Seite 1 von 3
Füttern für Anfänger ;-)
Verfasst: 21.03.2005, 21:18
von Dagmar
Liebes Ziegenforum,
ich bin ganz neu hier und hätte eine Anfängerfrage. Seit heute habe ich
zwei gut drei Monate alte Zicklein im Stall (Kreuzung BDE/Burenziege).
Unsicher bin ich über ein paar Mengen bei der Fütterung.
Wie viel Gramm Kraftfutter sollte eine dreimonatige Ziege jetzt bekommen?
Wie viele Rüben/Äpfel/Salat sind sinnvoll?
Können die Kleinen auch schon Zweige etc. bekommen?
Ansonsten füttere ich Kälbermischung und Maissilage (haben sie bisher
auch bekommen). Erstmal will ich übrigens nicht züchten, sondern die Tiere nur als Hobby halten.
Schon mal vorab Danke für Eure Infos. Bin sehr begeistert von den
Ziegen und könnte mir gut vorstellen, dass aus den beiden irgendwann
mal mehr werden. Aber erstmal klein anfangen.
Schöne Grüße
Dagmar
Verfasst: 22.03.2005, 07:39
von sanhestar
Hallo Dagmar,
leider solltest Du die Fütterung Deiner Ziege schnellstmöglich umstellen.
- Kälbermischung: passt nicht zum Wachstum und Mineralbedarf von Ziegen, bitte auf ein für Ziegen und/oder Schafe angepasstes Futter wechseln. ACHTUNG! Futter für Schafe enthält kein Kupfer, Ziegen haben einen Bedarf an Kupfer, der jedoch wieder geringer ist als der von Kühen. Schon allein aus diesem Grund keine artfremde Mischung verwenden
- Silage, vor allem Maissilage ist ein Mastfutter. Ziegen sind Tiere, die mit karger Nahrung, die jedoch arten- und kräuterreich ist, am besten leben und wachsen. Bitte schrittweise über mehrere Tage auf gutes Heu umstellen und davon ausreichend füttern.
- Kraftfutter: viele hier im Forum geben Kraftfutter, ich bin überhaupt kein Freund davon. Warum?
- Getreide enthält sehr langkettige Kohlenhydratketten, die im Pansen nicht aufgespalten werden können, jedoch die Pansenflora empfindlich stören. Eine gestörte Pansenflora resultiert in gesundheitlichen Schäden für das Tier (ähnlich bei Pferden mit zuviel Kraftfutter, die dann "sauer" gefütter werden, sprich, der pH-Wert im Körpergewebe verschiebt sich in Richtung saures Milieu, was Muskelarbeit und Stoffwechsel stark belastet)
- Getreide enthält mehr Phosphor als Calcium. Phosphor ist für das Längenwachstum der Knochen verantwortlich, dadurch bekommt man grössere Tiere. Da Phosphor jedoch die Resorption von Calcium behindert, ist die Knochenfestigkeit geringer, spätere Probleme an den Gelenken können auftreten.
- Kraftfutter als Mischung ist dazu gedacht, die Tiere schnell möglichst gross zu bringen, damit man sie mit ausreichend Gewicht schlachten kann (im Nutztierbereich). Du willst nicht schlachten, denke ich mal, und auch Deine Ziegen möglichst lange und gesund behalten. "Hochputschen" ist daher nicht nötig.
- Rüben/Salat/Äpfel: bitte nur in kleinen Mengen, dies sind keine Futtermittel für Ziegen, eher als Leckerli betrachten
- Zweige und Buschwerk: auf jeden Fall mehrmals wöchentlich anbieten
Gruss
Verfasst: 22.03.2005, 10:34
von -Johanna-
Hallo Sabine,
Deine Fütterungsempfehlungen würde ich in diesem Fall übernehmen. Gelten deine Ausführungen für alle Getreide gleich oder gibts da Unterschiede?
Gruß -Johanna-
Verfasst: 22.03.2005, 11:36
von sanhestar
Hallo Johanna,
nach den Anfangsfehlern aller Ziegenhalter (viel hilft viel :D ) sind wir zwischenzeitlich im 2. vollständig getreidefreien Jahr.
