Mistmanagement

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Fridolin
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Registriert: 26.02.2006, 22:26

Mistmanagement

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Bis vor wenigen Wochen brachten wir den Stallmist an eine etwas sichtgeschütze Stelle hinter unserem Gewächshaus, wo er mehr oder weniger lieblos vor sich hin rottete. Andererseits wurde er immer umfangreicher und den wirklich gut abgegangen Mist musste man dann suchen und irgendwo darunter ausgraben. Angeregt durch die Diskussion hier im Forum über die Effektiven Mikroorganismen - kurz EM - hat meine Freundin das Projekt Mistmanagement ins Leben gerufen und hier kurz der durchaus erfolgreiche Zwischenbericht:

Der Stallmist wurde mit Küchen- und Gartenabfällen vermischt und eine Mistmiete von ungefähr 150 x 150 x 150 gebaut. Beim Aufbau wurde immer wieder Urgesteinsmehl dazwischen gestreut und Schicht für Schicht mit verdünntem EM A begossen. Auch haben wir eine Schicht mit Hächselgut eingestreut. Das Ganze wurde immer wieder fest niedergetrampelt, wozu sich mein Gewicht sehr gut eignete. Wir haben den Mistplatz mit starken Lärchenbrettern umbaut, sodass die Mistmieten zumindest an zwei Seiten an der Bretterwand anliegen. Zuoberst kam dann eine Schicht Erde bzw. bereits erdiger Mist darauf. Das Ganze wurde dann mit einer weißen undurchsichtigen Plastikfolie abgedeckt. Zum Vergleich haben wir einen zweiten Misthügel gebaut, dem zwar auch Urgesteinsmehl und manchmal auch EM A beigegeben wurde, der aber nicht abgedeckt wurde. Laut Plan sollte sich bereits nach 6 Wochen der Mist unter der Plane vererdet haben. Jener offene Misthaufen würde bis zur vollständigen Verrottung 4 bis 5 Monate brauchen. Zu erwähnen sei noch, dass der Mistplatz nach unten hin nicht versiegelt ist.

Gestern war es soweit. Mit einiger Skepsis legten wir die abgedeckte Mistmiete frei und waren ziemlich erstaunt. Gerade mal an der vorderen Seite, die nicht bzw. wenig mit Erde abgedeckt worden war, gab es eine Stelle, wo das Heu noch nicht verrottet war. Auch das eingestreute Hächselgut war noch zu erkennen. Alles andere war durch und durch erdig und stank im Gegensatz zum offenen Haufen überhaupt nicht. Im Gegenteil, eine feine Nase konnte den leicht süßlichen Geruch von Melasse erkennen, jenem Bestandteil also, in dem die Mikroorganismen herangezüchtet werden. Der bereits erdige Mist war durch und durch etwas feucht, ohne wirklich nass zu sein. In diesem Zustand könnte er bereits im Garten eingearbeitet werden, bis zu einer Ansaat sollte man aber noch 14 Tage warten, damit der Mist so richtig gut abgehen kann und seine Schärfe verliert. Auch fanden sich auch schon recht viele Regenwürmer im Mist, was ein Zeichen dafür ist, dass daraus schon Erde geworden ist. Man könnte nun einen dm³ ausstechen und die Anzahl der Würmer zählen um anhand einer Tabelle den Vererdungsgrad zu ermitteln.

Der offene Misthaufen war im Gegensatz dazu nur in den unteren Bereichen etwas verrottet, wobei man durchaus die Heustruktur noch sehen konnte. Regenwürmer fand man nur in der alleruntersten Schicht. Obwohl diese Mistmiete nicht abgedeckt war und es bei uns seit Mai kaum eine Woche gab, in der es nicht zumindest 3 mal ordentlich geregnet hätte, war der Haufen ab einer Tiefe von vielleicht 20 cm staubtrocken. Lt. Handbuch würde die Verrottung eines solchen mit EM behandeltem, aber nicht abgedecktem Mist 4 Monate dauern. Also auch dieser Misthaufen liegt im Plan.

