NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Kleines-Pony
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NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Kleines-Pony »

Hallo,
ich habe mich heute hier angemeldet um mich ein wenig schlauer über Ziegen und deren Haltung zu machen.

Ich arbeite in einer Psychiatrie mit Mensch und Tieren. Zur Zeit habe ich Kleintiere (Hasen, Meerschweinchen, Laufenten), möchte das in diesem Jahr ändern, da mir eine Scheune und ein recht großes Grundstück zur verfügung gestellt wird.
Hier möchte ich gerne Zwergesel und eine Rasse (oder auch zwei Rassen) Ziegen halten.
Nun habe ich da so einige Fragen, da ich mich mit Ziegen kaum auskenne. Esel stellt kein Problem da, da ich diese kenne und selber auch Pferde habe.

Also, welche Ziegen könnt ihr für ein therapeutisches Projekt empfehlen?
Ich würde mir eine Rasse wünsche die von sich aus aufgeweckt ist und nicht sehr scheu dem Menschen gegenüber ist.
Desweiteren könnte ich mir vorstellen auch seltene, alte oder gefährdete Rasse zu halten. Thüringer Waldziegen gefallen mir schon ganz gut.
Die Ziegen könnten bei uns rein und raus wie sie wollen, sollten demnach aber auch robust sein.

Vorrangig geht es mir erstmal um die Entscheidung für ein zwei Rassen. Geld spielt nicht so die große Rolle, da das Projekt gefördert wird, und es gerne gesehen wird, wenn wir uns für alte oder gefärderte Rassen entscheiden würden.

Wichtig ist noch zu sagen, das sich ganz gerne nicht melken möchte. bzw dieses betreuungsmäßig gar nicht leisten kann. was muss ich denn da beachten, gibt ja milchrassen und "normale" rassen. kann ich mich auch dafür entscheiden meine ziegen nicht zu melken und sie produzieren dann auch nicht? selbst nach dem absetzte evtl Lämmer?


sanhestar
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

aus dem Bauch heraus würde ich sagen: das ist eine eierlegende Wollmilchsau!

Alte Rasse = willst Du dann auch züchterisch zum Erhalt beitragen? Wenn ja, bedeutet das weibliche Tiere und Lämmer und viele - die meisten - alten Rassen sind Milchrassen. Somit auch - zumindest zeitweise (mehrere Wochen) melken. Die Entscheidung, ob Du melken kannst oder nicht, ist nicht nur rasse- sondern auch Einzeltierabhängig (und dann nochmal von der Anzahl der Lämmer, die jedes Jahr wechseln kann - bei Drillingen z.B. kann es Dir passieren, das Du mit der Flasche zufüttern musst). Ist abgeklärt, was mit den Lämmern passieren wird, wenn sie gross werden? Mit den Bocklämmern, die zwangsläufig auch fallen und - wenn sie nicht kastriert werden - dann Mütter und/oder Schwestern decken können?

Rein und raus = wie sollen Stall, Auslauf und Weide denn im Detail aussehen (Grösse, Beschaffenheit, Artenvielfalt, usw.)? Weisst Du, dass Ziegen Äser sind, keine Grasfresser? Da dieses Thema schon zigmal besprochen wurde, möchte ich Dich bitten, Dich über die Suchfunktion näher zu informieren und dann noch mal gezielt nachzufragen. Trotzdem muss klar sein, dass eine Ziegenhaltung auf begrenzter Fläche 365 Tage im Jahr erhöhten Managementaufwand von Seiten des Menschen bedeutet (Überweidung, Parasitenkontrolle, Klauengesundheit, usw.)

Ist Dir bewusst, dass Ziegen Ausbruchsspezialisten sind und einen wirklich GUTEN Zaun brauchen?

Ziegen und Esel sind auch wieder so eine Sache. Kann klappen, aber es gibt durchaus Esel, die Ziegen (oder Schafe) gezielt töten - hier ist viel Arbeit bei der Integration nötig (oder getrennte Haltung) und Esel dann auch wieder in der Mehrzahl, nicht Einzahl.

Gehörnte oder ungehörnte Tiere? Welche Behinderungen/Einschränkungen finden sich bei euch in der Psychiatrie? Ziegen sind sensible Tiere, die sich stark binden. Ich habe meine Bedenken, ob sie z.B. mit ungerechtfertigten Stimmungsumschwüngen, etc. klar kommen - WAS genau soll denn die Aufgabe der Grosstiere sein?

