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				Böckchen kastriert
				Verfasst: 20.06.2007, 12:51
				von Sandi
				Hallo Ihr Lieben,
mein kleines Böckchen wurde vor einer Woche kastriert. Ich habe es so machen lassen, wie im Forum unter Stichwort "Kastration" von Moriz empfohlen.
Unter Vollnarkose und zusätzlich örtlicher Betäubung wurden vom TA die Hoden entfernt, anschließend alles wieder zugenäht. Das ganze wurde auf der Wiese gemacht. Ich hatte an dem Tag frei und habe den ganzen Tag auf den Kleinen aufgepasst. Natürlich war der Tag ganz schrecklich und auch ich habe furchtbar mitgelitten. Doch ich wollte hier nochmal Rückmeldung geben und sagen, dass alles gut ging! Der Kleine war nach zwei Tagen wieder munter und hat mir hoffentlich auch verziehen. Ende der Woche werden noch die Fäden gezogen und dann war's das hoffentlich.
Da ja hier oft danach gefragt wurde, kann ich von meiner Seite diese Methode befürworten. #daumen_hoch*  (Wenn es denn unbedingt sein muss, weil man das Tierchen nicht schlachten will und es auch sonst nirgendwo unterbringen kann...)
LG SANDI
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 13:23
				von Moritz
				Zum besseren Verständnis (wie bei Euch der Ablauf genau war, geht aus Deinem Bericht nicht hervor):
- er hätte 10 bis 12 Stunden vor OP "nüchtern" sein müssen (Trinken erlaubt, keinerlei Futter oder Einstreu)
- bei der OP Schmerzmittel sowie Antibiotikum mit Depotwirkung (48 Std)
- Zunähen (durchaus mit selbstauflösenden Fäden) bis auf kleine Öffnung
(Abfließen von Blut und Lymphe)
NACH 3 BIS 4 STUNDEN wieder völlig munter und spielbereit.
Laufende Nachkontrolle der Wunde (Fliegen, Fliegeneier)
mehrere Tage nach den ersten 2 Tagen noch Antibiotikum injizieren.
Kein einziges Anzeichen von Schmerz seit Beginn der Narkose.
Gratuliere ihm und Dir 
Viele Grüße MO
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 13:33
				von Maddin
				Hi Moritz,
Du schreibst jetzt zum zweitenmal (glaub ich mal...) dass die Ziege vor der Vollnarkose nüchtern sein sollte. 
Da stellt sich mir die Frage ob dies denn wirklich hilfreich ist, da die Ziege als Wiederkäuer ja nun auf die Pansentätigkeit angewiesen ist und diese ja durch den Panseninhalt mitbestimmt wird - ist es also gesund einem Pansen über 12 h keinerlei Rauhfutter o.ä. zuzuführen ?! 
Die Narkose ist doch auch nur so leicht, dass das Bewußtsein "wegsackt", nicht jedoch Muskelerschlaffung respektive Pansenstillstand eintritt, oder ?
Da hier in letzter Zeit der Ton etwas angespannt wirkt folgender Hinweis: Dies ist als Frage / Eröffnung einer Diskussion gemeint, nicht als Kritik an wem auch immer...
Schöne Grüsse
Martin
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 14:48
				von Sandi
				@ Maddin: Also TA meinte, dass das Tier nicht nüchtern zu sein bräuchte, da sich Wiederkäuer nicht übergeben. Ich habe aber dennoch den Rat von Moriz befolgt. Das Böckchen bekam ab 22 Uhr nichts mehr zu fressen. OP war morgens um 10 Uhr. Da ich ihn nicht von seiner Mutter trennen wollte, weiß ich nicht, ob er getrunken hat, aber das ist ja eh erlaubt. Da er vorher den ganzen Tag über bis 22 Uhr fressen konnte und satt war, war das mit dem "Hungern lassen" nicht schlimm. Nachts schläft er ja sowieso.
@ Moriz: 
Rocky ist erst nach ca. 5 Stunden aufgwacht und war dann schon wieder munter, aber schon noch ein wenig wackelig auf den Beinen, etwas scheu und verschreckt. Er hat aber wieder gefressen und mit seiner Mutter gekuschelt. Richtig gut, (d. h. so dass er auch wieder frech war und verspielt) ging es ihm dann nach 2 Tagen. Schmerzäußerungen habe ich keine bemerkt, weder durch Laute noch durch Zuckungen oder ähnliches und ich war die ganze Zeit dabei. Allerdings wusste der Kleine am selben Abend nicht recht, wie er sich hinlegen sollte, denke dass es ihm da schon etwas weh getan hat.
Der TA hat ihm einmalig eine Spritze mit Antibiotika verabreicht. Er sagte, das Medikament habe eine Depot-Wirkung, d. h. es wirkt mehrere Tage, weil es sich langsam im Körper verteilt. Das fand ich einleuchtend.
Ich habe leider nicht gewusst, dass man Fäden nehmen soll, die sich selbst auflösen... Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Fäden-Ziehen nicht weh tut, ist dann hoffentlich nicht so schlimm, dass es jetzt normale Fäden waren.
