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Abruptes Trockenstellen

Verfasst: 20.10.2006, 09:33
von schuehlw
Hallo zusammen!
Das Thema "Trockenstellen" haben wir ja gemeinsam schon oft hier diskutiert und für viele von uns steht es ja demnächst bevor.
Erstaunt hat mich ein Artikel in der "Schafzucht", worin das abrupte Trockenstellen empfohlen wird, d.h. man hört von heute auf morgen auf zu melken und melkt nur noch ab, wenn es bedrohlich hart und heiß wird.

Gibt es jemanden, der diese Methode praktiziert?

Bin gespannt auf Eure Erfahrungen.

Danke und viele Grüße Werner

Verfasst: 20.10.2006, 09:47
von Sandra Schweizer
Hallo

ich kenne es nur von den Kühen, da wird beim Trockenstellen am Anfang nur noch einmal am Tag gemolken, später dann wenn nötig jeden zweiten Tag.Dann geht die Milch automatisch zurück.Ich denke wenn man wartet bis es heiss und hart wird besteht die Möglichkeit einer Euterentzündung.

Gruss Sandra

Verfasst: 20.10.2006, 10:13
von Hitzewelle
Also ehrlich gesagt: Ich kenne nur das aprupte Trockenstellen, ob jetzt bei Ziegen oder Kühe. Natürlich mit Futterwechsel verbunden.

Ich habe in meiner landwirtschaftlichen Ausbildung gelernt, dass die Milproduktion ab einem bestimmten Druck im Euter aufhört und die Milch resorbiert wird (der Druck liege, soweit ich mich erinnern kann, bei ca. 0,5 bar, es ist der gleiche, bei der ein Lebewesen, Mensch seine Blase nicht mehr halten kann lol ).

Wenn jetzt nicht auf einmal trocken gestellt wird, hat das Tier ständig den unangenehmen Druck im Euter, doch wird immer wieder gemolken, dann natürlich Milch weiterproduziert, die Milch bleibt immer ein bis zwei Tage im Euter, und das ständig. Kann sicher auch ein Auslöser für Mastitis sein. Auf jeden Fall ist das langfristiger Stress für die Tiere.

Beim abrupten Trockenstellen hat das Tier nur einmal den Stress. Der nötige Druck im Euter wird nach ein bis zwei Tagen erreicht, nichts mehr wird entnommen und die Milchprodukton hört auf, die restliche Milch wird resorbiert. Man hat ein paar Tage geschrei, dann ist Ruhe. Kontrolle des Euters ist trotzdem wichtig.

Verfasst: 20.10.2006, 12:34
von Noreia
Bei meiner Stute trenne ich über einen Zeitraum von ca. 10 Tagen das Fohlen über Nacht. Aber nicht wegen der Milch, sondern das sich Mutter und Kind ein wenig daran gewöhnen können getrennt zu sein.

Ist die Stute wieder tragen ist das sowieso kein Problem, die Milchproduktion lässt merklich nach. Natürlich ist das Euter voll und fest, aber nach 2-3 Tagen hat sich das erledigt. Die Stute hört auf Milch zu produzieren.

Meine Ziegenkitze werde ich nächstes Jahr auch abruppt absetzen (nach 3-4 Monaten Säugezeit). Ich denke das es bei Ziegen ebenfalls so funktioniert. Natürlich muss man aber zw. Milch - und Fleischziegen unterscheiden.

Bin aber gespannt auf eure Erfahrungsberichte.

Verfasst: 20.10.2006, 13:10
von Lafayette
Hallo Werner,

da stimme ich voll und ganz Hitzewelle zu.
Ergänzend möchte ich noch bemerken, daß man jedesmal beim Abmelken den Keratinpfropf aus der Zitze entfernt. Dieser Pfropf ist vom Körper als Keimbarriere gedacht.
Wenn man jetzt ständig den Pfropf wieder rausmelkt erhöht man sich unnötig die Wahrscheinlichkeit schädliche Keime ins Euter zu bekommen.
Lieber ein gesundes Euter schlagartig trocken stellen, als ein unnötiges Risiko eingehen.

Grüßle uff die anner Roiseit
Lafayette

Verfasst: 20.10.2006, 15:01
von Leiliche
Hallo Werner,
ich praktiziere das abrupte Trockenstellen seit mehreren Jahren, mit Erfolg.
Keine Ziege hatte bis dato eine Euterentzündung noch sonstige Probleme wie etwa schreien/rufen.
Das ganze erfolgt natürlich mit Futterumstellung auf Heu ca. 70% und Gerstenstroh 30% für 14 Tage.

den Gruß entsendet
Andreas

Verfasst: 20.10.2006, 15:23
von Bougle
Leiliche hat geschrieben: Das ganze erfolgt natürlich mit Futterumstellung auf Heu ca. 70% und Gerstenstroh 30% für 14 Tage.
so wird es eh sehr oft praktiziert, dass man über die Fütterung "trockenstellt" bzw. die Kombination von Nicht mehr melken und Futter, das nicht wirklich Milchleistungssteigernd sondern senkend wirkt.

aber grundsätzlich hat Hitzewelle eh alles dazu gesagt.

trockenstellen

Verfasst: 20.10.2006, 17:25
von Winnie23
hallo
pferde schon immer von heute auf morgen, noch nie probleme.
kühe???
Ziegen auch von heute auf morgen aber vor dem absetzen gibts schon kein kraftfutter mehr
alles andere finde ich nciht gut das hin und her mit den lämmern...
entweder absetzen oder dranlassen.
das wichtigste is die umstellung des futters
mfg

Verfasst: 20.10.2006, 21:32
von Hitzewelle
Das ist aber toll, dass ihr mir alles so zustimmt :D

Bei Pferden (besser sicherlich auch bei anderen Tieren) sollte man vielleicht auch mehrere Jungtiere miteinander absetzten, die sich schon kennen. So fällt der Trennungsschmerz nicht so groß aus.

Warum Kühe????

Werden immer sofort trockengestellt. Sonst gibt es auch Probleme mit der Milchqualität (Zellzahl), wenn nicht zweimal am Tag gemolken wird, sondern vielleicht nur alle 1 1/2 Tage. Oft wird zusätzlich noch ein Antibiotika-Trockensteller verwendet. Ob das sinnvoll ist, kann man sich streiten. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ist jedenfalls besser, als wenn die Kuh mit einer Mastitis in die neue Laktation startet, und dann behandelt wird.

Ach ja, da fällt mir noch ein "Grundsatz" ein, den ich mal gehört bzw. gelernt habe. Kann man sicher auch bei Ziegen so sagen.

Nur ein gesundes Euter darf trocken gestellt werden. Also wenn eine Ziege Probleme (Euterentzündung) hat, muss unbedingt weitergemolken werden.