Highlands und Ziegen

Judith Schmidt
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Highlands und Ziegen

Beitrag von Judith Schmidt »

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit liebäugeln wir mit dem Gedanken, uns schottische Hochlandrinder, kurz Highlands, zuzulegen.
Nun sind wir aber, im wahrsten Sinne des Wortes, noch totale Greenhorns *oops* .

Kennt jemand gezielt gute Literatur, ein Forum, Züchter ...
Hält evtl. jemand hier Highlands und kann mir, sozusagen aus erster Hand, etwas mehr über ihr Wesen verraten, sprich sind sie wirklich so sanft, wie es immer gepriesen wird ...
Hält jemand Rinder und Ziegen zusammen, kann mir Vor- und Nachteile aufzeigen und was man sonst noch so bedenken sollte ...
Wieviele Rinder sollte man halten, damit sie glücklich sind (also minimal und maximal)


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

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Anni71

Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Anni71 »

Hallo Judith,

wir sind schon länger dran uns Highland anzuschaffen, noch fehlt das richtige Grundstück... Aber Infos haben wir sehr viele.
Vorab solltest Du Dir bewust machen, was Du mit den Rindern willst. Gute Zucht und Tiere nicht nur an den Metzger verkaufen? Dann Tiere mit Herdbucheintrag wählen, gute Abstammung auswählen.
Legst Du keinen Wert auf Herdbuch, ist es auch dann nicht so wahnsinnig schwer diese Tiere nicht nur an den Metzger zu verkaufen. Es kommt darauf an, wie weit verbreitet die Tiere bei Dir sind. Hier überlegen immer mehr die Milchkühe aufzugeben und sich Highländer anzuschaffen, daher ist die Nachfrage recht groß.
So, dann gibt es die unterschiedlichsten Haltungen. Wir haben mehrere Betriebe angeschaut. Einer, der Herdbuch führt, aber eine riesige wilde Herde hat (aus Zeitmangel), wo Bullen Jungbullen und Kälber, Muttertiere alles zusammenläuft. Er trennt sie nicht bei Geschlechtsreife nach Männlein/Weiblein. Das Ohrmarken geht bei ihm so: 4 Leute gehen in die Herde, trennen mit Stangen Herde vom Kalb, das Kalb wird sozusagen über den Zaun geworfen und geohrmarkt! Einfangen mit Lasso und ganz viel Stress.
Danke für´s Gespräch, wir sind gegangen...
Der zweite Züchter komplett anders. Alle Tiere fast handzahm, hatten Namen. Er führte kein herdbuch, aber alle Tiere top!
Er sagte uns, wie es sein sollte, was wir auch später nachlesen konnten. Die Jungbullen und die Kuhkälber sollten spät. mit 1 Jahr getrennt auf seperate Weiden. Im Prinzip brauchst Du drei Weiden, die nicht gerade Zaun an Zaun sein sollten.
Eine für die Mutterkühe mit kleinen Kälbern und dem Bullen, eine für die Kuhkälber und eine für die Jungbullen. Junge Kühe sollten frühstens mit 2 1/2 Jahren gedeckt werden, da sie eben langsam wachsen und sonst "Kümmerlinge" bleiben.
Highländer wachsen sehr langsam. Abgabe an Schlachter lohnt sich erst ab ca. 3 jahre, dafür top Qualität.
Der dritte Züchter war total klasse. Hatte eine super Beziehung zu seinen Tieren. Die kleine dreijährige Tochter konnte mit ihm und uns mit durch die Herde laufen. Auch der Bulle war ein Lämmchen und total zutraulich und lieb.
Diese Tiere sollten zahm gekauft werden und dann auch täglich Menschenkontakt haben. Sie sind sehr sanft und bei dem dritten Züchter war es so, dass die Kälber, (es solte am Geburtstag sein) die Ohrmarke in der Herde bekommen, ohne abtrennen, ohne Angst vor der Mutter. Diese Tiere wurden in eine Gasse gelockt, dort angebunden und dann wurde diese Blutuntersuchung gemacht, ohne Stress ohne fesseln etc. Das wurde immerwieder geübt, auch mit dem Laster das Verladen. Die Qualität des Fleisches leidet anscheinend, wenn die Tiere kurz vor der Schlachtung Stress haben. Daher übte dieser Züchter das Verladen öfters mit Leckerlis und die Tiere folgten ohne Probleme.
Uns war nach diesen besuchen (es waren noch mehr Betriebe) klar, dass es uns auf ein gutes Tier-Mensch-Verhältnis mehr ankommt als auf wilde Tiere in wilder Zucht und dafür Herdbuch. Natürlich gab es auch Betriebe, die eine tolle Beziehung zu ihren Tieren hatten und Herdbuch führten... Doch zum Anfangen haben wir erst mal vor ohne Herdbuch zu züchten.
Ist halt auch eine Preisfrage, Herdbuchtiere sind teurer im Ankauf, lassen sich natürlich auch teuere verkaufen, aber dem Metzger ist das egal...
Gebruten verlaufen ohne menschliche Hilfe, die Tiere lassen sich auch nicht helfen. Wenn etwas passiert, kann man fast nur machtlos zusehen. Das sagte uns jeder Züchter. Doch in der Regel geht immer alles gut. Bis auf sehr wenige Ausnahmen.
Die Tiere sind sehr genügsam, brauchen bei Baumbestand (wegen der Sonne) auch keinen Unterstand. Das ist alles, was mir auf die Schnelle einfällt.
Mit Ziegen haben wir sie auch laufen sehen, auch mit Pferden. Bei Ziegen gibt es "nur" das Zaunproblem... Ansonsten soll das sehr gut laufen. Auch Würmer muss geachtet werden und ich denke ohne Kotproben und gezielter Entwurmung geht da gar nichts. Vertragen tun sie sich auf jeden Fall, weil Highländer sehr umgänglich sind.
Es sind wahnsinng tolle Tiere und wenn bei uns alles soweit in Ordnung ist, kaufen wir auch drei Kühe (mit Kälber) und einen Bullen, evtl, den auch später. Wir fangen klein an. Vergesellschaftung auch später geht ohne Zwischenfälle.
Viel Erfolg.
Anja


