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Ziegen anbinden

Verfasst: 16.01.2005, 20:42
von Bacardi
Hallo zusammen,

ich habe ein paar generelle Fragen zum Anbinden von Ziegen.

- Werden die Ziegen, wenn sie angebunden sind und dem Menschen nicht direkt ausweichen können durch die Gewöhnung schneller zahm?

- Ist es einfacher, sie das erste Mal am Tag oder besser in der Nacht anzubinden?

- Wie lang sollte das Seil/ die Kette sein und wie befestigt?

- Was eignet sich eher zum Anbinden, Halfter (falls man ein passendes findet) oder Halsband?

- Besteht die Gefahr, daß sich die Ziege stranguliert oder hört sie bei Widerstand auf zu ziehen?

Um Mißverständnissen vorzubeugen möchte ich sagen, daß ich auf gar keinen Fall vorhabe, meine Ziegen dauerhaft anzubinden!

Es interessiert mich einfach, ob man die Ziege zum Beispiel im Unterstand für ein paar Tage festsetzen kann, falls sie regelmäßig behandelt werden muß o.ä.

Da sich die eine meiner Ziegen so gut wie gar nicht fangen läßt, habe ich auch schon überlegt, ob ich an ihrem Halsband eine glatte Leine von vielleicht 1-1,5m Länge festmache, einfach, um sie besser greifen zu können. Allerdings habe ich Angst, daß sie sich damit dann doch in den Bäumen/Büschen verheddert. Wenn man diese Ziege einmal gefangen hat, beruhigt sie sich recht schnell und läßt sich dann auch gut anfassen. Es ist bloß immer ziemlich kompliziert, sie überhaupt zu kriegen. Heute hätte ich ihr gerne nochmal die Klauen nachgeschnitten, aber es war kein Denken daran, sie zu fangen (wenn sie einmal Lunte gerochen hat läßt sie sich auch mit Leckerein nicht mehr locken).

Da ich sie eigentlich irgendwann gerne melken möchte, hätte ich sie schon gerne zutraulicher.

Würde mich sehr über Tips freuen :)

Verfasst: 16.01.2005, 21:05
von Judith Schmidt
Hallo Dagmar,

wir binden unsere Ziegen z.B. jeden Tag an, wenn sie ihre Futterschüssel bekommen - damit es im Stall zwischen Ziegen und Eseln nicht ein heilloses durcheinander wird.
An dauerhaftes Anbinden habe ich noch nie gedacht, aber ich halte es schon für gefährlich. Die Ziegen lernen zwar, mit der Leine umzugehen - besser wie mancher Hund :wink: - aber dennoch können sie sich verheddern und im schlimmsten Fall strangulieren.
Ich glaube auch nicht, dass eine Ziege durch diese "Gefangenschaft" schneller zahm wird. Ich denke viel eher, wenn du es vielleicht so anfängst wie wir - nämlich dass die Ziegen mit dem Anbinden etwas schönes verbinden - werden sie den Strick nicht verdammen.

Unsere Meckerfritzen lassen sich gut und gerne anleinen, da bei uns die Leine entweder Futterschüssel oder Spaziergang bedeutet. Hin und wieder locke ich sie so auch zum Klauen schneiden, aber das ist die Ausnahme und sie sind nicht nachtragend.

Verfasst: 16.01.2005, 21:21
von Bacardi
Hallo Judith,

ich würde sie ja gerne zum Fressen anbinden - aber dafür müßte ich sie erstmal eingefangen kriegen, und das ist das große Problem. Was meinst Du (und natürlich auch die anderen, die das lesen :wink: ) denn zur "Schleppleine"?

