Lamm Harnverhaltung

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Karl
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Registriert: 28.02.2019, 11:12

Lamm Harnverhaltung

Beitrag von Karl »

Guten Tag, ich bin auf der Suche nach jemandem der schon einmal ein ähnliches Problem hatte:
Als gutmütiger Vollidiot - der ich offensichtlich bin - habe ich durch meine eine Weide einen freiwilligen Durchgang bis auf Widerruf gestattet, da meine Nachbarin alle alten Wanderwege dichtgemacht hat und die Gemeinde nichts dagegen unternimmt. Vorgestern abends habe ich die rechnung dafür präsentiert bekommen und stehe jetzt vor folgendem Problem:
Der Hund eines Spaziergängers hat mein am Samstag geborenes Schwarzhalsziegenkitz geschnappt und verletzt. Nur durch Zufall bin ich abends nochmals auf die Weide und habe es mit blutüberströmtem Hinetrteil gefunden. Der Tierarzt hat die Bisstellen freirasiert (jedenfalls die grösseren), alles desinfiziert und das Kitz antibiotisch abgedeckt. Heute Morgen wurde eine 2. Antibiotikagabe verabreicht.
Anfangs konnte das Lamm gar nicht stehen, inzwischen steht es, hält aber den fuss schräg nach hinten ausgestellt und belastet ihn nicht auf der Sohle, sondern auf der vorderen Oberseite der Klaue. Die Bissverletzungen sind alle im Gesässbereich.
Nun ist folgendes Problem dazugekommen: Das Kitz trinkt zwar wieder bei der Mutter, aber ich habe in den letzten 48 STunden nicht feststellen können, dass es Harn oder Kot absetzt. Heute abends war es recht dick und wollte nach dem trinken etwas ausscheiden, was ihm aber trotz grosser anstrengung nicht gelang. gelegentlich knirscht es mit den zähnen, also schmerzen. beim massieren des bauches fiel mir auf, dass es mit der abgabe einiger tröpfchen harn reagiert. beim versuchsweisen ausstreichen des bauches nach hinten ging plötzlich jede menge harn ab, die ersten 2/5 normal wässrig - durchsichtig, danach etwas gelb gefärbter harn, der rest wieder wässrig - durchsichtig. es war ihm danach sichtbar leichter und es wurde auch sofort zappliger.
hat irgendwer von euch eine ahnung wie es zu so einer harnverhaltung kommen kann? löst sich das problem wieder in wohlgefallen auf? welche beschädigung könnte passiert sein, dass es nicht pinkelt? auch ob es kotet steht in frage. wie kann ich unterstützend eingreifen? das ausmassieren ist sicher nicht das beste, ich habe angst den harn eventuell richtung nieren zu bringen und noch ein problem zu schaffen.
leider ist mein tierarzt seit heute weit weit weg auf einer tagung und der nottierarzt unserer stadt hat mich recht brüsk abgewiesen, dass ihn das nichts angehe, er sei nur für hunde und katzen zuständig.
der vollständigkeit halber: auch die haarfreien stellen am schwanz und im afterbereich weisen kleine verletzungen auf und alles ist massiv geschwollen und etwas entzündet. die ohren des kitzes sind kühl.
danke für antworten
karl


Strahli
Beiträge: 665
Registriert: 28.05.2010, 22:25

Beitrag von Strahli »

Hallo Karl
Vorne weg: so einen Fall hatte ich selbst noch nicht und ich denke, ohne das Lamm selbst gesehen zu haben, wird es schwierig.

Hast du eine Klinik in der Nähe? Nach so einem Vorfall und mit solchen Verletzungen, in Betracht gezogen, dass dein TA nicht da ist, wäre mir persönlich soetwas wohler...

Gute Genesung!


grüsse von strahli
Trisha88
Beiträge: 584
Registriert: 06.05.2010, 17:00

Beitrag von Trisha88 »

Hallo, um hier Gewissheit zu bekommen ob evt. innere Verletzungen an Niere oder Blase oder am Darm hat muesste ein Ultraschall gemacht werden! Wenn du eine Klinik in der Umgebung hast solltest du unbedingt dort hin mit dem Lamm!

Ich drueck die Daumen!

LG Sara


Karl
Beiträge: 5
Registriert: 28.02.2019, 11:12

Beitrag von Karl »