Desweiteren war laut TA keine Öffnung zum Abfließen von Flüßigkeiten nötig, da es noch so ein junger Bock ist. Das bräuchte man nur bei älteren Tieren. Ich berichtete, dass es bei meinem alten Bock vor vielen Jahren Probleme gab. Es kam zu Entzündungen usw. (Muss aber fairerweise dazu sagen, dass es ein anderer TA gemacht hatte.) Aus diesem Grund und weil der Kleine für sein Alter schon sehr weit entwickelt ist, wollte ich mit der Kastration von dem Kleinen auch nicht länger warten.
Ich hoffe sehr, dass ich mich richtig entschieden habe und der Kleine später keine Probleme bekommen wird. Das könnte ich mir nicht verzeihen. Ich habe vorher alles sorgfältig abgewogen und irgendwann muss man sich ja schließlich auch entscheiden. Im Forum gehen die Meinungen ja eher auseinander was Kastrationen betrifft. Ein bisschen Vertrauen habe ich jetzt auch mal in den TA gesetzt... und in Deine Tipps. Bin froh, dass es jetzt vorbei ist und der Kleine es gut überstanden hat.
LG
P.S. Ganz wichtig: natürlich habe ich aufgepasst, dass keine Fliegen an die Wunde gehen und das kann ich jedem nur raten. Habe sowas einmal erlebt, allerdings bei einem Kaninchen... absolut das schlimmste was passieren kann!
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 15:41
				von sanhestar
				P.S. Ganz wichtig: natürlich habe ich aufgepasst, dass keine Fliegen an die Wunde gehen und das kann ich jedem nur raten. Habe sowas einmal erlebt, allerdings bei einem Kaninchen... absolut das schlimmste was passieren kann!
Hallo Sandi,
nicht nur bei der OP sondern während des gesamten (!) Heilungsvorganges von ca. 2 Wochen auf Fliegenfreiheit achten.
zunähen ohne Abflussmöglichkeit hat nur eine Tierärztin bislang gemacht und zwar nach vollständiger (!) Entfernung der Hodensäcke. Bleiben die Hodensäcke erhalten, sprich, es werden nur die Hoden herausgezogen und entfernt, muss eine Ausflussöffnung bestehen bleiben, wo soll sonst das ganze Blut und die Lymphe austreten, die aus den nur abgebundenen Samensträngen noch austritt?
Bitte beim Fädenziehen genauestens darauf achten, ob sich keine Blutergüsse, etc. gebildet haben (Schwellungen, Verhärtungen), falls nicht, wie oben geschrieben, der gesamte Hodensack entfernt wurde.
@Martin:
das Nüchtersein vor der Narkose erklärt sich damit, dass beim Wiederkäuer in der "leichten" Narkose trotzdem die Pansenmuskulatur soweit erschlaffen kann, dass es zu Rückfluss von Panseninhalt in die Speiseröhre kommen kann (tritt häufiger bei Rindern auf, sollte aber auch bei Ziegen in Betracht gezogen werden)
Gruss
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 15:54
				von Fridolin
				Aus leidvoller Erfahrung kann ich sagen, dass das Tier unbedingt NÜCHTERN sein muss. Wer anderes behauptet - und sei es ein Tierarzt - so ist er ein Vollkoffer. Uns ist im Vorjahr ein Jungbock während der Narkose gestorben, weil es ihm den Pansen aufgebläht hat. Wir 
Ahnungslose hatten ihn in gutem Glauben mit seiner Mutter und dem Geschwisterchen bis zur Abfahrt in die Tierklinik auf die Weide gelassen, wo er natürlich ganz normal gefressen hat. Auch dort hat man uns nicht aufmerksam gemacht bzw. gefragt, ob er wohl nüchtern ist. 
Leider hat uns das vorher niemand gesagt, dass das gefährlich ist. Dabei müsste einem der klare Menschenverstand schon sagen, dass man nur nüchtern zur Narkose sollte. 
Wären wir zum ganz normalen Landtierarzt gegangen, wäre das wohl nicht passiert. 
Servus
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 16:17
				von Moritz
				@ Maddin
"Nüchtern" hatte ich in Anführungstriche gesetzt,  aus der Betrachtung der Humanmedizin übertragen.
Da das Verweilen der Futtermittel (bei normalem Rauhfutter) im Pansen  ca. 12 Std. betragen kann, ist immer noch ein Rest im Pansen, wenn nicht nachgeschoben wird. 
Wie beim menschlichen Organismus, bei Katze, Hund,  Pferd, Schildkröte ist es immer besser, wenn der Organismus nicht so belastet wird durch erhöhte (zusätzliche, durch unmittelbar zuvor erfolgte, aber auch normale) Nahrungsaufnahme und dadurch erforderliche Stoffwechselprozesse.
Es bleiben noch genug Restrisiken.
Bei Wiederkäuern ist dann (bei nicht vollem Pansen) die Gasproduktion reduziert, die Gase (Methan u. CO2) würden nämlich beim Aufstoßen teilweise in die Lunge gehen, usw. - also alles eine erhöhte Belastung.
