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Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 12:23
von Barbera
Hallo allerseits,

gibt es eventuell einen Spezialisten, der mir mit dem folgenden Problem helfen könnte?

Habe gerade Befund vom 'LLBB' (Landeslabor Berlin-Brandenburg) bekommen, meine Ziegen haben Lungenwürmer. (Kotprobe, Lungenwurmlarven, kleiner Lungenwurm plus geringer Gehalt an Eiern vom Zwergfadenwurm plus geringer Gehalt von Magen-Darm Strongylata).

Da sie gerade lammen, und die Lämmer erst ab Woche 8, 12 (?) behandelt werden können, meine Frage: Macht es Sinn, die erwachsenen Ziegen zu behandeln, und dann die Lämmer separat, oder ist das gerade kontraproduktiv, muß ich also so lange warten, bis die Lämmer groß genug sind?
(Die Frage stellt sich mir hauptsächlich deshalb, weil ich nicht 12 Wochen herwarten will, in denen sich das parasitäre Kruppzeugs durch die Lunge der Ziegen frißt).

Entscheidend ist wohl Länge und Art des Entwicklungszyklus des Lungenwurms, und die anderen beiden Arten nicht zu vergessen, - wer weiß Genaues?

Habe das Forum durchsucht, aber nichts Konkretes gefunden.
Natürlich frage ich auch den Vet, aber das Thema hatten wir ja schon....

Für jegliche Information wäre ich sehr dankbar!
Grüße aus der verschneiten Prignitz,
barbera

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 13:20
von Moritz
Da es wenigstens 5 oder 6 Lungenwurmarten gibt, solltest Du Dir genau den wiss. Namen geben lassen.
Hinzu kommen die jeweiligen Larvenarten/stadien.
Ferner daran denken, die geschwächte Lunge rechtzeitig gegen bakterielle Sekundärinfektionen zu schützen.

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 13:42
von ClaudiaH
Hallo Barbara,

Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als regelmäßig die Alttiere zu entwurmen und dann zweimal nacheinander die Lämmer zusammen mit den Alttieren. Da die meisten Wurmmittel mehrfach überdosiert werden können, ohne zu schaden, würde ich mir um die evtl. Schädigung der Alttiere weniger Gedanken machen als um die Schäden, die entstehen können, wenn unter dem Geburtsstreß inaktive Stadien freigesetzt werden.

Ich würde es so machen: Wirksames Mittel herausfinden (Liegen schon Resistenzen vor?), alle Mütter ab sofort alle vier Wochen entwurmen mit doppelter bis dreifacher Schaf- Überdosierung, die Kitze je nach Hersteller- Angaben im entsprechenden Alter auch zweimal im Abstand von drei bis vier Wochen, zusammen mit den Müttern. Jeweils ca. 36 Stunden nach der WK die entwurmten Tiere sauber aufstallen oder umweiden. Die Ziegen, die noch nicht gelammt haben separieren (wegen der Ausscheidungen), innerhalb von 24 h nach der Geburt entwurmen (vorzugsweise gleich in der Ablammbox), dann zu den anderen Müttern und im Zyklus weitermachen. Ich würde versuchen, die Lämmer je nach Zustand gemeinsam zu entwurmen, also die einen vielleicht mit zehn Wochen, während die anderen vielleicht schon vierzehn Wochen alt sind, damit man dann bei Weideaustrieb alle mehrfach gleichzeitig entwurmt hat.

Letztlich geht es darum, den Infektionsdruck für die Lämmer solange wie möglich so niedrig wie möglich zu halten. Falls Du ein Mittel findest, welches schon am Ende der Tragzeit gegeben werden kann, dann nimm die Ziegen ruhig schon mit dran, dann verringert sich der Druck auf die Kitze enorm.

Fadenwürmer und diese anderen Strongyliden können auch übelst Schäden anrichten, falls sie sich durch Streß o.ä. vermehren. Wichtig wäre, ein Mittel zu finden, das alles weghaut und worauf noch keine oder nur wenige Resistenzen bekannt sind.

