Mit Ziegen wandern

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Judith Schmidt
Beiträge: 1033
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Mit Ziegen wandern

Beitrag von Judith Schmidt »

Hallo Ziegenfreunde,

im Mai planen wir eine mehrtägige Wanderung mit unseren 2 Eseln und einigen unserer Ziegen.

Habt habt ihr Tips, worauf man bei Wiederkäuern unbedingt achten muss?

-wie lange können Ziegen laufen, bzw. wann sollten sie wieder was fressen
-wie lange sollten die Pausen sein, damit Ziegen auch wiederkäuen können
-wie kann man die Ziegen nachts einzäunen (anleinen, Stromzaun...?)
-reicht das Futter, was man unterwegs findet, oder sollte man auch für Heu und Stroh am Lager sorgen?
-welches Tempo ist ratsam (Kilometer pro Stunde)

usw. erzählt doch mal, wie ihr das so handhabt.


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

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Capragrigia

Re: Mit Ziegen wandern

Beitrag von Capragrigia »

Ich glaube, dass man die meisten der von Dir gestellten Fragen so gar nicht beantworten kann. Es kommt ganz wesentlich auf die allgemeine Verfassung der Tiere und darauf an, ob sie schon vorher "trainiert" worden sind. Für manche wird schon nach einer Stunde zügigen Gehens auf ebenem Gelände die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht sein, für andere fängt der Spass erst jenseits davon an. Und wie harmoniert die Gruppe, die da gemeinsam unterwegs sein soll, wie einheitlich sind die Voraussetzungen?

Am gescheitesten wäre es wohl, sich frühzeitig an die kommende Wanderung durch häufige Spaziergänge, dann ausgedehntere Ausflüge heranzutasten. Man muss schon sehr genau auf die individuellen Verhaltensweisen, Möglichkeiten und Grenzen der Tiere achten - und sie auch wirklich achten, wenn das Ganze ein Vergnügen bleiben soll.

Wie schnell und weit? Ein entscheidender Faktor ist nach meiner Erfahrung die Art des Weges, seine Einbettung in die Landschaft, der sonstige Verkehr. Flink und zügig auf einem schmalen Saumpfad zwischen Böschungen, weniger schnell und leichter auf Abwegen auf einem breiteren Fussweg in offener Landschaft, schlechter überall da, wo die Weg- und Landschaftsverhältnisse diffus sind und man sich mit anderem Verkehr (Fussgänger, Pferde, Hunde, Autos) arrangieren muss. Möchte man die Tiere an der Leine führen? Mit welcher Technik? In welcher Gruppierung? All das sollte man vorher in unterschiedlichsten "Versuchsanordnungen" ausgiebig testen.

Ich glaube, dass auch die Fressintervalle am Wegesrand gar nicht planbar sind. Je mehr Flexibilität da möglich ist, desto besser. Heu und Stroh am Lager sind unter Umständen gut, aber im Mai in Gegenden mit z.B. Brombeerhecken vielleicht auch völlig überflüssig. Nachts anleinen (anpflocken, nur mit Wirbeln!) geht, wenn die Ziegen das schon kennen und keine streunenden Hunde oder andere unberechenbare Gefahrenquellen zu befürchten sind - weniger, weil die Hunde dann die Ziegen erwischen, als weil sich die Ziegen im Schreck losreissen (auch bei starkem Pflock) und sich verlieren oder sonst zu Schaden kommen.

Ich hoffe, nicht lauter Dinge angesprochen zu haben, die eh schon klar sind.


sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Judith,

ich habe im letzten Jahr auf den längeren Touren immer die alte "Islandregel" eingehalten: 1 Stunde gehen, 10 min. Pause zum Fressenlassen.

Die Ziegen naschen ca. die 1. Stunde recht regelmässig rechts und links, bleiben stehen, traben auf, danach gehen sie in gleichmässigem Tempo mit.

Um ihre Leistung bringen zu können, sollen Ziegen, neben der Nachtweidezeit, am Tag mind. 3 Stunden fressen können. Das geht z.B. während des Frühstücken, Lagerabbauen und zurechtmachen, dann mittags 1 Stunde und abends während Lageraufbau, etc.

Gehtempo: unsere grossen schaffen - je nach Gelände - zwischen 2-4 km pro Stunde. Die Amerikaner geben als höchste Tagesleistung von grossen, trainierten Ziegen 15 Meilen an - jedoch schwierigeres Gelände als bei uns.

Futter lagern: kommt auf die Lagerplätze an. Wenn Du viel verwildertes Gebiet durchquerst, wo sich keiner schert, dass die Ziegen naschen, kommst Du ohne Zusatzfutter aus. In Kulturlandschaften wirst Du Futter deponieren müssen.

Auf regelmässiges Trinken achten, evtl. schon lange vorher üben, dass die Ziegen unterwegs aus Eimern, etc. saufen. Evtl. Salzcracker u.ä. mitnehmen und auf den Touren anbieten.

Anleinen: entweder anpflocken mit Drehpflock oder Highlining üben (das ist quasi tüdern in Kopfhöhe). Highlining ist "tricky", man muss wirklich ein Gefühl dafür kriegen, in welchen Abständen man die Tiere an die Highline binden kann ohne dass sie sich verheddern.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Judith Schmidt
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Registriert: 16.03.2001, 00:00

Beitrag von Judith Schmidt »

Danke für eure Tips.

Wir haben vor im Mai von Zuhause zu starten. Ziel wird unsere 15 Autominuten entfernte Tierärztin sein. Wir planen demnach 2-4 Tage durch den Wald, bis wir an unserem Ziel angekommen sind.
Es soll völlig stressfrei ablaufen und eher einem Spaziergang, als einer Wanderung mit Etappen und einer bestimmten Anzahl an Kilometern, die man sich für den Tag vorgenommen hat, gleichen.

Da meine Schwiegereltern Zuhause die restlichen Tiere hüten und wir ja im Zeitalter des Handys leben, wäre es kein Problem, sie abends, wenn wir unser Lager aufgeschlagen haben, anzurufen und Dinge, die uns fehlen (Heu, zu essen, warme Decken, was auch immer) nachzufordern.

Unsere Ziegen sind es gewöhnt, mit einer Leine sehr gut unzugehen - sprich, sich damit NICHT selber zu strangulieren. Demnach denke ich, dass wir sie nachts an Haken, die man in dem Boden dreht, anbinden werden.
Auch aus Eimern trinken sie eigentlich ganz problemlos.

Wir werden wohl mit 3-4 Ziegen und 2 Eseln gehen - unseren Hund lassen wir Zuhause.


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

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