Aufgeweckt sind alle Ziegen, Buren vielleicht weniger als Milchrassen aber Scheuheit ist eine Frage der Erziehung und Aufzucht, weniger der Rasse (da gibt's ein paar Tendenzen, aber nichts 100%iges). Für Dein Projekt würde ich mich weniger auf Rasse als auf Einzeltiere, die aufgrund des Charakters und der Vorgeschichte diese Arbeit leisten können, konzentrieren.

Wer hat die Hauptverantwortung für das Projekt bzw. die tägliche Pflege der Tiere? Wie gross soll die Herde sein/werden?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Bolivar
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Bolivar »

Hallo,
Sabine hat ja schon einiges dazu geschrieben. Mir geht es als tiergestützt arbeitender Mensch auch um einen Grundsatz
in der tiergestützten Therapie / Pädagogik : Du bist die Therapeutin, nicht deine Tiere. Sie sind Co-Therapeuten d.h. sie
unterstützen dich bei deiner Arbeit oder noch genauer du nutzt sie und ihre Eigenschaften für die Therapie.
Was ist das für ein Therapieprojekt? Je eindeutiger du weisst / festlegst was du mit der Therapie für deine Klienten erreichen willst, desto klarer wird auch welche Tiere du benötigst und was du bzw. deine Klienten mit ihnen machen.Wenn es z.B. darum geht verhaltensauffälligen Kindern / jungen Erwachsenen einen strukturierten Tagesablauf zu vermitteln,
wäre z.B. die regelmässige Tierversorgung, Stallreinigung und eben auch das Melken ;-) :D sehr gut geeignet und mit dem
Halten einer bedrohten Haustierrasse zu vereinen.Aber da gehört dann auch neben dem Leben ( Geburt ) der Tod ( Schlachten ) dazu.
Sabine hat Trekking-Ziegen, auch das ist eine Möglichkeit für tiergestützte Therapie / Pädagogik, immer abhängig vom Klienten und, wie bei allem 8) ;-) , mit dem entsprechenden Aufwand.
Während meiner Weiterbildung in tiergestützter Therapie / Pädagogik habe ich zwei Ziegen kennengelernt die sich z.B. gerne streicheln liessen und denen Kinder Kunststücke beibrachten, die dann in einem Kinderzirkus zu sehen waren
( <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.lernen-mit-tieren.de">http://www.lernen-mit-tieren.de</a><!-- m --> ) diese Ziegen sind ein Beispiel für das was Sabine schrieb : Es hängt weniger von der Rasse als von der Persönlichkeit der Ziege ab, ob und wie sie für die tiergestützte Arbeit eingesetzt werden kann.
Ich würde also zunächst mal das Projekt definieren ( Für wen, was und wie ) und dann nochmal die Tierauswahl durchgehen.

Viele Grüsse

Michael


"Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen.Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen und sie werden dich einfach auslachen."

Bertolt Brecht
Der Hirte

Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Der Hirte »

Willkommen im Forum!

Wie oben in den Beiträgen schon geschrieben, kommt es hinsichtlich der Umgänglichkeit von Ziegen nicht so sehr auf die Rasse an, sondern auf das Einzeltier. Im Gegesatz zum Hund, wo es diesbezüglich erhebliche Rassenunterschiede gibt, wurde bei der Herauszüchtung der Ziegenrassen das Hauptgewicht auf andere Dinge gelegt. Trotzdem finde ich die Idee gut, auf eine bedrohte Rasse zurückzugreifen. Allerdings wird das erst dann eigentlich sinnvoll, wenn man auch Erhaltungszucht betreibt. Andererseits kannst Du für Deine Zwecke die Vertreter einer bedrohten Rasse ja genausogut halten wie andere Rassen - also warum nicht? Wenn die anderen Voraussetzungen stimmen!
Immerhin finde ich es grundsätzlich nicht schlecht, wenn in Bereichen "mit Publikumsverkehr" nach Möglichkeit bedrohte Haustierrassen gehalten werden. Die meisten Menschen haben wohl schon etwas von bedrohten Wildtierarten gehört, aber sicher die wenigsten von bedrohten Haustierrassen. Es kann also nicht schaden, wenn das allgemeine Bewußtsein für diese Problematik auch auf diese Weise zumindest ein bißchen geschärft wird.

Grüße aus Portugal!

Richard


Kleines-Pony
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Kleines-Pony »

Eure Fragen und Bedenken sind berechtigt.
Wie ich die Tiere als "Therapeuten" nutze, ich denke da habe ich/wir uns schon genügend Gedanken drum gemacht. Einfach so Tiere anschaffen, das geht hier nun auch nicht.

