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Geburtsvorbereitung
Verfasst: 08.10.2004, 01:38
von Anonymous
Hi,
schön dass ich Euer Forum gefunden habe. Ich bin mir sicher, daß mir hier jemand weiterhelfen kann.
Ich bin aktives Mitglied in einem kleinen Tierschutzverein und wir müssen uns des öfteren auch um Ziegen kümmern. So bin ich auch vor einigen Jahren an meine zwei kastrierten Ziegenböcke gekommen, was zu meiner Schande aber nicht bedeutet, dass ich so wahnsinnig viel Ahnung von Ziegen habe. Nun stehe ich vor einem riesigen Problem. Wir haben zwei WEIBLICHE *shock* Milchziegen aus schlechter Haltung übernommen, wovon auf jeden Fall eine in einem ziemlich erbärmlichen Zustand war und sich auch nur langsam erholt. Laut Vorbesitzer soll das Tier 17 - 18 Jahre alt sein....? Zu meinem Entsetzen sind beide Tiere tragend und ich mache mir besonders um die alte Ziege Sorgen.
Ich brauche Tips zur Vorbereitung auf die Geburt. Besondere Fütterung ? Da wir alleine, mitten im Wald in einem kleinen Tal leben, dürfen die Ziegen sich völlig frei bewegen und klettern wohin sie lustig sind. Da meine Böcke eher zu pummelig sind, habe ich auch nie zugefüttert (außer im Winter natürlich und dann auch fast nur Heu). Was brauchen tragende Ziegendamen ?
Der Nachwuchs soll im Dezember kommen. Jetzt habe ich im Internet gelesen, dass in Molkereibetrieben die Ziegen ca. 8 Wochen vorher in "Mutterschutz"gehen, d.h. nicht mehr gemolken werden. Wie stelle ich das an ? Ich kann doch nicht einfach aufhören zu melken ?
Wo gebären lassen ? Soll ich sie vorher in den Stall sperren oder wäre das Quälerei ? Ich habe etwas Angst, dass die sich irgendwo in den Wald verkrümeln und ich nicht mitbekomme wenn es Probleme gibt.
Die Ziegen (Mutter und Tochter lt. Vorbesitzer) hängen sehr aneinander und kleben ständig zusammen. Wenn ich sie im Stall einsperre, soll ich sie dann zur Geburt in einer Box (habe eine riesen Box) zusammenlassen oder besser trennen ?
Stimmt es, dass die fast immer Mehrlinge zur Welt bringen ???? *shock* *shock* *shock* *shock* *shock* *shock* *shock*
Ich habe zwar schon jede Menge Hunde und Katzenbabys "entbunden und großgezogen", aber noch nie Schafe oder Ziegen, ächz und diese alte Ziege hat mich jetzt schon so um den Finger gewickelt.... und mein Tierarzt hat so einen neuen Schnösel für die Großtiere - der wäre in einem Schlachthaus besser aufgehoben- nach dem Motto ja wenn se halt hops geht - geht se hops...
bitte bitte antwortet mir - ich bin für jeden Tip total dankbar - auch Buchtips
Danke und liebe Grüße,
Anne
Verfasst: 08.10.2004, 08:14
von Noldi
Hallo anne
Wir wohnen in Essen , nicht weit von dir.
Wenn du Fragen hast,oder Hilfe brauchst
kannst du dich gerne an uns wenden.
E-Mail Adresse siehe HP.
Gruß Noldi.
Verfasst: 08.10.2004, 08:48
von xandra68
Hallo Anne,
also mit dem Trockenstellen machst Du es einfach so:
Ich würde jetzt langsam damit anfangen die Melktermine raus zu zögern, das bedeutet das wenn Du zwei mal am Tag Melkst, dann Melkst Du ab morgen nur noch 1 mal.
Das machst Du ca. 1 Woche, dann zögerst Du dieses Mleken von mogrens, richtung mittag raus, so das Du ca um 13.00 Uhr Melkst.
Und da Melkst Du dann auch wieder 2-3 Tage, dann zögerst Du wieder weiter bis abends und wenn Du sie so weit hast, dann machst Du 1 Tag Pause, und Melkst erst nach 2 Tagen wieder.
Also im normalfall ist dann nur noch so wenig Milch da das Du getrost aufhören kannst.
Bei meinen ist es als so das ich dann vielleicht nach 1 Woche Pause noch 1 mal ausmelke und dann ist fertig.
