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Ein Hobbyziegenhalter ruft mich: seine Ziege zeigt insbesondere an der Innenseite der Hinterbeine, den Schwanzrändern, auf dem letzten Teil des Rückens und auf den Hüftknochen Kahlstellen und Krusten, sonstiger Körper und Ohren unauffällig.
Typischer Verlauf von Befall mit Chorioptesmilben.
Er hatte mit Ivermectin behandelt, etliche Tage zurück, Dosis stimmte, Wetter auch.
Weiterhin erheblicher Juckreiz, Abbeissen der Krusten.
Ich erinnere mich an einen alten wiss. Artikel über Unwirksamkeit von Ivermectin bei Chorioptesräude.

Auf der Verpackung des Herstellers steht aber: auch wirksam gegen Chorioptes.

Anruf beim TA unseres Vertrauens, er guckt in einen neueren Guide (Handbuch): Aussage: Ivomec meist unwirksam gegen
genannte Erkrankung.
Produktwechsel, 3 bis 5 Tage später kein Juckreiz mehr, kein Lympheaustritt, Eincremen gegen UV-Strahlen, nach 12 bis 15 Tagen erste Flaumhärchen.
Halter zufrieden.
Wieder etwas über Pharmaindustrie gelernt.

Ulrike

Darf ich fragen mit was ihr dann behandelt habt?

Hatte ähnliches Problem auch schon und hab dann lang gebraucht, meine "Viecherle" wieder gesund zu kriegen. Unser TA hat leider nicht viel Ahnung von Ziegen ... :-(

LG
Cate

Musste erstmal nachsehen um welche Krankheit es sich handelt ...
Sieht ja böse aus.

Für alle die auch etwas unwissend sind <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.merial.com/PDF/PAGE_PDF/Rind1 ... df</a><!-- m --> zwar an der Kuh erklärt, aber vom Bild her vermutlich das selbe.

Danke Ulrike.
Es ist wirklich immer wieder von unschätzbarem Wert, dass wir solche Dinge hier lernen können, anstatt, vielleicht selbst einmal in der Lage, tage- oder wochenlang auf Kosten eines Tieres im Dunkeln tappen müssen oder blind einem Tierarzt "hinterherlaufen".

LG, Silke

@ Frau Schmitt: falls Du wirklich "erst" 17 Jahre alt bist, beglückwünsche ich Dich zu Deinem forschenden Geist und der positiven Neugier. Bei der Krankheit handelt es sich tatsächlich um die Milbe Chorioptes bovis (bos, bovis lat. das Rind).

Dass die Räudeform auch Steissräude genannt wird, wusste ich nicht. So kann man sich gegenseitig helfen.

Wichtige Informationen dazu:
1)Sie tritt vorzugsweise an den genannten Stellen auf.
1a) Sie tritt vorzugsweise in dieser jetzigen Jahreszeit (Frühjahr, spätes Frühjahr) auf
2) Bei langhaarigen Tieren können unerkannt sich in die Verletzungen Maden einnisten (aus Fliegeneiern)
2a) Sie tritt auch bei Ziegen auf, nicht nur bei Rindern.
3) Dass Ivomec überhaupt nicht hilft, ist nicht bewiesen.
4) Scheuern und Kratzen und Beissen aufgrund des Juckreizes können noch 8 bis 10 Tage andauern, obwohl das Mittel gewirkt hat. Sogar neue Verletzungen (Läsionen, offene Stellen).
5) Mittel nie auf offene Stellen tun
6) Die Behandlung sollte bei starkem Befall, der schon länger unbehandelt anhält, zweimal im Abstand von 8 bis 10 Tagen wiederholt werden, um den Reproduktions-Zyklus (Vermehrung) zu durchbrechen.
7) Vom 2. Tag nach Behandlung würde ich die befallenen Partien auch die verschorfenden oder offenen Wunden) mit einer
Heilsabe zweimal tägl. einreiben auch als Sonnenschutz. Dass das Fell nachwächst, dauert lange (erster Flaum nach ca. 10 Tagen?)

FÜr CATE und andere:
Mittel zur Behandlung:
Wirkstoffgruppe SYSTEMISCHE PYRETHROIDE
Wirkstoffe aus dieser Gruppe z. B. Permethrin oder Deltamethrin(Letzteres ist wohl in Deutschland in Butox
7,5 pour on).

So kann man seinem flexiblen Tierarzt auf die Sprünge helfen.

ja, ich bin sogar "erst" 17 geworden ;)

Punkt 5 sagt ja das man das Mittel nicht auf die offenen Stellen machen soll.
Wie werden denn diese dann behandelt ?
Ich würde instinktiv Zinksalbe drauf machen, wegen der austrocknenden Wirkung und dann mit dem anderen Mittel behandeln.
Richtig ?

lg.