Obwohl ich dem ganzen Treiben anfänglich mit der gebührenden Skepsis begegnet bin, darf ich mich nun als vollkommen überzeugten EM Fan outen.

Ich darf daher die Vorteil einer abgedeckten Mistmiete noch einmal kurz zusammenfassen, weil gerade wir Hobbyhalter, die über keinen ausgewiesenen Mistplatz verfügen, zumeist nicht wissen, was mir mit dem angefallenen Mist machen sollten:

- Kompakt und daher platzsparend

- Absolut keine Geruchsbelästigung, wobei ich diese Aussage mit fünf Rufzeichen versehen möchte !!!!!

- Die Vererdung erfolgt innerhalb von nur 6 Wochen - ebenfalls fünf Rufzeichen !!!!!

- Sehr gute Qualität, was man an der großen Anzahl von Regenwürmern sieht.

- Durch die rasche Vererdung kann der abgegangene Mist rasch wieder im Garten oder zur Landschaftsgestaltung verwendet werden

- Etwaige Pflanzensamen werden soweit zerstört, dass im Falle einer Ausbringung im Garten die Unkräuter nicht explodieren ( Für diese Aussage gibt es allerdings noch keine persönlichen Erfahrungswerte, sie entstammt der Lehrmeinung)

- dank der Abdeckung schwirren keine Mücken oder Fliegen herum.

- Bei Regen wird keine Gülle ausgeschwemmt, die Kontanimierung des Boden ist also ökologisch vertretbar

Würde mich freuen, wenn ich einige Skeptiker - ich möchte hier den Namen Altsteirer nicht extra erwähnen ;-) - neugierig gemacht zu haben.


Ulli
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Registriert: 13.03.2008, 07:18

Re: Mistmanagement

Beitrag von Ulli »

Hallo!

Ist die Nachfrage erlaubt, warum Du eine weisse und keine schwarze Plane verwendest?

Unter der schwarzen wäre es doch wärmer...

LG Ulli


Leben ist gefährlich und endet immer tödlich
Erika
Beiträge: 52
Registriert: 08.05.2008, 11:18

Re: Mistmanagement

Beitrag von Erika »

@Fridolin

Bravo! Habe ähnliche Erfahrungen gemacht - hab' mich damit nur noch nicht an die Forum-Öffentlichkeit getraut.

@Ulli

Soviel ich weiß, soll es im Haufen nicht zu heiß werden, das Material soll fermentieren und nicht verbrennen.

Liebe Grüße
Erika


Therapiehof

Re: Mistmanagement

Beitrag von Therapiehof »

hahaha Gerald! Soviel Leichtgläubigkeit hätt ich Dir nicht zugetraut. Du hast den Blindversuch vergessen.
Mach das ganze bitte nochmal, mit zwei identischen abgedeckten Haufen und verwende beim zweiten Haufen dann Pferdepisse, levitiertes Wasser, Ziegenmolke oder sonst irgendetwas mit halbwegs saurem Milieu. Ich wette 1 kg meines leckeren Ziegenbergkäses, Du wirst genau dasselbe Resulat haben, wie mit EMA. Der erzielte Effekt liegt nicht an EMA, sondern an der Mühe, die Du Dir sonst gegeben hast.