Du solltest nur jetzt damit anfangen damit die zwei armen Geschöpfe sich noch ein wenig Erholen können.
Also ich halte das so, das ich meine Tiere spätestens 1 Monat nach dem Decken Trockenstelle, damit sich ihr Körper etws Erholen kann.
Dann zur Geburtsvorbereitung, du solltest 2-3 Wochen vor der Geburt Leinsamen unters Futter mischen.
Manche weichen sie auf , ich für meinen teil mische eine Handfoll (pro Tier) unters Futter, und hab immer gute Ergebnisse erziehlt.
Es bewirkt das vermehrt Schleim gebildet wird, und somit ist für die Geburt die beste Vorraussetzung gegeben.
Dann ganz wichtig, Pulsatilla D12 in Tropfenform 2 Wochen vor der Geburt 2x am Tag 5 Tropfen auf ein trockenes stück Brot tropfen und ihnen zum Fresssen geben.
Das regt das Ungeborene Kitz an sovern es in einer falschen Lage liegt sich richtig hin zu drehen, und macht das Gewebe weich, dann hat es deine Ziege leichter.
Seit ich immer Pulsatilla gebe hatte ich keine Problemgeburten mehr.
Dann noch etwas wichtiges, Ziegen ziehen sich im allgemeinen in ein stilles Eckchen zurück um zu Gebähren, wenn Du sie also frei laufen hast, würde ich sie spätestens wenn die Milch Einschiesst und die Scheide angeschwollen und schleimig ist in eine Box einsperren.
Sonst hast Du keine gelegenheit helfen zu können wenn es nötig wäre.
Ich würde sie dann zusammen in deine große Box tun.
Zum Fressen, im letzten drittel der Trächtigkeit kannst Du ihnen, Gequetschten Hafer, und ganze Gerste geben, ich mach über den Winter immer noch etwas Luzerne drunter, Mineralfutter unters Futter mischen ist auch wichtig damit sie mit allem versorgt sind.
Ich misch mir das Futter immer in einem Eimer zusammen, und dann gibt es für jede Ziege eine schippe voll, das sind ca. 300-400 gramm.
Zusätzliche Vitamine können auch nicht schaden wenn sie in einem solch erbärmlichen Zustand sind.
Und nicht zu vergessen gutes Heu zur ständigen verfügung.
Und ein Mineralleckstein für Schafe und Ziegen solltest Du auch haben.
So nun Wünsche ich Dir viel Glück, und drücke Dir die Daumen das alles gut geht.
Halte uns auf dem laufenden, und wenn Du Probleme hast einfach fragen, einer von uns wird Dir sicher helfen können.
Liebe Grüsse
Alexandra
Verfasst: 08.10.2004, 11:28
von -Johanna-
Hallo,
also Alexandras Tipps hören sich zwar umfangreich an, aber alles sehr sinnvoll.
Abschließend will ich dir nur sagen, wenn die wirklich 17 Jahre alt ist und immer noch Junge kriegt, dann macht die das mit links. Wenn die bei schlechter Haltung so alt geworden ist und wahrscheinlich auch immer Junge bekommen hat, dann hat die da auch Übung und wird dich als Anfänger nur mitleidig beäugen, wenn du glaubst, ihr was helfen zu müssen. So jedenfalls ist es mir am Anfang gegangen.
"Normalerweise" gibts bei der Geburt auch nicht viel zu helfen. (Oh, ich höre schon den Aufschrei anderer!!) Aber ehrlich, selbst meine Erstlinge sind lieber in der Familie unter sich, als daß ich dabei bin. Und die ersten Geburten habe ich durch unerwünschtes nervöses Dabeiseinwollen bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages verzögert, Ziegen können nämlich warten, bis es ihnen passt. Mein Vorschlag ist also, wenn du die Anzeichen für Geburt siehst (siehe Alexandra), lässt du sie in der Box, ruhig auch mit Tochter. Dann schaust du nur aus sicherer Entfernung gelegentlich mal, was sich tut. Tut sich ewig nix. Plötzlich sind sie da. Meistens hören wir das erste Lämmchen plärren, dann kommen die weiteren ganz schnell. Das ist der Moment, wo deine Hilfe gut gebracht werden kann, wenn sie nämlich mehr als zwei bekommt, kann es sein, daß sie im Durcheinander ein trockenes ableckt und das Neue garnicht auspackt. Das geht wie bei Hund und Katz, auspacken, Schleim aus der Schnauze wischen und trockenrubbeln mit alten Handtüchern. Und wenn sie mehr als eins bekommt, ist das auch eine leichtere Geburt, weil sie dann kleiner sind. Einzelgeburten sind schwerer. Da kann dann auch mal Hilfe nötig werden.
