Sammelkotprobe - die trügerische Sicherheit

PassatKombi
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Beitrag von PassatKombi »

Hallo,

würde mich freuen, wenn man hier mal schreiben würde, gegen was dann entwurmt wird, wenn "irgendetwas" nicht stimmt ? Bin neu
(ohne Ziegen) und deshalb stellen sich mir da eben solche Fragen. Oder gibt es bei Ziegen ein Mittel, das gegen alle Wurmarten wirkt?
Vielleicht sollte mal jemand einen "Wurmthread" (oder Wurmtabelle) machen (den man vielleicht oben anpint ?) in dem steht, welche Wurmarten bei Ziegen es überhaupt gibt (vielleicht auch mit dem entsprechenden Lebenszyklus, mit Lebensdauer der einzelnen Stadien, wegen Weidemanagement) , welche Mittel gegen welchen Wurm wirken und wie die Dosierung sein sollte (gerade weil sich anscheinend viele TÄ nicht richtig mit Ziegen auskennen). Ich lese hier ja seit einigen Tagen, aber was Ähnliches habe ich noch nicht gesehen.

LG
Rea


Haarriss
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Beitrag von Haarriss »

Wohl nicht gewünscht...


Viele Grüße
Haarriss
Jassi
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Registriert: 26.04.2014, 12:19

Beitrag von Jassi »

Nur kurz, da gerade unterwegs.Ich finde diese Tabelle als Übersicht ganz gut.

http://www.tsk-sachsen.de/index.php/sch ... und-ziegen

Im Text oben ein paar genauere Erläuterungen.


Jassi


Biber
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Registriert: 21.11.2008, 07:36

Beitrag von Biber »

hier erstklassige animationen für eifrige ziegenparasitenstudierende.....
http://www.goatbiology.com/animations/parasites.html


:)
biber


Manu
Beiträge: 504
Registriert: 24.02.2003, 23:27

Beitrag von Manu »

Manches hier kann man unterstreichen, manches ist - wie schon angemerkt - widersprüchlich. Aber es ist auch ein kniffliges Thema!

Kotuntersuchungen stellen immer nur eine Momentaufnahme dar, dessen muss sich jeder bewusst sein. Im Sezierkurs gesehen: Ein Pferd, gestorben an wurmbedingtem Darmverschluss, wo div. Kotproben zuvor allesamt negativ waren...
Hier hätte der Halter über seinen Schatten springen sollen, und - rechtzeitig - "trotzdem" entwurmen.

"Unzeiten", wie im Beitrag genannt, könnte man die Wintermonate nennen, wo einige Wurmarten eine Art Ruhepause einlegen und diagnostisch nicht erfassbar sind.
Heißt also nicht, dass eine negative Probe die Entwurmung überflüssig macht.
Hat aber auch nicht unbedingt mit "kenntnislos" zu tun, denn es gibt immer wieder Stadien, wo weniger Eier ausgeschieden werden.
Deswegen ist leider die vielzitierte "gezielte Entwurmung" nur insofern zutreffend, als ich gesundheitlich auffällige oder Tiere mit positiv befundeten Proben behandeln kann, die negativen fallen durch den Rost.
Diplas "es gibt keine wurmleere Zone" unterstreich ich hier dreimal!!

Ziegen können durchaus eine gewisse Immunität betr. Würmer und anderer Parasiten aufbauen, - wenn alle damit klarkommen, kann man das so belassen. Doch habe ich nur EIN krankes oder schwächliches
Tier in der Herde, und ich entwurme nur dieses, ist es trotzdem mit den Ausscheidungen der anderen konfrontiert, und der Spaß beginnt von neuem.
Ich selber entwurme mittlerweile einmal jährlich die ganze Bande vor dem Kitzen, (wg. Standweide im Winter) ohne Proben, im Herbst je nachdem, wo die Tiere gestanden sind, Wetter, Zustand der Ziegen natürlich usw.
Die Jungtiere werden vor dem Auftrieb auf die Sommerweiden (im Frühsommer) entwurmt.
Wenn ein Tier auffällig ist, lasse ich jedoch Proben anschauen (@Dipla, falls du neben dem bisher genannten auch div. Oozysten, Erythrozyten etc. erkennst in deinen Proben, wäre ich an einem Austausch sehr interessiert, die machen mir nämlich immer noch Probleme! ) zahle hier nur 5€ je Probe, nebenbei bemerkt.

