weidewelt.org

Vorab dazu, vielleicht wird es den Einen oder Anderen wundern, meine Ziegen sind, wie meine Hunde, Herzens- und Haustiere, also keinem sonderlich wirtschaftlichen Gedanken unterstellt.

Ich hatte ja in meinem Vorstellungsthread geschrieben, dass unser alter Bock gestorben war, nun ergab sich glücklicherweise der Kauf eines kleinen Wallisermädelchens von 5 Monaten. Der übriggebliebene Bock konnte sich kaum fassen vor Glück, die Welt war wieder in Ordnung.



Vorgestern mittag, also 4 Tage nach ihrem Einzug bei uns, stand klein Stineli auf einmal 3-beinig vor unserer Küchentür. Das 4. Bein hing einfach herab, morgens war noch alles ok. Erst dachte ich, die Hunde hätten sie vielleicht gescheucht (eigentlich haben sie Angst vor den Ziegen, aber bei einem Neuling dürfen sie nur unter Aufsicht dazu), aber die waren gar nicht draußen gewesen...

Die Tierärztin kam und orderte uns gleich samt Zicklein in die Praxis zum Röntgen.

Befund: Oberschenkel glatt durchgebrochen, glücklicherweise ziemlich in der Mitte, nicht in der Nähe der Gelenke. Die Knochenteile standen im rechten Winkel.

Gestern mittag: 4-stündige OP, es wurde ein Metallnagel in den Röhrenknochen eingesetzt, die Enden zusammengefügt und verdrahtet. Alles ist gut verlaufen, nun muss sie 4-6 Wochen im Knast bleiben und darf sich nur wenig bewegen.

Nun wohnt sie die nächsten Wochen in unserer großen, selbstgebastelten Hundebox (ein großer Schreibtisch, den wir an den Seiten vergittert haben) in meinem Büro.

Sie ist ein echtes Herzchen.. hat sich alles vertrauensvoll und geduldig gefallen lassen, obwohl es ihr wahnsinnig wehgetan haben muss. Am nächsten Morgen stand sie schon, wenn auch dreibeinig und hat mit gutem Appettit einen großen Teller Möhrchen-Kartoffel-Rübenschnitzel verputzt und ordentlich geschmust.

Das Ganze ist wahrscheinlich (wir haben es ja nicht gesehen) passiert, weil sie auf dem Schnee ausgerutscht ist. Bestimmt dumm von mir, aber ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass so etwas passieren kann, hab aber mittlerweile gehört, dass auch die Pferde bei diesem Wetter meist drinnen bleiben müssen.. man lernt nie aus.

Haben Eure Ziegen bei Schnee Stallpflicht? Ist Euch sowas schon mal untergekommen? Und hat jemand Erfahrungen mit einer solchen OP, wenn nicht bei einer Ziege, vielleicht bei einem Hund?

Der Bock ist natürlich untröstlich nun, aber er darf täglich mit den Hunden spazierengehen, er wird es schon überstehen.

Danke schon mal für Eure Antworten,

Grüße
Astrid

Hallo,

ist der Bock gehörnt?

Bei solch einem glatten Bruch und dann noch der Oberschenkel, da würde ich nicht den Schnee, sondern eine andere Ziege verantwortlich machen.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass die zwei gerade miteinander sozialisiert werden und die Rangordnung noch nicht geklärt ist. Dazu kommt erschwerend der Alters- UND Grössenunterschied.

Als weitere Ursache kommt Hängenbleiben in einer Astgabel (Haselnussstrauch), zwischen zwei engen Brettern und dann Stoss, auch Pferdetritt in Betracht.
Wenn der Bruch glatt ist, gute Chancen.
Schmerzmittel sollte weiter injiziert werden (Metacam). Alle 2 Tage
Leider muss der Nagel wieder entfernt werden.
Endlich mal ein TA, der Ahnung hat.
Läge der Bruch weiter unten, hätte vielleich eine Schienung gereicht, wie ich sie
auf Photos einem Forianer geschickt habe, der sie hier freundlicherweise einstellen wird.
Bei Kälbern ginge die Schienung auch, nicht jedoch bei sehr schweren, also erwachsenen Tieren;
deshalb habe ich ein, wenn auch ungeschientes, Kalb mit veröffentlichen lassen.

Bei offenem Bruch geht die durch die Photos dargestellte Methode wegen Sepsisgefahr und fehlender
Kontrollmöglicheit unter dem Kunstharzverband (stabil u. nicht wasserempfindlich) nicht.
Solche Verbände kann man selbst mit Minifräse und Klauenschere entfernen (und sei es in Etappen, wenn man das Tier nicht sehr stressen will, denn das dauert schon seine Zeit, wenn man es vorsichtig gestaltet).

Es sollte später etwas Krankengymnastik gemacht werden, einschliesslich Massagen. Die Muskeln werden sich in Monaten wieder aufbauen.

hallo astrid,

meinem neuen zicklein hatte der ältere bock zwar nicht das bein gebrochen, aber die kleine konnte sich am ersten abend kaum niederlegen, weil er ihr dauernd die hinterbeine mit den hörnern langezogen hat.
um schlimmeres zu vermeiden, hab ich ihm eine art "verhüterli" für die nächste zeit verpasst: ein maßgeschnitztes dreieck aus styrodur dazwischen, mit reichlich starkem klebeband umwickelt. so rutschen die zarten zickleinbeine nicht mehr dazwischen.
ihm macht es nichts aus. hält bombenfest, trotz scheuern.

gruss und gute besserung
biber

Danke Ihr Lieben, für Antworten und Tipps..