Hoffentlich hab ich mich jetzt halbwegs verständlich ausgedrückt :)

Liebe Grüße,
Claudia

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 13:47
von ClaudiaH
Hallo Moritz,

m.W. ist es recht schwierig, die genauen Unterarten zweifelsfrei zu unterscheiden. Außerdem handelt es sich im allgemeinen um Breitspektrum- Antiparasitizide, weshalb sollte da eine Unterscheidung mit Vor- und Zunamen wichtig sein? Und wie kann man die Lunge gegen die bakt. Sekundärinfektionen schützen?

Liebe Grüße,
Claudia

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 14:51
von Barbera
Hallo ClaudiaH, Hallo Moritz,

erst mal vielen Dank für alle Tips! Ich werde mein bestes versuchen, obwohl ich das alles nicht so perfekt machen kann, wie Du, Claudia, es zeitlich entwirfst (ein paar von den Damen lassen mich nicht immer ran/ich bin nur 3,5 Tage die Woche hier). Werde wohl den Bestand reduzieren müssen. Aber erstmal wirklich ein herzliches Dankeschön für diese ausführliche Therapiebeschreibung!!!!! Ich werde sie vorsichtig dem Tierarzt zeigen.

Der 'Muellerius capillaris' ist, wie ich irgendwo im Forum gelesen habe, der 'kleine Lungenwurm', ich hoffe, das Breitbanddingens haut sie trotzdem alle weg!

An Moritz: Ich hatte kürzlich mit dem Vet ausgemacht, daß er prophylaktisch mal alle Ziegen mit E-Selen spritzt, wäre das denn schon mal eine Maßnahme zur Vorbeugung vor Sekundärinfektionen, könnte man gleich noch etwas dazugeben, dies also gleich in einem Arbeitsgang erledigen?

Mist, ich bin etwas fertig mit den Nerven, wenn ich das mal sagen darf,
liebe Grüße,
barbara

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 15:09
von Moritz
Nerven wie Stahlseile Dir und mir!

Die Frage nach den Namen deshalb:
der Muellerius zum Beispiel hat eine Latenzzeit = Präpatenzzeit (Zeit, bis die Larven oder Eier ausgeschieden werden) von 30 Tagen, bei anderen beträgt der Zeitraum bis zu mehr als 2 Monate.
Zwischenwirte sind unterschiedlich, die Überlebenszeit der richtigen Würmer, also nicht Larven (soweit sie nicht "weggehauen" werden) ist auch unterschiedlich lang.

Aber das ist - mit einer guten Liste - alles kein Problem, wenn man sich strikt daran hält.
Zu in D. gängigen Mitteln kann ich nichts sagen.

Mit Sekundärprophylaxe meine ich, es sollte darauf geachtet werden, dass die befallene Lunge keine Schâden durch Pilze (sauberes Heu also) oder andere Keime (Zugluft, usw.) erleidet.
Bei länger anhaltendem Husten muss dem also nachgegangen werden.

Der Zyklus verläuft so, dass über Aufnahme der Eier oder Larven (aus Regenwurmkot, Schneckenkot, dann Heu, Stroh, oder eigenes Hochhusten und Abschlucken seitens der Ziege) Mägen und Darmwandschleimhäute, Leber, Blutkreislauf die Wurmlarven in die Lunge kommen (Lasset die Würmlein zu mir kommen!), diese teilweise zerfressen - Angriffsfläche für Sekundäres - und dann von Neuem im Kreise.
Dieser Zyklus muss durchbrochen werden.