Ich habe ja parallel mehrere Versuche mit EMA gefahren, alle mit demselben Ergebnis: Besondere Wirkung nicht festzustellen.
BSP: Algenwuchs im Teichbecken: Die Algen wuchsen mit EMA eher mehr als sonst, klar pH wurde durch EMA gesenkt.
Stallaussprenzen gegen Fliegen: keine Wirkung.
Tiere abreiben: gegenteilige Wirkung, der Geruch und das feuchte Fell zieht Fliegen eher an...
usw.
Ich will hier die alte EM Diskussion nicht wieder von vorn beginnen, sondern wollte Dich nur auf Deinen groben Systemfehler beim Mistversuch hinweisen.

lg
Andreas

PS: Nachtrag zu Unkrautsamen. Nicht alle Samen sind hitzemempfindlich. Ampfer z.B. überlebt sowohl den Verdauungstrakt der Wiederkäuer, als auch Komposttemperaturen bis zu 60 Grad. Heisser kompostieren bedarf aber technischen Aufwands, spricht Kompostwender, Überwachung etc. Seinerzeit in der Schweiz hatten wir auf unserem Demeterhof übrigends bereits nach 3 Wochen fertig kompostierten ausbringfähigen Mist ohne Samenaktivität , es wurde mehrfach gewendet, Pferdemist zugesetzt, die Feuchte reguliert durch Wasserzusatz bzw. Abdecken mit Kompostvlies (teuer). Ist eher was für Profis, aber in der Gärnterei brauchten wir sterilen Kompost ohne aktive Samen...


Erika
Beiträge: 52
Registriert: 08.05.2008, 11:18

Re: Mistmanagement

Beitrag von Erika »

@ Therpiehof
Kann durchaus sein, dass du recht hast, dass das alles ohne EM auch gut funktioniert. Aber warum Pferdepisse nehmen, wenn man kein Pferd hat? Warum Ziegenkäse nehmen, ist doch ein wenig schad drum und um die Molke genauso, die saufen die Ziegen selber gern - und ich manchmal auch. Es gibt alle möglichen Kompostbeschleuniger - kann sein, dass die was bringen oder auch nicht - auf alle Fälle kosten sie auch was.
Warum also nicht diese Mikroorganismenkultur? EMa riecht angenehm, richtet bestimmt keinen Schaden an und kostet nicht überhalten viel. Es gibt viel blödsinnigere Dinge, für die so mancher Mensch sein Geld ausgibt.
Und soweit ich das Forum bis jetzt verfolgt habe gibt es einige, deren Meinung mir genau so wenig blind und blauäugig scheint wie deine, die diese Mikroorganismenkultur seit langem verwenden und von guten Erfahrungen damit berichten. Du hast dir die Mühe gemacht und Versuche mit EM gemacht - du hast nichts Weltbewegendes dabei entdecken können, auch gut. Auf jeden Fall spricht es für dich, dass du nicht blind etwas kritisierst, was du überhaupt nicht kennst.
Ich selbst kann noch nicht von ganz großartigen Erfolgen berichten - aber: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden oder: Gut Ding braucht Weile.

In diesem Sinne liebe Grüße
Erika


Ulli
Beiträge: 3007
Registriert: 13.03.2008, 07:18

Re: Mistmanagement

Beitrag von Ulli »

Hallo Erika!

Ich dachte halt nur, da Thermokomposter meist schwarz sind wegen der Wärme und Unkrautsamen ab 60 Grad zum größten teil absterben.

War auch nur eine interessierte Nachfrage und keine Kritik- kann ja sein, dass die weisse Plane halt vorhanden war (extra neu zu kaufen wäre überflüssig)

Wenn nicht würde mich der Grund interessieren, warum die weisse besser ist.

Gekokelt hat es in meinen Thermokompostern jedenfalls noch nie... und der Schnellkomposter besteht auch aus Mikroorganismen und arbeitet bei den entstehenden Temperaturen gut.

Habe EM noch nicht ausprobiert (bin aber kein EM-Gegner!!!),kann mir aber nichjt vorstellen, dass es empfindlicher ist...

LG Ulli


Leben ist gefährlich und endet immer tödlich
Finn

Re: Mistmanagement

Beitrag von Finn »

nette idee, vielleicht auch sinnvoll (das wage ich nicht zu beurteilen), aber ich für meinen teil will keine wissenschaft aus dem misthaufen machen. frühjahr aufsetzen, im herbst verstreuen. gut ist.