Speisebreirückfluß wurde schon erwähnt. Man muß sich die Menge vorstellen, Anteil am Körperwicht in Prozent.
Das hat also nix zu tun mit Erbrechen, wie Sandras TA sagt.
Eine Ziege könntest Du eine Woche hungern lassen, gar mehr, ohne daß es ihr ernsthaft schadet - sollte man natürlich nicht ohne Grund tun.
@ Sandra:
Aufwachen nach 5 Stunden sehr spät, aber von Tier zu Tier unterschiedlich.
Ich gehe davon aus, Ihr habt den Bock für die Dosierung des Narkosemittels nicht gewogen. 3 bis 3 1/2 Std. bis zu voller Fitness wären ok.
Er hat sicher auch nicht die Pieksprobe gemacht, vor dem ersten Schnitt, weil er sich sicher glaubte, daß die Menge des Narkosemittels (nämlich nicht fein-sanft dosiert mit der Option nachzuspritzen) ausreicht? Also nicht mit Nadel probiert, ob noch Reaktion im künftigen OP-Feld.
Depotwirkung: es verteilt sich gleichwohl schnell, die Wirkung hält aber 48 Std. oder länger an.
Wahrscheinlich kein Schmerzmittel gespritzt gegen den Wundschmerz.
Wie Sabine schreibt: überwachen, es sollte sich auch kein Ödem bilden (dickes Anschwellen); Fäden sind letztlich egal, vielleicht zusätzlich desinfizieren.
Es hätte gegen Tetanus geimpft werden können. Aus der Einstreu könnte er sich eine Pilzinfektion holen. Also weiter beobachten.
Man sieht: Restrisiken bleiben.
Wir sind Optimisten MO
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 16:42
				von Maddin
				Hi,
OK das mit dem Pansensaftrückfluss seh ich ein, unser TA kontrolliert das Gewicht der Böcke sehr genau vor Gabe des Narkosemittels und achtet auch sehr darauf die Narkose so leicht wie möglich zu halten. 
Ein Aufrechthalten des Kopfes & Körpers der Ziege gehört idR auch dazu. Beide Böcke waren jedesmal ca. 45 Minuten (inkl. der OP) nach Beginn der Narkose  aufgewacht (nach Gabe eines Narkose-Antagonisten... fragt mich jetzt bitte nicht womit narkotisiert bzw. die Narkose wieder aufgehoben wurde)
Die Böcke waren nicht nüchtern, beide Kastrationen fanden aber am frühen Morgen (6 Uhr, 6 Uhr30) statt, was einem "Nüchtern" wahrscheinlich relativ nahe kommt (auch wenn sie nachts fressen). 
Hatte die Nüchternheit oder nicht aber mit TA besprochen und wir haben uns auf o.g. Ablauf geeinigt. 
Genäht wurde nicht, wir haben getackert und ca. 1 Woche später die Nadeln gezogen. 
Beide Male ging alles Gut und das Ganze machte einen sehr soliden Eindruck ! 
Danke für Eure Antworten, werd es im Hinterkopf behalten... 
Schöne Grüsse
Martin
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 21:51
				von Sandi
				Dann ist es ja gut, dass der Kleine nüchtern war!
Narkose war wahrscheinlich ein bisschen zu stark, also 5 Stunden hat er fest gepennt. Der TA hat das Gewicht geschätzt, aber Pieksprobe hat er gemacht.
@sanhestar:
Nein, die Hodensäcke an sich wurden nicht entfernt, sondern nur die Hoden. Somit konnten Lymphe und Blut gar nicht abfließen! Der TA meinte, es sei normal, dass die Säcke anschwillen könnten, also es würde dann halt so aussehen, als sei Rocky gar nicht kastriert, war aber bei ihm jetzt nicht so extrem. Es war schon nach 2 Tagen recht gut verheilt, keine Schwellung, Entzündung oder Rötung zu sehen. Wären keine Fäden, würde man mittlerweile fast nichts mehr sehen!
Ich denke wir haben wieder mal Glück gehabt. Ich dachte wirklich, mich gut informiert zu haben... Darum ist es gut, seine Erfahrungen hier auszutauschen, somit können es andere noch besser machen!
LG
			 
			
					
				
				Verfasst: 20.06.2007, 23:11
				von Zieglinde
				Hm, mein TA hat gesagt, ist egal, ob der Bock vorher was frißt oder nicht #daumen_runter# 
Okay, nachdem sich eine dicke Eiterbeule gebildet hatte "versteh ich gar nicht, wie das passieren konnte", diese nach Aufschneiden auch abfließen konnte, haben wir mal wieder Glück gehabt, das nicht mehr passiert ist. Und dieser TA ist einer der "fähigsten" Kleine-Wiederkäuer-Tierärzte hier in der Gegend. Auch wenn er mir nie sagt, wie ich die Wurmmittel für Schafe oder Rinder oder Pferde für die Ziegen zu dosieren habe! :evil: 
Wie gut, das ich mich immer wieder hier schlau lesen kann. Das möchte ich nur mal so erwähnen.
LG
Silke