Aber wie gesagt, die ist ja keine Anfängerin, die wirds schon machen. Du mußt nur für Ruhe sorgen und dass sie auch mal gewöhnt ist, im Stall zu bleiben, sonst beunruhigt sie das dann auch.
Ergänzend kannst du immer morgens schauen, ob nicht die Geburt schon passiert ist, dann musst du bei diesem Wetter die Jungen suchen gehen und ins trockene bringen. Bei uns wurden die meisten Jungen in den Morgenstunden bis mittags geboren, Nachtgeburten hatte ich nur durch meine eigene Dusseligkeit.
Na, du hast ja auch noch aus Essen tatkräftge Unterstützung angeboten bekommen, das ist doch auch eine Beruhigung, wenn jemand mit Kenntnissen in der Nähe verfügbar ist.
Ich wünschen dir auch alles Gute und melde mal, wenn sie da sind, wies gelaufen ist.
-Johanna-
Verfasst: 08.10.2004, 12:51
von schuehlw
Hallo miteinander!
Solchen Profi-Tipps kann man eigentlich nur wenig hinzufügen. Toll!
Außer vielleicht, dass es ganz gut ist, in den letzten Wochen nichtzuvielan Kraftfutter zu geben, weil die Lämmer sonst sehr groß und die Geburt schwieriger wird. Gerade bei der Älteren ist anzunehmen, dass Muskulatur usw. nicht mehr so stark sind.
Wichtig ist auch dafür zu sorgen, dass die Lämmer, wenn sie erstmal da sind in den ersten Stunden Kolostrum (Biestmilch/Erstmilch) aufnehmen.
Also nötigenfalls anlegen! Die Zitzen vorsichtshalber etwas anmelken, es könnt sich ein Pfropf gebildet haben. Kontrollieren, wieviel sie getrunken haben, ist schwierig, aber wenn sies erstmal kapiert haben ist alles ok.
Viel Glück und schöne Grüße Werner
Verfasst: 08.10.2004, 17:50
von Eifelhexe
Hallo Anne
das mit der geburtsvorbereitung haben Dir Alex und Johanna ja schon profilike!! beschrieben.
Zum Abmelken hab ich noch eine kleine Anmerkung.
Also die Ziege ist schon recht alt ja??
Wie sieht es mit dem melken derzeit überhaupt aus??
Melkst Du 2 mal am Tag??
Wie viel gibt sie noch???
Ich frage eigentlich nur aus folgendem Grund.
Alex hat beschrieben wie sie eine Ziege trockenstellt. Ist völlig ok so, aber für meine Begriffe doch noch zu kompliziert.
Ich gehe davon aus, das eine sooo alte Ziege nicht mehr ein Hochleistungstier ist.
Weiter denke ich mir, das sie (die Natur richtet das so!) wenn sie im Dez. schon ablammen soll die Milchproduktion schon weit runtergefahren hat.
Du fragst ob du einfach aufhören kannst zu melken und ich sage:
Wenn Du im Moment noch zwei mal täglich melkst, dann mach es morgen nur noch einmal. Dann lass die Ziege in ruhe.
Wichtig ist jetzt nur noch, das du täglich das Euter abtastest.
Es darf nicht hart und heiss werden!!!
Ich stelle meine Ziegen alle so trocken, sage aber gleich dazu !! ich habe keine Hochleistungsziegen!!!
Ich lasse meine Lämmer immer sooo lange dabei dann ist die hochzeit der Ziegen schon vorbei *cry* , ich denke halt immer die kleinen kommen sonst zu kurz.
Da ich im Sommer auch kein Kraftfutter zufüttere (ausnahme in diesem jahr wegen doch starkem Wurmbefall und daher angegriffenen Ziegen zum teil!) kommen die Ziegen auch nicht mehr auf Leistungen von 3 oder gar mehr Litern.
Ich brauch die Milch aber auch nicht und so reicht mir das was ich noch abbekomme wenn die Kleinen gross sind.
