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"Artfremdes" Futter

Verfasst: 23.05.2007, 21:30
von Seljak
Unser Flaschenkind Brutus (8 Wochen alter Burenbock) lebt tagsüber mehr oder weniger bei uns im Haus.
Jetzt haben wir erst bemerkt, daß er ständig den Hunden das Trockenfutter klaut. Er frißt es mit Begeisterung und wohl auch in recht großer Menge (für seine Größe).
Kann ihm das schaden?
Bislang haben wir nicht diesen Eindruck, aber wir wissen auch nicht genau, wie lange er das schon so treibt.

Verfasst: 23.05.2007, 21:54
von Anonymous
Hallo Ralf,

ich vermute mal das Brutus ein Ziegenlamm ist,folglich ein kleiner Wiederkäuer,dann wird ihm auf dauer dieses Hundefutter schaden.

würde Dir raten das Hundefutter nicht so herum stehen zu lassen.

schöne Grüße
Nora

Verfasst: 23.05.2007, 22:01
von Zotti
Hallo Seljak

Das ist nicht gut für den Kleinen.
Das Hundefutter ist extremes Kraftfutter für die Ziege und kann von ihr nicht richtig verarbeitet werden.
Ziegen können von Hundefutter sehr krank werden, bzw. Kitze zu schnell wachsen, daß die Knochen und sonstige Organe sich nicht richtig entwickeln können. #heul#
Gruß Zotti

Verfasst: 23.05.2007, 22:05
von Seljak
Yepp, er ist ein "Burski" = Bure.

Das Hundefutter steht auch nicht rum, sondern wird von unseren vier "Fressern" meist schnell vertilgt.
Aber Brutus schubst den großen Kaukasier (70 kg) einfach von der Schüssel und der Große kann dann nur noch verdutzt kucken.
Er würde dem Kleinen nie was tun.
Wenn wir ihn dort wegnehmen, nimmt er sich den Border Collie vor.
Auch der wehrt sich nicht.
So nimmt er im "Vorbeigehen" immer mal ein Maulvoll mit.

Also, ab sofort Zwerg in den Stall beim Hunde füttern.

Verfasst: 24.05.2007, 09:41
von sanhestar
Hallo,

aufpassen, ob der Kleine mittlerweile das Hundefutter braucht, weil sich die Pansenflora drauf eingestellt hat.

Die Forschungsstation für Zwergziegen in der Schweiz hat/hatte eine Ziege, die als Lamm Katzenfutter mitgefressen hatte und seither lebenslang in grossen Abständen etwas von diesem Futter benötigte, um einen funktionierenden Pansen zu behalten.

Es gibt auch eine Studie aus USA, dass sich die Pansenflora bei Ziegen entsprechend der Umgebungskeime entwickelt, mit denen das Lamm in den ersten 3 Wochen in Berührung kommt. Normalerweise sind es die Bakterien, die die Mutter im Maul trägt (überwiegend Pansenbakterien) und durch lecken und Maulkontakt auf das Lamm überträgt. Wächst das Lamm mutterlos auf, können es menschliche Bakterien sein, in Deinem Fall vermute ich, kommen auch hundestämmige Bakterien noch dazu, die nun den Pansen besiedeln.

Beobachten!

Gruss

Verfasst: 24.05.2007, 13:48
von Fridolin
Servus

Ich hätte da eine allgemeine Frage dazu. Ist nicht BSE dadurch entstanden, dass man den Kühen Fleisch ins Kraftfutter gemischt hat, sich über den raschen Gewichtszuwachs sehr gefreut und sich dann gewundert hat, dass das die Planzenfresser letztendlich nicht aushalten und mit einer genetischen Veränderung reagieren?

Ziegen würden nie auf die Idee kommen, Fleisch zu fressen. Wenn dieses aber in getrockneter und mit anderen Zusatzstoffen versetzten Form gefressen wird, ist das eine Vergewaltigung des Verdauungssystems!

Verfasst: 24.05.2007, 18:02
von sanhestar
Hallo,

nicht Fleisch, sondern Tiermehl bzw. Knochenmehl.

Dass ein Pflanzenfresser Hundefutter frisst ist nicht soo verwunderlich. Je nach Hersteller und Qualität besteht dieses nämlich zu einem weitaus höheren Anteil aus Getreideprodukten als aus Fleisch.

Gruss

Verfasst: 24.05.2007, 18:34
von Fridolin
@sanhestar

Tiermehl wird doch letztendlich aus Fleisch hergestellt, auch wenn das mit "tierischem Eiweiß" elegant umschrieben wird.

Hundefutter ist zwar heute nicht mehr das Endprodukt aus der Tierkörperverwertung, sondern wird "hoffentlich" aus unbedenklichen Schlachtabfällen gewonnen, tierisches Eiweiß, also Fleisch, ist aber trotzdem drinnen. Für Ziegen also absolut nicht geeignet.

Mich schockiert Dein Bericht geradezu, wo Du beschreibst, dass sich die Pansenflora umstellt.

Verfasst: 24.05.2007, 18:54
von sanhestar
Hallo,

ich sage NICHT, dass es unschädlich ist, sondern möchte eher darauf hinweisen, warum eine Ziege solch ein Futter in manchen Fällen nicht zurückweist.

a) im Fall von Flaschenlämmern, denen Artgenossen in der Prägephase fehlen, wird sich das Lamm an allen anderen Vierbeinern oder Zweibeinern orientieren, mit denen es aufwächst und deren Futterauswahl übernehmen. Sieht das besagte Burenlamm also die Hunde, die vermutlich als Sozialpartner betrachtet werden, Hundefutter fressen, wird dies als akzeptables Futter angenommen

b) bei einen hohen Getreideanteil fehlt der "typische" Fleischgeschmack, der evtl. zu einer Abwehrreaktion führen könnte.

Diese Sensibilität der Pansenflora ist der Grund, warum ich meine Hunde Flaschenlämmer nicht ablecken lasse und die Lämmer so oft und so früh wie möglich mit Ziegen in Kontakt bringe - auch schnuppern kann so schon ausreichen, um eine artgerechte Bakterienübertragung zu ermöglichen. Menschliche Keime werden die Kleinen wohl auf alle Fälle tragen, um das zu vermeiden, müsste man in Schutzanzug und mit Maske arbeiten.

Gruss

Verfasst: 24.05.2007, 21:06
von Seljak
@sanhestar

Punkt a) muss ich eindeutig bestätigen.
Er sieht die Hunde eher als Sozialpartner als seine Artgenossen.
Er schläft lieber im Hundekörbchen als im Stall (dort muss er nachts aber hin).
Auch tagsüber verlängern wir jetzt die Zeiten, die er im Stall verbringen muss.
Langsam gewöhnt er sich daran. Seit ein paar Tagen ist er auch auf der Weide dabei und spielt mit den anderen Jungtieren, als sei er nie weggewesen.
Er meidet jedoch die Gesellschaft seiner Mutter und hält sich mehr beim Bock auf, in dessen Nähe er nachts auch schläft.

Es scheint sich also alles zu "normalisieren".