Verfasst: 16.01.2005, 23:10
von Judith Schmidt
Und wenn du erst die Schüssel hinstellst und sie dann dabei anbindest? Und alles natürlich mit viel Ruhe und Geduld. Unsere Ziegen werden nach dem "Schüsselfraß" auch immer ausgiebigst beschmust und gekämmt. Das genießen sie sehr und wir hatten auch scheue Ziegen, die wir so an uns gewöhnen konnten.
Ich würde eine Ziege auch niemals einfangen - da zieht man als Mensch eigentlich immer den Kürzeren. Sondern eher ruhig auf sie zugehen und versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen. Oder sie mit etwas zu locken. Ziegen sind verdammt neugierig und reagieren schon auf so Kleinigkeiten wie raschelndes Papier - zumindest unsere tun das. Jeden Tag halt ein wenig mehr. Und nichts übers Knie brechen. Und wenn du sie dann mal hast, nur Angenehmes mit ihr machen und nicht gleich die Klauen schneiden. Sie sollen DICH als angenehm empfinden und nicht mit üblen Dingen in Verbindung bringen - dafür ist der Tierarzt zuständig #baeh# .

Kennst du dich mit dem "Clickern" aus? Wäre auch eine Methode, die du einsetzten könntest.

Verfasst: 17.01.2005, 12:10
von Bacardi
Hallo Judith,

das klingt in der Theorie ja alles ganz toll. Aber diese Ziege (Thüringerwald) ist leider so zurückhaltend, daß sie eher gar nicht frißt, als zu nah an uns heranzukommen.
Die andere ist da deutlich zahmer, sie holt das Futter auch aus der Hand, weicht zwar aus, wenn man nach dem Halsband greifen will, aber meistens bekommt man sie doch gegriffen. Sie benimmt sich an der Leine auch manierlich und läßt sich auch etwas schmusen. Ich rede eigentlich immer mit den Tieren, wenn ich da bin zum füttern etc. Unsere Schafe sind inzwischen nach fast einem Jahr auch deutlich zutraulicher geworden. Sie mögen es zwar auch nicht, aktiv angefaßt zu werden, laufen uns aber trotzdem zwischen den füßen rum und klettern auch mal an einem hoch, wenn wir nicht schnell genug die Äpfel verteilen.

Ich hatte es mir mit den Ziegen so vorgenommen, daß sie grade die Leckereien ausschließlich aus der Hand bekommen - was dazu geführt hat, daß die Poitevine quasi alles bekommen hat und die Thüringer nichts... Ansonsten kleben die beiden Ziegen aneinander wie Pech und Schwefel.

Clickertraining kenne ich schon - nur wie soll ich sie bei erwünschten Verhalten (z.B. ein Schritt in meine Richtung) belohnen, wenn sie kein Futter etc. nimmt...

Verfasst: 17.01.2005, 12:56
von Judith Schmidt
Hallo Dagmar,

puhh das ist aber eine harte Nuss. Ja theoretisch klingt meistens alles ganz einfach. Wenn die Ziege sooo scheu ist, würde ich die zutraulichere Ziege anbinden und mit der scheuen "arbeiten". Sprich ihr das Leckerlie hinwerfen usw. ...
Es ist immer schwierig Tipps zu geben, wenn man die Gegebenheiten nicht sehen kann.

Verfasst: 17.01.2005, 13:25
von xandra68
Hallo Dagmar,
ich hatte bisher zwei so harte fälle, bei denen war nach einer Woche intensivem Bemühen auch ein wenig Vertrauen aufgebaut.
Stell Dir einen Eimer mit Futter auf den Boden, und sobald sie den Kopf drin hat zum fressen schnappst Du sie Dir am Halsband oder den Hörnern.
Dann nimmst Du sie aus dem Stall raus, also ich hab meine dann auf den Melkstand gestellt sie angebunden und ihr ihre Ration Futter gegeben.
Ich hab mit ihr gequasselt und sie gestriegelt, und die die Milch gab habe ich gemolken.
Dieses Spiel haben wir eine Woche lang gemacht, und nach dieser Zeit brauchte ich dann nur ihren Namen rufen.
Dann ist sie gekommen, und ich konnte das Gatter aufmachen und sie ist hoch in den Stall und schwups auf den Melkstand gesprungen, weil sie wussten das die Mama da was feines für sie reingemacht hat :wink:
Ab diesem Zeitpunkt waren wir dicke freune und sie laufen nicht mehr weg wenn ich auf sie zugehe lol
Viel Glück, Grüsse
Alex

Verfasst: 17.01.2005, 13:53
von Nicola
Hallo,
meine erste TWZ habe ich geschenkt bekommen. Sie war klapperdürr und hatte Strimen von Schlägen. Sie war nicht ängstlich, sondern panisch (ihr Lamm war fast noch schlimmer)!!!
Ich habe die Beiden für 2 Monate eingestallt (ca.20m²) und mich jeden Tag beim Füttern zu Ihnen in das Stroh gesetzt - stundenlang.

