moderhinke nicht in den griff zu kriegen

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-Sabine-

Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von -Sabine- »

sanhestar hat geschrieben:Hallo,

ich schrieb eine Form von...... - ob da Pilze mit beteiligt sind, kann ich nicht sagen, habe nie Abstriche davon untersuchen lassen. Es geht jedoch nicht um Zusammenhangstrennung durch Fehlstellung, da dies zu 99,9% im Zusammenhang mit längeren Feuchtigkeitsperioden oder Matsch/nassem Untergrund auftritt.

Aber es ist in der Symptomatik ein "Zwischending" zwischen ausgeformter Moderhinke und gesundem Huf, Zusammenhangstrennung von Wand und Lederhaut mit Taschenbildung, dazwischen findet sich dann Erde und eine schwarz-schmierige, übel riechende Substanz.
Ja - die Frage ist: Warum bildet sich die Taschen? Denn ohne Tasche keine Festsetzmöglichkeit für Dreck und das Bilden eines anaeroben Klimas. Ich habe (noch) zu wenig Ahnung von Klauen, um das Beurteilen zu können. Bei Pferden ist es so, dass auch da ein über längere Zeit aufgeweichter Huf anfälliger für Zusammenhangstrennungen ist, schlicht weil das Horn schneller/leichter nachgibt, da es weicher geworden ist. Während langer Dürreperioden ist das Horn hingegen steinhart und kaum zu bearbeiten/mechnisch zu schädigen - zumindest bei Offenstallpferden mit guter Hornqualität. Beschlagene Pferde sind da nochmal was anderes. Die Nässe und der Matsch sind aber nicht Ursache der Zusammenhangstrennung, die kommt von Spannungen innerhalb des Hufs.

Pilz ist nochmal was anderes. Den lass ich jetzt außen vor. Wenn bei den Ziegen die Erkrankung ohne Pilzmittel abheilt, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Pilzerkrankung, da Pilze ziemlich behandlungsresistent sind, wenn man nicht das richtige Mittel hat.


sanhestar
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Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

ich würde es für bakteriell halten, da es sehr gut auf antibakterielle Behandlung anspricht: Jod, Zinksulfat, Propolis, andere Klauenpflegeprodukte.

Und ja, das aufgeweichte Horn gibt schneller nach, bei Ziegen, die Trockengebietsbewohner sind, erheblich schneller als bei Pferden.

Oft im Zusammenhang mit Klauen, die geschnitten werden müssen: unter dem umgekippten äusseren Rand sammelt sich Erde/Dreck, es entsteht ein bakteriell günstiges Milieu, der Dreck sorgt für mechanische Reizung und die Zusammenhangstrennung beginnt.

Sehe es aber teilweise auch bei gut geschnittenen Klauen, dann ggfs. in Zusammenhang mit Verletzungen durch Schwarzdorn (entlang der Lederhaut eingetreten) oder eben wieder anhaltende Nässe.

Dann gibt es auch noch genetische Komponenten und ggfs. einen Zusammenhang mit Spurenelementemangel, hier nennt Pat Coleby aus Australien das Kupfer als hauptverantwortliches Spurenelement für gesunde Klauen.


Sabine M.H.
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-Sabine-

Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von -Sabine- »

Kupfer? Hat der Biotinwahn die Ziegen noch nicht erreicht?
`
Ja, ich sehe auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen Fütterung/Pflege/Bewegung und da noch, auf welchen Böden und der Qualität der Klauen. Und natürlich gibt es genetische Komponenten. Wobei ich jetzt mal vermuten würde, dass die bei den Ziegen nicht so zum tragen kommen, da die Tiere nicht beschlagen werden. Was im Klartext heißt, alles was erbliche schlechte Klauen hat landet wohl eher in der Gefriertruhe als in der Zucht.

Eine umgeschlagene Wand, auf die das Tier drauftritt, drückt den stehenden Teil der Wand nach außen => Riß => Bakterien und "Schmodder" aus der Sohle unter der umgelegten Wand => Taschenbildung etc. pp.