Wenn man sich für die Anwendung eines "pour on"-Mittels entscheidet, also eines solchen, das äusserlich auf die Haut aufgebracht wird, sind die mir bekannten Mittel immer dickflüssiger als Wasser.
Dieses Mittel bringen wir in der richtigen Dosierung (nach Gewicht des Tieres, bitte nicht verschätzen; oder als einheitliche Dosierung nach Herstellerangabe, am besten Tierarzt fragen, falls er den Durchblick hat) von vorn am Rücken beginnend auf die Haut der Rückenlinie aus. Dafür das Fell alle 15 cm "scheiteln" oder gegen den Strich anheben.

Das Mittel diffundiert und verteilt sich.

Man geht höchstens bis zu der Stelle, wo die Haare ausgefallen sind, nicht einmal auf die dort angegriffene Haut.

Wir ziehen mit einer Injektionspritze mit Nadel (gibt es in Apotheke oder beim Tierarzt) das Produkt aus dem Behälter (auf der Spritze lassen sich die Milliliter ablesen), machen den Nadelschutz drüber, ziehen - beim Tier angekommen und sobald es fixiert ist, am besten mit Helfer, aber manche Tiere sind so zutraulich, dass sie sich nicht rühren, andere laufen los, sobald sie merken "Huch, feucht!" - die Nadel mit Schutz ab und verteilen das Produkt alle 15 cm oder 20 cm wie oben beschrieben.
Das darf nicht erfolgen, wenn es innerhalb der nächsten Stunden regnet oder das Tier schon nass ist.

Auf die offene Stelle tun wir nichts ausser eventuell Heilsalbe, vor allem weil der Juckreiz noch anhalten wird und manche Tiere sich dort beissen könnten. Die Stellen werden verschorfen, verkrusten. Während des Abheilprozesses wird die Kruste öfter reissen, teilweise abfallen, die Stelle erneut blutig wirken. Immer wieder Heilsalbe, Geduld und die Entwicklung beobachten: Nachlassen des Juckreizes (den es auch bei Befall mit anderen Milben gibt), langsames Abheilen.

Da es auch Mischinfektionen (mit Hautpilzen u. weiteren Hauterkankungen) gibt, gut beobachten - und Händewaschen, für sich selbst und vor Berührung weiterer Tiere. Alternativ mit Latexhandschuhen arbeiten.

Pour-ons sind nur die drittbeste Lösung gegen Milbenbefall.
Die zweitbeste ist die 2x *Injektion" einer geeigneten Darreichungsform in erhöhter Dosierung durch den TA(z.B. Dectomax, zugelassen für Schafe, kann daher umgewidmet werden) in 14-tägigen Abständen. Erfolgt allerdings i.m. und ist für die Tiere schmerzhaft.
Wir haben mit Sebacil-Teilbädern und Waschungen in 10-tägigem Abstand gemacht: Sebacil vom TA holen, Gebrauchslösung in einem 10L-Eimer herstellen (handwarm). Tier vorher mit einer Giesskanne mit handwarmem Wasser entlang der Rückenlinie vornässen.
Dann ein Bein nach dem anderen für ein paar Sekunden in den Sebacil-Eimer stellen. Wenn alle Beine behandelt sind, die Hälfte der Brühe entlang von Hals und Rücken über das Tier giessen, mit dem Rest Bauch, Leiste, "Achseln" und den Bereich um die Ohren einschwammen. *In* die Ohren soll nichts kommen.
Bevor wieder jemand hier aufjault: die Tiere finden das zwar nicht nett, zumal sie auch nicht abgetrocknet werden dürfen, aber um diese Jahreszeit ist das gar kein Problem. Wir haben das auch schon im Winter gemacht und dann die Ziege in eine Ablammbox unter Rotlicht gestellt.
Auch diese Behandlung muss nach 10 Tagen wiederholt werden. Bitte Gummihandschuhe und lange Kleidung tragen.


HTH,
Michael

Warum durch die Existenz der Möglichkeit einer Injektion, die trotz nur 1,5 ml extrem schmerzhaft ist, und der Möglichkeit eines Sebacil-Bads (Wirkstoff Phoxim), bei dem das Tier sich schüttelt, verspritzt, Eimer umwirft, und bei dem der Hersteller ( Bayer) darauf besteht: "Beseitigung der Parasitenbäder und Reste ist kritisch; muss fachgerecht erfolgen" - Sondermüll?
unsere vorgeschlagene Lösung zur drittbesten abgekürt werden soll, werden nicht viele einsehen wollen.

Natürlich hat Phoxim eine hohe toxische Wirkung, aber auch für die Haut des Anwenders und die Natur herum.

Weil sie besser und sicherer wirken. Pour-ons lasse ich mir bei leichtgradigem Befall vielleicht noch gefallen, aber bei massivem Befall sollte man auch adäquat therapieren. Was auch denkbar ist ist eine initiale Waschbehandlung und danach den Restbestand nach 10 Tagen mit pour-ons abmurksen.

Übriggeblieben ist bei uns übrigens nie etwas.

Gruss,
Michael