Der wichtigste Punkt ist hier die artgerechte Haltung und Versorgung der Tiere. Platz sollte ausreichen genug da sein. Wir haben eine sehr große Scheune, genügend Wiese und geplant ist ein größerer Paddock. Über den Zaun hab ich mir schon gedanken gemacht, ich habe selber einen Ausbruchkönig im Stall stehen.
Das die Haltung auf begrenzter Fläche ein Aufwand bezüglich Pflege etc darstellt ist mir klar, ich habe selber Tiere und kenne mich schon mit Weidepflege etc aus. Auch die Trennung evtl. Bocklämmer ist kein Problem. Wobei wir nicht "groß Züchten" wollen, bzw eine Erhaltungszucht betreiben wollen. Evtl einmal im Jahr eine Ziege decken lassen, mehr sollte es nicht sein. Auch das evtl Zufüttern mit der Flasche kann gelöst werden. Mein Klientel ist recht fit. Bzw. die die Fest in der Versorgung der Tiere eingebunden sind, sind fit, zuverlässig und gehen in Beziehung mit unseren Tieren. Wie gesagt wir haben hier schon an die 100Kleintiere, die ich mit meinem Klientel betreue und versorge.

Was die Ziegen bei uns machen sollen? Eigentlich gar nichts außer Tier sein. Sie sollen keine Künststücke lernen, sie sollen Tier sein, und das so artgerecht wie möglich. Einzig und allein was nicht geleistet werden kann ist das 2 mal am Tag melken. Sonst steht einer Rundumversorgung nichts im weg. Wobei es sich natürlich auch machen ließe die Ziegen zu melken. Nur wenn wir es vorher schon "vermeiden" können und uns eine entsprechende Rasse aussuchen können, umso besser für uns.


sanhestar
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

sorry, aber dafür, dass Du von uns Beratung wünscht, gehst Du mit Deinen Antworten auf Fragen doch sehr sparsam um......

Allein schon Deine Aussage, die Tiere artgerecht halten zu wollen und dann von ausreichend WIESE zu sprechen, beisst sich dermassen. Wenn Du Dich mit artgerechter Haltung von Ziegen auseinander gesetzt hast, weisst Du, dass Ziegen keine WIESE, sondern verbuschte Flächen mit Klettermöglichkeiten, etc. brauchen.


Sabine M.H.
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Claudida
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Claudida »

Hallo "Kleines Pony"!
Als geeignete Ziegenrasse möchte ich die Kaschmirziege vorschlagen. Es ist zwar keine aussterbende Rasse, aber in Europa sehr selten- es gibt in Deutschland vielleicht eine Handvoll ernsthafte Züchter.
Das Schöne an der Rasse ist, dass die Ziege im Frühjahr ausgekämmt oder ausgebürstet und ihre Wolle von Hand (Spinnen, Filzen, Weben ect. )verarbeitet werden kann. Die Kaschmirziege ist mittelgroß, durchschnittlich lebhaft und behornt. Eine genaue Rassebeschreibung liegt auf dieser Website vor. Ich kenne Therapeuten, die Kaschmirziegen aus den genannten Vorteilen einsetzen.
LG,
Claudida


Kleines-Pony
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Kleines-Pony »

super danke, da werd ich mich mal schlau machen.
idee wäre auch die thüringer waldziege, wie haben ein paar örfer weiter einen tierpark der diese züchtet.


Ulli
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Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Ulli »

Hallo!

Gerade wenn Du zur TWZ tendierst wäre in Punkto Nicht-Melken eine Kastratengruppe die beste Wahl.. denn das sind AUSGESPROCHENE Milchziegen, die auch ohne Lammen dazu neigen, Milch zu geben und oft auch derartig viel Milch produzieren, dass Du schon mit Lämmern bei Fuss melken MUSST.

Da wäre eine Kastratengruppe , auch wegen dem Wegfall der Bockigkeiten, die "pflegeleichtere" Variante.. allerdings dann logischerweise ohne eigenen Nachwuchs.

LG Ulli


Leben ist gefährlich und endet immer tödlich
Bode
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Registriert: 28.06.2007, 20:13

Re: NEU und ganz viele Fragen zu Ziegen als Therapeuten

Beitrag von Bode »

Hallo

Ich Hätte einen zwieder anzubiten,der bekommt auch keine Lämmer. :D


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