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 15:37
von ClaudiaH
Hallo Barbera,

das ist gar nicht so kompiziert. Du musst nur die entwurmten Ziegen mit ihren Kitzen von den anderen (noch) nicht entwurmten trennen und ca. 36 h nach erfolgter Wurmkur sauber aufstallen. Dann entwurmst Du alle vier Wochen, bis die Kitze alt genug sind, und diese nimmst Du dann mit rein, bis sie zweimal entwurmt sind. Man kann auch in anderen Zeitabständen entwurmen, es gibt Arten, die schon nach zwei Wochen wieder fortpflanzungsfähig sind. Ich würde es aber doch als immense Belastung ansehen, so oft zu entwurmen, wenn die Kitze noch nicht entwurmt sind und damit (potentielle) Ausscheider. Die Ziegen, die noch lammen, entwurmst Du dann sobald wie möglich danach und stellst diese dann ca. 36 Stunden später zur Müttergruppe. Oder eben vor dem Ablammen, je nach Mittel.

Ich glaube, ich habe in einem anderen Thread gelesen, Dein TA hat Valbazen/Cestocur- Mischung gegeben? Falls ich mich diesbezüglich jetzt nicht irre: Valbazen ist bekannt dafür, daß es auf den Wirkstoff flächendeckend hohe Resistenzen gibt. Cestocur ist meines Wissens ein Moxidectin und damit wirksam auf den Großen, aber nicht auf den Kleinen Lungenwurm. ABER: Bitte nachlesen, das ist jetzt nur ein Denkanstoß!

Moritz, da wie schon erwähnt (und wie Du sicher weißt) die Unterscheidung der einzelnen Unterarten sehr schwierig ist und man ja auch nicht weiß, wie erfahren die Personen im Labor sind (vielleicht gerade mit der Ausbildung fertig?) und ob nicht doch mehr als ein Stamm vorkommt und der eine gerade nicht so gut sichtbar ist...Ich bin nicht sicher, daß eine genaue Bestimmung wirklich sinnvoll ist. Ich halte das für eher irrelevant, weil man aus Sicherheitsgründen (man will ja auch mal wieder einen sauberen Bestand haben, bevor man pleite ist) doch das ganze Spektrum abdecken muß. Also regelmäßig entwurmen, Stallhygiene, abschließende Kotkontrolle, Weidehygiene (wie kann man den Druck bzw. das Infektionsrisiko verringern). Abgesehen davon erwischen viele Wurmmittel die Larvenstadien gar nicht, so daß man eigentlich nur die Art mit dem kürzesten Zyklus als Maßstab nehme muß - oder liege ich jetzt komplett falsch?

Liebe Grüße,
Claudia

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 17:30
von Barbera
Hallo Moritz, Hallo ClaudiaH!

Vielen Dank für den Zuspruch und das Engagement!

Habe gerade mit TA telefoniert, er empfiehlt Dectomax (korrekte Schreibweise?); er hat damit reichlich Erfahrung, weil damit eine Art Forschungsprojekt gemacht, da habe ich richtig Glück!
Er sagte, Valbazen und oral gingen gar nicht mehr, Dectomax wird gespritzt, ist mir auch lieber.

Über den Behandlungszyklus haben wir nicht gesprochen, - die Lämmer behandelt er ab 12 Wochen.

Komisch ist ja, daß ich die Ziegen nur ganz selten husten höre, - eine ganz leicht rotzige Schnauze gibt es bei den beiden ältesten Damen öfter mal, sie machen jedoch äußerlich einen sehr guten Eindruck - in einer Woche wird der 'junge Bock', den ich gerade herausgenommen und angekettet habe, geschlachtet (er ist a bissl aggressiv), wenn ich Gelegenheit habe, schaue ich mir das Lungengewebe an;

Euch allen noch einen wunderschönen Sonntagabend!

Liebe Grüße,
barbera

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 19:49
von Günter
Hallo Barbara,

"...Mist, ich bin etwas fertig mit den Nerven, wenn ich das mal sagen darf,..."

dann versuche ich Dich etwas zu beruhigen. Nach meiner Lebensphilosophie muß man ja nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen, auch nicht, wenn in der Kotprobe verschiedene Wurmeier und -Larven festgestellt wurden.