Abrotanum ist übrigens ein Homöopathikum, das in der 1. Dezimalpotenz beiträgt, ein wurmwidriges Milieu zu schaffen. Hilft also auch, den Befall in Grenzen zu halten - einem komplett verwurmten Tier kann es nicht mehr helfen. Gerade für die Beweisführung solcher "Experimente" sind Kotproben durchaus geeignet - allerdings in einer Intensität, wie das im Normalbetrieb nicht gemacht wird. Auf diesem Weg haben wir z.B. auch die von den Altvorderen praktizierte Fütterung von Rainfarn (Tanacetum vulgare, zum Googeln ;-) ) als durchaus sinnvoll beurteilen können - wird hier auch weiter so gehandhabt.

Zu der hier gestellten Frage bzgl. Wurmmittel
- die meisten erhältlichen Breitbandmittel wirken gg. den "Standardbefall" (fast immer handelt es sich schließlich auch um Mischinfektionen), in höherer Dosierung meist auch gg. Bandwürmer. Einzig Leberegeln werden oft nicht bekämpft.

Von Ivermectin, Febendazol, Mebendazol u.a., vor allem eben Benzimidazole, sind Resistenzen schon weit verbreitet. (Das sind die Namen der Wirkstoffe, nicht der Präparate.)
Ich weiß nicht, ob man Präparate, die z.Zt. als empfehlenswert gelten, namentlich hierher schreiben darf? Ist das Werbung?

Durch häufigen, unkontrollierten und vielleicht auch noch zu niedrig dosierten Einsatz kann sich aber jeder mit etwas Ausdauer eine resistente Wurmpopulation heranziehen :whistling:

Weidehygiene ist natürlich das A und O für die Prävention - erst in jüngerer Zeit findet jedoch auch die Zuchtauslese langsam Beachtung. (Ja, es gibt auch hier eine erbliche Prävalenz!)
Wenn also ein Tier immer wieder mittel- bis hochgradig verwurmt ist, obwohl alle Parameter so gut wie möglich beachtet werden, und die anderen Tiere kein Problem haben -
entweder trenne ich mich davon, oder, Hobbyhalterlösung: Ich züchte wenigstens nicht damit!!

Doch eines muss uns allen klar sein:
Mit den zur Verfügung stehenden Methoden des Wurm-Managements können/ sollen wir den Befall in einem gut erträglichen Rahmen halten. Wurmfrei ist eine Illusion.
Lg
Manu


Manu
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Registriert: 24.02.2003, 23:27

Beitrag von Manu »

Die Frage an Dipla bezog sich generell auf Kotuntersuchungen. Jede Kotuntersuchung, die sich auf "Wurmeier-zählen" beschränkt, ist eine halbe Sache. Gerade Kokzidien können durchaus auch im Rahmen einer Mischinfektion große Probleme machen, und Erythrozyten können zeigen, dass der Darm schon geschädigt ist (bevor man die Färbung des Kots mit bloßem Auge sieht).


Zum anderen: Das ist weder gewagt, noch eine Behauptung ;-)


Und die Wirtschaftlichkeit, die du neben allem anderen in Frage stellst, ist sogar die treibende Kraft hinter dem ganzen...


In Unkenntnis der aktuellen Forschung
"Unmöglich! " zu schreien, macht nicht den Eindruck großer Lernbereitschaft...


