"Ein ganz zäher und harter Bursche"
-
Moritz
"Ein ganz zäher und harter Bursche"
Als ich gestern meiner Frau beichtete, daß ich einen etwas flapsigen Beitrag im Bereich Sonstige Ziegenthemen unter "Ziege ....Bierflasche..." geschrieben habe, erinnerte sie mich in der anschließenden Diskussion an einen Fall, den wir in diesem Sommer behandelt haben (ich bekomme nicht mehr alle Details zusammen, aber die wesentliche Struktur stimmt):
Vorgang: Forumsmitglied übernimmt von anderem Forumsmitglied Ziegenbocklamm (Handaufzucht mit Flasche u. Zusatzprodukten), Bocklamm hat an ständigen Durchfällen oder dickbreiigem Kot zu leiden.
Beide Halterinnen waren extrem bemüht, dem Lamm alles Erdenkliche angedeihen zu lassen von Bierhefe, Malzbier, Vitamin- und Mineralcocktails, Spritzen, Obst, Gemüse, Nüsse (?) - die Liste ist unvollständig, im einen oder anderen Punkt zu ergänzen oder die Nahrung war bei erster Halterin noch nicht so komplex, spielt letztlich keine Rolle. "Fläschchen" wurde bei zweiter Halterin weiter gegeben.
Lamm, dann bald ein halbes Jahr alt, durfte auch mit den anderen auf die Wiese, Gras fressen.
Nur der Kot änderte sich nicht.
Wie bei der Familie eines seinerzeit bildschirmfüllenden Schauspielers, die, als die "Ärzte nicht mehr weiter wußten", gegen den ausdrücklichen Rat der empörten Ärzte einen Geistheiler aus Afrika einfliegen ließen,
kam die vorsichtige an uns gerichtete Anfrage, "ob (mir) nicht noch etwas einfällt, was man versuchen könnte."
Wie schon oft erwähnt: der gesunde Menschenverstand hilft.
Nach zähem Erfragen aller Details, die von den Haltern oft gar nicht mehr wahrgenommen werden, sosehr sind sie in ihrer Einwegsroutine bescheuklappt (das ist analytisch gemeint, nicht etwa kritisierend), kam dann der banale Therapievorschlag:
1) Lamm mit Gesellschaft einsperren zur besseren Kontrolle der Ausscheidungen durch Inaugenscheinnahme
2) Als Futter nur Heu und Wasser, nicht mal Leckstein.
Als ich dann das Stöhnen und Sichwinden am andern Ende der Leitung hören konnte, daher auch wußte, sie würde es nicht durchhalten, Kompromißvorschlag:
Heu und Wasser und aus der Flaschenfütterung eiligst herausschleichen.
Das ging. Nach weniger als einer Woche keine Flasche mehr.
Nach wenigen Tagen sind die ersten echten KOTPILLEN in diesem Ziegenlammleben gerieselt.
Nach vielen Monaten mehr oder weniger flüssigen Kots.
Die Diagnose war: Überversorgung, und, wenn auch nicht statistisch abgesichert, scheint mir dies besonders häufig bei Frauen als Halterinnen der Fall zu sein, so, als hätten sie in ihrer Kindheit zuviel oder zu wenig Puppenmutti gespielt.
Ich habe dafür keine Erklärung bisher, vielleicht gibt es auch mehrere.
Auf jeden Fall muß begriffen werden, daß für Tiere Fressen etwas Normales ist, daß sie dafür nicht dankbar sind und daß man sich so keine Zuneigung erkaufen, erarbeiten kann. Dies wären menschliche Fehlinterpretationen.
Bilanz ziehend über das Bocklamm, das sicher heute noch quicklebendig durchs Sauerland springt, sagte meine Frau anerkennend, daß er das alles viele Monate überlebt hat: "Ein ganz zäher und harter Bursche."