Judith Schmidt
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Judith Schmidt »

Hallo Anja,

#danke# für deine Anregungen und Erfahrungen.

Ich selber habe nicht vor zu züchten, oder zu schlachten. Mein Hintergedanke ist vielmehr:
ich möchte sehr zahme Highlands haben, die auch von Fremden (Erwachsene wie Kinder) gestreichelt werden können und mit denen man evtl. auch mal einen Spaziergang machen kann.
Ich biete bei mir auf dem Hof ja diverse Kurse zu/mit unseren Tieren (Eseln, Ziegen, Hund ...) an und so möchte ich in Zukunft den Interessierten auch zeigen, dass Rinder ebenfalls wundervolle Geschöpfe sind und nicht nur als "Nutztier" auf die Welt gekommen sind, um uns mit Milch, Fleisch oder Leder zu beglücken. Ich möchte die Faszination Rind rüber bringen und das geschieht bei den Highlands bestimmt schon durch ihre orginelle Optik ;-) . Wenn sie dann auch noch sanft im Wesen sind, wären es genau die Tiere, die ich für mein Vorhaben "gebrauchen" könnte.
Bei uns sollen sie dann letztendlich an Altersschwäche sterben dürfen.


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

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Anni71

Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Anni71 »

Hallo Judith,

das finde ich klasse. Hier läuft auch ein Projekt so als Kinder-/Jugendbauernhof. Die haben sich jetzt auch Highländer angeschafft. Das sollten eigendlich wir machen, doch gab es da zu grosse Vorschriften und am Anfang schon Ärger. Wir sollten die Rinder kaufen, aber nur schwarze, doch die Bedingungen wurden von dem Betreiber gestellt. Nicht so ganz fair... Darum sind wir abgesprungen.
Ja dann kannst Du den Leuten noch erklären, dass die Highländer die Nachkommen der alten Auerochsen sind und aus einer sehr alten Zucht sich entwickelt haben. Dann solltest DU aber schwarze Tiere wählen, da diese dem Auerochsen am ähnlichsten sehen...
Ja, der eine Züchter ging auch mit den Tieren am Halfter durch den Ort. Sie sind eben sehr umgänglich, nicht bösartig und total sanft... schwärm... Lassen sich strigeln und putzen. Natürlich braucht es dazu den liebevollen Umgang vom Menschen und tägliche Ansprache und viele Leckereien. Die Hörner sind eigendlich nur zur "zierde", normalerweise setzten diese wundervollen Tiere sie nicht ein. Ein guter E-Zaun muss aber schon her, da sie wegen dem vielen Fell den Strom kaum spüren...
Bei uns wird das wohl erst was nach dem langen Winter hier im Schwarzwald. Momentan ist niergens genug Weideland zu finden.
Auch so, die Bullen kann man auch ganz gut kastrieren. Wachsen dann noch langsamer. Dann kannst Du ja eine gemischte Truppe aufstellen. Ich weiß nicht, ob sie in anderen Ländern als Zug- u. Arbeitstiere eingestezt werden.
Wenn Du noch Fragen hast, dann los.
Die Idee finde ich toll. Ich wünsche viel Spass und einen guten Blick beim Aussuchen der Tiere.
Anja


sanhestar
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von sanhestar »

Hallo Judith,

stimme mit den Vorschreibern überein, dass Du auf jeden Fall ZAHME Rinder brauchst. Ich durchlebe seit April die Höhen und Tiefen (mehr Tiefen als Höhen) des Zusammenlebens mit nicht zahmen Jungrindern - braucht kein Mensch und ist auch nicht ungefährlich durch die schnellen, hektischen, teils unberechenbaren Reaktionen.

