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Kastrierte Böcke kämpfen oder spielen?

Verfasst: 23.01.2007, 13:03
von Mimoka
Hallo Ihr,

folgendes:

Meine kastrierten ZZ-Böcke (Brüder) ca. 1 Jahr sind sich momentan stark am kloppen.

Sobald einer von beiden am fressen ist, fängt der andere an ihn zu rammen oder auch von hinten zu bespringen oder jagen sich durch das Gehege und springen wie wild aufeinander. Das geht ständig so, jedenfalls, wenn ich morgens und abends da bin, um sie zu füttern.

Bei diesen Rangeleien gab es auch schon ein paar leichte Verletzungen.

Sind das normale Rangkämpfe und gibt es sich wieder oder muss ich mir Sorgen machen, dass die beiden sich jetzt jeden Tag so aufführen. Wobei einer der beiden auch schon anfängt mich zu rammen. Den schiebe ich dann wieder zurück, um ihm zu zeigen, dass ich stärker bin.

Weiß einer Rat?

Liebe Grüße
Andrea

Verfasst: 23.01.2007, 17:11
von Fridolin
Servus Mimoka

Der Futterneid ist bei den Ziegen sehr ausgeprägt. Egal, ob es sich nun um Ziegen, Böcke oder Kastraten handelt. Es gilt das Recht des Stärkeren. In einer Ziegenherde gibt es genau abgesteckte Hirachien, die wenn es sein muss, täglich neu ausgefochten werden. Üblicherweise ist der Bock der Chef der Herde. Unter ihm steht die Leitziege, die zwar nicht unbedingt das kräftigste Tier sein muss, jedenfalls aber das beherzteste. Danach kommt - zumindest ist das bei uns so - der Kastrat und wenn es zwei Gleichwertige von dieser Sorte gibt, machen die sie sich die Vorherrschaft täglich neu aus. Selbst Mütter kennen gegenüber ihren erwachsenen Töchtern keinen Spaß und umgekehrt auch nicht.

Solange sie auf der Weide sind, kommt diese Rangordnung nur am Rande zum Tragen, im Stall, bei der Fütterung kommen sich die Tiere aber über die Quere.

Abhilfe kann man nur dadurch schaffen, dass man entweder mehrere Futterstellen einrichtet oder aber die Tiere während der Fütterung anbindet oder eine Art von Fressgitter baut, in dem sie arretiert werden können. Sieh mal im Forum Stall und Weide nach, dort gibt es viele Tipps.

Noch etwas. Bei den Hörnern packen und zurückschieben ist für ihn eher ein Ansporn zum Rangkampf. Du musst ihm mit etwas kommen, was er selbst nicht kann. Z.B. ihn auf den Rücken werfen. Du stellst Dich an seine Seite und fasst ihn unter dem Bauch an die beiden gegenüberliegenden Beine und ziehst an. Wenn er dann recht verblüfft auf der Seite liegt, kannst Du auf den Rücken drehen - das mag er gar nicht und er kann sogar in eine Starre verfallen - und ihn z.B. am Bart beuteln und dabei schimpfen. Wenn Dir das zu heftig ist, kannst Du ihn auch mit einem ordentlichen Schuss Wasser disziplinieren, Voraussetzung ist natürlich, dass du eine Gießkanne sofort zur Hand hast. Er muss den Zusammenhang zwischen seinem Angriff und Deiner Gegenmaßnahme erkennen können und das funktioniert nur wenn sie unmittelbar geschieht.

Verfasst: 23.01.2007, 17:46
von sanhestar
Hallo Mimoka,

Deine Böcke werden langsam erwachsen und testen, wer in der Rangordnung der Stärkere ist. Sieht manchmal nicht schön aus und gibt auch schon mal Schrammen, wie Kinder, die sich balgen.

Einschreiten würde ich, wenn die Kämpfe unfair werden: z.B. Beine einklemmen und verdrehen (bei gehörnten Ziegen), in Ecken stellen und den Rangniedrigen nicht mehr rauslassen, usw.

Sind Deine Ziegen denn hungrig, wenn Du das Fressen bringst = stürzen sie sich sofort darauf?

Bzw. was fütterst Du? Kraftfutter ist bei Zwergziegen wie Zucker für hyperaktive Kinder.

Wie Fridolin schon schrieb, zurückschieben ist eine Spielaufforderung und wenn Du das nicht richtig machst, wird er Dich bald nicht mehr ernst nehmen.

Besorg Dir eine starke Wasserspritzpistole und schiess ihm gezielt einen Strahl zwischen den Hornansatz, wenn er Dich angeht, kombiniert mit einem Wortkommando, z.B. NEIN!

Das umschmeissen und hinlegen sollte die drastischte Maßnahme der Disziplinierung bleiben. Wenn's mit Wasser funktioniert, hast Du das noch in der Hinterhand falls das Verhalten nochmals eskaliert.

Allerdings stimme ich nicht mit der Ausführung überein, die Fridolin beschreibt.

a) es reicht, die Ziege auf der Seite liegend unten zu halten. Hierzu kniest Du Dich auf Brustkorb und Hals (gleich hinter dem Kopf) und hälst den Kopf am Boden. Aufpassen, dass Du ihm nicht die Luft abdrückst oder die Rippen plattmachst.

b) nur kurz auf den Boden legen, hilft nicht, sondern verschlimmert das Problem. Der Bock lernt, dass er sich nur zum Schein unterwerfen muss.

c) lange genug liegen lassen: lange genug ist eine individuelle Zeitspanne und kann von wenigen Minuten bis hin zu 20 min. dauern. Man erkennt, dass die Tiere sich entgültig unterordnen, wenn sie aufhören zu kämpfen und zu strampeln. Dies nicht nur für einige Sekunden, sondern dauerhaft. Oft kommt auch noch ein tiefes Ausatmen hinzu und die Augen schliessen sich (Entspannung durch die Körperhaltung). Lässt Du den Bock hoch, bevor diese Körpersignale die Unterordnung anzeigen, fängt das Spiel in Kürze von vorne an.