Wir wünschen ihm ein langes Leben. Moritz
Vorgang: Forumsmitglied übernimmt von anderem Forumsmitglied Ziegenbocklamm (Handaufzucht mit Flasche u. Zusatzprodukten), Bocklamm hat an ständigen Durchfällen oder dickbreiigem Kot zu leiden.
Beide Halterinnen waren extrem bemüht, dem Lamm alles Erdenkliche angedeihen zu lassen von Bierhefe, Malzbier, Vitamin- und Mineralcocktails, Spritzen, Obst, Gemüse, Nüsse (?) - die Liste ist unvollständig, im einen oder anderen Punkt zu ergänzen oder die Nahrung war bei erster Halterin noch nicht so komplex, spielt letztlich keine Rolle. "Fläschchen" wurde bei zweiter Halterin weiter gegeben.
Lamm, dann bald ein halbes Jahr alt, durfte auch mit den anderen auf die Wiese, Gras fressen.
Nur der Kot änderte sich nicht.
Wie bei der Familie eines seinerzeit bildschirmfüllenden Schauspielers, die, als die "Ärzte nicht mehr weiter wußten", gegen den ausdrücklichen Rat der empörten Ärzte einen Geistheiler aus Afrika einfliegen ließen,
kam die vorsichtige an uns gerichtete Anfrage, "ob (mir) nicht noch etwas einfällt, was man versuchen könnte."
Wie schon oft erwähnt: der gesunde Menschenverstand hilft.
Nach zähem Erfragen aller Details, die von den Haltern oft gar nicht mehr wahrgenommen werden, sosehr sind sie in ihrer Einwegsroutine bescheuklappt (das ist analytisch gemeint, nicht etwa kritisierend), kam dann der banale Therapievorschlag:
1) Lamm mit Gesellschaft einsperren zur besseren Kontrolle der Ausscheidungen durch Inaugenscheinnahme
2) Als Futter nur Heu und Wasser, nicht mal Leckstein.
Als ich dann das Stöhnen und Sichwinden am andern Ende der Leitung hören konnte, daher auch wußte, sie würde es nicht durchhalten, Kompromißvorschlag:
Heu und Wasser und aus der Flaschenfütterung eiligst herausschleichen.
Das ging. Nach weniger als einer Woche keine Flasche mehr.
Nach wenigen Tagen sind die ersten echten KOTPILLEN in diesem Ziegenlammleben gerieselt.
Nach vielen Monaten mehr oder weniger flüssigen Kots.
Die Diagnose war: Überversorgung, und, wenn auch nicht statistisch abgesichert, scheint mir dies besonders häufig bei Frauen als Halterinnen der Fall zu sein, so, als hätten sie in ihrer Kindheit zuviel oder zu wenig Puppenmutti gespielt.
Ich habe dafür keine Erklärung bisher, vielleicht gibt es auch mehrere.
Auf jeden Fall muß begriffen werden, daß für Tiere Fressen etwas Normales ist, daß sie dafür nicht dankbar sind und daß man sich so keine Zuneigung erkaufen, erarbeiten kann. Dies wären menschliche Fehlinterpretationen.
Bilanz ziehend über das Bocklamm, das sicher heute noch quicklebendig durchs Sauerland springt, sagte meine Frau anerkennend, daß er das alles viele Monate überlebt hat: "Ein ganz zäher und harter Bursche."
Wir wünschen ihm ein langes Leben. Moritz
-
Winnie23
zäher bursche.....
