artgerechte haltung

Willi
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Registriert: 16.06.2002, 00:00

Beitrag von Willi »

hi conni,
zuerst mal, wer legt fest was für die ziege artgerecht ist, nicht die ziege, was ist denn für den menschen artgerecht... das häuschen auf dem lande, das plumpsklo im freien, der krumme buckel vom arbeiten oder die durchräucherte lunge usw.

eines ist ja was ganz typisches für die geiss, das sie extrem anpassungsfähig ist, wenn wir dies tier heutzutag in einen stall sperren müssen weil es sonst draussen im winter erfriert liegt das doch daran das sie sich an die stallhaltung angepasst haben, also ist diese winterstallhaltung nun artgerecht?????
ich habe letzten herbst mit alex (sie hat auch noch eine schilderung einer höhlen-ziegen-haltung bei sich am ort) zusammen einen ziegenstall gesehen, die ziegen ganzjährig darinnen und nur mit heu gefüttert, aber sehr gute milchleistung und ausgesehen haben sie wie aus dem ei gepellt, der hammer daran war dann, das einige dicke knie hatten was auf cae schliessen liesse, da cae ja bekanntlich unter stress erst klinisch wird haben diese geissen diese artgerechte haltung dann nicht als stress empfunden.
ich würde mal behaupten, artgerecht wird es dann wenn das tier seiner natürlichsten weise angepasst wird, dabei frage ich mich dann aber schon wieder, in wieweit ist es dann überhaupt artgerecht bei einer geburt einzugreifen um das tier zu retten. inwieweit dürfen denn medikamente verabreicht werden. ist es artgerecht aufbereitetes getreide zu füttern......... #bonk# ....................................

ich glaube wenn wir hier rundum fragen, hält und füttert jeder seine ziegen artgerecht ob es so ist oder nicht, in seines eigenen anschaung ist es artgerecht ... meine grauen müssen den ganzen winter draussen sein, haben zwar ihre schutzhütten, waren da wo sie herkommen den ganzen winter über im stall, nun ist das artgerecht.
msg willi


Zotti
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Beitrag von Zotti »

Hallo Conni, hallo Willi
was ist eigentlich artgerecht? *roll* Da hat jeder Mensch wohl so seine Vorstellungen, leider kennen wir die Meinung der Tiere nicht.
Ich versuche einfach, den Ziegen das zu bieten, von dem ich glaube, daß es das ist, was die Tiere wollen. Wenn sie nach 3 Stunden Wiese beschließen wir gehen in den Stall ist das für mich in Ordnung, wenn sie den ganzen Tag draußen bleiben auch. Wenn sie krank sind gehts zum Tierarzt und sonst versuche ich meistens, den Tieren ihren Willen zu lassen, solange es für mich vertretbar ist. Sollte eine Ziege auf mich los gehen #bonk# , muß ich mich natürlich wehren, aber meine Ziegen haben ihren eigenen Kopf und wechseln ziemlich schnell ihre Meinung. #baeh# Bei Regen verlassen sie nun mal nicht den Stall und kaltes Wasser kann man nicht trinken, Entenfutter würde man gerne fressen, bekommt es aber nicht #baeh# die böse Halterin! #bonk#
Hoffe jedenfalls, daß die Ziegen zufrieden sind, dann ist das für mich artgerechte Haltung.
Gruß Dorothea


Ela
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Registriert: 07.03.2001, 00:00

artgerecht was gefällt?