Bei gut geschnittenen Klauen würde ich die Rissbildung vor der Klauenpflege vermuten und bei ungünstiger Witterung können sich da dann die Bakterien einnisten. Wobei ich mal schauen muss: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ziegen alle einheitlich gerade Klauenwände haben - bei anderen Fuß-Hornträgern ist das ja auch nicht so. Und wenn jetzt natürlicherweise eine Wand schräger zum Boden steht als eine andere, gibts da permanent eine Hebelwirkung auf die Wand - von der Lederhaut und der Sohle weg. Sollte bei günstigen Umweltbedingungen aber auch nichts ausmachen - wie beim Pferd eben auch. Macht aber dann anfälliger, wenn die sich negativ verändern.


sanhestar
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Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

nicht zu unterschätzen ist, dass es sich pro Bein um jeweils 2 Klauen handelt, die bei Fehlstellungen sich gegenseitig beeinflussen. Und dazu noch das am schnellsten wachsende Klauenhorn der behuften Tiere in einer genialen Kombination:

harte, reibungswiderstandsfähige Aussenwände und weiche, hoch abriebbare Sohlenpolster (wie ein Winterreifen) für mehr Haftung auf glattem Fels. D.h. auf Wiesenboden ist der natürliche Abrieb quasi ausser Gefecht gesetzt.


Sabine M.H.
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LuckyFarm
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Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von LuckyFarm »

Hallo Mia!

Nicht verzweifeln!

THP-Behandlungsplan:
1. Nur ein im Labor untersuchter Abstrich kann klären,´ob es tatsächlich Moderhinke-Erreger sind. Ich glaube es nicht. Nicht jeder schwarze Schmier ist gleich Moderhinke.
2. Klauen regelmässig (alle 4-6 Wochen) fachlich orthopädisch versorgen lassen, evt Kurs belegen. Tierärzte, Hufschmiede, Schäfer haben da zu wenig Ahnung!
3. Stallboden mit geeignetem Pulver (z B Gemicidan) bestreuen
4. Klauenhorn futter-technisch verbessern: Bierhefe + Fermentgetreide + (Bio) Dinkel im Spelz + naturbelassene deutsche Salzbrocken anbieten.
5. Betroffene Stellen mit spezieller Mischung ätherischer Öle behandlen. Bewährt hat sich hier unbedingt das WLD der THM-Serie von Wolfgang Busch. Hat keine spezielle Zulasung für lebensmittelliefernde Tiere, muß also jeder selbst umwidmen. Ggfls. statt dessen Dr.Schaette Klausan Spray benutzen.

Dann ist der Spuk vorbei.

Der Vortrag war kostenlos ;-)

Gruß
Claudia


artgerechter Tierschutz - Privatinitiative
mobile Tierheilpraxis
Huf- und Klauenpflege
Seminare und Kurse
NEU: http://foerderverein.lucky-farm.de
http://www.youtube.com/luckyfarm09
-Sabine-

Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von -Sabine- »

sanhestar hat geschrieben:Hallo,

nicht zu unterschätzen ist, dass es sich pro Bein um jeweils 2 Klauen handelt, die bei Fehlstellungen sich gegenseitig beeinflussen. Und dazu noch das am schnellsten wachsende Klauenhorn der behuften Tiere in einer genialen Kombination:
Echt? Die Klauen der Ziegen wachsen bei gleichen Haltungsbedingungen am schnellsten von allen Hufarten? Das kenn ich bei Pferden auch, aber nur, wenn z.B. Tiere, die lange auf weichen Böden gelebt haben (> 2 Jahre) auf harte Böden umziehen oder umgekehrt. Für die neuen Haltungsbedingungen ist das Hornwachstum dann erstmal zu schnell oder zu langsam, passt sich aber im Laufe der Zeit dann an.
harte, reibungswiderstandsfähige Aussenwände und weiche, hoch abriebbare Sohlenpolster (wie ein Winterreifen) für mehr Haftung auf glattem Fels. D.h. auf Wiesenboden ist der natürliche Abrieb quasi ausser Gefecht gesetzt.
Das ist bei Pferden auch so. Sie sind ja grundsätzlich auch für eher harte, steinige Böden "gemacht" - so ur-herkunftstechnisch.


sanhestar
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Re: moderhinke nicht in den griff zu kriegen

Beitrag von sanhestar »

LuckyFarm hat geschrieben:Bewährt hat sich hier unbedingt das WLD der THM-Serie von Wolfgang Busch. Hat keine spezielle Zulasung für lebensmittelliefernde Tiere, muß also jeder selbst umwidmen.
ähm - umwidmen darf nur der Tierarzt, nicht der Nutztierhalter selbst.


Sabine M.H.
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