Danke erstmals für eure Antworten!
@Piroschka: mit deiner meinung liegst du genau richtig!
es ist übrigens ein weibliches lamm und ich habe noch etliche andere bisswunden im afterbereich gefunden.
das bein hat sich etwas erholt, es tritt fast normal auf und es trinkt auch an seiner mutter. bloss danach knirscht es mit den zähnen und weint ganz leise (ich weiss schon, das ziegen nicht weine, aber wenn man das hört weiss man sofort: da ist ein kleines, von etwas geplagtes kind.
heute morgen, beim versuch den harn auszustreifen kam plötzlich mit getöse ein schwall venöses, also dunkles, blut aus dem after.
der eine tierarzt hat telefonisch gemeint bsytril und novalgin. er meinte, dass durch das anfängliche antibiotikum alles etwas hinausgezögert wurde und jetzt die durch die quetschung beschädigten darmschleimhäute abgehen. das problem der harnverhaltung führte er eher auf durch die schwellungen gestörte nervenleitungen zurück, ähnlich einem eingeschlafenen bein.
letztlich war dann doch unser tierarzt mit nutztierpraxis erreichbar.
er fand noch einen fast unsichtbaren bisskanal seitlich unterhalb der scheide und meinte, dass das blut eher hier herauskomme. der harn könne - wie auh piroschka meint - wegen des durch die schwellung abgeklemmten harnleiters nicht abgesetzt werden. zuerst versuchte er (erfolglos, weil alles zu verschwollen) einen katheder zu setzen, dann entschied er sich für eine punktierung der blase. als er sein werkzeug holte hielt ich das kitz am bauch und durch den dabei entstandenen druck ging eine menge harn ab. der blaseninhalt wurde beim punktieren aufgefangen und abzüglich des nierenschalengewichts zeigte die waage an, dass alles zusammen ca. 600ml im kitz waren. er hat ihm dann ein passendes antibiotikum und etwas, wo ich den komplizierten namen nicht mehr auf die reihe kriege, gespritzt.
zuhause war es dann ganz munter, trank dann öfters bei der mutter in grösseren mengen, aber jetzt, am abend war die blase wieder übervoll.es ist mir wieder gelungen etwas rauszumassieren und so werden wir weitermachen bis morgen. wenn die entzündungshemmende spritze bis dann nicht wirkt müssen wir um 17:00 wieder punktieren fahren und übermorgen gibt's wieder baytril.
nur so nebenbei: als ich bei unseren freunden und helfern anzeige gegen unbekannt wegen tierquälerei erstatten wollte - immerhin wurde das schwer verletzte kitz einfach liegen gelassen - wurde mir erklärt, dass das höchstens (!) eine fahrlässige, leichte sachbeschädigung sei und dafür sei die polizei nicht zuständig.langsam versteh ich, warum es bei uns heisst: 5m grüner stoff und ein blödes gesicht - was ist das? nun gut, gott sei dank kenn ich auch andere, aber die sind für uns leider nicht zuständig. ausserdem hatte er es ziemlich eilig zu seiner soeben gelieferten pizza zu kommen bevor sie kalt wird.
wenn wir die pinklerei hinkriegen sollte es geschafft sein, aber im moment bin ich halt schon etwas verzagt.
aber meinen steff - den vater vom kitz - haben wir damals auch hingekriegt. der ist der einzige ziegenbock österreichs bei dem ein gebrochener mittelfussknochen verschraubt wurde und er ist vollkommen gesund geworden. hat auch nicht gut ausgesehen wie auf der weide die stahlschrauben beidseitig rausgestanden sind.....


Martin M.
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Registriert: 05.01.2013, 14:53

Beitrag von Martin M. »

Hallo Karl,
ich kann Dir leider wegen der Verletzungen nicht weiterhelfen, da ich keine Erfahrung mit so etwas habe.
Da ein Tier vor dem Gesetz nunmal eine Sache ist, würde ich auf eine Anzeige wegen Sachbeschädigung dringen, wäre mir völlig egel ob das dem Polizisten passt oder nicht.
Für eine Sachbeschädigung nicht zuständig, da kommt mir ja gleich die Galle hoch, wo leben wir denn?
Es kann natürlich sein, dass Deine Anzeige im Sand verläuft, sollte aber dennoch der Verursacher festgestellt werden, hat er die Kosten für die Behandlung zu tragen.
Bevor ich jetzt gleich in den Boden gestampft werde, mir geht es vor allen Dingen um das Wohl des Kitzes, ganz klar, aber die Kosten hat der Verursacher zu tragen, wenn er hoffentlich ermittelt wird.


Pecora
Beiträge: 199
Registriert: 09.01.2010, 10:51

Beitrag von Pecora »

Hallo Karl,
leider ist manchen Leuten nicht bewusst, was ihre Hunde anrichten können.
Deshalb finde ich es wichtig, diese Sache publik zu machen, in der lokalen Zeitung, durch Flyer an deiner Weide usw. Vielleicht hat ja jemand gesehen, wie es passiert ist, und meldet sich. Ausserdem würde ich das Veterinäramt und den Tierschutzverein informieren.

Alles Gute für das Kleine!

Pecora


Martin M.
Beiträge: 2514
Registriert: 05.01.2013, 14:53

Beitrag von Martin M. »

Hallo Karl,
Pecora hat recht, probiers doch mal über die lokale Presse.
Bei uns im Umkreis, war letztes Jahr ein ähnlicher Fall, jedoch wurden da bei einem Hundeangriff mehrere Schafe getötet, aufgrund des Presseartikels, konnten allerdings Zeugen des Vorfalles gefunden werden.
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück.