Also, ich hatte ja ein paar Tage Gelegenheit, die beiden zu beobachten. Da gab es keinerlei Grobheiten von Seiten des Bocks, er war hocherfreut und sehr nett zu ihr (kein Futterneid, hat ihr gleich die guten Plätze gezeigt usw.) Den Verdacht kann ich, denke ich, ausschließen. Pferde oder sontige Tiere haben wir auch nicht, die sie getreten haben könnten.

Hängenbleiben mit dem Bein wäre eine Möglichkeit.. in dem Garten steht ein großes GoKart, auf dem sie vielleicht herumgeturnt sein könnte.. ich werde es woanders unterbringen. Vielleicht ist sie auch im Stall über eine Absperrung gesprungen, die der Bock gern überspringt, statt außenrum zu laufen.. ich werd es nicht herausfinden.

Laut TA kommt das wohl schon ab und zu vor, dass Ziegen oder Schafe ausrutschen und sich verletzen..

Er meinte auch, der Nagel könne, wenn alles gut geht, drinbleiben, bist du sicher, dass er wieder raus muss Moritz?

Der Kleinen geht es soweit gut, sie stellt sich schon wieder auf das verletzte Bein und ist guter Dinge... nur ein wenig langweilig ist ihr, wenn ihr nicht grad die Katzen in der Box Gesellschaft leisten.

LG
Astrid

Zum Nagel kann ich so nichts sagen, aus vielerlei med. Gründen.
Kann doch aber beim Wachstum ein Problem geben, frag mal nach.
Hol eine ander Meinung ein. UNi-Tierklinik?
Wir hatten hier im Forum vor 2 Jahren einen ähnlichen Fall in Italien, viellleicht hilft jemand anders. Möglicherweise war es dort aber eine Platte, die wieder entfernt wurde.

Hallo Astrid,
meine Ziege hat sich letztes Jahr das linke Hinterbein gebrochen, knapp oberhalb des Sprunggelenks (Gelenkköpfchen abgedreht). Es war so ein schwieriger Bruch, dass sich zuerst niemand rangetraut hat. Sie wurde dann in der Uniklinik operiert - sie bekam 2 Stifte in den Knochen - diese waren dann mit dem Kunststoffverband verbunden (der Bruch wurde so über den Verband fixiert). Nach 4 Wochen Verbandwechsel, Stifte blieben drin, nach weiteren 2 Wochen wurden die Stifte entfernt und sie bekam eine Schiene ans Bein. Die durfte ich dann nach weiteren 2 Wochen selbst entfernen. Es war eine wirklich schwere Zeit; ich sollte sie auch getrennt auf engem Raum aufstallen - sie hat aber trotz Gipsbein wirklich alles angestellt um wieder zur Herde zu kommen. Das war dann so gefährlich, dass ich sie zu zweit gehalten habe. Ich bin mit ihr auch jeden Tag trotz Gipsbein gegangen (ca. 2 km). Nachdem ich die Schiene entfernt hatte, hat sie das Bein zuerst nicht belastet (Verzweiflung meinerseits!). Nach weiteren 2 Wochen lief sie wieder hinkend auf allen Vieren; im Sprunggelenk hatte sich eine Arthrose gebildet sodass das Gelenk nicht mehr beweglich war. Die Ärzte sagten mir das auch, dass das Gelenk steif bleiben kann. 4 Monate nach der OP wurde das Sprunggelenk wieder geweglich. Ich bin mit ihr täglich spazieren gegangen (ca. 3 km) und habe sie mit Arnikasalbe eingerieben + Arnica D6 + Symphytum D6. Jetzt, 7 Monate nach der OP muss sie sich nach längerem Liegen (z.B. in der früh) erst mal wieder warm laufen, das heißt, sie belastet ihr linkes Bein zuerst noch nicht richtig, dann läuft sie gleichmäßig - und sie macht wieder richtige Bocksprünge (alle Viere in der Luft) und ist wieder sehr selbstbewußt. Ich war so unendlich erleichtert, das alles gut gegangen ist.
Die größte Gefahr ist wohl immer, dass eine Entzündung entsteht. Ich habe deshalb am Anfang regelmäßig die Körpertemperatur gemessen. Ich wünsche dir und deiner Ziege alles Gute - da geht man nicht durch DÜNN sondern durch DICK mit dem Tier und das merken sie sich auch. Meine Ziege vertraut mir voll und hängt sehr an mir - und ich an ihr.

Zum Thema: wie kann so ein Bruch entstehen? Ich habe es ja auch nicht gesehen, wie es passiert ist. Das eine Ziege sich beim Ausrutschen auf dem Schnee ein Bein bricht, kann ich mir nicht vorstellen. Meine Ziege ist höchstwahrscheinlich zwischen zwei Holzlatten hängengeblieben und hat sich das Bein bzw. das Gelenkköpfchen regelrecht abgedreht. In der Brunftzeit ist mein Bock durch den Elektrozaun gegangen, über einen sehr hohen Holzzaun gesprungen, wollte sich noch mal abstoßen und ist dann auch mit dem Hinterbein zwischen zwei Holzlatten hängengeblieben. Da stand ich zum Glück daneben und habe ihn wieder rausgehieft (ohne Schaden). Auch Maschendrahtzäune sind sehr gefährlich, dass sie darin hängenbleiben. Auch sehe ich immer wieder, besonders bei matschigem Boden, dass Ziegenhalter Holzpaletten aufstellen. Das halte ich nach meinen Erfahrungen für sehr gefährlich - kann 99,9 % gut gehen - oder einmal schlecht ausgehen.
Viele Grüße, Sigrun

Hallo, gegen die Langeweile helfen Fichtenäste. Alles Gute.

Vlg Claudia