Bei dem Gedanken an Streicheln, Besucherkontakt, etc. bedenke, dass sich nicht wenige Menschen vor den langen Hörnern fürchten werden - Verletzungsgefahr durch unbedachtes Bewegen in der Herde durch Besucher sollte auch nicht ganz unberücksichtigt bleiben.

Faszination Rind ginge auch noch mit anderen alten Rassen: Pinzgauer, Glanrind, Gelbvieh, Niederungsrind, Höhenvieh, usw., die weniger imposant behornt sind und ganz oft auch auf mageren Flächen ganzjährig nur mit Unterstand leben können.

Richtig zahm sind Eimerkälber = aus einem Milchbetrieb.

Die Regularien der Rinderhaltung sind jedoch noch krasser als die der Ziegenhaltung, zumindest in Deutschland: ab 18 Monaten jährlich BHV1-Blutuntersuchung, Buchführung über Beweidung uvm. - mach' Dich da im Vorfeld schlau, was bei euch verlangt wird.


Sabine M.H.
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Anni71

Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Anni71 »

Noch ein ganz wichtiger Punkt !!! Eine sehr gute Versicherung... denn wenn erst was passiert ist ist es schon zu spät.

Normal sind diese Tiere friedlich, auch mit den langen Hörnern, doch wie eben geschrieben, gibt es ja auch unbeabsichtige schnelle Bewegungen durch irgendwelche Umstände, dann können die Hörner schnell mal "im Weg" sein.
Darum alles gut versichern... lieber zuviel als riesen Prozesse am Hals...
Und natürlich komplett zahme Tiere kaufen und nicht abtunlassen : " naja bei Fremden sind ie etwas zurückhaltend" das sollte nicht sein und da stimmt was nicht. Schau viele Betriebe an und beobachte den Umgang zwischen Besitzer und Tieren genau. Wir waren viele Stunden bei den jeweiligen Betrieben und haben sehr viel gesehen.


sanhestar
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von sanhestar »

Ach ja,

fällt mir noch ein zum Thema "Rinder und Ziegen zusammenhalten": ich habe unsere NICHT zusammenlaufen lassen, da die Steilhänge der Ziegen einfach nicht Rindertauglich sind aber es fällt mir doch ein sehr unterschiedliches Fressverhalten auf.

Rinder "putzen" das Gras sehr gründlich und bis zur Grasnarbe, lassen jedoch oft Brennesseln, Disteln, etc. stehen. Meiner Meinung nach eignen sie sich gut zum Nachweiden NACH den Ziegen, gemeinsam würde ich sie nicht laufen lassen, da die Rinder in höherem Gras doch enorme Mengen zertrampeln können, die als Ziegenfutter dann ja gänzlich wegfallen.

Rechne auch mit deutlich höherem Wasserbedarf aufgrund der Körpermasse und schlechteren Wasserausnutzung: die zwei Rinder brauchen an Sommertagen das Doppelte bis Dreifache von 20 Ziegen.

Herdengrösse: bei uns laufen zwei und ich habe so meine Bedenken, ob das optimal ist. Ich sehe nämlich, dass die Kuh deutlich weniger lange liegt und wiederkäut als der Ochse und die Hauptlast des "Wachpostens" auf ihr liegt. Vermutlich wären 3-4 besser (nur brauchst Du dann auch wieder entsprechend Fläche). Eine Bekannte beobachtete bei ihren Zwergzebus, dass so RICHTIG Ruhe erst ab einer Gruppengrösse von 5 Tieren einkehrte.

Gruppenzusammenstelllung: Kühe rindern lautstark alle 3 Wochen, wenn Du nicht züchten willst, wären evtl. Ochsen zu überlegen (aber ACHTUNG! auch hier Gefahr von Harnsteinbildung und oft auch Gelenkprobleme, da Ochsen länger wachsen und schwerer werden als Bullen). Während der Brunst kommt es häufig vor, dass brünstige Kühe auf andere Kühe oder Menschen, die gebückt stehen (Torbogenreflex, gibt es wohl nur bei Rindern) aufreiten (wiederum Gefährdung für Besucher).


Sabine M.H.
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Elise
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Elise »

Hallo Judith, ein Bekannter von mir hat eine ganz Herde Hochlandrinder. Er züchtet diese. Wenn du mehr Infos haben möchtest, gebe ich dir gerne mal seine Tel.Nr..

Vlg Claudia


Judith Schmidt
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Judith Schmidt »

Hi Claudia,

jaaa #jubel# , grooooßes Interesse #danke#


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

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Elise
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Re: Highlands und Ziegen

Beitrag von Elise »

Hallo, ich schick dir eine PN.

Vlg Claudia


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