Die Australier und Briten sind uns in dieser Causa weit voraus, es geht um Schafe - doch wie man weiß, sind große Ähnlichkeiten zu den Ziegen gegeben, gerade was Parasiten betrifft - Vergleiche also durchaus legitim. Interessante Arbeiten mit noch interessanteren Ergebnissen, vielerorts nachzulesen.


Es gibt im Netz auch deutschsprachige Artikel dazu, u.a. von der Thüringer Tierseuchenkasse, und auf österreichischem Boden von der Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein.

Wenn du allerdings glaubst, die damit Befassten seien nicht in der Lage, alle von dir als notwendig erachteten Parameter zu berücksichtigen, steht dir diese Meinung selbstverständlich zu. Es ist aber eben das - deine Meinung. Mehr nicht.


Bzgl. Abrotanum habe ich unmissverständlich formuliert, dass das MEINE Erfahrungen sind. Und klargemacht, dass es kein Wundermittel ist. Für manchen naturheilkundlich Interessierten mag das als Ergänzung durchaus interessant sein...


Weißt du, auch ich gehe gern skeptisch an neue Informationen heran - von Haus aus aber gleich alles zu verteufeln erlaubt keinen Fortschritt und kein Wachstum. Nur Offenheit und Neugier, durchaus gepaart mit eben einer gesunden Portion Skepsis, haben uns aus dem teils finsteren Mittelalter ins Heute gebracht - und werden uns die heutigen Probleme für ein besseres Morgen lösen helfen.


Manu
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Beitrag von Manu »

Ich habe die Artikel zu den Arbeiten bzgl. "Zucht auf Parasitenresistenz" in altmodischer Papierform hier liegen, müsste also selber googeln, um Links setzen zu können - diese Arbeit nehme ich dir nicht ab
:D

Mit ein bisschen Mühe wirst du - und jeder, den es interessiert - unter obigen Schlagwörtern , oder (viel umfangreicher) auf englisch z.B.

"Internal parasite resistance in sheep/lambs", "Resistance or resilience to internal parasites" jede Menge Lesestoff finden.

Ein faszinierendes Thema, das nur für den Uniformierten mit blinder Forschungsgläubigkeit verwechselt werden kann!



Ich weiß nicht, was dich an meiner Frage an Dipla so stört - jedoch zeigt deine Ausführung bzgl. Erythrozyten (hab mich mit der Zitierfunktion noch nicht auseinander gesetzt) eine Menge Halbwissen, gepaart mit einer großen Überzeugung.

Eine kritische Mischung in meinen Augen - aber das gehört nicht mehr hierher, wenn du mehr wissen willst, kannst du dich gerne per PN an mich wenden.


Manu - die weder verlangt noch erwartet hat, dass du irgendwas zurücknimmst ;)


Dirk
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Registriert: 07.03.2001, 00:00

Beitrag von Dirk »

