht ist daher eher auszuschließen. Ein liebevoller Ziegenhalter wird Dir die Jungtiere nicht früher als mit einem halben Jahr abgeben. Zwergziegenböckchen sind da zumeist schon kastriert, wegen der Gefahr einer Inzucht. Mit 5 Monaten sind die Kerle nämlich schon zeugungsfähig. Womit auch die Frage des Zeitpunktes einer Kastration bereits beantwortet ist. Die Gefahr dabei ist allerdings, dass es bei zu früher Kastration zu späterer Harnsteinneigung kommen kann. Wenn Du also zu einem unkastrierten halbjährigen Böckchen kommen solltest, warte mit der Kastration noch drei, vier Monate, denn in einer Bockgruppe kann es ohnhin zu keiner ungewollten Trächtigkeit kommen.

Wieviel Heu Du für 3 ZZ brauchst ist schwer vorauszuberechnen, denn das kommt wiederum auf die Art der Fressraufen an. Ziegen vergeuden nämlich irrsinnig viel Heu und was einmal auf dem Boden gelandet ist, wird nicht mehr angerührt. Ein Futtertisch mit vorgebautem Fressgitter hilft Heu sparen.


KunterBunterHund
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von KunterBunterHund »

danke für die ausführlichen antworten! :-)

sind eure ziegen haftpflichtversichert? für meine hunde zahle ich pro hund 60 euro im jahr,
gerade habe ich im netz das gefunden:
Wenn die Tiere nicht zu landwirtschaftlichen oder gewerblichen Zwecken gehalten werden, sind sie i.d.R. beitragsfrei in der Privathaftpflichtversicherung mitversichert. Jedoch ist Einzelvereinbarung mit dem Versicherer meist notwendig. Auf jeden Fall sollten Sie Ihren Versicherer darüber informieren.
wer von euch ist denn hobbyziegenhalter und wie ist das mit eurer versicherung geregelt?

liebe grüße, sabrina


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Theodor Heuss
KunterBunterHund
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von KunterBunterHund »

achso, ich habe echt keinerlei vorstellung wieviel heu eine ziege am tag ungefähr frisst.
dass es wohl auf die größe der ziege ankommt und darauf, was sie tagsüber
auf der weide frisst, ist mir klar.

vom biobauern bekäme ich ganze heuballen geliefert... wenn die alle so um die 270 kg haben,
wüsste ich gerne ungefähr, wie lange das reicht.

vielleicht könnt ihr mir einfach mal euren heuverbrauch verraten?


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Theodor Heuss
sanhestar
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

lt. einer TA-Studie liegt der jährliche Futterbedarf einer GROSSZIEGE (in Milch) bei 500 kg Heu, 200 kg Stroh und 100 kg Kraftfutter.

Für die Zwerge auf JEDEN Fall das Kraftfutter wegrechnen, ich würde den Strohanteil etwas höher ansetzen, da sie, weil sie keine Leistung wie Milch oder Trächtigkeit erbringen müssen, weniger Enerie benötigen und daher mehr Stroh erhalten können.

ein 270kg Ballen dürfte Dir vermutlich mehrere Monate reichen, ABER! wenn das Heu nicht sauber, trocken und regensicher gelagert werden kann (gerade im Winter) wird Dir viel davon kaputtgehen (Schimmel ziehen) oder, weil es Stallgeruch annimmt, von den Ziegen nicht mehr gefressen werden. Für eine solch kleine Gruppe wie Deine würde ich Dir zu kleinen Ballen (12-15 kg pro Ballen) raten, nicht zu Rundballen. Hast Du denn eine Lagermöglichkeit für das Rauhfutter?

Kommst Du regelmässig das ganze Jahr über an Astwerk (Nadelhölzer, Baumschnitt, Obstbaumschnitt, etc) heran, um das Bedürfnis der Ziegen nach Blattwerk und Rinde zu decken?

Abhängig vom Lebendgewicht rechnet man mit einer täglichen Trockenfuttermaßeaufnahme von 2 bis 2,5 kg/Tier (wieder auf Grossziegen gerechnet).

Ich würde Dir das Buch "Zwergziegen - Der grosse Ratgeber" empfehlen, ISBN-13 978-3-033-00714-7.

Gruss


Sabine M.H.
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KunterBunterHund
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von KunterBunterHund »

sanhestar hat geschrieben:Hallo,

lt. einer TA-Studie liegt der jährliche Futterbedarf einer GROSSZIEGE (in Milch) bei 500 kg Heu, 200 kg Stroh und 100 kg Kraftfutter.
cool, das is ja viel weniger als ich dachte :-)
sanhestar hat geschrieben: Hast Du denn eine Lagermöglichkeit für das Rauhfutter?
wir wohnen am hang, der keller geht unten ebenerdig raus. müsste man ausprobieren, ob das ein geeigneter platz ist. ansonsten habe ich nen netten bauern, der das wahrscheinlich auch für mich lagern würde, sodass ich kleinere portionen bei bedarf abholen kann.
sanhestar hat geschrieben: Kommst Du regelmässig das ganze Jahr über an Astwerk (Nadelhölzer, Baumschnitt, Obstbaumschnitt, etc) heran, um das Bedürfnis der Ziegen nach Blattwerk und Rinde zu decken?
wir haben ca 10 obstbäume und einige tannen im garten, außerdem ein stück wald. ich wohne sehr ländlich, wenn das nicht ausreicht gibt es das woanders noch in hülle und fülle... ;-)
rinde gibt es hier massig, wenn ich mit den hunden im wald bin habe ich schon ausschau danach gehalten für meine kleintiere.....
sanhestar hat geschrieben: Ich würde Dir das Buch "Zwergziegen - Der grosse Ratgeber" empfehlen, ISBN-13 978-3-033-00714-7.
danke für den tipp, wird gekauft #daumen_hoch*


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Theodor Heuss
sanhestar
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Re: mit welchen kosten ist zu rechnen?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

Keller - sofern TROCKEN und durchlüftet - mag für Kleinballen gehen (habe in Notzeiten auch schon mal Heu in einer Garage gelagert), für Rundballen beginnt schon das Problem mit der Fragen, wie kriegt man den Rundballen durch die Tür......

Auf jeden Fall muss das Heu auf einer Palette liegen, damit auch von unten Belüftung möglich ist.

Gruss


Sabine M.H.
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