Davor haben wir im Winter Hafer zugefüttert, manchmal auch noch gebrochenen Mais - waren mit dem Ergebnis jedoch nicht zufrieden.
Juliette de Baraicli-Levy empfiehlt Gerste als Getreide für Ziegen, generell als Getreidebeifutter, wenn das benötigt wird - hierzu fehlen mir die Erfahrungen, da wir uns entschieden haben, kein Getreide mehr zuzufüttern.
Mehrbedarf an Energie decken wir durch Grascobs bzw. Luzerneheu gezielt zugefüttert bei den Tieren, die es benötigen bzw. in den Zeiträumen, in denen es nötig ist (letzter Winter, Temp. bis - 20°C) bzw. ausreichend Heu.
Ich kann im Moment nur Erfahrungen aus der Pferdefütterung schildern, dort werden Hafer und Gerste als empfehlenswert betrachtet, Mais wird kritisch bewertet, da die Verdauungszeit von Mais länger ist, als die Passagezeit im Dünndarm. Maisverdauung findet daher noch im Dickdarm statt, der jedoch allein für die Rohfaserverdauung zuständig sein sollte. Die daraus resultierenden ph-Wert-Verschiebungen belasten Stoffwechsel und Verwertbarkeit der Nahrung. Wenn ich davon ausgehe, dass Blinddarm- und Dickdarmverdauung beim Pferd in etwa analog mit den Vorgängen sind, die beim Wiederkäuer im Pansen ablaufen, habe ich diesselbe Problematik in diesem Bereich. Schlussfolgerung ist, dass Mais in keinem Fall empfehlenswert ist, Hafer und Gerste nur bedingt und in Ergänzung mit entsprechendem Beifutter, dass für Ausgleich im Mineralstoffbereich sorgt, wenn benötigt.
Grüssle
Verfasst: 22.03.2005, 11:39
von Dagmar
Hallo Sabine,
herzlichen Dank für Deine Tipps.
Im Landhandel hatten sie kein Ziegenfutter. Kann ich stattdessen auch
Schaffutter geben? Wie mache ich das dann mit der Kupfer-Zufuhr?
Heu bekommen meine natürlich immer reichlich.
Viele Grüße
Dagmar
Verfasst: 22.03.2005, 14:15
von Zippe
Hallo,
kann mich den Ausführungen von Sabine nur voll anschließen. Ich halte es mit der Fütterung genauso. Ich würde auch kein Schaffutter verfüttern. Im Winter gutes Heu satt und Futterstroh, Mineralien und Laub in Maßen und im Sommer eine gute Weide, einen Salzleckstein und immer frisches Trinkwasser. Als Leckerlie mal einen Apfel oder Bananen- Kartoffelschalen.
LG
Conny
Füterung
Verfasst: 22.03.2005, 15:44
von JohannAnja
Hallo Sabine,
ich kann mich den anderen nur anschliessen.
Ich denke, als Mensch neigt man dazu, den Tieren zu gut zu wollen!
Und das ist oft nicht gut, ich habe auch eine Zeit Hafer und Mais gefüttert, bis mein kastrierter Bock Harnsteine hatte, dann habe ich auf kargeres Futter umgestellt!
sie bekommen täglich etwas Futtermöhren im Winter, Heu und warmes Wasser, einen Salz und MIneralleckstein!
Im Sommer bekommen sie Gemüsereste aus dem Garten, mehr nicht!
Das reicht vollkommen! Es sei denn Du hälst sie zur Milchgewinnung oder Zucht, da habe ich keine Ahnung von!
viele Grüsse anja
Verfasst: 22.03.2005, 19:25
von Willi
hallo dagmar
aber va. sabine
sanhestar hat geschrieben:
- Kälbermischung: passt nicht zum Wachstum und Mineralbedarf von Ziegen, bitte auf ein für Ziegen und/oder Schafe angepasstes Futter wechseln. ACHTUNG! Futter für Schafe enthält kein Kupfer, Ziegen haben einen Bedarf an Kupfer, der jedoch wieder geringer ist als der von Kühen. Schon allein aus diesem Grund keine artfremde Mischung verwenden
was soll an einer kälbermischung falsch sein, da es buren x bde sind die dagmar füttert, hast du dich schon mal des näheren mit den physiologischen unterschieden von rind/ ziege/ schaf befasst,
frage: wie hoch ist denn der badarf einer ziege an kupfer pro kg Futter (TS)????