Fridolin
Beiträge: 1662
Registriert: 26.02.2006, 22:26

Re: Mistmanagement

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Soweit ich den EM Kult richtig verstanden habe, verrottet das Material mit EM Bokashi anaerob bei relativ niedrigen Temparaturen, daher wird auch mit einer weissen Folie abgedeckt, damit der Misthaufen nicht zusätzlich angeheizt wird, während die Verrottung auf herkömmliche Art aerob durch hohe Innentemperaturen geschieht. Bevor wir mit dem EM Hokuspokus begannen, also noch bis vor kurzem, stank und schimmelte unser Misthaufen so vor sich hin, war im Inneren ziemlich heiß und zog jede Menge Fliegen und Mücken an und ging vor allem nur sehr langsam ab. Wenn dann aber nur im Inneren.

Mag sein, dass eine Abdeckung auch ohne EM Zusatz den Verrottungsprozess schneller und geruchloser von statten gehen ließe, einen Vergleichsversuch wäre es jedenfalls wert. Mich faszinierte vor allem der Umstand, dass der mit EM behandelte Misthaufen überhaupt nicht stank sondern im Gegenteil recht angenehm roch. Gut, eincremen würde ich mich mit dem Mist aber trotzdem nicht. Auch fanden wir weder in der abgedeckten und mit EM behandelten Mistmiete noch im offenen ebenfalls mit EM geimpften Misthaufen absolut keine Schimmelbildung. Mag sein, dass dafür auch das Urgesteinsmehl verantwortlich ist, welches wir beiden Mistmieten beigegeben haben. Dem Grunde nach soll das Urgesteinsmehl den Stickstoffverlust reduzieren und so die Verrottung beschleunigen.

Hier eine Gegenüberstellung des Verrottungsprozesses mit EM Bokashi und auf traditionelle Weise.

Das nächste Projekt wird jedenfalls sein, zwei abgedeckte Mistmieten zu gestalten, den einen mit und den anderen ohne EM Bokashi. Mal sehen was sich nach 6 Wochen unter der Folie getan hat.

@Altsteirer *fg*

Brülle vor lachen wegen Deines Figuretta Vergleichs. Ich trage mich mit dem Gedanken, Dir eine Foto von mir mit einem unbehandeltem und als Vergleich mit einem EM behandelten Misthaufen zu schicken. Leider werde ich aber auf beiden Bildern die gleichen Figurprobleme haben.


Schweinchen Criss

Re: Mistmanagement

Beitrag von Schweinchen Criss »

ja, hatte auch mal einen grossen haufen mist, nur mit brettern umbaut, der war als zwischenlager gedacht bis zum abtransport, irgendwie kam es aber nie so komplett dazu. heute wachsen herrliche zuchini darauf und kürbis - ist vollständig erde und ganz fein, auch viele regenwürmer drin. hier hat es zwar lange gedauert, aber die natur hats gemacht. man kann diese "abfallprodukte" also wirklich ganz fein und sinnvoll nutzen.


Elise
Beiträge: 1768
Registriert: 21.08.2005, 17:49

Re: Mistmanagement

Beitrag von Elise »

Hallo Fridolin, zuerst mal ein Dankeschön für deinen Bericht bzgl. EMa und Misthaufen #daumen_hoch* .

Ich kann bestätigen, daß der Mist innerhalb kürzester Zeit verrottet. Habe auch schon Versuche gestartet und bin begeistert.


@ Therapiehof, dein Beitrag ist wie so oft lachhaft, deswegen nochmals meine Bitte an dich: Überlese doch einfach die Beiträge, von deren Inhalt DU nicht überzeugt bist und lass uns in Ruhe Erfahrungen austauschen.
Noch eine kleine Anmerkung: EMa gehört nicht ins Aquarium oder ins Teichwasser (wer richtig lesen kann ist klar im Vorteil).

Vlg Claudia


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