Beitrag von Ela »

Hi Ihrs,
prima Thema, könnte ich stundenlang drüber philosophieren, würde aber auch nix bringen. Es ist Einstellung;- und Horizontsache der Besitzer, in welchem Rahmen eine Haltung artgerechte Formen annimmt.
Eine gesunde Einstellung wäre, den Mittelweg zu dem Wild; - und dem zu Hochleistungen domestizierten Tier zu finden. Die Ziegen halfen dabei schon recht gut, denn sie machen kein Geheimnis daraus was ihnen in den Kram passt und was nicht. Schlecht wenn man es selbst erst an deren gesundheitlichen Zustand erkennt, aber manchmal nicht vermeidbar.
Beispiel Stallhaltung: Selbst hatte ich die Tiere in den ersten Jahren Ziegenhaltung den Winter über im Stall. Normaler Schafstall, zugfrei, leider etwas dunkel, aber "relativ" viel Platz. Es gab öfters mal kranke Tiere, ob es jetzt Erkältung, oder Problemgeburten waren, oder einfach nur abnehmende Agilität. Die Lämmer waren OK. Oft mit Vitamin D Mangel und ebenfalls sehr erkältungsanfällig. Der Weideauftrieb war immer mit Beten verbunden, da trotz Gewöhnung, Durchfall, etc. nicht aus blieben.

Dann allen Mut zusammen genommen und gegen die Meinung aller Bäuerchen hier, die Gehörnten den ersten Winter über aussen gelassen. (Mit Unterstand) Nix mehr kranke Tiere, nix mehr träge, bzw. depressiv wirkende Tiere. Die Lämmer kamen teilweise bei minus 10C° zur Welt, wuchsen wie blöd, keine Mangelerscheinungen... Und wenn das Gras ruft, kommen sie eben ganz raus.

Die Nachteile lagen dabei nur auf meiner Seite. Die Haltung aussen bedeutet eindeutig mehr Arbeit und Aufwand. Das Wasser kommt nicht aus der Leitung und wächselt nunmal bei Graden im Soll den Aggregatzustand. Bei minus 10C° und Wind macht die Arbeit nicht wirklich viel Spass. Ist´s mal nicht kalt, muss man sich durchaus durch Schlamm quälen und Nässe von oben. Etc.etc.
Klar würde es mir angesichts dessen leichter fallen zu sagen, dass Stallhaltung im Winter artgerecht ist, nur leider könnte ich mir das mit den gemachten Erfahrungen nicht willentlich einreden.

Nun würde ich Euch noch ne ganze Seite zur Fütterung hinschreibseln, aber das erspar ich Euch #baeh#
Weil... DAS GRAS RUFT lol

LG Ela


Das Niveau mancher Menschen hat selbst im Keller noch extreme Höhenangst!
-Johanna-

Beitrag von -Johanna- »

Hallo

ist ein Thema, über das man wirlklich viel schreiben kann und ist auch wirklich sehr interessant, was ihr dazu schreibt. Klar, ist immer vom Blickpunkt des Halters aus entprechend eingefärbt. Aber wenn man von seiner persönlichen Haltungsform und seinen Möglichkeiten mal absieht, und einfach versucht, zu überlegen, wie die Tierart Ziege lebt, kann man vielleicht einzelne Punkte isolieren.

Erstens, das Leben in einer Gruppe/Herde mit Gleichartigen. So wie ein Mensch hat auch jedes Tier das Bedürfnis Kontakte zu Artgenossen zu haben und ich habe den Eindruck, daß Ziegen sogar Familienbande untereinander haben, wenn auch nicht ganz so intensiv wie Menschen. Außerdem fühlen sie sich als Gruppe sicherer.

Zweiter Punkt ist die freie Bewegungsmöglichkeit mit Tageslicht. Das muß keine Riesenweide sein, aber vertrautes Terrain, wo Spiele und Rangkämpfe möglich sind und einzelne rangniedere Tiere den "vorgeschriebenen" Abstand zu Ranghohen halten können.

Beschäftigung ist wohl häufig unterschätzt. Ziegen nehmen viele Eindrücke von draußen wahr, sie sind neugierig. Ein wehendes Ästchen, die Katze des Nachbarn, Spaziergänger, neues Futter, alles wird berochen, geprüft, wahrgenommen. Sie liegen im Sonnenschein oder Schatten, wälzen sich in frischer Einstreu voll Vergnügen.