aber auch: ist das hauptproblem hierzulande, wo denn, wenn nicht an jeder ecke ;-) gibt es (ziegen)kitzkraftfutter, also wenn denn bevor wie manche hier lämmerkorn, was total falsch für kitze, doch lieber für kälber ( so auch beim milchpulver)!!!
noch was, was bei euch ist denn kraftfutter ausser mit mineralstoff und spurenelement versetztes getreide, dazu noch jede menge abfallprodukte der lebensmittelindustirie....
und hast du dir mal die werte von verdaulichem Protein (RP) sowie die Stärkeeinheit (ME) zwischen luzernen pellets und Kraftfutter verglichen, die sind identisch so auch die menge.
msg willi
Verfasst: 22.03.2005, 21:05
von sanhestar
Hallo Willi,
im Zeitalter des Internets kann ich zwischenzeitlich Mineralfutter für Ziegen bzw. Schafe aus ganz Deutschland ordern bzw. mir den nächsten Händler durch Anfrage beim Hersteller nennen lassen.
Wenn ich Tiere halte, bin ich gehalten, mich über Bedürfnisse derer zu informieren und wie bzw. durch welche Quellen ich diese decken kann.
Zum Kraftfutter: richtig, es ist nur mit künstlich hergestellten Vitaminen und Mineralstoffen aufgebauschter Abfall der Getreideindustrie. Soll ich nun mit gutem Gewissen diesen Abfall meinen Tieren füttern, wenn ich mit natürlichen Futterstoffen bessere Ergebnisse ( und gesündere) erzielen kann? Den Abfall den Futtermittelherstellern auch noch teuer bezahlen?
Zur Luzerne: wir füttern keine Luzernepellets, sondern Luzerneheu und dies auch nur ganz gezielt, wenn erhöhter Bedarf besteht und sehr eingeschränkte Mengen (diesen Winter überhaupt nicht, da wir trotz der Temperaturen nur mit Heu und Graspellets ausreichend versorgen konnten). Wenn ich mich nur an Analysen der chemischen Bestandteile halte, berücksichtige ich nicht, dass Rohprotein nicht gleich Rohprotein ist. Ein Hundefutter, chemisch analysiert, zeigt ebenfalls einen hohen RP-Wert, nur ist dieses Eiweiß eben für Wiederkäuer kaum verwertbar, weil tierisch (hoffentlich, kann man bei manchen Futtern dann wiederum nur sagen). Ich sehe daher durchaus einen Unterschied zwischen RP aus Getreide und RP aus Pflanzenfaser wie z.B. Heu, Gras und eben Luzerne.
Ich sage es nochmal, meiner Meinung nach braucht eine Ziege, die keine Milch- oder Mastleistung zu erbringen hat, kein Kraftfutter, also brauche ich mir auch keine Gedanken über Beschaffungsquellen zu machen.
Aber falls Interesse besteht: Dodsen & Horrell hat ein Ziegenkraftfutter im Programm, dass deutschlandweit über deren Händler vertrieben wird (da ein britisches Regiment hier in Deutschland ein Ziegenmaskottchen hat, das mit diesem Futter gefüttert wird), ist aber auch so hoch im RP und Energiegehalt, dass es für Nichtleistungstiere kaum geeignet ist.
Nur weil uns erzählt wird, dass Ziegen Kraftfutter benötigen, verfüttern wir es weiterhin unreflektiert. Das bei einem Tier, das in kargen Gebirgs- und Wüstenregionen zu Hause ist - wie unlogisch muss es eigentlich noch werden?
Gruss
Verfasst: 22.03.2005, 21:12
von Willi
hallo sabine,
das hast du wirklich schön gesagt :-)
aber an meiner eigentlichen frage hast du vorbei reflektiert,
msg willi
ps.: [es heisst natürlich nicht RP sondern XP aber es heisst davor "verdauliches Protein" und das heisst verdauliches,]