Hallo
habe seit längerem mal wieder hier vorbeigeschaut und bin bei dem Thema hier gelandet. ich weiß jetzt nicht wie viele , und wie lange Piroschka schon Ziegen hält und von daher kann ich auch nicht beurteilen was von den ganzen Beiträgen aus Erfahrung oder aus angelerntem resultiert.
Aber ich frage mich : was will der/die Schreiber/rinn einem mit den Beiträgen die ja fast schon eine wissentschaftliche Abhandlung sind sagen?
wie die alex schon geschrieben hat bei jedem sind die Gegebenheiten anders. Ich traue mich zu behaupten das immer Wurmbefall vorhanden ist, die Frage ist nur wie groß ist der Befallsdruck und können die Tiere noch damit umgehen soll heißen wie weit ist alles in einem relativen Gleichgewicht. Meiner Meinung nach sind regelmäßige Kotproben, egal ob jetzt einzel oder als Sammelprobe rausgeschmissenes Geld , und die Aussagekraft mehr als fragwürdig.
Bei akutem verdacht, okay. Jetzt kommt dann natürlich der einzelne Halter ins Spiel, der ja entscheiden muß was und wie er es handhabt, die Haltungsform das Futter usw und letztendlich der zugezogene Tierarzt der einen berät, wie auch immer, und am Ende des Tages das Entwurmungsmittel ausgeben muß, kriegt mann ja nicht so einfach um jede Ecke.
Ich glaube es wird viel zu viel unnötig entwurmt und mann kann die Resistenzen die sich da bilden mit dem Antibiotika beim Menschen vergleichen.
Man muß sich mit dem Thema Würmer befassen und gewisse Grundregeln beachten, ganz wichtig das Weidemangemaent und nicht Ziegen, Hühner Gänse usw im selben Stall und auf die selbe Weide und man entwickelt ja im Laufe der Jahre auch einen Blick dafür wie steht die Ziege da, wie geht es ihr was fehlt ihr usw. Wie schon gesagt ob Gefahr in Verzug ist und ob die chemische Keule geschwungen werden soll entscheidet jeder selber und oft wird aus übertriebener Tierliebe auch das falsche entschieden. Ich habe vor über 15 Jahren aufgehört meine Ziegen überhaupt noch zu entwurmen, hatte aber auch die Möglichkeit Ihnen regelmäßig die anfallende Molke aus der Käserei zu verfüttern. Die Tiere haben es mir mit einer super Gesundheit und Langlebigkeit gedankt.
Gruß Dirk


Manu
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Registriert: 24.02.2003, 23:27

Beitrag von Manu »

*lach* Du kannst gerne versuchen, diese vielversprechende Entwicklung im Alleingang aufzuhalten!


Aber mit Wortanalysen wird das nicht gelingen...

Ich bin kein Genetiker, du auch nicht - wenn also diese Bezeichnung ursprünglich nicht so verwendet wurde (was ich nicht beurteilen kann), so hat sie sich jedenfalls in der Zwischenzeit in dieser Bedeutung durchaus etabliert, im Sinne von Disposition.

Du wirst sie in Arbeiten/Vorträgen immer wieder hören oder lesen -aber das wird dich genauso wenig zufriedenstellen, weil der Hintergrund derselbe ist.


Es geht hier nicht um Artensterben, es geht um Anpassung an die Erfordernisse. Selektion - die hier vom Menschen forciert wird, aber auch selber geschieht.


Das war mein letztes Statement hierzu, es geht dir doch nur ums Recht haben, du siehst nicht die große Chance, die diese Entwicklung bringt.


Lg

Manu


alpenblümchen
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Registriert: 20.05.2018, 22:42

Re: Sammelkotprobe - die trügerische Sicherheit

Beitrag von alpenblümchen »

Der Einsatz und die Wirksamkeit der Entwurmungsmittel in der Schafhalung hier in Frankreich werden anders beurteilt.

Hapadex und Valbazen werden nur gegen kleine Leberegel eingesetzt. Die Wirkung ist unzureichend.

Hapadex, Valbazen, Rintal und Panacur usw. stammen aus der Wirkstoffgruppe der Benzimidazole. Gegen diese Mittel haben die Magen-Darmparasiten in der Regel Resistenzen entwickelt.

Besser gegen Magen-Darmparasiten wirken die Mittel aus der Gruppe der Avermectine wie Cydectine (Moxidectin) und Oramec ( Ivermectin).

Levamisol zählt zu einer anderen Wirkstoffgruppe. Wenn es nicht zu oft verwendet wurde, kann Levamisol gegen Magen-Darmparasiten noch immer gute Resultate erbringen.

Auch das neue Zolvix zählt zu einer anderen Wirkstoffgruppe. Es bringt gegen Magen-Darmparasiten gute Ergebnisse.

Gegen Haemonchos Contortus ist der geeignete Wirkstoff Closantel.

https://www.schafforum.ch/forumv3/index ... c2782c94cd


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