Ich hab geredet und geredet, dabei Äpfelchen gegessen und immer wieder ein Stück davon "verloren" - wie unabsichtlich. Ich habe direkten Blickkontakt vermieden und einfach so getan, als sei ich nur zufällig da.

Irgendwann war ich ihnen auch gleichgültig, Angst gab es nicht mehr. Wenige Tage später kam die erste fragende Nase auf Suche nach dem Apfel an. Nach und nach ist sie fast in meine Jacke gekrochen.

Heute ist sie mit Abstand meine zutraulichste Ziege, kommt auf Zuruf auch aus der letzten Ecke des Waldes.

Ihr Lamm ist allerdings immer scheu geblieben. Duldet zwar das Anpacken, bevorzugt aber die Distanz.

Liebe Grüße
Nicola

Verfasst: 17.01.2005, 14:13
von Luci
Hallo Dagmar.
Dein Problem kommt mir sooooo bekannt vor....
Im Sommer habe ich mir meine Berta mit weiblichen ca 4,5monate altem Kitz zugekauft....Ich dachte ich werde wahnsinig aus den beiden....Die liesen sich nie fangen....
Wie oft, habe ich die eine oder andere gute Stunde gejagd....- Die Berta mußte ich ja melken....
Bei mir hat sich als besste Fangmethode das Trockenbrot über den Zaun anbieten erwiesen. Also Ziegen im Zaun, ich mit Brotscheiben und einem Strick drausen. Die Ziegen haben sich dann doch sicher gefühlt und sind zum Zaun und Essen gekommen. Irgendwann wenn die jenige, die ich haben wollte nicht genug aufgepast hat und teilweise war der Flucht nicht einmal mehr möglich wegen alle anderen habe ich schnel zugeschnapt.....angeleint und sie zu Ausgang geführt....
Nach und nach habe ich die Methode perfektionieret - habe mich in solche Ecken hingestellt, wo ich vermutete, daß Fluchtwege sehr schwierig werden... Ecken, Bäume & alle Ziegen. Dann hies es nur abwarten bis die am für mich günstige Stelle wird - und Zack - schell Hallsband packen...
Tja nach dem ich sie drausen hatte, bekam sie Leckerlis und Streicheleinheiten, wurde gemolken. Dabei stellte sie sich absolut super an.
Heute sind die zwei immer ziemlich reserviert, aber nicht mehr so schlimm.

Schlepleine - das werde ich mir nicht trauen - finde sehr gefährlich.

Im Stall anbinden - werde ich wohl zum ersten mal am Tag machen - wenn du auch frei hast und hinschauen kannst...

Strick oder Kette werde gerade so lang nehmen, daß sie bequem stehen und liegen kann. Der Strick eher unten am Wand befestigen (20-30cm vom Boden weg)

Ich persönlich finde Halsband ganz OK.

Grüß und viel Erfolg
Luci

Verfasst: 17.01.2005, 14:32
von Purzel88
Hallo!

Also meine Ziege springt andauernd über den Zaun und frisst die teuren Blumen meiner Mama auf. Und ich bin genervt, weil ich nicht nur die Blumen retten muss, sonder weil das Schaf Terror schiebt, weil sie nicht bei der Ziege sein kann... Bei mir bietet das Anbinden zwar keine dauerhafte Lösung, aber vorübergehend. Momentan habe ich sie an ihrem Halsband und an einer langen Longe (vom Pferd) seit gestern nachmittag an einem Baum angebunden, der auf ihrer Weide steht. Bisher hatte ich keine Probleme damit. Die Ziege findet das zwar doof und sieht etwas bedröppelt aus, aber sie versteht dass sie nun "begrenzt" ist. Mal schauen, wann wir dazu kommen den Zaun zu erhöhen...

Liebe Grüße