hallo
ich denke mal das tiere tiere bleiben sollten und nicht wie hier so oft vermeschlicht werden
mfg
ich denke mal das tiere tiere bleiben sollten und nicht wie hier so oft vermeschlicht werden
mfg
Die Mitteilung habe ich sehr gut verstanden. Carmen und ich, wir haben sehr oft zustimmend gegrinst! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ausser, dass unsere TÄ uns prügelt, wenn wir einer augenscheinlich bedürftigen Ziege Kraftfutter vorenthalten würden. Doch dies geschieht auch bei uns nur im Notfall, da ja insgesamt reine Hobbyhaltung ohne wirtschaftliche Interessen. Wichtig finden wir lediglich als Hinweis, dass naturgemässe Haltung nicht bedeutet, die Tiere sich selbst zu überlassen. Ich muss also als Halter gewissenhaft beurteilen, in welcher Herdenzusammensetzung auf welcher Fläche in welchem Zustand mit oder ohne Bock meine Tiere leben und dementsprechend die Haltungsbedingungen oder die Fütterung oder beides sowohl den Tieren und deren Domestikationsgrad als auch meinen Vorstellungen anpassen. Im Ernstfall bedeutet das fast immer, dass ich eine zufällig erworbene Leistungsziege mit ihren Kitzen entsprechend melken und betreuen muss usw.....
Dass die Tiere mittels Futter zwar käuflich sind, aber mehr auch nicht, sollte wirklich jedem klar sein! Ist aber leider gerade älteren Damen, welche ihre Enkel dann zum Füttern anleiten wollen, absolut nicht beizubringen.....
Ja, auch wir lieben unsere Tiere!
Deshalb karren wir wöchentlich Qualitätsheu und Stroh (aus derselben Scheune wie unsere TÄ) ohne Schimmel- und Pilzgeruch und Staubentwicklung beim Aufschütteln in unseren Stall. Alle Tiere bei uns sind derzeit kerngesund und wir sind sehr glücklich darüber. Besonders an Tagen wie heut, wo meine Nichte mit 1/2 Jahr unerwartet verstorben ist, bedeutet ein Blick in den Stall, wo so etwas bei den Kitzen/ Lämmern auch schon mal passiert (notfalls auch nach Pflege am Bett), eine riesige Entlastung für die Nerven.
Gruss, Mathias
Dass die Tiere mittels Futter zwar käuflich sind, aber mehr auch nicht, sollte wirklich jedem klar sein! Ist aber leider gerade älteren Damen, welche ihre Enkel dann zum Füttern anleiten wollen, absolut nicht beizubringen.....
Ja, auch wir lieben unsere Tiere!
Deshalb karren wir wöchentlich Qualitätsheu und Stroh (aus derselben Scheune wie unsere TÄ) ohne Schimmel- und Pilzgeruch und Staubentwicklung beim Aufschütteln in unseren Stall. Alle Tiere bei uns sind derzeit kerngesund und wir sind sehr glücklich darüber. Besonders an Tagen wie heut, wo meine Nichte mit 1/2 Jahr unerwartet verstorben ist, bedeutet ein Blick in den Stall, wo so etwas bei den Kitzen/ Lämmern auch schon mal passiert (notfalls auch nach Pflege am Bett), eine riesige Entlastung für die Nerven.
Gruss, Mathias
Hallo Moritz,
im "Schwäbischen Bauer" von letzter Woche wurde über eine Studie berichtet, die zu dem Ergebnis kam, dass Kälber von Milchviehbetrieben eine wesentlich höhere Überlebensrate hatten, wenn sie von einer Frau versorgt wurden. Wurden sie vom Bauern selbst versorgt, sank die Überlebensrate und wenn sie von einer männlichen Hilfskraft versorgt wurden, sank sie noch mehr. Dir Prozentangaben müßte ich nachschauen.
Auch das Tier lebt nicht vom Futter allein.
Schöne Grüße
Barbara
im "Schwäbischen Bauer" von letzter Woche wurde über eine Studie berichtet, die zu dem Ergebnis kam, dass Kälber von Milchviehbetrieben eine wesentlich höhere Überlebensrate hatten, wenn sie von einer Frau versorgt wurden. Wurden sie vom Bauern selbst versorgt, sank die Überlebensrate und wenn sie von einer männlichen Hilfskraft versorgt wurden, sank sie noch mehr. Dir Prozentangaben müßte ich nachschauen.