Grundsätzlich ist es sogar sinnvoll, daß die Tiere eine kleine Anzahl an Würmern beherbergen, denn nur so kann sich eine Immunität aufbauen und erhalten. Problematisch wird es idR erst, wenn Massenvermehrung auftritt oder die Tiere durch andere Krankheiten geschwächt sind. Ob Handlungsbedarf ist können wir hier im Forum somit gar nicht recht beurteilen, das muß das untersuchende Labor sagen aufgrund der Ergebnisse der Kotprobe bzw. Dein TA, oder aufgrund behandlungswürdiger Symptome.

Zu den kleinen Lungenwürmern (Protostrongylidae)
Die 5 Arten der kleinen Lungenwürmer, zu denen auch der genannter Muellerius capillaris gehört, werden nach meiner Kenntnis und Literatur als "... weltweit verbreitet, jedoch nur von begrenzter Pathogenität ..." beschrieben. Symptome sind "... wenig ausgeprägt und uncharakteristisch, auffällig sind einzelne Hustenstöße ..." . Zur Therapie "... weitgehend fehlende klinische Symptome ... geben wenig Anlaß Protostrongylidosen zu bekämpfen ...". Die Medikamente wirken auch schlecht gegen erwachsene Würmer in den Bronchien, wodurch einmal befallene Tiere jahrelang Ausscheider bleiben.

Unklar blieb mir, ob auch der große Lungenwurm (Dictyocaulus filaria) festgestellt wurde. Dieser soll jedoch mit üblichen Wurmmitteln gegen MDW erfaßt werden.

Aufpassen würde ich eher auf den Zwergfadenwurm (Strongyloides papillosus). Die Larven dieses Wurmes können durch die Haut, über die Muttermilch und vermutlich sogar vor der Geburt über das Blut auf die Lämmer übertragen werden. Somit können in ungünstigen Situationen bereits Sauglämmer in den ersten Wochen erkranken. Zwergfadenwürmer sind eine typische Stallinfektion (trifft das bei Dir zu ?). Aber nicht gleich Panik, einfach mal beobachten.

Die anderen Magen-Darm-Würmer sind eher eine Weideinfektion und daher sind derzeit noch nicht Massenvermehrung und Gesundheitsprobleme zu erwarten.

Aufgrund (hormoneller ?) Aktivierung ruhender Larven im Muttertier vor und nach dem Geburtstermin wird eine strategische Behandlung 2-3 Wochen vor dem Geburtstermin vielfach empfohlen.
Über geeignete Wurmkuren kann ich nichts sagen.
Im Zweifelsfall mußt Du Deinem TA vertrauen.

ist ein wenig (zu?) lang geworden der Beitrag, viele Grüße
Günter

Re: Lungenwurm - wie entwurmen?

Verfasst: 15.02.2009, 23:59
von Barbera
Hallo Günther,

zunächst einmal, das ist wirklich sehr nett, daß Du mich beruhigst, es ist Dir auch fast gelungen, nur daß der Fokus jetzt vom kleinen Lungenwurm auf den Zwergfadenwurm verschoben ist, darüber muß ich jetzt fast lachen. Ich sehe mich nämlich schon wochenlang die 'Matratzen' aus den Ställen misten, Unterstände zimmern, im Schutzanzug kärchern und branntkalken. Nun gut, so eine Stallreinigung ab und zu muß eh sein.

- Nein, nur der kleine Lungenwurm wurde festgestellt, konkret die Larven;

ich sehe dank Deiner Ausführungen die ganze Sache jetzt etwas entspannter, weil die Tiere doch einen ziemlich vitalen Eindruck machen; Mittwoch kommt der TA;

- wie meinst Du das mit dem Beobachten, ob das bei mir eine Stallinfektion sei? Das verstehe ich nicht; die Tiere haben einen Offenstall und sind Sommer wie Winter viel draußen;
Gute Nacht!
Herzlichen Dank an Euch alle,
liebe Grüße,
barbera