So das wars schon für meinen Geschmack, wenn man das Thema Futter mal ausgrenzt. Natürlich gehört "artgerechtes", d.h. wiederkäuergerechtes Futter dazu. Aber das ist ein anderes weites Feld und da denke ich, ist die Ziege noch anpassungsfähiger, wenn man den Strukturbedarf beachteet. Denn in der Natur finden sie auch in jeder Region und zu jeder Jahreszeit anderes Futter.

Bin sehr neugierig, was noch so für Beiträge kommen.


Gruß -Johanna-


MelanieSchw
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Registriert: 30.04.2001, 00:00

Beitrag von MelanieSchw »

Hallo Ihr,
ist artgerecht nicht, wenn beide Seiten damit leben können?
Wir z.B. haben uns wegen Offenstall und rauher Witterung anfangs viel zuviel Gedanken gemacht. Wir haben einmal die Herde von einer Weide, deren Unterstand recht exponiert ist, bei Hagel und Gewitter runtergeholt. Was machen die Biester: drehen im Stall um und traben wieder nach oben. Oder unsere Älteste liegt im Winter lieber draußen im Schnee als drinnen im trockenen Stall, anfangs dachten wir auch, dass sie krank werden müsste!
Man muss die Winterhaltung so einrichten, dass man selber so gut es geht im Trockenen arbeiten kann, gegen Kälte kann man was anziehen!
Und Anbindehaltung ist für mich keinesfalls artgerecht, habe schon genug gesehen.
Im Sommer gehören die Tiere auf die Weide, wenn kein Gehölz zum Verbeißen vorhanden, muss man halt was organisieren.
Und immer gehört der Kontakt zum Menschen dazu, denn die Ziege ist trotz allem ein Haustier und weiß das zu schätzen (hoffe ich).
Liebe Grüße
Melanie


schuehlw
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Registriert: 24.02.2003, 22:40

Beitrag von schuehlw »

Hallo Ihrs,
Hallo Melanie!
Super-Thema, vielleicht sollte der Begriff "Artgerechte Haltung" gegen "Idealhaltung" ausgetauscht werden?
Wer die neueste Ausgabe von "Deutsche Schafzucht" Heft 7/05 hat, kann nachlesen, was für mich Idealhaltung wäre. Hier der Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ulmer.de/LEIZ2DH6rAn6p7Yp7F1 ... An6p7Yp7F1 ... F24690C97B</a><!-- m -->
ggf. kann man per Probeabo oder per Online-Zugang mit Registrierung an den Originalartikel kommen.
Das ist Haltung, von der ich derzeit nur träumen kann und all meine Lottogewinn-Hoffnung geht dahin, mir und meinen hörnigen Lieben sowas zu ermöglichen.
Liebe Grüße Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
Willi
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Registriert: 16.06.2002, 00:00

Beitrag von Willi »

hallo ihrs
hier mal eine definition

Die Artgerechte Tierhaltung ist eine möglichst an den ursprünglichen Verhaltensweisen und Lebensraumbedingungen der domestizierten Tiere orientierte Form der Tierhaltung.

heisst aber auch:
Die Haltung von Haus- und Nutztieren kann immer nur einen Kompromiß zwischen den Bedürfnissen der Tiere und den (wirtschaftlichen) Anforderungen der Menschen darstellen.

dazu:
Tierschutzgesetz §1:
Zweck dieses Gesetztes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Tierschutzgesetz §2:
Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muß das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen;
2. darf die möglichkeit des Tieres zu artgerechter Bewegung nicht so einschränken, daß ihm Schmerzen odervermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werde.

msg willi

ps.. @melanie, gratulation zur vorstellung in der dsz, sehr schöner artikel über eine sehr schöne ziegenhaltung


MelanieSchw
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Registriert: 30.04.2001, 00:00

Beitrag von MelanieSchw »