Auch das Tier lebt nicht vom Futter allein.
Schöne Grüße
Barbara
-
Butterblume
- Beiträge: 639
- Registriert: 14.04.2005, 18:45
Grüß Euch
In der Sache hat Moritz natürlich wieder einmal recht, nur würde ich übertriebenes Fürsorgeverhalten nicht nur bei den Frauen sehen, sondern auch bei uns Männern. Als Beispiel muss ich da gleich einmal mich selbst nennen. Durch Schaden bzw. dieses Forum habe ich mein Wissen aber erweitert und bemühe mich, so ziemlich fehlerlos meine Ziegen zu halten.
In der Sache hat Moritz natürlich wieder einmal recht, nur würde ich übertriebenes Fürsorgeverhalten nicht nur bei den Frauen sehen, sondern auch bei uns Männern. Als Beispiel muss ich da gleich einmal mich selbst nennen. Durch Schaden bzw. dieses Forum habe ich mein Wissen aber erweitert und bemühe mich, so ziemlich fehlerlos meine Ziegen zu halten.
Überversorgung durch mich
Mit innerem Schuldbewußtsein lese ich diese Beiträge und stimme in meinem Verhalten vielem zu. Seit September sind wir ja nun Untertanen unserer Ziegen und hatten, trotz vieler schlauer Bücher überhaupt keine Ahnung, was uns damit erwartet. Ihr kennt ja die Geschichte von Walter, der mir gezeigt hat, was er von meiner Einzelhaltung hielt. (Er ging stiften)
Nachdem sich nun unser Ziegenbestand auf vier Tiere erweitert hatte, bat ich eine Ziegenfreundin um ihren Hausbesuch, um eine Einschätzung zu erhalten. Ja, und da kam es: Meine ersten beiden Ziegen waren eindeutig zu fett! Um der Wahrheit willen, muß ich sagen, ich habe es geahnt, aber nicht gewollt.
Also ließ ich mich in punkto Fütterung beraten und habe umgestellt. Zum Beispiel habe ich am Anfang 2 x täglich ordentlich gefüttert und dann gab es noch Heu zur freien Verfügung. Also, kein Wunder!!! Ich muß schon zugeben, daß ich aus einem bestimmten Verhaltensmuster eine Überversorgung betrieben habe. Für die tägliche Versorgung der Ziegen bin ich zuständig, da mein Haushaltungsvorstand viele Stunden täglich mit einem großen Wagen durch die Lande fährt. (Busfahrer)
Ich bin der Meinung, daß die Haltung von Tieren auch viel über die Persönlichkeit eines Menschen aussagen kann. Und da sehe ich bei mir noch viel Lernbedarf!!!!!! Liebe Grüße Gabriele
Nachdem sich nun unser Ziegenbestand auf vier Tiere erweitert hatte, bat ich eine Ziegenfreundin um ihren Hausbesuch, um eine Einschätzung zu erhalten. Ja, und da kam es: Meine ersten beiden Ziegen waren eindeutig zu fett! Um der Wahrheit willen, muß ich sagen, ich habe es geahnt, aber nicht gewollt.
Also ließ ich mich in punkto Fütterung beraten und habe umgestellt. Zum Beispiel habe ich am Anfang 2 x täglich ordentlich gefüttert und dann gab es noch Heu zur freien Verfügung. Also, kein Wunder!!! Ich muß schon zugeben, daß ich aus einem bestimmten Verhaltensmuster eine Überversorgung betrieben habe. Für die tägliche Versorgung der Ziegen bin ich zuständig, da mein Haushaltungsvorstand viele Stunden täglich mit einem großen Wagen durch die Lande fährt. (Busfahrer)
Ich bin der Meinung, daß die Haltung von Tieren auch viel über die Persönlichkeit eines Menschen aussagen kann. Und da sehe ich bei mir noch viel Lernbedarf!!!!!! Liebe Grüße Gabriele
Tu was Du willst, aber schade niemanden