Ein solcher Aufwand wie ihn Alex betreibt ist daher unnötig.
Verfasst: 08.10.2004, 20:42
von xandra68
Hallo Hexe,
meine Beschreibung hört sich vielleicht aufwendiger an als sie eigentlich ist.
Nur das mit schreiben zu Erklären, ist schwieriger als in Natura zu Erklären.
Ich hab eben streckenweise Ziegen dabei die 5-6 l Milch geben, da ist es eben nicht so einfach.
Also nun Wünsche ich allen eine Problemlose Ablammzeit, bei mir kommt auch die nächsten Tage schon die erste *oops* ungeplante Baby.
Bis dann, liebe Grüsse
Alex
Verfasst: 09.10.2004, 09:50
von Eifelhexe
Hallo Alex
sollte auch ganz bestimmt keine Kritik sein!!!
Habe ja auch geschrieben das ich keine Ziegen mit sehr hoher Milchleistung habe (wüsste gar nicht wohin mit all der Milch *cry* ).
Da es sich bei Annes Ziege sicher auch nicht mehr um ein Hochleistungstier handelt (schon wegen des Alters) denke ich ist einfach so trockenstellen ohne Probleme möglich.
Ich drücke Dir ganz feste die Daumen das mit Deiner Mama und den kommenden Lämmer alles gut geht!!
Geburtsvorbereitung
Verfasst: 10.10.2004, 14:16
von Anonymous
Hi,
erstmal viel vielen Dank für die rege Anteilnahme und jede Menge tolle Tips.
Das mit der Milchmenge ist richtig. Ich melke zur Zeit nur einmal am Tag und von 5 - 6 Litern kann ich nur träumen. An guten Tagen ist es höchstens 1 Liter. Daher habe ich jetzt gestern einfach mal gar nicht gemolken, was die Ziege ziemlich unbeeindruckt läßt, der Euter fühlt sich auch gut an und melke dann heute abend wieder.
Zu der jungen Ziege habe ich aber noch eine andere Frage. Sie gibt nahezu keine Milch und eine Hälfte des Euters scheint irgendwie verkrüppelt zu sein. Die Zitze ist deutlich kleiner, sitzt "schief" am Euter und gibt gar keine Milch. Muss ich mich da auf Flaschenkinder einrichten ? Wenn ja, wäre es dann sinnvoll Ziegenmilch einzufrieren (wir haben eine bekannte mit ebenfalls einer Milchziege, die bestückt uns schon mal für Rehkitze usw.) Das mit der Kolostralmilch ist klar - ist ja bei Hunden und katzen auch nicht anders.
Die Ziegen stammt übrigens aus einer großen Herde, welche sich immer auf Wanderschaft befand (gab Ärger mit dem Vet-Amt ). Ich habe die beiden Ziegen kurz vorher übernommen, weil die Alte nicht mehr mithalten konnte, zurückblieb und dann ständig irgendwo völlig fertig am Straßenrand lag. Da die Junge so an ihr hängt, blieb sie dann ebenfalls zurück und futterte sich munter durch die Vorgärten :D . Der Besitzer brauchte dann meisten 10 - 14 Tage um überhaupt zu merken, dass Ziegen fehlen und ich habs nicht übers Herz gebracht ihm die Tiere zurück zu geben und sie ihm abgekauft. Ich weiß, ehe mich jetzt jemand steinigt - ist sicherlich nicht der richtige Weg, so jemandem dann auch noch Geld in den Rachen zu schmeißen.... unter <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.arche-noah-online.de">www.arche-noah-online.de</a><!-- w --> sind übrigens Bilder.
Liebe Grüße,
Anne
Verfasst: 10.10.2004, 18:53
von Lara
Hallo Anne,
bei Deiner Frage mit der verkrüpelten Zitze, evtl. brauchst du Dir keine Sorgen machen. Wenn es eine gute Ziege ist, dann schafft Sie es auch mit einer Zitze. Ich habe Bergziegen und eine davon hat seit zwei Jahren eine Euterseite kaput. Sie hat immer beide Lämmer wunderbar alleine großgezogen. Dieses Jahr hatte Sie einen Bock und eine Zicke. Den Bock habe ich mit 4 1/2 Monaten geschlachtet und er war schwerer als die Lämmer der anderen Ziegen. Also las die Natur mal machen, das klappt meistens besser als man denkt.
Liebe Grüße
lara