Hallo Ihr alle und Werner und Willi,
danke für die Lorbeeren, dafür braucht man aber keinen Lottogewinn, nur die steilen Hänge, Liebe zu Tieren und einen Mann, der handwerklich geschickt ist (hatten wir das nicht schonmal?), "gern" Klauen schneidet usw.
Ach nochwas: Schwarzhalsziege schreibt man mit nur einem Zett und der Manni war auf dem Foto gerade gut halbjährig und die Kitze sind schon alle da. Ich bin au mit nix zufrieden.
Liebe Grüße
Melanie


Willowroots

Beitrag von Willowroots »

Hallo!
Eigendlich habe ich mir mehr diskusion in diesem Thema gewünscht/erhofft!
Was ich vermiße ist z.B.:Ist es den Artgerecht Tiere zu halten die viel Milch geben?Diese sind ja züchterisch sehr verändert worden.Kommen diese Tiere mit der ach so beliebten "natürlichen" Haltung überhaubt klar? Im Tierschutz Gesetz steht ja mann darf einem Tier nicht unnötig Schmerzen zufügen!Doch durch ein großdrüsiges Euter kann man das schlecht ausschließen!Wie kann mann also die Lämmer an solchen Eutern saufen lassen????!!!!!!Das gibt bei Mehrlingen häufig Bisswunden am Euter und wenn die Lämmer über vier Wochen sind boxen sie ja auch sehr dolle in das Euter um Milchfluß anzuregen!Das würde also bedeuten wer Lämmer an der Ziege haben möchte muss Ziegen mit kleinen kompackten Eutern halten.
Oder sind wir hierbei von unserer Verantwortung dem Tier keinen unnötigen Schmerz zuzufügen entbunden?Da ja Lämmer bei den Muttern zu lassen "natürlich" ist.
So Ähnlich auch mit dem schönen Kopfschmuck der Ziegen.
Mann kann nicht alles so einfach oberflächlich betrachten und alles über einen Kamm scherren!Selbst bei größter Mühe ein Tier artgerecht zu halten wird mann niemals das optimum erreichen können!Mann sollte selbstverständlich IMMER sein besten tun damit es dem Tier so gut wie möglich geht!
Oder mann muß gänzlich auf die Tierhaltung verzichten!
Mfg Jürgen


-Johanna-

Beitrag von -Johanna- »

Hallo Jürgen,

ist das deine Meinung oder sind das Denkanstöße?? Auf Menschen übertragen dürften dann Frauen mit großén Brüsten ihre Kinder nicht stillen?

Ist das alles nicht ein bißchen zu "artgerecht". Ich meine, wir können nicht dagegen angehen, daß sich die Haustiere nun mal so entwickelt haben und nicht mehr wie die Urtiere ausgerüstet sind. Ich will ja hier keinen Zoo für Naturtiere, sondern es sind "Nutztiere". Aber auch die haben Anspruch auf fachgerechte Haltung, auch wenn ich ihnen kein Paradies schaffen kann. Könenn wir Menschen eigentlich "artgerecht" leben? Ist Arbeit im Büro nicht auch Käfighaltung, Beschränkung der Freizeit, Beschränkung in persönlichen Bedürfnissen, und andere müssen wir auch ertragen. Müssen Familien mit kleinen Wohnungen ihre Kinder zu Adoption geben, weil sie ihnen nicht genug Platz geben können oder die größere Wohnung nicht bezahlen können?

Ich weiß, das ist jetzt alles recht übertrieben. Aber meiner Meinung nach sollte man die Bedürfnisse der Tier auch nicht höher einschätzen als die Bedürfnisse seiner Mitmenschen.

Es ist ganz sicher ein Luxus unseres Lebensstils, daß wir uns um die Tiere derartig ausgiebig Gedanken machen. Heut geht es ja Hund und Katz schon oft besser als den Kindern.

Und ich kann dich beruhigen, wenn die Ziege Schmerzen beim Saugen der Lämmer hat, kommt sie von ganz alleine auf die Idee, das zu unterbinden. So "natürlich" ist selbst die großdrüsig veranlagte Nutzziege.

Schöne Grüße -Johanna-


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