Liebe Grüße
Martin


ElliBesch
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Registriert: 17.03.2008, 10:35

Beitrag von ElliBesch »

[quote='Martin M.','index.php?page=Thread&postID=164887#post164887']
Bevor ich jetzt gleich in den Boden gestampft werde, mir geht es vor allen Dingen um das Wohl des Kitzes, ganz klar, aber die Kosten hat der Verursacher zu tragen, wenn er hoffentlich ermittelt wird.[/quote]Hallo Martin,

wieso sollte man Dich in den Boden stampfen? Ich sehe das genau so wie Du und Pecora, würde zusätzlich noch ( möglichst spektakuläre)Fotos von den Verletzungen inklusive Diagnosebericht der Tierärzte als Flyer in Umlauf bringen und an das Gewissen des/ oder der Hundehalter/In appelieren...
Und meine Weide sofort dicht machen.

LG Elli&Co

P.S. Lieber Karl,

ich wünsche Deinem Kitz und Dir/Euch, dass sich alles zum Besten wendet! #trost#


Bild

Not being vegan is a mistake. ^^
Karl
Beiträge: 5
Registriert: 28.02.2019, 11:12

Beitrag von Karl »

also das punktieren der blase gestern hat dem tierchen wirklich entspannung gebracht, nachdem es anfangs etwas gejammert hat begann es nach etwa 400ml regelrecht zufrieden zu grunzen.....
abends hatte sich die blase - weil es ja viel trinkt - wieder gefüllt, aber das ausmassieren war nicht mehr so einfach. heute morgen ergab ein abtasten der blase etwa klein-apfel-grösse, also nichts wirklich dramatisches, aber doch zu viel.
offenbar kann es selbständig wieder etwas harnen. das mittel, welches das bewirkt hat war - hab ich heute nachgefragt - Tolfenaminsäure, wirkt schmerzstillend und abschwellend und ist kein Kortison. kann lt. TA bei allen tieren bedenkenlos eingesetzt werden.
inzwischen steht es fast normal, alerdings haben wir heute am after noch eine zwar oberflächliche, aber sofort stark blutende verletzung lokalisiert. wenn sie sich verschliesst wird sie in den hautfalten unsichtbar, aber beim ausmassieren, wenn das kitz mitdrückt, bzw. koten will, geht sie wieder auf. aber es scheint trotzdem zu koten. seltsamerweise gab mir der tierarzt augmentin :-D zum auftragen, wahrscheinlich wegen der schleimhäute eine augensalbe. morgen gibt's zum 4. mal baytril.
dafür, dass die ganze sache sehr schwerwiegend und erst 96 stunden her ist, hat sich das kitz erstaunlich gut gefangen. jetzt können wir nur noch hoffen, dass nicht noch was unvorhergesehenes auftritt. die mutterziege ist schon ganz unrund weil sie mit ihrem jungen von der herde getrennt ist und ausserdem leben meine tiere ausschliesslich in ihren unterständen, deshalb tritt sie mir, wenn sie mich hört, auch fast die tür ein #wb#
lg
karl


Karl
Beiträge: 5
Registriert: 28.02.2019, 11:12

Beitrag von Karl »

weil ich diese threads hasse in denen etwas angefangen, aber nicht zu ende berichtet wird:
bis vergangenen mittwoch (also 6 tage nach der bissattacke) erholte sich das kitz sehr gut, es stand bereits wieder richtig, sprich es konnte seinen fuss wieder kontrollieren. bloss harnen habe ich es nie gesehen. am donnerstag morgen lag es völlig entkräftet neben der mutter und das bein hing mit gesträubtem fell wie tot an ihm. es bekam weiter antibiotika-gaben und diesmal cortison dazu, das ganze nochmals am freitag. zwischendurch musste ich die blase weiter ausmassieren, was einmal leichter, ein andermal schwerer ging. übers wochenende hatte es sich so weit stabilisiert, dass es zwar wieder etwas spannung auf das bein bekam, aber ständig auf der oberseite der klaue auftrat. getrunken hat es immer, nur donnerstags hatte es verweigert, aber in der nacht zum freitag war der hunger doch zu gross.
heute (mein erster arbeitstag nach 10 tagen) war die blase trotz ständigen ausmassierens am späten nachmittag wieder zum bersten gefüllt. da das kitz hinten immer wieder einmal nass war, hat es offenbar eine überlaufblase ausgebildet und konnte selbständig nicht mehr urinieren.
aufgrund der lage des grössten bissloches muss man annehmen, dass im bereich des rückgrats der hauptnerv verletzt wurde und dadurch das bein, bzw. blasenentleerung gelähmt war.
heute war es dann so weit und wir liessen es einschläfern. #heul# #heul# #heul# #heul# #heul# #heul# #heul#
inzwischen glaube ich langsam für tierhaltung nicht wirklich geeignet zu sein, mir geht das alles immer zu nahe und gerade zu den "verreckerln" bau ich regelmässig eine ganz besondere bindung auf. auch meiner frau ist die sache so nahe gegangen wie schon lange nichts mehr. dabei hat sie es gar nicht so sehr wie ich mit den tieren und akzeptiert sie eher als teil von mir....und ich kann mich im moment über das andere kitz und unser lämmchen auch nicht wirklich freuen........
jedenfalls danke für obige anteilnahme.


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