Warte nicht mehr lange, beim nächsten Fehlverhalten Wasser in's Gesicht.

Ggfs. sollten auch beide lernen, Abstand zu halten, wenn Du mit dem Futter kommst und erst auf Deine Erlaubnis näher zu kommen. Dies festigt Deine Position als Ranghöchster in der Herde.

Gruss

Verfasst: 23.01.2007, 18:38
von Fridolin
Vollkommen richtig. Dieses schwere Ausatmen, so eine Art von Stoßseufzer, ist ein untrügliches Zeichen, dass der Bock aufgegeben hat. Allerdings muss das nun nicht heissen, dass er es bei nächster Gelegenheit nicht wieder probiert. Aber da muss man durch. Böcke sind nun mal so. Nach dieser erzieherischen Maßnahme bekommt er dann irgendein Leckerli, damit die Freundschaft bestehen bleibt.

Kastrierte Böcke kämpfen oder spielen?

Verfasst: 24.01.2007, 15:30
von Mimoka
Vielen Dank für die Antworten.

Hallo Sabine,

also zu fressen bekommen meine Ziegen nur das was sie im Gehege, sprich Gras, finden, Heu soviel sie wollen (die Raufe fülle ich zwei Mal am Tag auf) und zwischendurch als Leckerli und Belohnung für Kunststücke Möhrenstücke und "Heucräcker" oder wie auch immer die heißen mögen, die gibt es eigentlich für Kaninchen.

Meine Ziegen bekommen auch nicht sofort, wenn ich komme was zufressen, sondern erst wenn sie sich beruhigt haben.

Mit dem umschmeißen habe ich auch schon ausprobiert. Ich habe den solange auf der Seite liegen lassen bis er sich nicht mehr gewährt hat. Dann habe ich ihn aufstehen lassen. Seitdem ist es auch weniger geworden. Aber wenn er nicht das bekommt was er will, oder nicht tun darf was er möchte z. B. am Plastiksack für den Mist rumkauen, dann rammt er mich oder seinen Bruder, je nachdem wer ihm zuerst im Weg steht.

Das mit der Wasserpistole habe ich auch schon ausprobiert. Das Problem ist nur, wenn die Wasserpistole in der Hand halte passiert nichts, denn die kennen die schon, aber immer eine Wasserpistole in der Hand halten kann man ja auch nicht.

Kommandos wie "hier" oder "steh" wenn ich Ihnen die Leinen zum Spazierengehen anbringen will oder "zurück", wenn die mir im Weg stehen habe ich denen schon beigebracht. Die Kommandos befolgen sie auch eigentlich.

Na ich werde mal sehen, wie die sich weiterentwickeln.

Vielen Dank nochmal!

Gruß
Andrea

Verfasst: 24.01.2007, 17:34
von Fridolin
Ziegen sind - wie wir anhand Mimokas Beschreibung wieder einmal sehen - recht schlaue Tiere. Wissen was eine Spritzpistole kann und sind brav. Ist keine Spritzpistole zu sehen, ist die Luft rein, man kann sich also austoben. Da hilft also nur die deftigste Maßnahme - die Erniedrigung. Und die ist nun mal das Niederwerfen mit anschließender Strafpredigt - ganz nach der klassischen Pawlow'schen Konditionierung. Der Bock stö0t mit den Hörnern und liegt im nächsten Moment auf der Seite oder dem Rücken. Er wird den Zusammenhang zwischen seiner Tat und den Folgen zwar sofort erkennen, er wird es aber trotzdem immer wieder einmal wissen

Verfasst: 25.01.2007, 06:53
von sanhestar
Hallo Andrea,

in diesem Fall: Bock mobbt ein anderes Tier, solltest Du in dem Moment, wo er mobbt, ihn umwerfen. Ein Leitbock würde auf ähnliche Art dazwischengehen, wenn die "Youngster" sich schlecht benehmen und den Übeltäter entsprechend "einnorden".

Gruss

Verfasst: 25.01.2007, 08:51
von Marion Schumacher
Hallo Ihr,
ist es nicht gefährlich eine Ziege auf den Rücken zu drehen? Besteht da nicht die Gefahr einer Labmagenverlagerung?

Gruß Marion

Verfasst: 25.01.2007, 18:24
von Almöi
hallo ihr lieben

ich habe bei meinem bock immer nen wetzstal oder ne zange in der nähe gehabt wenn ich gesehen habe das der angreifen wollte hat der immer direkt einen gezielten schlag (nicht zu fest) genau am hornansatzsich eingefangen... den wird dann kurz schwummerig und die verdrehen den kopf aber dann ist gut... oder was auch hilft (so prutal das auch klingen mag) denen eins auf die nase geben das sie den kopf verdrehen und die nase rümpfen... ein oder zweimal hat der das versucht aber dann nie wieder... zum schmusen kam er trozdem noch... probier es mal aus wenn er wieder ankommt... hgat bisher immer geholfen und die tragen auch keine schäden davon...

lg katja

rauhe sitten

Verfasst: 25.01.2007, 18:48
von Winnie23
hallo
ich weiß nicht was für verrückte erziehungsmethoden noch au fden tisch kommen.
hier is schon so oft von der harmlosen wasserspritzpistole geschrieben worden und die hilft!!!!
da braucht man keine gezielten schläger oder dergleichen!!!
mfg